Samurai Geisha (1969)
Ein Film Kosaku Yamashita
Bewertung: 7 von 10 Punkten = Sehenswert!
Nihon jokyo-den: kyokaku geisha
Genre: Yakuza-eiga, Ninkyo-Eiga
Regie: Kosaku Yamashita
Darsteller: Junko Fuji (Shinji), Ken Takakura (Shimada Seikichi), Tomisaburo Wakayama (Sakata Yoshinobu), Hiroko Sakuramachi, Yukari Mishima, Nobuo Kaneko (Osugie), Kanbi Fujiyama, Tatsuo Endo, Hosei Komatsu, Akira Shioji
Drehbuch: Tatsuo Nogami
Kamera: Juhei Suzuki
Musik: Chuji Kinoshita
Toei Company, 99 Minuten, Color
Nihon jokyo-den: kyokaku geisha
Genre: Yakuza-eiga, Ninkyo-Eiga
Regie: Kosaku Yamashita
Darsteller: Junko Fuji (Shinji), Ken Takakura (Shimada Seikichi), Tomisaburo Wakayama (Sakata Yoshinobu), Hiroko Sakuramachi, Yukari Mishima, Nobuo Kaneko (Osugie), Kanbi Fujiyama, Tatsuo Endo, Hosei Komatsu, Akira Shioji
Drehbuch: Tatsuo Nogami
Kamera: Juhei Suzuki
Musik: Chuji Kinoshita
Toei Company, 99 Minuten, Color
In vielerlei Hinsicht ist Samurai Geisha ein typisches Junko Fuji-Vehikel im Genres der Ninkyo-Filme, doch in der Porträtierung seiner Heldin weist dieser erste Teil der fünfteiligen Nihon jokyo-den-Filmreihe einige Eigenheiten auf, die ihn gegenüber den sonstigen heroischen Heldenfiguren Fujis hervorstechen lässt.
Hier spielt sie keine kampfstarke Heldin wie in ihrer Red Peony Gambler-Reihe, aber auch nicht die leidgeplagte Liebschaft des männlichen Helden, wie in der Brutal Tales of Chivalry-Reihe, sondern eine schöne Geisha, die mit ihrem Tanz und ihrer Eleganz die Männer verzaubert, anstelle sie mit Schwert und Pistole zu bekämpfen.
Und tatsächlich: Mit dieser Hauptfigur gewinnt der Film dem Genre einige neue Facetten ab. Gerade weil Junko Fujis Charakter auf den ersten Blick keine Verbindungen zu den Yakuza, wie sie in den Ninkyo-Filmen normalerweise verherrlicht werden, unterhält, wird aus Samurai Geisha ein Genrevertreter, der sich unter Junko Fujis Fans großer Beliebtheit erfreut.
Story:
Japan, Anfang der Taisho-Ära: Die erfolgreiche Geisha Shinji (Junko Fuji) arbeitet in einem exklusiven Geishahaus, welches für seine Hataka-Geishas berühmt ist. Doch bei ihrer täglichen Aufgabe, die Kunden zu unterhalten muss sie sich auch immer wieder aggressiver Werbungsversuche erwehren, so auch gegen den Kriegs-Minister Sakata Yoshinobu (Tomisaburo Wakayama) persönlich. Trotz ihres exklusiven Kundenkreises hat sie aber ein Herz aus Gold und als ein paar arme Kohlearbeiter um ihre Dienste bitten, zögert sie nicht lange und beschert ihnen einen unvergesslichen Abend. So lernt sie auch deren Boss Shimada (Ken Takakura) kennen, der sich in einer handfesten Krise um das Fortbestehen seiner kleinen Kohlemine befindet. Der reiche Geschäftsmann Osugi (Nobuo Kaneko) hat den ehrgeizigen Plan alle Kohleminen Japans zu besitzen und drängt den unwilligen Shimada mit aggressivem Mitteln zum Verkauf seiner Mine. Um Shimada "umzustimmen" sichert Osugi sich die Hilfe einer brutalen Yakuza-Bande und die Situation droht zu eskalieren, als Shinji eine Zwangsprostituierte und ihren Freund vor dem Zugriff der Bande beschützt und im Geishahaus versteckt. Zudem hat Osugi ein Auge auf die schöne Shinji geworfen und versucht sie zu seiner Frau zu machen. Ein Umstand, dem Shinji sich schon bald verzweifelt zu erwehren sucht, zumal auch Shimada von dem skrupellosen Geschäftsmann systematisch in den Ruin getrieben wird...
