Port of Flowers (1943)
Ein Film von Keisuke Kinoshita
Bewertung: 7 von 10 Punkten = Sehenswert!
Hana saku minato
Genre: Gendai-geki, Komödie, kokumin-eiga
Regie: Keisuke Kinoshita
Darsteller: Eitaro Ozawa (Shuzo), Ken Uehara (Tomekichi), Mitsuko Mito (Oharu), Chieko Higashiyama (Okano), Chishu Ryu (Nobadama), Eijiro Tono (Hayashida), Takeshi Sakamoto, Yosuke Hansawa, Fusako Maki, Kanji Kawahara,
Sachiko Murase, Shiro Osaka, Einosuke Naka
Drehbuch: Yoshiro Tsuji, Kazuo Kikuta (Story)
Kamera: Hiroshi Kusuda
Musik: Sakari Abe
Shochiku, 82 Minuten, S/W
Hana saku minato
Genre: Gendai-geki, Komödie, kokumin-eiga
Regie: Keisuke Kinoshita
Darsteller: Eitaro Ozawa (Shuzo), Ken Uehara (Tomekichi), Mitsuko Mito (Oharu), Chieko Higashiyama (Okano), Chishu Ryu (Nobadama), Eijiro Tono (Hayashida), Takeshi Sakamoto, Yosuke Hansawa, Fusako Maki, Kanji Kawahara,
Sachiko Murase, Shiro Osaka, Einosuke Naka
Drehbuch: Yoshiro Tsuji, Kazuo Kikuta (Story)
Kamera: Hiroshi Kusuda
Musik: Sakari Abe
Shochiku, 82 Minuten, S/W
Mit "Port of Flower" drehte
der später so gefeierte Meisterregisseur Keisuke Kinoshita im Jahre
1943 seinen Debütfilm als Regisseur – im selben Jahr wie sein
berühmter Kollege Akira Kurosawa. Trotzdem Kurosawa aber in den
Folgejahren zum bekanntesten japanischen Regisseur in westlichen Gefilden aufsteigen sollte, war es Kinoshita, der für seinen
ersten Film einen begehrten "New Director"-Preis ergattern
sollte.
Ungeachtet dieses Erfolgs war Kinoshitas Weg zum Film bedeutend mühsamer als der von Kurosawa. Bereits mit 9 Jahren fasste der sensible Humanist den Entschluss, ein Regisseur zu werden. Trotz eines fehlenden höheren Schulabschluss gelangte er an den Posten eines Kamerassistenten bei Shochiku und wechselte auf Empfehlung von Kozaburo Yoshimura schließlich zum Regiefach.
Zu dieser Zeit war Japan bereits in den Krieg eingetreten und auch Kinoshita fand sich bald als Soldat auf dem Schlachtfeld wieder. Auch nach seiner Militärzeit waren Kinoshita erste Werke von den Auswirkungen des Krieges bestimmt. Unter dem Diktat der faschistischen Militärregierung wurden Regisseure gezwungen, ihr Können der Förderung des Kriegseinsatzes zu widmen.
Mit "Port of Flowers" begann somit auch ein persönlicher Kampf des jungen Kinoshita, dessen im Krieg gedrehte Propagandafilm stets eine eigentümliche Spannung zwischen der gefühlbetonten und wahrhaftigen Darstellung von Menschen und der menschenverachtenden Propaganda der Militärregierung aufweisen.
Story:
Das friedliche Leben einer kleinen maritimen Dorfgemeinde wird auf den Kopf gestellt als der Betrüger Shuzo (Eitaro Ozawa) dort auftaucht und sich als Sohn des ehemaligen Dorfheldens Kenzo Watase ausgibt. Um den vermeintlichen letzten Wunsch seines verstorbenen "Vaters" zu erfüllen, will er in dem kleinen Dörfchen eine Schiffswerf bauen, wozu er die finanzielle Unterstützung der hilfsbereiten Dorfbewohner einfordert. Als urplötzlich ein weiterer Hochstapler (Ken Uehara) aufkreuzt und sich ebenfalls als Sohn von Kenzo Watase ausgibt, droht der Schwindel aufzufliegen...
