Abashiri Prison: Longing for Home (1965)
Ein Film von Teruo Ishii
Bewertung: 6 von 10 Punkten = Durchschnitt!
Abashiri Bangaichi: Bōkyō-hen
Genre: Yakuza-Eiga, Ninkyo-Film
Regie: Teruo Ishii
Darsteller: Ken Takakura (Shinichi Tachibana), Hiroko Sakuramachi (Rumiko), Naoki Sugiura (Killer Joe), Kunie Tanaka, Kanjuro Arashi (Oyabun), Toru Abe (Yasui), Toru Yuri, Kyosuke Machida, Eijiro Tono, Hideo Sunazuka (Tadakoro), Ichiro Nakatani, Magaret Hayashida (Emmy), Machiko Yashiro, Keiko Kuni, Shoken Sawa, Koji Sekiyama, Kenji Ushio, Eiko Azusa, Renji Ishibashi, Tetsuya Kikawa, Joji Yoshimura, Ryo Ohigashi, Gozo Soma (Terao), Koji Hio, Koji Takishima (Imai), Koji Sawada, Nenji Kobayashi, Jun Kiyomi, Osamu Yamanochi, Tsuneo Tagawa, Ryo Suga, Joji Mizuhara, Yoshiaki Kadono, Rie Mizuki, Ken Otsuki, Yoshiyuki Suzuki, Takashi Hiramoto, Koichi Yamada, Ichiro Mizuki, Hiroshi Date (Iron), Satoshi Akiyama (Satoshi)
Drehbuch: Teruo Ishii (Buch: Hajime Ito)
Kamera: Yoshikazu Yamasawa
Musik: Masao Yagi
Toei Company, 89 Minuten, Color
Abashiri Bangaichi: Bōkyō-hen
Genre: Yakuza-Eiga, Ninkyo-Film
Regie: Teruo Ishii
Darsteller: Ken Takakura (Shinichi Tachibana), Hiroko Sakuramachi (Rumiko), Naoki Sugiura (Killer Joe), Kunie Tanaka, Kanjuro Arashi (Oyabun), Toru Abe (Yasui), Toru Yuri, Kyosuke Machida, Eijiro Tono, Hideo Sunazuka (Tadakoro), Ichiro Nakatani, Magaret Hayashida (Emmy), Machiko Yashiro, Keiko Kuni, Shoken Sawa, Koji Sekiyama, Kenji Ushio, Eiko Azusa, Renji Ishibashi, Tetsuya Kikawa, Joji Yoshimura, Ryo Ohigashi, Gozo Soma (Terao), Koji Hio, Koji Takishima (Imai), Koji Sawada, Nenji Kobayashi, Jun Kiyomi, Osamu Yamanochi, Tsuneo Tagawa, Ryo Suga, Joji Mizuhara, Yoshiaki Kadono, Rie Mizuki, Ken Otsuki, Yoshiyuki Suzuki, Takashi Hiramoto, Koichi Yamada, Ichiro Mizuki, Hiroshi Date (Iron), Satoshi Akiyama (Satoshi)
Drehbuch: Teruo Ishii (Buch: Hajime Ito)
Kamera: Yoshikazu Yamasawa
Musik: Masao Yagi
Toei Company, 89 Minuten, Color
Bei seiner Veröffentlichung wurde dieser dritte Teil der Abashiri Prison-Reihe ein so großer Box Office-Erfolg, dass die verantwortlichen Produzenten entschieden, eine ganze Reihe aus dem Stoff zu spinnen. Bis 1967 musste der bemitleidenswerte Teruo Ishii insgesamt 10 Abashiri Prison-Filme inszenieren, bis er sich schließlich nahe an der Überarbeitung befand. Anschließend übernahmen solch routinierte Toei-Regisseure wie Masahiro Makino oder Yasuo Furuhata die Leitung über die Reihe und inszenierten weitere 8 Filme bis 1972.
Abashiri Prison: Longing for Home wird dabei von Kritikern häufig als bester Film der Reihe bezeichnet und von zahlreichen Ninkyo-Film-Fans als Genreklassiker gehütet. Doch wer den charakteristisch progressiven Stil von Teruo Ishiis Filmen kennt und synchron dazu die beiden Vorgänger gesehen hat, der fragt sich zwangsläufig woher dieses hohe Ansehen unter Genrefans kommt.
Schließlich besitzt der erste Film nur wenige Elemente des Ninkyo-Films, während sich solche Elemente im zweiten Teil allenfalls auf Anspielungen belaufen. Und tatsächlich ist Abashiri Prison: Longing for Home beim besten Willen kein lupenreiner Ninkyo-Film, sondern am ehesten eine Fusion aus Teruo Ishiis charakteristischem Flair und den Stilmitteln des Genres.
