A Straightforward Boy (1929)
Ein Film von Yasujiro Ozu
Bewertung: 6.5 von 10 Punkten = Oberer Durchschnitt!
Tokkan Kozo
Genre: Gendai-geki, Nansensu-Comedy
Regie: Yasujiro Ozu
Darsteller: Tomio Aoki (Tetsubo), Tatsuo Saito (Bunkichi), Takeshi Sakamoto (Boss Gontaro)
Drehbuch: Yasujiro Ozu, Kogo Noda, Tadao Ikeda, Tadamoto Okubo
Kamera: Ko Nomura
Musik: -
B/W, Stummfilm, Shochiku Kinema, 14 Minuten
Tokkan Kozo
Genre: Gendai-geki, Nansensu-Comedy
Regie: Yasujiro Ozu
Darsteller: Tomio Aoki (Tetsubo), Tatsuo Saito (Bunkichi), Takeshi Sakamoto (Boss Gontaro)
Drehbuch: Yasujiro Ozu, Kogo Noda, Tadao Ikeda, Tadamoto Okubo
Kamera: Ko Nomura
Musik: -
B/W, Stummfilm, Shochiku Kinema, 14 Minuten
Selbst die Werke des wohl meist gefeierten aller japanischen Regisseure Yasujiro Ozu blieben in der Zeit des zweiten Weltkrieges nicht von der allgemeinen Unachtsamkeit gegenüber Filmkunst und der massiven Zerstörungen durch die Bombenangriffe der Alliierten verschont. Von den 54 Filmen des Regisseurs gelten 17 (größtenteils Stummfilme) bis heute verschollen.
Aber wenn doch einmal eine Kopie eines seiner verlorenen geglaubten Werke in irgendwelchen dubiosen Filmarchiven gefunden wird, dann ist die Freude vieler Cineasten natürlich groß. Auch wenn die Überreste nur mehr als ein Gerippe zu beschreiben sind. So geschehen bei „A Straightforward Boy“, welchen Ozu in nur 3 Tagen inszenierte und ihn mit dem damals 6-jährigen Tomio Aoki in der Hauptrolle besetzte, nachdem ihn dessen Leistung in dem ebenfalls 1929 gedrehten „The Life of an Office Worker“ begeistert hatte.
Und auch wenn nur noch 12 Minuten dieses kleinen Stumm-Filmes erhalten sind, so bietet er doch einen interessanten Einblick in die frühe Karriere des Meisterregisseurs und war zudem ein wichtiges Karriere-Sprungbrett für den jungen Tomio Aoki zu Japans berühmtesten Kinderstar in den Vorkriegsjahren.
Story:
An einem schönen Sommertag (so der Anfangstitel) begibt sich der Kidnapper Bunkichi (Tatsuo Saito) auf die Suche nach einem Opfer für eine Entführung. Schon bald findet er einen geeigneten Kandidaten in dem kleinen Tetsubo (Tomio Aoki) und lockt ihn mithilfe von Spielzeug in das Versteck seines Bosses Gontaro (Takeshi Sakamoto). Doch bald schon fällt der aufgeweckte Junge beiden Gangstern so stark auf den Wecker, dass sie beschließen das Balg seinem rechtmäßigen Erziehungsberechtigten zurückzugeben. Eine Aufgabe, die sich als weit schwieriger erweist, als im ersten Moment angenommen...
Kritik:
„A Straightforward Boy“ wird es wohl nicht in das Pantheon der großen Meisterwerke eines Ozu schaffen. Der Film kaum mehr als eine kleine, leichtfüßige und amüsante Komödie in routinierter technischer Machart. Yasujiro Ozu, der das Drehbuch gemeinsam mit einigen seiner Arbeitskollegen schrieb („Nozu Chuji“ ist ein Anagramm der Namen Ozu Yasujiro, Noda Kogo, Ikeda Tadao und Okubo Tadamoto), scheint ihr noch nicht besonders viel seines so einzigartigen und strengen Stils, wie er ihn später kultivieren sollte, zu besitzen, sondern inszeniert den Film im westlichen Komödien-Stil.