Kritik:
"Port of Flowers" war nicht nur Keisuke Kinoshita erster Film, sondern auch die einzige Komödie, die er während des Krieges drehte. In den 1950er Jahren sollte sich Kinoshita dieses Genre zu eigen machen, was ihn in den Augen einiger Kritiker bis heute zum einzigen japanischen Großmeister des Humors machen sollte. Auch "Port of Flowers" besitzt schon einige charakteristische Merkmale späterer Kinoshita-Komödien.
Ungeachtet des Kriegstobens zum Drehzeitpunkt, widmet sich Kinoshita seiner Geschichte um den Betrüger Shuzo, der sich als Sohn des verstorbenen Dorfheldens Kenzo Watase ausgibt, in einem betont leichtfüßigen Ton. Schnell wachsen uns die schrulligen Dorfbewohner ans Herz, allesamt gespielt von einen Ensemblecast exzellenter Charakterdarsteller.
Chishu Ryu als patriotischer Automechaniker etwa, die wunderbare Chieko Higashiyama als ehemalige Geliebte des Dorfhelden oder aber Eijiro Tonos geiziger Fischer, der nicht so recht bereit ist, seine Finanzen an Eitaro Ozawas gierigen Shuzo zu übergeben.
Dörfliche Unschuld trifft auf städtische Ruchlosigkeit. Ein altbekannter Kinoshita-Plotmechanismus, der später in seinen Komödien wie "Carmen Comes Home" (1951) oder "A Candle in the Wind" (1957) eine starke Rolle spielen sollte. Der Humor des Films wird aus dem Zusammentreffen des Hochstaplers und der naiven Dorfbewohner generiert, die sich vor Begeisterung über die Ankunft des "Sohns" des einstigen Dorfheldens förmlich überschlagen.
Ein erster komödiantischer Höhepunkt entsteht, wenn dann plötzlich Ken Ueharas zweiter Betrüger im Dorf erscheint und sich ebenfalls als Sohn von Kenzo Watase vorstellt. Nach anfänglichem Staunen der Dorfleute stellt Shuzo diesen als seinen kleinen Bruder vor – ein unglaubwürdiger Zug, welchen die Dorfbewohner natürlich trotzdem kommentarlos bejubeln.
Auch die Bilder besitzen bereits die Handschrift des späteren Kinoshita. Kein Wunder, wirkte Hiroshi Kusuda doch als Kameramann, der im Anschluss fast allen Filmen von Kinoshita ihre visuelle Eleganz verleihen sollte. Seine Kamera ist ganz auf die überspitzten Performances der Darsteller gerichtet und wird von Kinoshitas perfektem Timing unterstützt, so dass selbst kleine Gemütsregungen oftmals zu einem Schmunzler anregen.
Ein weiteres Charakteristika des späteren Kinoshita zeigt sich in seiner Weigerung auf seine Charaktere herabzublicken. So naiv die Dorfbewohner auch sein mögen, Kinoshita nimmt ihre Missgeschicke großmütig zur Kenntnis und lacht mit ihnen, nicht über sie. Im Zentrum der Handlung steht nicht ihre Bloßstellung, sondern die Läuterung der beiden Betrüger, die schon bald unter dem Gewicht der ihnen entgegengebrachten Güte zu Wanken beginnen.
Hier unterscheidet sich "Port of Flowers" dann aber radikal von Kinoshitas späteren Werken und schlägt im letzten Drittel überraschend propagandistische Töne an. Letztlich ist es nicht der Humanismus der Dorfbewohner, der die Betrüger läutert, sondern der Beginn des Krieges. Angesichts der Kriegsausbruchs bekommen die beiden Gauner Schuldgefühle und werden schließlich von der euphorischen Aufbruchsstimmung des Dorfes mitgerissen.
Letztlich war "Port of Honor" eben doch ein Propagandafilm, gedreht um den Einsatz der Japaner für den Krieg anzufeuern. Diese propagandistische Dimension beraubt den Film dann auch des Tiefgangs anderer Kinoshita-Komödien. Wo Kinoshita später mit satirische Überspitzung eine sozialkritische Note hinzufügte, steht hier nur der staatlich geforderte Wille zur Aufopferung.
Nicht alle Nachkriegs-Komödien von Kinoshita besaßen diese sozialkritische Dimension. Im schlechtesten Fall waren es nichts weiter als harmlose kleine Filme zum Wohlfühlen. Während "Port of Flowers" mit seinen liebevoll gezeichneten Charakteren und seinem leichten Ton in diese Kategorie passen könnte, erscheint hier das Prädikat "harmlos" unpassend.