Kritik:
Genau genommen ist Samurai Geisha gar kein hundertprozentiger Ninkyo-Film. Die Yakuza treten nur als fiese Antagonisten auf, während unser männlicher Held, gespielt von Ken Takakura, als ehrlicher Kohleminen-Besitzer (zugegeben mit Yakuza-Vergangenheit) sein Tagewerk verrichtet und Junko Fuji eine gutherzige Geisha mit einem Hass auf die Yakuza spielt. Wenn man sie in dieser Rolle als elegante Edel-Geisha sieht, dann erscheint ihr Abschlusswerk The Red Cherry Blossom Family, welches sie vor ihrem selbsterwählten Ruhestand drehte, gleich in einem ganz neuen Licht.
In jenem Film vereinte sie ihre beiden signifikantesten Rollen als schwertschwingende Heldin der Red Peony Gambler-Reihe und als zwitschernde Geisha, die über ein bemerkenswertes Repertoire an Tanznummern und sonstigen Unterhaltungskünsten verfügt, wie sie in den Nihon jokyo-den-Filmen dargestellt wird. Tatsächlich sind die Parallelen zu diesem Film und Red Cherry Blossom Family so groß, dass sogar eine Tanzszene fast identisch (sogar mit gleichem Hintergrund) von diesem Film für Red Cherry Bossom Family recycelt wurde.
Doch natürlich ist Junko Fuji nicht nur eine brillante Alleinunterhalterin, sondern auch eine mutige und heroische Frau, die schon in den ersten Szenen einen notgeilen Militär mit den Worten: "I`m just a Geisha girl, but also a human being with emotions and feeling" auf die Plätze verweist. Wie in vielen anderen Ninkyo-Filmen der späten 1960er Jahre ist auch hier die Darstellung des Militärs überaus negativ. So zeigt etwa eine sehr witzige Mise-en-scène zu Anfang des Films im Vordergrund den dickbäuchigen Wanst eines besoffenen Soldaten, während Junko Fuji im Hintergrund vom Kriegsminister persönlich begrabscht wird, der gemeinsam mit einigen Gefolgsleuten im Geishahaus kampiert.
Ein Großteil der Handlung wird mit der Darstellung dieses Konflikts der Geishas, die in ihrem harten Alltag stets den schmalen Grad zwischen der freiwilligen Erniedrigung zur Unterhaltung ihrer Gäste und der Wahrung der eigenen Würde beschreiten müssen, verbracht, und dieser ist es dann auch, der Samurai Geisha über die typische Ninkyo-Film-Unterhaltung hervorhebt, denn in seinem Herzen ist es noch immer ein atypischer Ninkyo-Film. Es sind die traditionellen Werte um Ehre und Loyalität die hier zelebriert werden und natürlich die Auflehnung der bescheidenen, einfachen Arbeiter gegen die ökonomischen Yakuza, die den Ehrenkodex der Yakuza mit ihrer Profitgier in den Dreck ziehen.
Glücklicherweise ist mit Kosaku Yamashita einer der talentiertesten Ninkyo-Film-Regisseure von der Partie. Ein Mann, der es perfekt verstand, dem Ninkyo-Film seine einzigartige pathetische Atmosphäre zu verpassen und in seiner Bildgestaltung ein großes Talent für Symbolismus und stilvolle Komposition besaß. Er inszeniert das Geisha-Drama als edles Ninkyo-Melodram und kulminiert sein inszenatorisches Vermögen im tollen Finale, indem Ken Takakura gegen den feindlichen Yakuza-Clan kämpft, während seine Kampfszenen immer wieder von einer extraordinären Tanznummer unterbrochen werden, die Junko Fuji in einem Theater ihrem Publikum darbietet.
Diese Parallelmontage erweist sich als effektive Art dem Ninkyo-Film-Showdown etwas Frische zu verleihen, doch leider reißt dieser stetige Zwischenschnitt von Takakuras Kampfszenen zu Junko Fujis Tanznummer auch immer wieder aus dem gut choreographierten Kampf heraus, weshalb der Einsatz dieses Stilmittels wohl als nicht völlig geglückt bezeichnet werden kann. Zudem kann auch das inszenatorische Flair Yamashitas die klischeehafte Handlung des Films nicht verschwinden lassen. Der obligatorische Subplot um den Kampf des ehrenvollen Ken Takakuras gegen die profitgierigen Yakuza wird ohne die geringste Innovation erzählt und alle Bösewichter und Helden bleiben nicht mehr als archetypische Stereotypen des Genres.