Wären nicht die japanische Architektur und Kleidung, könnte der Film auch eine Episode der „kleinen Strolche“ sein und niemand würde sich darüber wundern. Deshalb ist die Tatsache, dass er den jungen Yasujiro Ozu zeigt, bevor dieser seinen eigenen Stil entwickeln konnte, auch schon das Interessanteste an diesem etwas unscheinbaren Filmchen. Doch sympathisch ist er auch heute noch allemal.
Die Streiche, die der kleine Tetsubo den Kidnappern stellt sind vergnüglich und regen auch heute noch zum Schmunzeln an. Besonders witzig ist natürlich der Plotpoint des Films, dass die Kidnapper irgendwann so gestresst von dem kleinen Gör sind, dass sie versuchen es wieder loszuwerden, aber damit auf massiven Widerstand vom Umfeld des Jungen stoßen. Leider fehlt genau hier der größte Teil des Films. Überaus schade, denn im Skript enthaltene Szenen, in denen etwa der Vater des Jungen sich weigert sein Kind von den Entführern zurückzunehmen, versprechen einige lustige Momente.
Aber weil so versierte Darsteller am Werke sind, funktionieren auch ein Großteil der „erhaltenen“ Witze des Films. Neben Tatsuo Saito und Takeshi Sakamoto, die beide eine überspielte und kuriose Comedy-Performance mit klaren Kabuki-Einflüssen abliefern und deren beachtliches Talent absurde Grimassen zu schneiden zum Vorschein kommt, überzeugt natürlich besonders der kleine Tomio Aoki als aufgeweckter und frecher Tetsubo. Für ihn war der Film ein voller Erfolg, sodass er in Folge den Künstlernamen „Tokkan Kozo“ („draufgängerischer Junge“, nach dem Originaltitel des Films) annehmen und zu einem der beliebtesten Kinderdarsteller Japans aufsteigen sollte.
Insgesamt bleibt „A Straightforward Boy“ eine liebenswerte, kleine Slapstick-Komödie, welche vor allem für die Yasujiro Ozu-Fans von Interesse sein sollte. Alle anderen können allerdings auch einmal einen Blick riskieren, denn bei der kurzen Lauflänge sollte er so oder so keine Zeitverschwendung darstellen.
Fazit:
„A Straightforward Boy“ sollte vor allem für all jene Interessant sein, die einen genaueren Blick auf die Karriere des späteren Meisterregisseurs Yasujiro Ozu werfen wollen. Er ist eine kleine, etwas unscheinbare, aber liebenswerte und gut gespielte Komödie mit westlichem Flair. Nicht mehr und nicht weniger.
6.5 von 10 Punkten = Oberer Durchschnitt!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 24. 03. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Aber wenn doch einmal eine Kopie eines seiner verlorenen geglaubten Werke in irgendwelchen dubiosen Filmarchiven gefunden wird, dann ist die Freude vieler Cineasten natürlich groß. Auch wenn die Überreste nur mehr als ein Gerippe zu beschreiben sind. So geschehen bei „A Straightforward Boy“, welchen Ozu in nur 3 Tagen inszenierte und ihn mit dem damals 6-jährigen Tomio Aoki in der Hauptrolle besetzte, nachdem ihn dessen Leistung in dem ebenfalls 1929 gedrehten „The Life of an Office Worker“ begeistert hatte.
Und auch wenn nur noch 12 Minuten dieses kleinen Stumm-Filmes erhalten sind, so bietet er doch einen interessanten Einblick in die frühe Karriere des Meisterregisseurs und war zudem ein wichtiges Karriere-Sprungbrett für den jungen Tomio Aoki zu Japans berühmtesten Kinderstar in den Vorkriegsjahren.