Story:
Nach den Ereignissen des letzten Films beschließt Shinichi Tachibana (Ken Takakura) in sein Heimatdorf zurückzukehren und seiner verstorbenen Mutter an ihrem Grab seinen Respekt zu zollen. dort angekommen trifft er auf das kleine Straßenkind Emi, die als afroamerikanischer Waise in Japan um ihr überleben kämpft. Zusätzlich überschattet wird Tachibanas Rückkehr von seinen vergangen Taten im Dorf. Damals verletzte er den fiesen Boss der Yasui-gumi, der Tachibanas Clan unter der Führung des ehrwürdigen Asahi (Kanjuro Arashi) gewaltsam unter Druck setzte. Auch heute noch strebt Yasui nach der Kontrolle über das Gebiet des Asashi-Clans und hetzt Tachibana den an Tuberkulose erkrankten Killer Joe (Naoki Sugiura) auf den Hals. Obwohl sich Tachibana und Joe respektieren, wissen sie, dass sie irgendwann gegeneinander kämpfen müssen, denn Joe muss seine Schuld für Yasui begleichen.
Kritik:
Im Gegensatz zum Vorgänger besitzt Abashiri Prison: Longing for Home schon deutlich mehr Anleihen an einen Ninkyo-Film. Es gibt den klassischen Konflikt zweier gegnerischer Clans und auch die tragische Freundschaft zweier ehrenvoller Yakuza, die durch widrige Umstände gezwungen werden gegeinander zu kämpfen, wird etabliert, doch noch immer ist der Film bei weitem kein atypischer Ninkyo-Film.
Anstelle eines traditonellen, japanischen Soundtracks verwendet Ishii einen modernen Jazz-Soundtrack des Komponisten Masao Yagi, der den Film weitaus mehr als Kind der 1960er Jahre ausweist, als es irgendein Ninkyo-Film machen würde. Zudem bringt Ishii auch einige westliche Elemente wie Christentum und zeitgenößische Mode ein, welche in einem urjapanischen Genre wie dem Ninkyo-Film sonst wohl niemals eine Rolle spielen würden.
Durch diese leichtfüßige Verbindung von westlichen und japanischen EInflüssen wird der Film allerdings auch der charakteristischen melodramatischen Dichte und dem Pathos eines Ninkyo-Film beraubt. So wirkt er austauschbar und wenig atmosphärisch, noch immer mehr wie ein eher seichter französicher Kriminalfilm, als wie ein echter Yakuza-Film.
Doch den kulturellen Fallout leistet sich der Film mit dem Einbezug des afrikanisch-amerikanischen Mädchens Emi. Anstelle eine echte Afroamerikanerin für die Rolle zu besetzten, wurde einfach ein japanisches Mädchen engagiert, welches anschließend schwarz angemalt (!) wurde.
Das Resultat dieser kulturelle Ignoranz ist derart lächerlich, dass man sich immer wenn das Mädchen ins Bild läuft unwillkürlich an die Stirn fasst und in einer Mischung aus Ungläubigkeit und Belustigung abwendet. Besonders traurig ist das, wenn man merkt, dass Teruo Ishii eigentlich antirassistische Absichten hegt, indem er Takakaura solche Sätze wie "black or white, her blood still flow red" in den Mund legt.
Unter diesen Umständen ist es jedoch fast unmöglich, die Szenen zwischen Takakura und dem Mädchen ernst zu nehmen, so dass der Film trotz Ishii progressiver Regie veraltet und nicht mehr zeitgemäß erscheint. Dabei sind viele Ninkyo-Filme gerade deshalb so hochqualitativ, weil sie trotz ihrer konservativen Grundhaltung ein eigenes Universum aus Pathos, Melancholie und großen Gesten erschaffen, welches als Produkt der japanischen Mentlität konserviert wird und zeitlos wirkt.
Doch trotz dieser Mäckel enthält Abashiri Prison: Longing for Home zweifellos einige Szenen, welche zumindest inhaltlich den Ninkyo-Film bereichern und dessen einzigartige Stimmung zelebrieren. In einer brennt sich Tachibana ohne mit der Wimper zu zucken sein Tattoo vom Arm weg, als ihn jemand als Yakuza beschimpft.
Trotzdem gelingt es Ishii nur im Finale seine Mischung aus heroischem Ninkyo-Film und westlichem Style auf ideale Weise zu verknüpfen. Eingeleitet wird das Finale von dem traditionellen Marsch des Hauptdarstellers zum gegnerischen Lagen, begleitet von Takakuras mit tiefer Stimme gesungenem Titellied "Abashiri Bangaichi", wobei der folgende "Einer-gegen-Alle"-Kampf recht unspektakulär und zu kurz ist.
