Slaughter Gun (1967)
Ein Film von Yasuharu Hasebe
Bewertung: 7.5 von 10 Punkten = Sehr sehenswert!
Minagoroshi no kenju
Genre: Yakuza-Eiga, Mukokuseki Akushion, Film-Noir
Regie: Yasuharu Hasebe
Darsteller: Jo Shishido (Kuroda), Hideaki Nitani (Shirazaka), Tatsuya Fuji, Jiro Okazaki, Yoko Yamamoto, Tamaki Sawa, Ryoji Hayama
Drehbuch: Yasuharu Hasebe, Ryuzo Nakanishi
Kamera: Kazue Nagatsuka
Musik: Naozumi Yamamoto
Nikkatsu, 89 Minuten, S/W
Minagoroshi no kenju
Genre: Yakuza-Eiga, Mukokuseki Akushion, Film-Noir
Regie: Yasuharu Hasebe
Darsteller: Jo Shishido (Kuroda), Hideaki Nitani (Shirazaka), Tatsuya Fuji, Jiro Okazaki, Yoko Yamamoto, Tamaki Sawa, Ryoji Hayama
Drehbuch: Yasuharu Hasebe, Ryuzo Nakanishi
Kamera: Kazue Nagatsuka
Musik: Naozumi Yamamoto
Nikkatsu, 89 Minuten, S/W
"Slaughter Gun" ist der letzte von drei visuell
bemerkenswerten Film-Noir, welche die Nikkatsu-Studios im Jahre 1967 mit der
Intention, aus dem profilierten Vertragsdarsteller Jo Shishido einen neuen
Studio-Star zu machen, produzierten. Alle drei Filme sind im Genre der
"grenzenlosen Actionfilme" ("mukokuseki akushion")
angesiedelt, sind düstere und nihilistische Kriminalfilme und sind mit Jo
„Killer Joe“ Shishido in der Rolle eines Scharfschützen und Auftragsmörder
besetzt.
Doch während der erste Film, Seijun Suzukis "Branded to Kill", heute legendären Status als stylische Genre-Parodie und Arthouse-Gangsterfilm besitzt und in den letzten Jahren auch der zweite Film, Takashi Nomuras "A Colt is my Passport", als cooles Genre-Juwel wiederentdeckt wurde, ist der vorliegende dritte Film "Slaughter Gun" weitgehendst obskur und nur größten Genrefans bekannt.
Der Regisseur dieses dritten Films Yasuharu Hasebe hingegen besitzt unter Exploitation-Film-Fans heute berüchtigten Status für seine verstörenden und kontroversen „Violent Pink-Filme“ aus den 1970er Jahren mit halbpornographischen und extrem gewalttätigen Inhalten. Es kann also durchaus sein, dass sich die Unbekanntheit von „Slaughter Gun“ mit dem von vielen Kritikern verachteten Ruf seines Regisseurs erklären lässt.
Auch wenn der Titel des Films (tierliebe Menschen sollten eine Google-Suche nach dem Film mit dem Stichwort „Slaughter Gun“ dringendst vermeiden...) in dieser Hinsicht zugegebenermaßen wenig entlastend wirkt, ist das Endprodukt aber umso überzeugender. Trotz seines Titels erweist sich „Slaughter Gun“ als hochwertig inszenierter, klassischer Film-Noir ganz im Fahrwasser seiner beiden berühmteren Vorgänger.
Story:
Auf Geheiß seines Yakuza-Clans, der Akazawa-gumi, tötet der Auftragskiller Kuroda (Jo Shishido) eine Frau, die er liebte und zieht damit den Zorn seiner beiden Brüder auf sich, die von Kuroda verlangen, seine Band zu dem grausamen Yakuza-Clan zu trennen. Zuerst weigert sich Kuroda der Bitte nachzukommen, doch als sein jüngerer Bruder Saburo, ein talentierter Boxer, seinem Förderer, dem Akazawa-Boss, droht, ihn zu verlassen und dafür von den Akazawa-Yakuza schwer verletzt wird, beendet Kuroda alle Beziehungen zu Akazawa. Ein fataler Zug, denn der wütende Akazawa befiehlt sofort, den Nachtklub der drei Brüder zu zerstören. Da die Angriffe nicht aufhören, beginnen Kuroda und seine Brüder ebenfalls Establishments der Akazawa-Gang zu überfallen, wohlwissend, dass sie damit nicht nur Feinde treffen. Denn auch Shirazaka (Hideaki Nitani), ein Freund von Kuroda und treuer Landsmann Akazawas, wird nun gezwungen, gegen die drei Brüder zu stellen...