Story:
An einem schönen Sommertag (so der Anfangstitel) begibt sich der Kidnapper Bunkichi (Tatsuo Saito) auf die Suche nach einem Opfer für eine Entführung. Schon bald findet er einen geeigneten Kandidaten in dem kleinen Tetsubo (Tomio Aoki) und lockt ihn mithilfe von Spielzeug in das Versteck seines Bosses Gontaro (Takeshi Sakamoto). Doch bald schon fällt der aufgeweckte Junge beiden Gangstern so stark auf den Wecker, dass sie beschließen das Balg seinem rechtmäßigen Erziehungsberechtigten zurückzugeben. Eine Aufgabe, die sich als weit schwieriger erweist, als im ersten Moment angenommen...
Kritik:
„A Straightforward Boy“ wird es wohl nicht in das Pantheon der großen Meisterwerke eines Ozu schaffen. Der Film kaum mehr als eine kleine, leichtfüßige und amüsante Komödie in routinierter technischer Machart. Yasujiro Ozu, der das Drehbuch gemeinsam mit einigen seiner Arbeitskollegen schrieb („Nozu Chuji“ ist ein Anagramm der Namen Ozu Yasujiro, Noda Kogo, Ikeda Tadao und Okubo Tadamoto), scheint ihr noch nicht besonders viel seines so einzigartigen und strengen Stils, wie er ihn später kultivieren sollte, zu besitzen, sondern inszeniert den Film im westlichen Komödien-Stil.
Wären nicht die japanische Architektur und Kleidung, könnte der Film auch eine Episode der „kleinen Strolche“ sein und niemand würde sich darüber wundern. Deshalb ist die Tatsache, dass er den jungen Yasujiro Ozu zeigt, bevor dieser seinen eigenen Stil entwickeln konnte, auch schon das Interessanteste an diesem etwas unscheinbaren Filmchen. Doch sympathisch ist er auch heute noch allemal.
Die Streiche, die der kleine Tetsubo den Kidnappern stellt sind vergnüglich und regen auch heute noch zum Schmunzeln an. Besonders witzig ist natürlich der Plotpoint des Films, dass die Kidnapper irgendwann so gestresst von dem kleinen Gör sind, dass sie versuchen es wieder loszuwerden, aber damit auf massiven Widerstand vom Umfeld des Jungen stoßen. Leider fehlt genau hier der größte Teil des Films. Überaus schade, denn im Skript enthaltene Szenen, in denen etwa der Vater des Jungen sich weigert sein Kind von den Entführern zurückzunehmen, versprechen einige lustige Momente.
Aber weil so versierte Darsteller am Werke sind, funktionieren auch ein Großteil der „erhaltenen“ Witze des Films. Neben Tatsuo Saito und Takeshi Sakamoto, die beide eine überspielte und kuriose Comedy-Performance mit klaren Kabuki-Einflüssen abliefern und deren beachtliches Talent absurde Grimassen zu schneiden zum Vorschein kommt, überzeugt natürlich besonders der kleine Tomio Aoki als aufgeweckter und frecher Tetsubo. Für ihn war der Film ein voller Erfolg, sodass er in Folge den Künstlernamen „Tokkan Kozo“ („draufgängerischer Junge“, nach dem Originaltitel des Films) annehmen und zu einem der beliebtesten Kinderdarsteller Japans aufsteigen sollte.
Insgesamt bleibt „A Straightforward Boy“ eine liebenswerte, kleine Slapstick-Komödie, welche vor allem für die Yasujiro Ozu-Fans von Interesse sein sollte. Alle anderen können allerdings auch einmal einen Blick riskieren, denn bei der kurzen Lauflänge sollte er so oder so keine Zeitverschwendung darstellen.
Fazit:
„A Straightforward Boy“ sollte vor allem für all jene Interessant sein, die einen genaueren Blick auf die Karriere des späteren Meisterregisseurs Yasujiro Ozu werfen wollen. Er ist eine kleine, etwas unscheinbare, aber liebenswerte und gut gespielte Komödie mit westlichem Flair. Nicht mehr und nicht weniger.
6.5 von 10 Punkten = Oberer Durchschnitt!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 24. 03. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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