Mission: Iron Castle (1972)
Ein Film von Kazuo Mori
Bewertung: 8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Shinobi no shu
Genre: Jidai-geki, Chambara, Ninja-Film
Regie: Kazuo Mori
Darsteller: Hiroki Matsukata (Yoshiro), Kojiro Hongo, Shiho Fujimura (Lady Oichi), Michiyo Yasuda (Oirin), Ryonosuke Minegishi, Yoko Namikawa
Drehbuch: ?
Kamera: Fujio Morita
Musik: Hajime Kaburagi
Daiei Studios, 79 Minuten, B/W
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Shinobi no shu
Genre: Jidai-geki, Chambara, Ninja-Film
Regie: Kazuo Mori
Darsteller: Hiroki Matsukata (Yoshiro), Kojiro Hongo, Shiho Fujimura (Lady Oichi), Michiyo Yasuda (Oirin), Ryonosuke Minegishi, Yoko Namikawa
Drehbuch: ?
Kamera: Fujio Morita
Musik: Hajime Kaburagi
Daiei Studios, 79 Minuten, B/W
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Der Farbfilm stellt sicherlich eine der wichtigsten Errungenschaften der Filmgeschichte dar, doch die Qualität eines Filmgenres litt unter der Durchsetzung der Farbe beträchtlich. Die Rede ist vom Ninjafilm, welcher seine Wurzeln keineswegs in den trashigen Hollywood- und Hongkongfilmen der 1980er Jahre hat, sondern in der achtteiligen "Shinobi no mono"-Filmreihe, welche, fotografiert und stimmungsvoll beleuchtet in einem edlen S/W-Look, als hochwertiges Starvehikel für den Schauspieler Raizo Ichikawa (1931-1969) fungierte. Mit Ichikawas frühem Tod verloren die Daiei-Studios einen ihrer größten Stars, doch auch die Gunst der Zuschauer hatten sie verloren. Das Fernsehens setzte sich langsam durch und die Menschen waren nicht mehr interessiert an den handelsüblichen Jidai-geki- und Chanbarafilmen der Studios, was schließlich zu ihrem Bankrott im Jahre 1971 führte.
Vorher versuchten die Daiei-Studios allerdings noch verzweifelt ihren einstigen Ruhm wiederherzustellen und fanden mit Hiroki Matsukata, Sohn des Samuraifilm-Veteranen Jushiro Konoe, sogar einen willigen Ersatz für Ichikawa. Er sollte viele der einst so erfolgreichen Ichikawa-Filmreihen fortführen, so auch in diesem halboffiziellem Sequel zur "Shinobi no mono"-Filmreihe. Doch der Film stellt auch die letzte Spielfilmarbeit von dem Daiei-Vertragsregisseur Kazuo Mori ("Shinobi no mono 6: Iga Yashiki", "The Tale of Zatoichi continues") dar, welcher in den 1960er Jahren zu einem leitenden Vertragsregisseur der Daiei-Studios aufstieg und nach dem Bankrott derselben nur noch sporadisch fürs Fernsehen arbeitete. Mit "Mission: Iron Castle", so der amerikanische Verleihtitel, schafft er es ein letztes Mal an die Hochphase der Daiei-Studios anzuknüpfen und inszeniert zugleich einen der letzten wirklich guten Ninjafilme.
Story:
Der Ninja Yoshiro (Hiroki Matsukata) wird gemeinsam mit einem kleinen Trupp Gefolsleute (Kojiro Hongo u.a.) vom Feldherren Toyotomi Hideyoshi beauftragt die Lady Oichi (Shiho Fujimura), eine Schwester des verfeindeten Generals Nobunaga Oda, zu entführen. Dies kommt Yoshiro ganz gelegen, denn Oda tötete einst seine Familie und so sinnt er nun auf Rache. Doch dabei stehen sie vor einer scheinbar unmöglichen Herausforderung, denn Lady Oichi wird in einem Raum, welcher umrandet ist von massiven Eisen und deshalb "Iron Castle" genannt wird, festgehalten. Zudem finden die Ninja im Wald die Leichen von 20 der eigenen Männer, welchen allesamt das gleiche Zeichen eingeritzt wurde. Ein unheilvolles Zeichen, denn es gehört dem legendären Iga-Ninja Aizen Myo-Oh, welcher als Ältester der Iga-Ninja eine lebende Legende ist und zudem als unbesiegbar gilt.