Kinoshita war ein Humanist. Gerade deshalb ist "Port of Flowers" als Propaganda so effektiv. Denn so viel Liebe Kinoshita seinen Figuren hier auch entgegenbringt, letztlich stand diese Liebe im Zeichen des Krieges und der Propaganda. Und so liebevoll die Aufopferung der Dorfbewohner für ihr Vaterland auch inszeniert sein mag, letztlich säte diese Aufopferung nur Hass und Zerstörung. Für einmal jagt Kinoshitas Liebe dem Zuschauer einen Schauer über den Rücken...
Fazit:
"Port of Flowers" ist eine auf den ersten Blick liebenswerte kleine Komödie, die mit ihren rund gezeichneten Charakteren und dem leichten Ton schon ganz die Handschrift Kinoshitas trägt, aber im letzten Drittel überraschend propagandistische Töne anschlägt, die Kinoshitas Liebe für einmal im Zeichen der Krieges stehen lässt.
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 11. 01. 2015
Geschrieben von Pablo Knote
Ungeachtet dieses Erfolgs war Kinoshitas Weg zum Film bedeutend mühsamer als der von Kurosawa. Bereits mit 9 Jahren fasste der sensible Humanist den Entschluss, ein Regisseur zu werden. Trotz eines fehlenden höheren Schulabschluss gelangte er an den Posten eines Kamerassistenten bei Shochiku und wechselte auf Empfehlung von Kozaburo Yoshimura schließlich zum Regiefach.
Zu dieser Zeit war Japan bereits in den Krieg eingetreten und auch Kinoshita fand sich bald als Soldat auf dem Schlachtfeld wieder. Auch nach seiner Militärzeit waren Kinoshita erste Werke von den Auswirkungen des Krieges bestimmt. Unter dem Diktat der faschistischen Militärregierung wurden Regisseure gezwungen, ihr Können der Förderung des Kriegseinsatzes zu widmen.
Mit "Port of Flowers" begann somit auch ein persönlicher Kampf des jungen Kinoshita, dessen im Krieg gedrehte Propagandafilm stets eine eigentümliche Spannung zwischen der gefühlbetonten und wahrhaftigen Darstellung von Menschen und der menschenverachtenden Propaganda der Militärregierung aufweisen.
Story:
Das friedliche Leben einer kleinen maritimen Dorfgemeinde wird auf den Kopf gestellt als der Betrüger Shuzo (Eitaro Ozawa) dort auftaucht und sich als Sohn des ehemaligen Dorfheldens Kenzo Watase ausgibt. Um den vermeintlichen letzten Wunsch seines verstorbenen "Vaters" zu erfüllen, will er in dem kleinen Dörfchen eine Schiffswerf bauen, wozu er die finanzielle Unterstützung der hilfsbereiten Dorfbewohner einfordert. Als urplötzlich ein weiterer Hochstapler (Ken Uehara) aufkreuzt und sich ebenfalls als Sohn von Kenzo Watase ausgibt, droht der Schwindel aufzufliegen...
Kritik:
"Port of Flowers" war nicht nur Keisuke Kinoshita erster Film, sondern auch die einzige Komödie, die er während des Krieges drehte. In den 1950er Jahren sollte sich Kinoshita dieses Genre zu eigen machen, was ihn in den Augen einiger Kritiker bis heute zum einzigen japanischen Großmeister des Humors machen sollte. Auch "Port of Flowers" besitzt schon einige charakteristische Merkmale späterer Kinoshita-Komödien.
Ungeachtet des Kriegstobens zum Drehzeitpunkt, widmet sich Kinoshita seiner Geschichte um den Betrüger Shuzo, der sich als Sohn des verstorbenen Dorfheldens Kenzo Watase ausgibt, in einem betont leichtfüßigen Ton. Schnell wachsen uns die schrulligen Dorfbewohner ans Herz, allesamt gespielt von einen Ensemblecast exzellenter Charakterdarsteller.
Chishu Ryu als patriotischer Automechaniker etwa, die wunderbare Chieko Higashiyama als ehemalige Geliebte des Dorfhelden oder aber Eijiro Tonos geiziger Fischer, der nicht so recht bereit ist, seine Finanzen an Eitaro Ozawas gierigen Shuzo zu übergeben.