Kritik:
Obwohl Yasuharu Hasebe heute den Ruf eines Enfant terrible besitzt, ist sein „Slaughter Gun“ formal der konventionellste Film der drei Jo Shishido-Vehikel von 1967. Fast die gesamte Handlung spielt sich bei Nacht ab, was Hasebe ausnutzt, um der Szenerie mit schummriger Beleuchtung und dem effektiven Einsatz von Licht/Schatten-Kontrasten das Aussehen eines besonders düsteren Film-Noirs zu verleihen.
Auch der Soundtrack von Branded to Kill-Komponist Naozumi Yamamoto verstärkt diesen Eindruck mit ruhigen Jazz-Klängen, die dem Film eine melancholische Note verleihen. Diese hochwertige Inszenierung gibt dem Film eine fatalistische und düstere Stimmung, wie sie wünschenswert für einen Film-Noir ist, doch im Vergleich zu den beiden Vorgängerfilmen fehlt ein eigener Charakter.
Es gibt immer wieder atmosphärische Szenen, etwa wenn plötzlich ein Sarg mit Leiche im Nachtklub auftaucht, doch „Slaughter Gun“ besitzt weder die brillanten visuellen Einfälle von „Branded to Kill“, noch die stylische Ästhetik zwischen Italo-Western und Film-Noir von „A Colt is my Passport“. Dies macht den Film etwas austauschbarer als seine beiden Kollegen, da die zugrundeliegende Handlung eher konventioneller Natur ist.
Auch bei den beiden anderen Filmen diente die Geschichte nur als geringfügiger Aufhänger für das Herausstellen der Coolness von Jo Shishido und der wunderbaren Noir-Ästhetik, doch während Seijun Suzuki mit seiner nicht linearen Erzählweise mit sämtlichen Genrekonventionen brach und Takashi Nomura Jo Shishidos Killerfigur mythisch überhöhte, besitzt „Slaughter Gun“ nicht mehr als eine rund erzählte, aber konventionelle Gangstergeschichte.
Noch immer besticht die Coolness von Jo Shishido und ein solider „giri/ninjo“-Konflikt um Hideaki Nitanis Charakter, der sich gegen Shishidos Killer und seine Brüder stellen muss, um seine Verpflichtung gegenüber seinem Boss zu erfüllen, sorgt für die nötige Spannung, doch letztendlich ist „Slaughter Gun“ ein Film, der viel mehr durch seine düstere Atmosphäre als durch seine schon oftmals durchgekaute Handlung überzeugt.
Die Schauspieler zeigen dabei durchwegs solide Leistungen, ohne dabei allerdings die Routine zu verlassen. Besonders markant ist dies bei Jo Shishido selbst, dessen Killer Kuroda ein erstaunlich ruhiger und passiver Charakter ist, der lange Zeit jeder Konfrontation ausweicht. Die Frauenfiguren bleiben derweil eher unterentwickelt und dienen zu wenig mehr, als dramaturgischen Aufhängern.
Trotz der Routine ist „Slaughter Gun“ aber ein „sehr sehenswerter“ Film mit einigen tollen Einzelszenen. In den ersten beiden Dritteln wären ein paar mehr Actionszenen begrüßenswert gewesen, doch das Finale, in dem Shishido mit Sniper-Gewehr gegen seine Feinde zu Felde zieht, überzeugt dafür wieder mit toller Choreographie und Coolness. Der Plot um Shishidos boxenden Filmbruder, dessen Hände zerschlagen werden, sorgt für die Tragik, und die Musikstücke eines schwarzen Pianisten im Nachtklub der drei Brüder geben dem Film ein paar Anleihen bei „Casablanca“.