Kritik:
Die Vermarktung des Films als Teil der "Shinobi no mono"-Reihe erscheint sicherlich etwas dubios. Zwar bildeten die anderen Teile auch keine durchgängig verknüpfte Geschichte, doch sie wurden zumindest durch Raizo Ichikawas Hauptrolle in allen acht Teilen vereint. Hier lässt allenfalls der thematische Mittelpunkt um die Kriegerfigur des Ninja eine Verbindung zur offiziellen Reihe erahnen. Trotzdem gilt "Shinobi no Shu" als einer der besten Vertreter des Ninjafilms (was bei dem vielen Ramsch in diesem Genre vielleicht nur ein kleines Lob ist) und rein stilistisch ist leicht zu sehen warum.
Die S/W-Fotografie des Films von Fujio Morita ("Yokiro", "Rikyu") ist überaus dynamisch und elegant, die Belichtung schlicht fantastisch und Hajime Kaburagis ("Tokyo Drifter") Filmmusik vermischt gekonnt traditionelle mit elektronischen Klängen. Auch Kazuo Moris Regie weist keinerlei Verschleißspuren auf und er inszeniert den Film gewohnt linear, spannend und mit effektivem Einsatz von Stilmitteln wie Zeitlupe, einer häufigen First-Person-Kamera und dem perfekten Einsatz der gut choreographierten Ninja-Kampfszenen. Aber auch die zugrundeliegende Geschichte gibt einiges her. Der Plot kommt als düsteres Roadmovie daher und erfordert, wie so oft, auch ein wenig Vorwissen in japanischer Geschichte, zudem wird dem routinierten Hauptplot durch den Subplot um den geisterhaften Ninja Aizen Myo-Oh auch eine frisch wirkende, unheilvolle und übernatürliche Geisterfilm-Note gegeben.
In den Szenen des grausigen Fundes, der von Aizen Myo-Oh getöteten Ninja erreicht der Film seinen Höhepunkt und wird wahrhaft düster und atmosphärisch stark fesselnd. Leider wird aus dem Aizen Myo-Oh-Plot etwas zu wenig gemacht, seine Motive und seine Figur bleiben zu sehr im Dunkeln und ab der Hälfte des Films ist der Spuk um seine Figur auch schon vorbei. Hier verliert der Film ein wenig seine Einzigartigkeit, doch trotzdem ist die weitere, eigentlich recht konventionelle Geschichte um den kleinen Trupp Ninja kurzweilig und spannend. Der Reiseverlauf der Gruppe ist abwechslungsreich und mit vielen überraschenden Wendungen gespickt, die einzelnen Figuren interessant und durchwegs ordentlich gespielt. Weder Hiroki Matsukata, noch Kojiro Hongo sind sonderlich charismatisch, doch sie verkörpern ihre Rollen solide, ebenso wie auch Ryonusuke Minegishi.
Doch Schauspielerisch deutlich überlegen ist ihnen der weibliche Part des Films. Michiyo Yasuda spielt ihre Figur, der mit erstaunlichen Hypnose-Fähigkeiten ausgestatteten Kunoichi (weiblier Ninja) Oirin mit viel Schalk und Vitalität und Shiho Fujimura verleiht ihrer Lady Oichi eine vielschichtige und tragische Präsens und sorgt letztendlich auch für ein düsteres, intensives, aber auch ein wenig melodramatisches Finale, welches sich erneut als tief nihilistisch herausstellt. Letztendlich ist der Film sichert nicht perfekt, die Vermarktung als Teil der "Shinobi no mono"-Reihe fragwürdig und das Themas traf nicht mehr den Geist der Zeit, doch trotzdem ist Shinbo no Shu ein letzter, bemerkenswerter, dennoch leider vergeblicher Versuch der Daiei-Studios zu altem Ruhm zurück zu finden und vereint das Können zahlreicher ihrer besten Mitarbeiter zu einem "sehr guten" Film.