Deshalb ist es diesmal tatsächlich das frische Geisha-Melodram, welches aus Samurai Geisha einen sehenswerten Film macht. Das Finale ist bemerkenswert inszeniert, die Atmosphäre stimmig, die Filmtechnik hochwertig und die Schauspieler solide, doch die Darstellung des harten Alltags dieser tapferen Geishafigur im Zentrum der Handlung macht aus einem routinierten Standard-Ninkyo-Film ein sehenswertes Werk.
Fazit:
Samurai Geisha ist ein atmosphärisch stimmiger und gut inszenierter, aber auch inhaltlich routinierter Ninkyo-Film, der durch die Verknüpfung der atypischen Yakuza-Geschichte mit einer Geisha-Story einige interessante Facetten gewinnt.
7 von 10 Punkten = sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 21. 04. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Hier spielt sie keine kampfstarke Heldin wie in ihrer Red Peony Gambler-Reihe, aber auch nicht die leidgeplagte Liebschaft des männlichen Helden, wie in der Brutal Tales of Chivalry-Reihe, sondern eine schöne Geisha, die mit ihrem Tanz und ihrer Eleganz die Männer verzaubert, anstelle sie mit Schwert und Pistole zu bekämpfen.
Und tatsächlich: Mit dieser Hauptfigur gewinnt der Film dem Genre einige neue Facetten ab. Gerade weil Junko Fujis Charakter auf den ersten Blick keine Verbindungen zu den Yakuza, wie sie in den Ninkyo-Filmen normalerweise verherrlicht werden, unterhält, wird aus Samurai Geisha ein Genrevertreter, der sich unter Junko Fujis Fans großer Beliebtheit erfreut.
Story:
Japan, Anfang der Taisho-Ära: Die erfolgreiche Geisha Shinji (Junko Fuji) arbeitet in einem exklusiven Geishahaus, welches für seine Hataka-Geishas berühmt ist. Doch bei ihrer täglichen Aufgabe, die Kunden zu unterhalten muss sie sich auch immer wieder aggressiver Werbungsversuche erwehren, so auch gegen den Kriegs-Minister Sakata Yoshinobu (Tomisaburo Wakayama) persönlich. Trotz ihres exklusiven Kundenkreises hat sie aber ein Herz aus Gold und als ein paar arme Kohlearbeiter um ihre Dienste bitten, zögert sie nicht lange und beschert ihnen einen unvergesslichen Abend. So lernt sie auch deren Boss Shimada (Ken Takakura) kennen, der sich in einer handfesten Krise um das Fortbestehen seiner kleinen Kohlemine befindet. Der reiche Geschäftsmann Osugi (Nobuo Kaneko) hat den ehrgeizigen Plan alle Kohleminen Japans zu besitzen und drängt den unwilligen Shimada mit aggressivem Mitteln zum Verkauf seiner Mine. Um Shimada "umzustimmen" sichert Osugi sich die Hilfe einer brutalen Yakuza-Bande und die Situation droht zu eskalieren, als Shinji eine Zwangsprostituierte und ihren Freund vor dem Zugriff der Bande beschützt und im Geishahaus versteckt. Zudem hat Osugi ein Auge auf die schöne Shinji geworfen und versucht sie zu seiner Frau zu machen. Ein Umstand, dem Shinji sich schon bald verzweifelt zu erwehren sucht, zumal auch Shimada von dem skrupellosen Geschäftsmann systematisch in den Ruin getrieben wird...
Kritik:
Genau genommen ist Samurai Geisha gar kein hundertprozentiger Ninkyo-Film. Die Yakuza treten nur als fiese Antagonisten auf, während unser männlicher Held, gespielt von Ken Takakura, als ehrlicher Kohleminen-Besitzer (zugegeben mit Yakuza-Vergangenheit) sein Tagewerk verrichtet und Junko Fuji eine gutherzige Geisha mit einem Hass auf die Yakuza spielt. Wenn man sie in dieser Rolle als elegante Edel-Geisha sieht, dann erscheint ihr Abschlusswerk The Red Cherry Blossom Family, welches sie vor ihrem selbsterwählten Ruhestand drehte, gleich in einem ganz neuen Licht.