„Slaughter Gun“ mag der kreative Wahnsinn von „Branded to Kill“ und die Coolness von „A Colt is my Passport“ fehlen, doch für sich genommen ist es ein düsterer und stimmig inszenierter Film-Noir, der jedem Nikkatsu-Fan solide Unterhaltung bieten kann.
Fazit:
„Slaughter Gun“ ist ein in seiner Handlung konventioneller, aber stylischer und atmosphärischer Film-Noir, der nicht das Niveau der beiden anderen Jo Shishido-Noir-Vehikel des selben Jahres besitzt, aber mit coolen Einzelszenen und gelungener Optik überzeugt.
7.5 von 10 Punkten = Sehr sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 24. 08. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Doch während der erste Film, Seijun Suzukis "Branded to Kill", heute legendären Status als stylische Genre-Parodie und Arthouse-Gangsterfilm besitzt und in den letzten Jahren auch der zweite Film, Takashi Nomuras "A Colt is my Passport", als cooles Genre-Juwel wiederentdeckt wurde, ist der vorliegende dritte Film "Slaughter Gun" weitgehendst obskur und nur größten Genrefans bekannt.
Der Regisseur dieses dritten Films Yasuharu Hasebe hingegen besitzt unter Exploitation-Film-Fans heute berüchtigten Status für seine verstörenden und kontroversen „Violent Pink-Filme“ aus den 1970er Jahren mit halbpornographischen und extrem gewalttätigen Inhalten. Es kann also durchaus sein, dass sich die Unbekanntheit von „Slaughter Gun“ mit dem von vielen Kritikern verachteten Ruf seines Regisseurs erklären lässt.
Auch wenn der Titel des Films (tierliebe Menschen sollten eine Google-Suche nach dem Film mit dem Stichwort „Slaughter Gun“ dringendst vermeiden...) in dieser Hinsicht zugegebenermaßen wenig entlastend wirkt, ist das Endprodukt aber umso überzeugender. Trotz seines Titels erweist sich „Slaughter Gun“ als hochwertig inszenierter, klassischer Film-Noir ganz im Fahrwasser seiner beiden berühmteren Vorgänger.
Story:
Auf Geheiß seines Yakuza-Clans, der Akazawa-gumi, tötet der Auftragskiller Kuroda (Jo Shishido) eine Frau, die er liebte und zieht damit den Zorn seiner beiden Brüder auf sich, die von Kuroda verlangen, seine Band zu dem grausamen Yakuza-Clan zu trennen. Zuerst weigert sich Kuroda der Bitte nachzukommen, doch als sein jüngerer Bruder Saburo, ein talentierter Boxer, seinem Förderer, dem Akazawa-Boss, droht, ihn zu verlassen und dafür von den Akazawa-Yakuza schwer verletzt wird, beendet Kuroda alle Beziehungen zu Akazawa. Ein fataler Zug, denn der wütende Akazawa befiehlt sofort, den Nachtklub der drei Brüder zu zerstören. Da die Angriffe nicht aufhören, beginnen Kuroda und seine Brüder ebenfalls Establishments der Akazawa-Gang zu überfallen, wohlwissend, dass sie damit nicht nur Feinde treffen. Denn auch Shirazaka (Hideaki Nitani), ein Freund von Kuroda und treuer Landsmann Akazawas, wird nun gezwungen, gegen die drei Brüder zu stellen...
Kritik:
Obwohl Yasuharu Hasebe heute den Ruf eines Enfant terrible besitzt, ist sein „Slaughter Gun“ formal der konventionellste Film der drei Jo Shishido-Vehikel von 1967. Fast die gesamte Handlung spielt sich bei Nacht ab, was Hasebe ausnutzt, um der Szenerie mit schummriger Beleuchtung und dem effektiven Einsatz von Licht/Schatten-Kontrasten das Aussehen eines besonders düsteren Film-Noirs zu verleihen.
