Atman (1975)
Ein Film von Toshio Matsumoto
Bewertung: 7 von 10 Punkten = Sehenswert!
Atman
Genre: Experimentalfilm
Regie: Toshio Matsumoto
Darsteller: -
Drehbuch: -
Kamera: Kenji Takama, Hiroshi Yamazaki
Musik: Toshi Ichiyanagi
12 Minuten, Color
Atman
Genre: Experimentalfilm
Regie: Toshio Matsumoto
Darsteller: -
Drehbuch: -
Kamera: Kenji Takama, Hiroshi Yamazaki
Musik: Toshi Ichiyanagi
12 Minuten, Color
Über den Sinn und Zweck des filmischen Avantgardismus lässt
sich streiten. Ihm angehörige Filme ergeben häufig nicht nur einfach keinen
Sinn, sondern haben auf den ersten Blick nicht mal eine Handlung. Deshalb kann
man viele dieser Filme leicht auf ihre blosse Funktion als Bilderbögen
reduzieren. Als solche üben sie aber oft eine große Faszination auf den
Zuschauer aus, zeigen sie doch Bilder jenseits aller Vorstellungskraft.
Ein Paradebeispiel für einen solchen Film ist wohl "Atman" des experimentellen Pioniers Toshio Matsumoto ("Funeral Parade of Roses"). Ein zwölfminütiger Kurzfilm, welcher nicht nur keine Handlung zu haben scheint, sondern auch mit seiner einzigartigen visuellen Gestaltung einen verstörenden Trip entfachen kann.
Story:
Im wortwörtlichen Zentrum des Films steht eine geheimnisvolle Gestalt, welche eine dämonische Maske trägt, während sich die Kamera beständig um das Wesen dreht.
Kritik:
Während der vollen zwölf Minuten reduziert der Kurzfilm seine gesamte Handlung auf die bloße Ansicht jener maskentragender Gestalt, welche scheinbar in einer Art Flussbett steht, während sich im Hintergrund Berge und Bäume abzeichnen. Die Kamera fährt in rasanter Geschwindigkeit um die Gestalt herum, wobei sie immer wieder in blitzschnellen Schnittfolgen zu einer Nahaufnahme auf die Maske der Figur springt, sich aber ebenso schnell wieder zurückzieht.
Schon dies sorgt für einen anstrengenden und irren Trip, doch hinzu kommt noch die stark stilisierte visuelle Ausgestaltung des Films. Fast immer dominiert ein greller Orange-Ton die Berglandschaft, die Bäume und auch die Gestalt selbst, welcher im starken Kontrast zum zwischen giftgrünen und hellblauen Farbtönen schwankenden Flussbett steht. Hinzu kommt noch der dissonante und pulsierend-elektronische Soundtrack des Komponisten Toshi Ichiyanagi.
Zusammen mit dem rasanten Schnitt und den grellen Farben sorgt sie für eine wahrlich zermürbenden, aber auch faszinierenden und sogartigen Trip, dessen Anblick man sich nur schwer entziehen kann. Über die Motive der Filmschaffenden und die Figur in Zentrum kann man freilich nur rätseln. Die Figur trägt die klassische No-Theater-Maske eines alten, eifersüchtigen Dämons, aber auch ob es sich bei ihr um den sogenannten Atman handelt, bleibt unklar.
Der Begriff Atman kommt aus der indischen Philosophie und kann als "Seele" übersetzt werden. Er stellt das individuelle Selbst und die Unzerstörbarkeit der ewigen Essenz des Geistes dar. Diese Einbezüge indischer Philosophie, vermischt mit klassischen japanischen Motiven gibt dem Film noch eine andere, etwas verstörende Note, doch allzu viel sollte man trotzdem nicht in ihn hinein interpretieren, schließlich stellt er wohl in erster Linie einen sogartigen LSD-Trip und eine kleine Fingerübung von einem der interessantesten Regisseur Japans dar.
Fazit:
"Atman" reduziert seine Handlung radikal zu bloßen Anspielungen auf philosophische und traditionelle Motive japanischer und indischer Kultur und ist so in erster Line als sogartiger und visuell mitreißender kleiner Trip zu betrachten. Mehr Fingerübung als echter Kurzfilm, aber als solche überaus faszinierend.
7 von 10 Punkten = sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 18. 03. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 17. 05. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Ein Paradebeispiel für einen solchen Film ist wohl "Atman" des experimentellen Pioniers Toshio Matsumoto ("Funeral Parade of Roses"). Ein zwölfminütiger Kurzfilm, welcher nicht nur keine Handlung zu haben scheint, sondern auch mit seiner einzigartigen visuellen Gestaltung einen verstörenden Trip entfachen kann.
Story:
Im wortwörtlichen Zentrum des Films steht eine geheimnisvolle Gestalt, welche eine dämonische Maske trägt, während sich die Kamera beständig um das Wesen dreht.
Kritik:
Während der vollen zwölf Minuten reduziert der Kurzfilm seine gesamte Handlung auf die bloße Ansicht jener maskentragender Gestalt, welche scheinbar in einer Art Flussbett steht, während sich im Hintergrund Berge und Bäume abzeichnen. Die Kamera fährt in rasanter Geschwindigkeit um die Gestalt herum, wobei sie immer wieder in blitzschnellen Schnittfolgen zu einer Nahaufnahme auf die Maske der Figur springt, sich aber ebenso schnell wieder zurückzieht.
Schon dies sorgt für einen anstrengenden und irren Trip, doch hinzu kommt noch die stark stilisierte visuelle Ausgestaltung des Films. Fast immer dominiert ein greller Orange-Ton die Berglandschaft, die Bäume und auch die Gestalt selbst, welcher im starken Kontrast zum zwischen giftgrünen und hellblauen Farbtönen schwankenden Flussbett steht. Hinzu kommt noch der dissonante und pulsierend-elektronische Soundtrack des Komponisten Toshi Ichiyanagi.
Zusammen mit dem rasanten Schnitt und den grellen Farben sorgt sie für eine wahrlich zermürbenden, aber auch faszinierenden und sogartigen Trip, dessen Anblick man sich nur schwer entziehen kann. Über die Motive der Filmschaffenden und die Figur in Zentrum kann man freilich nur rätseln. Die Figur trägt die klassische No-Theater-Maske eines alten, eifersüchtigen Dämons, aber auch ob es sich bei ihr um den sogenannten Atman handelt, bleibt unklar.
Der Begriff Atman kommt aus der indischen Philosophie und kann als "Seele" übersetzt werden. Er stellt das individuelle Selbst und die Unzerstörbarkeit der ewigen Essenz des Geistes dar. Diese Einbezüge indischer Philosophie, vermischt mit klassischen japanischen Motiven gibt dem Film noch eine andere, etwas verstörende Note, doch allzu viel sollte man trotzdem nicht in ihn hinein interpretieren, schließlich stellt er wohl in erster Linie einen sogartigen LSD-Trip und eine kleine Fingerübung von einem der interessantesten Regisseur Japans dar.
Fazit:
"Atman" reduziert seine Handlung radikal zu bloßen Anspielungen auf philosophische und traditionelle Motive japanischer und indischer Kultur und ist so in erster Line als sogartiger und visuell mitreißender kleiner Trip zu betrachten. Mehr Fingerübung als echter Kurzfilm, aber als solche überaus faszinierend.
7 von 10 Punkten = sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 18. 03. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 17. 05. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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