A Certain Killer (1967)
Ein Film von Kazuo Mori
Bewertung: 8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Aru koroshiya
Genre: Gendai-geki, Noir-Thriller
Regie: Kazuo Mori
Darsteller: Raizo Ichikawa (Shiozawa), Yumiko Nogawa (Keiko), Mikio Narita (Maeda), Mayumi Nagisa, Asao Koike (Yakuza-Boss), Sachiko Kobayashi, Saburo Date, Hajime Koshikawa, Jotaro Senba
Drehbuch: Yoshihiro Ishimatsu, Yasuzo Masumura (Buch: Shinji Fujiwara)
Kamera: Kazuo Miyagawa
Musik: Hajime Kaburagi
Color, Daiei Studios, 82 Minuten
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Aru koroshiya
Genre: Gendai-geki, Noir-Thriller
Regie: Kazuo Mori
Darsteller: Raizo Ichikawa (Shiozawa), Yumiko Nogawa (Keiko), Mikio Narita (Maeda), Mayumi Nagisa, Asao Koike (Yakuza-Boss), Sachiko Kobayashi, Saburo Date, Hajime Koshikawa, Jotaro Senba
Drehbuch: Yoshihiro Ishimatsu, Yasuzo Masumura (Buch: Shinji Fujiwara)
Kamera: Kazuo Miyagawa
Musik: Hajime Kaburagi
Color, Daiei Studios, 82 Minuten
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Die Stärke von Daiei-Superstar Raizo Ichikawa lag nicht
unbedingt nur an seinen feinen Gesichtszügen
und seiner zurückhaltend-höflichen und deshalb sehr edlen Ausstrahlung.
Vielmehr war es einen ihm eigene Melancholie in seinem Spiel, die viele seine
Filme zu kleinen Abgesängen auf die bestehenden Verhältnisse werden lässt. In
der Shinobi no mono-Reihe etwa, die sich thematisch um das Wirken und den Niedergang
der Ninja spannte, bewirkte Raizos Ausstrahlung wahre Wunder. Eine Melancholie,
die besonders in düsteren Noir-Filmen, wie diesem hier zum tragen kommt.
Mithilfe eines Drehbuchs vom legendären Skandal-Regisseur Yasuzo Masumura, der Kameraführung von Japans gefeierten Kameramann Kazuo Miyagawa und natürlich der Regie von Daiei-Vertragsregisseur Kazuo Mori, der immer dann am besten war, wenn er nicht Folgefilme von bekannten Franchises, sondern ambitionierte Einzelprojekte inszenierte, erschafft Raizo mit „A Certain Killer“ ein faszinierendes Bild des Nachkriegs-Japans, welches sich von den häufigen Bilderbuch-Präsentationen des Landes markant unterscheidet...
Story:
Nach einem Blick auf seinen vollen Geldbeutel heftet sich die verschlagene Keiko (Yumiko Nogawa) an die Fersen von Shiozawa (Raizo Ichikawa), einem traumatisierten Ex-Soldaten, der nun als Koch ein Sushi-Restaurant betreibt. Doch sie muss schon bald erkennen, dass das Lokal nur als Tarnung für seine wahre Berufung besteht. Als Auftragskiller ist Shiozawa für seine unauffälligen und perfekt ausgeführten Morde gefürchtet.
Für einen Yakuza-Boss (Asao Koike) soll er einen unliebsamen Rivalen ausschalten, wobei ihm die opportunistische Keiko behilflich ist. Der Mord gelingt, doch nun unterbreiten die Gangster ihm den Vorschlag, einen Drogenlieferanten zu überfallen und seine Ware zu stehlen. Widerwillig geht Shiozawa auf das Angebot ein und bekommt unfreiwillig den Yakuza Maeda (Mikio Narita) als Unterstützung zur Seite gestellt. Zu dritt planen sie nun den Überfall, doch Shiozawa ist sich der Untreue seiner Kameraden nur zu gut bewusst und wittert Verrat...
Kritik:
Karge, menschenleere Landschaften, verlassene, halb verfallende Gebäude mit vergammelten Mobiliar und viel menschliche Bosheit. Das Bild, welches Drehbuchautor Yasuzo Masumura und Regisseur Kazuo Mori auf das Japan nach dem Krieg wirft, ist ein ungewohnt düsteres und trostloses, indem so etwas wie Menschlichkeit gar nicht erst aufkeimen kann. Ein Bild, welches sich visuell markant von der Postkarten-Idylle eines Hiroshi Inagakis oder Kenji Misumis unterscheidet, wo die schönen Landschaftsaufnahmen meistens dazu dienen, die Abgründe der Charaktere zu kontrastieren.