Auch der Soundtrack von Branded to Kill-Komponist Naozumi Yamamoto verstärkt diesen Eindruck mit ruhigen Jazz-Klängen, die dem Film eine melancholische Note verleihen. Diese hochwertige Inszenierung gibt dem Film eine fatalistische und düstere Stimmung, wie sie wünschenswert für einen Film-Noir ist, doch im Vergleich zu den beiden Vorgängerfilmen fehlt ein eigener Charakter.
Es gibt immer wieder atmosphärische Szenen, etwa wenn plötzlich ein Sarg mit Leiche im Nachtklub auftaucht, doch „Slaughter Gun“ besitzt weder die brillanten visuellen Einfälle von „Branded to Kill“, noch die stylische Ästhetik zwischen Italo-Western und Film-Noir von „A Colt is my Passport“. Dies macht den Film etwas austauschbarer als seine beiden Kollegen, da die zugrundeliegende Handlung eher konventioneller Natur ist.
Auch bei den beiden anderen Filmen diente die Geschichte nur als geringfügiger Aufhänger für das Herausstellen der Coolness von Jo Shishido und der wunderbaren Noir-Ästhetik, doch während Seijun Suzuki mit seiner nicht linearen Erzählweise mit sämtlichen Genrekonventionen brach und Takashi Nomura Jo Shishidos Killerfigur mythisch überhöhte, besitzt „Slaughter Gun“ nicht mehr als eine rund erzählte, aber konventionelle Gangstergeschichte.
Noch immer besticht die Coolness von Jo Shishido und ein solider „giri/ninjo“-Konflikt um Hideaki Nitanis Charakter, der sich gegen Shishidos Killer und seine Brüder stellen muss, um seine Verpflichtung gegenüber seinem Boss zu erfüllen, sorgt für die nötige Spannung, doch letztendlich ist „Slaughter Gun“ ein Film, der viel mehr durch seine düstere Atmosphäre als durch seine schon oftmals durchgekaute Handlung überzeugt.
Die Schauspieler zeigen dabei durchwegs solide Leistungen, ohne dabei allerdings die Routine zu verlassen. Besonders markant ist dies bei Jo Shishido selbst, dessen Killer Kuroda ein erstaunlich ruhiger und passiver Charakter ist, der lange Zeit jeder Konfrontation ausweicht. Die Frauenfiguren bleiben derweil eher unterentwickelt und dienen zu wenig mehr, als dramaturgischen Aufhängern.
Trotz der Routine ist „Slaughter Gun“ aber ein „sehr sehenswerter“ Film mit einigen tollen Einzelszenen. In den ersten beiden Dritteln wären ein paar mehr Actionszenen begrüßenswert gewesen, doch das Finale, in dem Shishido mit Sniper-Gewehr gegen seine Feinde zu Felde zieht, überzeugt dafür wieder mit toller Choreographie und Coolness. Der Plot um Shishidos boxenden Filmbruder, dessen Hände zerschlagen werden, sorgt für die Tragik, und die Musikstücke eines schwarzen Pianisten im Nachtklub der drei Brüder geben dem Film ein paar Anleihen bei „Casablanca“.
„Slaughter Gun“ mag der kreative Wahnsinn von „Branded to Kill“ und die Coolness von „A Colt is my Passport“ fehlen, doch für sich genommen ist es ein düsterer und stimmig inszenierter Film-Noir, der jedem Nikkatsu-Fan solide Unterhaltung bieten kann.
Fazit:
„Slaughter Gun“ ist ein in seiner Handlung konventioneller, aber stylischer und atmosphärischer Film-Noir, der nicht das Niveau der beiden anderen Jo Shishido-Noir-Vehikel des selben Jahres besitzt, aber mit coolen Einzelszenen und gelungener Optik überzeugt.
7.5 von 10 Punkten = Sehr sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 24. 08. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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