Fazit:
"Shinobi no shu" ist, trotz einiger unzureichend aufgelöster Plotpunkte und der eher konventionellen Geschichte ein spannender, vielschichtiger und gut gespielter Film, welcher von der gewohnt technisch hochwertigen Machart der Daiei-Studios gekennzeichnet ist und als einer der letzten wirklich guten Ninjafilme und zugleich sehenswertes Abschlusswerk des Regisseurs Kazuo Mori in die Geschichte eingehen kann.
8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 19. 05. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 02. 11. 2012
Geschrieben von Pablo Knote
Vorher versuchten die Daiei-Studios allerdings noch verzweifelt ihren einstigen Ruhm wiederherzustellen und fanden mit Hiroki Matsukata, Sohn des Samuraifilm-Veteranen Jushiro Konoe, sogar einen willigen Ersatz für Ichikawa. Er sollte viele der einst so erfolgreichen Ichikawa-Filmreihen fortführen, so auch in diesem halboffiziellem Sequel zur "Shinobi no mono"-Filmreihe. Doch der Film stellt auch die letzte Spielfilmarbeit von dem Daiei-Vertragsregisseur Kazuo Mori ("Shinobi no mono 6: Iga Yashiki", "The Tale of Zatoichi continues") dar, welcher in den 1960er Jahren zu einem leitenden Vertragsregisseur der Daiei-Studios aufstieg und nach dem Bankrott derselben nur noch sporadisch fürs Fernsehen arbeitete. Mit "Mission: Iron Castle", so der amerikanische Verleihtitel, schafft er es ein letztes Mal an die Hochphase der Daiei-Studios anzuknüpfen und inszeniert zugleich einen der letzten wirklich guten Ninjafilme.
Story:
Der Ninja Yoshiro (Hiroki Matsukata) wird gemeinsam mit einem kleinen Trupp Gefolsleute (Kojiro Hongo u.a.) vom Feldherren Toyotomi Hideyoshi beauftragt die Lady Oichi (Shiho Fujimura), eine Schwester des verfeindeten Generals Nobunaga Oda, zu entführen. Dies kommt Yoshiro ganz gelegen, denn Oda tötete einst seine Familie und so sinnt er nun auf Rache. Doch dabei stehen sie vor einer scheinbar unmöglichen Herausforderung, denn Lady Oichi wird in einem Raum, welcher umrandet ist von massiven Eisen und deshalb "Iron Castle" genannt wird, festgehalten. Zudem finden die Ninja im Wald die Leichen von 20 der eigenen Männer, welchen allesamt das gleiche Zeichen eingeritzt wurde. Ein unheilvolles Zeichen, denn es gehört dem legendären Iga-Ninja Aizen Myo-Oh, welcher als Ältester der Iga-Ninja eine lebende Legende ist und zudem als unbesiegbar gilt.
Kritik:
Die Vermarktung des Films als Teil der "Shinobi no mono"-Reihe erscheint sicherlich etwas dubios. Zwar bildeten die anderen Teile auch keine durchgängig verknüpfte Geschichte, doch sie wurden zumindest durch Raizo Ichikawas Hauptrolle in allen acht Teilen vereint. Hier lässt allenfalls der thematische Mittelpunkt um die Kriegerfigur des Ninja eine Verbindung zur offiziellen Reihe erahnen. Trotzdem gilt "Shinobi no Shu" als einer der besten Vertreter des Ninjafilms (was bei dem vielen Ramsch in diesem Genre vielleicht nur ein kleines Lob ist) und rein stilistisch ist leicht zu sehen warum.