Hier kontrastieren sie sich nicht, viel mehr spiegeln sie nur die allgemeine Melancholie und den moralischen Verfall der handelnden Figuren wieder. So erscheint Raizo Ichikawas Charakter mit seinem kühlem und melancholischem Wesen wie ein logisches Produkt, das sich nun mal aus solch einem unwirtlichen Umfeld ergibt. Seine gesamte Umgebung wirkt wenig vertrauensselig und äußerst verschlagen und seine Arbeits-Kollegen scheinen immer bereit, ihm ganz plötzlich ein Messer in den Rücken zu jagen.
Doch im Gegensatz zu der aufbrausenden und wilden Keiko, die sich an seine Beine heftet und dem feigen Gangster Maeda, benimmt Shiozawa sich zurückhaltend und höflich. Selbst seine Mordwaffe ist unauffällig. Einmal tötet er mit einer präparierten Nadel, die er seinem Opfer blitzschnell ins Genick rammt. Von außen hin mag sein Leben geordnet und sauber erscheinen, doch in ihm schlummert ein Lebensekel und eine große Wut, auf jene Leute, die im Krieg so viele junge Leute in den Tod schickten.
Zurecht gewann Ichikawa bei den Kinema Junpo-Awards einen Preis für seine Darstellung. Durch seine beeindruckende Ausstrahlung wird er hier mühelos zum Zentrum des Films und hält die Geschichte allein durch sein Präsenz zusammen. Dabei erfahren wir von der Vergangenheit und den Beweggründen seines Charakters in einer toll montierten Rückblende nur, dass er wahrscheinlich Kamikaze-Pilot war, ansonsten bleiben seine Motive im Dunkeln, obwohl es durchaus kleine Anspielung auf mögliche Ursachen für seine Taten gibt.
Der Grund hierfür liegt wahrscheinlich in der Intention der Produzenten, eine ganze Filmreihe aus „A Certain Killer“ zu machen, in der nach und nach alle Geheimnisse um Shiozawas Vergangenheit geklärt werden sollten. Deshalb bleibt „A Certain Killer“ in seinem Inhalt generell recht dünn und wage.
Ein Raubüberfall, eine klassische (wenn auch recht originelle) Dreiecks-Beziehung zwischen Maeda, Shiozawa und Keiko und erst am Ende eine (gut) choreographierte Actionszene, mehr wird in Sachen Handlung nicht geboten. So gibt es kleine Längen im Mittelteil, welche das psychologisches Kammerspiel zwischen den drei Hauptcharakteren jedoch nur geringfügig behindern.
Dass dieses so gut funktioniert liegt vor allem an den durchwegs großartigen Akteuren. Neben Raizo, überzeugt vor allem Mikio Narita, dem Japan-Filmfan bekannt als einarmiger Detektiv aus dem dritten Teil der Sasori-Reihe: Den of the Beast. Er zeigt eine exzellente Leistung als feiger und ebenfalls melancholischer Yakuza, der am Ende wenigsten teilweise sein Gewissen bewahrt, aber auch Yumiko Nogawa und Asao Koike in ihren Paraderollen als freche Göre, beziehungsweise verräterischer Gangster-Boss sind toll.
Gerade in dieser Darstellung der Frauen als starke, aber verschlagene Charaktere kann man auch den Stil von Nouvelle Vague-Regisseur Yasuzo Masumura erkennen. Wie es sich für eine Produktion der Daiei-Studios aus den 1960er Jahren gehört, ist natürlich auch der unheimlich profilierte Saburo Date in einer kurzen Nebenrolle zu sehen. Aber Achtung! Blinzelt und ihr werdet seinen Auftritt verpassen.
Aufgenommen wird das Geschehen von der Kamera des meisterhaften Kurosawa-Kameramanns Kazuo Miyagawa. Er erschafft die angesprochenen atmosphärischen, trostlosen Landschaften und einige atemberaubende Kompositionen. Etwa wenn ein Flugzeug über den Kopf von Raizo hinweg startet oder ein Flashback in Shiozawas Kriegs-Vergangenheit mit der Ansicht auf eine riesige II.WK-Gedenktafel endet.