Dörfliche Unschuld trifft auf städtische Ruchlosigkeit. Ein altbekannter Kinoshita-Plotmechanismus, der später in seinen Komödien wie "Carmen Comes Home" (1951) oder "A Candle in the Wind" (1957) eine starke Rolle spielen sollte. Der Humor des Films wird aus dem Zusammentreffen des Hochstaplers und der naiven Dorfbewohner generiert, die sich vor Begeisterung über die Ankunft des "Sohns" des einstigen Dorfheldens förmlich überschlagen.
Ein erster komödiantischer Höhepunkt entsteht, wenn dann plötzlich Ken Ueharas zweiter Betrüger im Dorf erscheint und sich ebenfalls als Sohn von Kenzo Watase vorstellt. Nach anfänglichem Staunen der Dorfleute stellt Shuzo diesen als seinen kleinen Bruder vor – ein unglaubwürdiger Zug, welchen die Dorfbewohner natürlich trotzdem kommentarlos bejubeln.
Auch die Bilder besitzen bereits die Handschrift des späteren Kinoshita. Kein Wunder, wirkte Hiroshi Kusuda doch als Kameramann, der im Anschluss fast allen Filmen von Kinoshita ihre visuelle Eleganz verleihen sollte. Seine Kamera ist ganz auf die überspitzten Performances der Darsteller gerichtet und wird von Kinoshitas perfektem Timing unterstützt, so dass selbst kleine Gemütsregungen oftmals zu einem Schmunzler anregen.
Ein weiteres Charakteristika des späteren Kinoshita zeigt sich in seiner Weigerung auf seine Charaktere herabzublicken. So naiv die Dorfbewohner auch sein mögen, Kinoshita nimmt ihre Missgeschicke großmütig zur Kenntnis und lacht mit ihnen, nicht über sie. Im Zentrum der Handlung steht nicht ihre Bloßstellung, sondern die Läuterung der beiden Betrüger, die schon bald unter dem Gewicht der ihnen entgegengebrachten Güte zu Wanken beginnen.
Hier unterscheidet sich "Port of Flowers" dann aber radikal von Kinoshitas späteren Werken und schlägt im letzten Drittel überraschend propagandistische Töne an. Letztlich ist es nicht der Humanismus der Dorfbewohner, der die Betrüger läutert, sondern der Beginn des Krieges. Angesichts der Kriegsausbruchs bekommen die beiden Gauner Schuldgefühle und werden schließlich von der euphorischen Aufbruchsstimmung des Dorfes mitgerissen.
Letztlich war "Port of Honor" eben doch ein Propagandafilm, gedreht um den Einsatz der Japaner für den Krieg anzufeuern. Diese propagandistische Dimension beraubt den Film dann auch des Tiefgangs anderer Kinoshita-Komödien. Wo Kinoshita später mit satirische Überspitzung eine sozialkritische Note hinzufügte, steht hier nur der staatlich geforderte Wille zur Aufopferung.
Nicht alle Nachkriegs-Komödien von Kinoshita besaßen diese sozialkritische Dimension. Im schlechtesten Fall waren es nichts weiter als harmlose kleine Filme zum Wohlfühlen. Während "Port of Flowers" mit seinen liebevoll gezeichneten Charakteren und seinem leichten Ton in diese Kategorie passen könnte, erscheint hier das Prädikat "harmlos" unpassend.
Kinoshita war ein Humanist. Gerade deshalb ist "Port of Flowers" als Propaganda so effektiv. Denn so viel Liebe Kinoshita seinen Figuren hier auch entgegenbringt, letztlich stand diese Liebe im Zeichen des Krieges und der Propaganda. Und so liebevoll die Aufopferung der Dorfbewohner für ihr Vaterland auch inszeniert sein mag, letztlich säte diese Aufopferung nur Hass und Zerstörung. Für einmal jagt Kinoshitas Liebe dem Zuschauer einen Schauer über den Rücken...
Fazit:
"Port of Flowers" ist eine auf den ersten Blick liebenswerte kleine Komödie, die mit ihren rund gezeichneten Charakteren und dem leichten Ton schon ganz die Handschrift Kinoshitas trägt, aber im letzten Drittel überraschend propagandistische Töne anschlägt, die Kinoshitas Liebe für einmal im Zeichen der Krieges stehen lässt.
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 11. 01. 2015
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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