Aber dann muss Tachibana noch gegen sein heroisches Alter Ego, Killer Joe antreten, der sich ihm in einem edlen weißen Anzug und im Kontrast dazu mit einem traditionellen japanischen Schwert bewaffnet in den Weg stellt. Beide Kämpfer stehen sich befleckt von ihrem eigenen Blut gegenüber und als ihr kurzer Kampf dann vorbei ist, weiß man wieso Abashiri Prison: Longing for Home seinen Status als Genreklassiker besitzt.
In dieser einen Szene gelingt es Ishii die Coolness eines schwertkämpfenden Yakuza mit der Eleganz eines westlichen Gangsters zu vereinen und er schafft es eine visionäre Szene zu erschaffen, die nicht zuletzt Bill's Tod in Quentin Tarantinos Kill Bill II beeinflusst zu haben scheint (Joe unterhält sich noch kurz mit Tachibana, geht dann noch ein paar Schritte und bricht schließlich zusammen).
Auch John Woo räumt ein in hohem Maße von den Gangsterfilmen Teruo Ishiis beeinflusst worden zu sein, sehr deutlich zu erkennen an dem stylischen Anzug Joes (weiß wie der von Chow Yun-Fat getragene in vielen seiner Filme) und dem edlen Mantel von Takakura. Eine höchst einflussreiche Szene also, in deren Kontext es noch bedauernswerter ist, dass der Rest des Films nicht besser ist.
Fazit:
Abashiri Prison: Longing for Home ist ein inhaltlich im Finale einflussreicher, aber in seiner Gesamtheit eher unterdurchschnittlicher Ninkyo-Film, der seine Mischung aus japanischen und westlichen Einflüssen eher unbeholfen und politisch wenig einfühlsam realisiert.
6 von 10 Punkten = Durchschnittlich!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 25. 05. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Abashiri Prison: Longing for Home wird dabei von Kritikern häufig als bester Film der Reihe bezeichnet und von zahlreichen Ninkyo-Film-Fans als Genreklassiker gehütet. Doch wer den charakteristisch progressiven Stil von Teruo Ishiis Filmen kennt und synchron dazu die beiden Vorgänger gesehen hat, der fragt sich zwangsläufig woher dieses hohe Ansehen unter Genrefans kommt.
Schließlich besitzt der erste Film nur wenige Elemente des Ninkyo-Films, während sich solche Elemente im zweiten Teil allenfalls auf Anspielungen belaufen. Und tatsächlich ist Abashiri Prison: Longing for Home beim besten Willen kein lupenreiner Ninkyo-Film, sondern am ehesten eine Fusion aus Teruo Ishiis charakteristischem Flair und den Stilmitteln des Genres.
Story:
Nach den Ereignissen des letzten Films beschließt Shinichi Tachibana (Ken Takakura) in sein Heimatdorf zurückzukehren und seiner verstorbenen Mutter an ihrem Grab seinen Respekt zu zollen. dort angekommen trifft er auf das kleine Straßenkind Emi, die als afroamerikanischer Waise in Japan um ihr überleben kämpft. Zusätzlich überschattet wird Tachibanas Rückkehr von seinen vergangen Taten im Dorf. Damals verletzte er den fiesen Boss der Yasui-gumi, der Tachibanas Clan unter der Führung des ehrwürdigen Asahi (Kanjuro Arashi) gewaltsam unter Druck setzte. Auch heute noch strebt Yasui nach der Kontrolle über das Gebiet des Asashi-Clans und hetzt Tachibana den an Tuberkulose erkrankten Killer Joe (Naoki Sugiura) auf den Hals. Obwohl sich Tachibana und Joe respektieren, wissen sie, dass sie irgendwann gegeneinander kämpfen müssen, denn Joe muss seine Schuld für Yasui begleichen.
Kritik:
Im Gegensatz zum Vorgänger besitzt Abashiri Prison: Longing for Home schon deutlich mehr Anleihen an einen Ninkyo-Film. Es gibt den klassischen Konflikt zweier gegnerischer Clans und auch die tragische Freundschaft zweier ehrenvoller Yakuza, die durch widrige Umstände gezwungen werden gegeinander zu kämpfen, wird etabliert, doch noch immer ist der Film bei weitem kein atypischer Ninkyo-Film.
Anstelle eines traditonellen, japanischen Soundtracks verwendet Ishii einen modernen Jazz-Soundtrack des Komponisten Masao Yagi, der den Film weitaus mehr als Kind der 1960er Jahre ausweist, als es irgendein Ninkyo-Film machen würde. Zudem bringt Ishii auch einige westliche Elemente wie Christentum und zeitgenößische Mode ein, welche in einem urjapanischen Genre wie dem Ninkyo-Film sonst wohl niemals eine Rolle spielen würden.