Kazuo Mori inszeniert alles mit seinem typisch schnörkellosen und sauberen Stil, der ihn einmal mehr als einen der talentiertesten Vertragsregisseure bei Daiei ausweist. A Certain Killer ist klassisches Schauspielerkino mit einer bemerkenswert düsteren Atmosphäre. Zu schade, dass keine Reihe daraus wurde.
Im selben Jahr erschien mit „Aru koroshiya no kagi“ zwar noch eine Fortsetzung, doch schon im Folgejahr wurde kein neuer Film mehr produziert und ein Jahr später starb Raizo dann auch schon an Krebs. Im Alter von nur 37 Jahren...
Fazit:
„A Certain Killer“ ist ein atmosphärischer, kleiner Film-Noir, der einen ungewohnt düsteren Blick auf das Japan nach dem Krieg wirft. Obgleich inhaltlich dünn und etwas zu lückenhaft, ist er vor allem dank der tollen Leistungen der Schauspieler, der tiefgründigen Charaktere und der außergewöhnlichen Bilder ein „sehr guter“ Film.
8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 29. 12. 2011
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 04. 01. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Mithilfe eines Drehbuchs vom legendären Skandal-Regisseur Yasuzo Masumura, der Kameraführung von Japans gefeierten Kameramann Kazuo Miyagawa und natürlich der Regie von Daiei-Vertragsregisseur Kazuo Mori, der immer dann am besten war, wenn er nicht Folgefilme von bekannten Franchises, sondern ambitionierte Einzelprojekte inszenierte, erschafft Raizo mit „A Certain Killer“ ein faszinierendes Bild des Nachkriegs-Japans, welches sich von den häufigen Bilderbuch-Präsentationen des Landes markant unterscheidet...
Story:
Nach einem Blick auf seinen vollen Geldbeutel heftet sich die verschlagene Keiko (Yumiko Nogawa) an die Fersen von Shiozawa (Raizo Ichikawa), einem traumatisierten Ex-Soldaten, der nun als Koch ein Sushi-Restaurant betreibt. Doch sie muss schon bald erkennen, dass das Lokal nur als Tarnung für seine wahre Berufung besteht. Als Auftragskiller ist Shiozawa für seine unauffälligen und perfekt ausgeführten Morde gefürchtet.
Für einen Yakuza-Boss (Asao Koike) soll er einen unliebsamen Rivalen ausschalten, wobei ihm die opportunistische Keiko behilflich ist. Der Mord gelingt, doch nun unterbreiten die Gangster ihm den Vorschlag, einen Drogenlieferanten zu überfallen und seine Ware zu stehlen. Widerwillig geht Shiozawa auf das Angebot ein und bekommt unfreiwillig den Yakuza Maeda (Mikio Narita) als Unterstützung zur Seite gestellt. Zu dritt planen sie nun den Überfall, doch Shiozawa ist sich der Untreue seiner Kameraden nur zu gut bewusst und wittert Verrat...
Kritik:
Karge, menschenleere Landschaften, verlassene, halb verfallende Gebäude mit vergammelten Mobiliar und viel menschliche Bosheit. Das Bild, welches Drehbuchautor Yasuzo Masumura und Regisseur Kazuo Mori auf das Japan nach dem Krieg wirft, ist ein ungewohnt düsteres und trostloses, indem so etwas wie Menschlichkeit gar nicht erst aufkeimen kann. Ein Bild, welches sich visuell markant von der Postkarten-Idylle eines Hiroshi Inagakis oder Kenji Misumis unterscheidet, wo die schönen Landschaftsaufnahmen meistens dazu dienen, die Abgründe der Charaktere zu kontrastieren.
Hier kontrastieren sie sich nicht, viel mehr spiegeln sie nur die allgemeine Melancholie und den moralischen Verfall der handelnden Figuren wieder. So erscheint Raizo Ichikawas Charakter mit seinem kühlem und melancholischem Wesen wie ein logisches Produkt, das sich nun mal aus solch einem unwirtlichen Umfeld ergibt. Seine gesamte Umgebung wirkt wenig vertrauensselig und äußerst verschlagen und seine Arbeits-Kollegen scheinen immer bereit, ihm ganz plötzlich ein Messer in den Rücken zu jagen.