In jenem Film vereinte sie ihre beiden signifikantesten Rollen als schwertschwingende Heldin der Red Peony Gambler-Reihe und als zwitschernde Geisha, die über ein bemerkenswertes Repertoire an Tanznummern und sonstigen Unterhaltungskünsten verfügt, wie sie in den Nihon jokyo-den-Filmen dargestellt wird. Tatsächlich sind die Parallelen zu diesem Film und Red Cherry Blossom Family so groß, dass sogar eine Tanzszene fast identisch (sogar mit gleichem Hintergrund) von diesem Film für Red Cherry Bossom Family recycelt wurde.
Doch natürlich ist Junko Fuji nicht nur eine brillante Alleinunterhalterin, sondern auch eine mutige und heroische Frau, die schon in den ersten Szenen einen notgeilen Militär mit den Worten: "I`m just a Geisha girl, but also a human being with emotions and feeling" auf die Plätze verweist. Wie in vielen anderen Ninkyo-Filmen der späten 1960er Jahre ist auch hier die Darstellung des Militärs überaus negativ. So zeigt etwa eine sehr witzige Mise-en-scène zu Anfang des Films im Vordergrund den dickbäuchigen Wanst eines besoffenen Soldaten, während Junko Fuji im Hintergrund vom Kriegsminister persönlich begrabscht wird, der gemeinsam mit einigen Gefolgsleuten im Geishahaus kampiert.
Ein Großteil der Handlung wird mit der Darstellung dieses Konflikts der Geishas, die in ihrem harten Alltag stets den schmalen Grad zwischen der freiwilligen Erniedrigung zur Unterhaltung ihrer Gäste und der Wahrung der eigenen Würde beschreiten müssen, verbracht, und dieser ist es dann auch, der Samurai Geisha über die typische Ninkyo-Film-Unterhaltung hervorhebt, denn in seinem Herzen ist es noch immer ein atypischer Ninkyo-Film. Es sind die traditionellen Werte um Ehre und Loyalität die hier zelebriert werden und natürlich die Auflehnung der bescheidenen, einfachen Arbeiter gegen die ökonomischen Yakuza, die den Ehrenkodex der Yakuza mit ihrer Profitgier in den Dreck ziehen.
Glücklicherweise ist mit Kosaku Yamashita einer der talentiertesten Ninkyo-Film-Regisseure von der Partie. Ein Mann, der es perfekt verstand, dem Ninkyo-Film seine einzigartige pathetische Atmosphäre zu verpassen und in seiner Bildgestaltung ein großes Talent für Symbolismus und stilvolle Komposition besaß. Er inszeniert das Geisha-Drama als edles Ninkyo-Melodram und kulminiert sein inszenatorisches Vermögen im tollen Finale, indem Ken Takakura gegen den feindlichen Yakuza-Clan kämpft, während seine Kampfszenen immer wieder von einer extraordinären Tanznummer unterbrochen werden, die Junko Fuji in einem Theater ihrem Publikum darbietet.
Diese Parallelmontage erweist sich als effektive Art dem Ninkyo-Film-Showdown etwas Frische zu verleihen, doch leider reißt dieser stetige Zwischenschnitt von Takakuras Kampfszenen zu Junko Fujis Tanznummer auch immer wieder aus dem gut choreographierten Kampf heraus, weshalb der Einsatz dieses Stilmittels wohl als nicht völlig geglückt bezeichnet werden kann. Zudem kann auch das inszenatorische Flair Yamashitas die klischeehafte Handlung des Films nicht verschwinden lassen. Der obligatorische Subplot um den Kampf des ehrenvollen Ken Takakuras gegen die profitgierigen Yakuza wird ohne die geringste Innovation erzählt und alle Bösewichter und Helden bleiben nicht mehr als archetypische Stereotypen des Genres.
Deshalb ist es diesmal tatsächlich das frische Geisha-Melodram, welches aus Samurai Geisha einen sehenswerten Film macht. Das Finale ist bemerkenswert inszeniert, die Atmosphäre stimmig, die Filmtechnik hochwertig und die Schauspieler solide, doch die Darstellung des harten Alltags dieser tapferen Geishafigur im Zentrum der Handlung macht aus einem routinierten Standard-Ninkyo-Film ein sehenswertes Werk.
Fazit:
Samurai Geisha ist ein atmosphärisch stimmiger und gut inszenierter, aber auch inhaltlich routinierter Ninkyo-Film, der durch die Verknüpfung der atypischen Yakuza-Geschichte mit einer Geisha-Story einige interessante Facetten gewinnt.
7 von 10 Punkten = sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 21. 04. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Weiter mit: Flint Geisha
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
Nihon Jokyo-den-Reihe Weiter mit: Bright Red Flower of Courage
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