Die S/W-Fotografie des Films von Fujio Morita ("Yokiro", "Rikyu") ist überaus dynamisch und elegant, die Belichtung schlicht fantastisch und Hajime Kaburagis ("Tokyo Drifter") Filmmusik vermischt gekonnt traditionelle mit elektronischen Klängen. Auch Kazuo Moris Regie weist keinerlei Verschleißspuren auf und er inszeniert den Film gewohnt linear, spannend und mit effektivem Einsatz von Stilmitteln wie Zeitlupe, einer häufigen First-Person-Kamera und dem perfekten Einsatz der gut choreographierten Ninja-Kampfszenen. Aber auch die zugrundeliegende Geschichte gibt einiges her. Der Plot kommt als düsteres Roadmovie daher und erfordert, wie so oft, auch ein wenig Vorwissen in japanischer Geschichte, zudem wird dem routinierten Hauptplot durch den Subplot um den geisterhaften Ninja Aizen Myo-Oh auch eine frisch wirkende, unheilvolle und übernatürliche Geisterfilm-Note gegeben.
In den Szenen des grausigen Fundes, der von Aizen Myo-Oh getöteten Ninja erreicht der Film seinen Höhepunkt und wird wahrhaft düster und atmosphärisch stark fesselnd. Leider wird aus dem Aizen Myo-Oh-Plot etwas zu wenig gemacht, seine Motive und seine Figur bleiben zu sehr im Dunkeln und ab der Hälfte des Films ist der Spuk um seine Figur auch schon vorbei. Hier verliert der Film ein wenig seine Einzigartigkeit, doch trotzdem ist die weitere, eigentlich recht konventionelle Geschichte um den kleinen Trupp Ninja kurzweilig und spannend. Der Reiseverlauf der Gruppe ist abwechslungsreich und mit vielen überraschenden Wendungen gespickt, die einzelnen Figuren interessant und durchwegs ordentlich gespielt. Weder Hiroki Matsukata, noch Kojiro Hongo sind sonderlich charismatisch, doch sie verkörpern ihre Rollen solide, ebenso wie auch Ryonusuke Minegishi.
Doch Schauspielerisch deutlich überlegen ist ihnen der weibliche Part des Films. Michiyo Yasuda spielt ihre Figur, der mit erstaunlichen Hypnose-Fähigkeiten ausgestatteten Kunoichi (weiblier Ninja) Oirin mit viel Schalk und Vitalität und Shiho Fujimura verleiht ihrer Lady Oichi eine vielschichtige und tragische Präsens und sorgt letztendlich auch für ein düsteres, intensives, aber auch ein wenig melodramatisches Finale, welches sich erneut als tief nihilistisch herausstellt. Letztendlich ist der Film sichert nicht perfekt, die Vermarktung als Teil der "Shinobi no mono"-Reihe fragwürdig und das Themas traf nicht mehr den Geist der Zeit, doch trotzdem ist Shinbo no Shu ein letzter, bemerkenswerter, dennoch leider vergeblicher Versuch der Daiei-Studios zu altem Ruhm zurück zu finden und vereint das Können zahlreicher ihrer besten Mitarbeiter zu einem "sehr guten" Film.
Fazit:
"Shinobi no shu" ist, trotz einiger unzureichend aufgelöster Plotpunkte und der eher konventionellen Geschichte ein spannender, vielschichtiger und gut gespielter Film, welcher von der gewohnt technisch hochwertigen Machart der Daiei-Studios gekennzeichnet ist und als einer der letzten wirklich guten Ninjafilme und zugleich sehenswertes Abschlusswerk des Regisseurs Kazuo Mori in die Geschichte eingehen kann.
8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 19. 05. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 02. 11. 2012
Geschrieben von Pablo Knote
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