Doch im Gegensatz zu der aufbrausenden und wilden Keiko, die sich an seine Beine heftet und dem feigen Gangster Maeda, benimmt Shiozawa sich zurückhaltend und höflich. Selbst seine Mordwaffe ist unauffällig. Einmal tötet er mit einer präparierten Nadel, die er seinem Opfer blitzschnell ins Genick rammt. Von außen hin mag sein Leben geordnet und sauber erscheinen, doch in ihm schlummert ein Lebensekel und eine große Wut, auf jene Leute, die im Krieg so viele junge Leute in den Tod schickten.
Zurecht gewann Ichikawa bei den Kinema Junpo-Awards einen Preis für seine Darstellung. Durch seine beeindruckende Ausstrahlung wird er hier mühelos zum Zentrum des Films und hält die Geschichte allein durch sein Präsenz zusammen. Dabei erfahren wir von der Vergangenheit und den Beweggründen seines Charakters in einer toll montierten Rückblende nur, dass er wahrscheinlich Kamikaze-Pilot war, ansonsten bleiben seine Motive im Dunkeln, obwohl es durchaus kleine Anspielung auf mögliche Ursachen für seine Taten gibt.
Der Grund hierfür liegt wahrscheinlich in der Intention der Produzenten, eine ganze Filmreihe aus „A Certain Killer“ zu machen, in der nach und nach alle Geheimnisse um Shiozawas Vergangenheit geklärt werden sollten. Deshalb bleibt „A Certain Killer“ in seinem Inhalt generell recht dünn und wage.
Ein Raubüberfall, eine klassische (wenn auch recht originelle) Dreiecks-Beziehung zwischen Maeda, Shiozawa und Keiko und erst am Ende eine (gut) choreographierte Actionszene, mehr wird in Sachen Handlung nicht geboten. So gibt es kleine Längen im Mittelteil, welche das psychologisches Kammerspiel zwischen den drei Hauptcharakteren jedoch nur geringfügig behindern.
Dass dieses so gut funktioniert liegt vor allem an den durchwegs großartigen Akteuren. Neben Raizo, überzeugt vor allem Mikio Narita, dem Japan-Filmfan bekannt als einarmiger Detektiv aus dem dritten Teil der Sasori-Reihe: Den of the Beast. Er zeigt eine exzellente Leistung als feiger und ebenfalls melancholischer Yakuza, der am Ende wenigsten teilweise sein Gewissen bewahrt, aber auch Yumiko Nogawa und Asao Koike in ihren Paraderollen als freche Göre, beziehungsweise verräterischer Gangster-Boss sind toll.
Gerade in dieser Darstellung der Frauen als starke, aber verschlagene Charaktere kann man auch den Stil von Nouvelle Vague-Regisseur Yasuzo Masumura erkennen. Wie es sich für eine Produktion der Daiei-Studios aus den 1960er Jahren gehört, ist natürlich auch der unheimlich profilierte Saburo Date in einer kurzen Nebenrolle zu sehen. Aber Achtung! Blinzelt und ihr werdet seinen Auftritt verpassen.
Aufgenommen wird das Geschehen von der Kamera des meisterhaften Kurosawa-Kameramanns Kazuo Miyagawa. Er erschafft die angesprochenen atmosphärischen, trostlosen Landschaften und einige atemberaubende Kompositionen. Etwa wenn ein Flugzeug über den Kopf von Raizo hinweg startet oder ein Flashback in Shiozawas Kriegs-Vergangenheit mit der Ansicht auf eine riesige II.WK-Gedenktafel endet.
Kazuo Mori inszeniert alles mit seinem typisch schnörkellosen und sauberen Stil, der ihn einmal mehr als einen der talentiertesten Vertragsregisseure bei Daiei ausweist. A Certain Killer ist klassisches Schauspielerkino mit einer bemerkenswert düsteren Atmosphäre. Zu schade, dass keine Reihe daraus wurde.
Im selben Jahr erschien mit „Aru koroshiya no kagi“ zwar noch eine Fortsetzung, doch schon im Folgejahr wurde kein neuer Film mehr produziert und ein Jahr später starb Raizo dann auch schon an Krebs. Im Alter von nur 37 Jahren...
Fazit:
„A Certain Killer“ ist ein atmosphärischer, kleiner Film-Noir, der einen ungewohnt düsteren Blick auf das Japan nach dem Krieg wirft. Obgleich inhaltlich dünn und etwas zu lückenhaft, ist er vor allem dank der tollen Leistungen der Schauspieler, der tiefgründigen Charaktere und der außergewöhnlichen Bilder ein „sehr guter“ Film.
8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 29. 12. 2011
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 04. 01. 2013
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