Durch diese leichtfüßige Verbindung von westlichen und japanischen EInflüssen wird der Film allerdings auch der charakteristischen melodramatischen Dichte und dem Pathos eines Ninkyo-Film beraubt. So wirkt er austauschbar und wenig atmosphärisch, noch immer mehr wie ein eher seichter französicher Kriminalfilm, als wie ein echter Yakuza-Film.
Doch den kulturellen Fallout leistet sich der Film mit dem Einbezug des afrikanisch-amerikanischen Mädchens Emi. Anstelle eine echte Afroamerikanerin für die Rolle zu besetzten, wurde einfach ein japanisches Mädchen engagiert, welches anschließend schwarz angemalt (!) wurde.
Das Resultat dieser kulturelle Ignoranz ist derart lächerlich, dass man sich immer wenn das Mädchen ins Bild läuft unwillkürlich an die Stirn fasst und in einer Mischung aus Ungläubigkeit und Belustigung abwendet. Besonders traurig ist das, wenn man merkt, dass Teruo Ishii eigentlich antirassistische Absichten hegt, indem er Takakaura solche Sätze wie "black or white, her blood still flow red" in den Mund legt.
Unter diesen Umständen ist es jedoch fast unmöglich, die Szenen zwischen Takakura und dem Mädchen ernst zu nehmen, so dass der Film trotz Ishii progressiver Regie veraltet und nicht mehr zeitgemäß erscheint. Dabei sind viele Ninkyo-Filme gerade deshalb so hochqualitativ, weil sie trotz ihrer konservativen Grundhaltung ein eigenes Universum aus Pathos, Melancholie und großen Gesten erschaffen, welches als Produkt der japanischen Mentlität konserviert wird und zeitlos wirkt.
Doch trotz dieser Mäckel enthält Abashiri Prison: Longing for Home zweifellos einige Szenen, welche zumindest inhaltlich den Ninkyo-Film bereichern und dessen einzigartige Stimmung zelebrieren. In einer brennt sich Tachibana ohne mit der Wimper zu zucken sein Tattoo vom Arm weg, als ihn jemand als Yakuza beschimpft.
Trotzdem gelingt es Ishii nur im Finale seine Mischung aus heroischem Ninkyo-Film und westlichem Style auf ideale Weise zu verknüpfen. Eingeleitet wird das Finale von dem traditionellen Marsch des Hauptdarstellers zum gegnerischen Lagen, begleitet von Takakuras mit tiefer Stimme gesungenem Titellied "Abashiri Bangaichi", wobei der folgende "Einer-gegen-Alle"-Kampf recht unspektakulär und zu kurz ist.
Aber dann muss Tachibana noch gegen sein heroisches Alter Ego, Killer Joe antreten, der sich ihm in einem edlen weißen Anzug und im Kontrast dazu mit einem traditionellen japanischen Schwert bewaffnet in den Weg stellt. Beide Kämpfer stehen sich befleckt von ihrem eigenen Blut gegenüber und als ihr kurzer Kampf dann vorbei ist, weiß man wieso Abashiri Prison: Longing for Home seinen Status als Genreklassiker besitzt.
In dieser einen Szene gelingt es Ishii die Coolness eines schwertkämpfenden Yakuza mit der Eleganz eines westlichen Gangsters zu vereinen und er schafft es eine visionäre Szene zu erschaffen, die nicht zuletzt Bill's Tod in Quentin Tarantinos Kill Bill II beeinflusst zu haben scheint (Joe unterhält sich noch kurz mit Tachibana, geht dann noch ein paar Schritte und bricht schließlich zusammen).
Auch John Woo räumt ein in hohem Maße von den Gangsterfilmen Teruo Ishiis beeinflusst worden zu sein, sehr deutlich zu erkennen an dem stylischen Anzug Joes (weiß wie der von Chow Yun-Fat getragene in vielen seiner Filme) und dem edlen Mantel von Takakura. Eine höchst einflussreiche Szene also, in deren Kontext es noch bedauernswerter ist, dass der Rest des Films nicht besser ist.
Fazit:
Abashiri Prison: Longing for Home ist ein inhaltlich im Finale einflussreicher, aber in seiner Gesamtheit eher unterdurchschnittlicher Ninkyo-Film, der seine Mischung aus japanischen und westlichen Einflüssen eher unbeholfen und politisch wenig einfühlsam realisiert.
6 von 10 Punkten = Durchschnittlich!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 25. 05. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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