Die Tochter des Samurai (1937)
Ein Film von Arnold Fanck und Mansaku Itami
Bewertung: 5 von 10 Punkten = Schwach!
Atarashiki tsuchi
Genre: Gendai-geki, Propaganda-Film
Regie: Arnold Fanck, Mansaku Itami
Darsteller: Setsuko Hara (Mitsuko Yamato), Ruth Eweler (Gerda Storm), Sessue Hayakawa (Iwao Yamato), Isamu Kosugi (Teruo Yamato), Eiji Takagi (Kosaku Kanda), Haruyo Ichikawa (Hideko Kanda), Yuriko Hanabusa (Oiku), Kichiji Nakamura (Ikkan), Max Hinder (Priest), Masako Tokiwa, Kanae Murata (Child)
Drehbuch: Arnold Fanck
Kamera: Richard Angst, Walter Riml, Isamu Ueda
Musik: Kosaku Yamada
Dr. Arnold Fanck-Film, Berlin, J.O. Studio, Nikkatsu, Towa Shoji-Film
120 Minuten, S/W
Atarashiki tsuchi
Genre: Gendai-geki, Propaganda-Film
Regie: Arnold Fanck, Mansaku Itami
Darsteller: Setsuko Hara (Mitsuko Yamato), Ruth Eweler (Gerda Storm), Sessue Hayakawa (Iwao Yamato), Isamu Kosugi (Teruo Yamato), Eiji Takagi (Kosaku Kanda), Haruyo Ichikawa (Hideko Kanda), Yuriko Hanabusa (Oiku), Kichiji Nakamura (Ikkan), Max Hinder (Priest), Masako Tokiwa, Kanae Murata (Child)
Drehbuch: Arnold Fanck
Kamera: Richard Angst, Walter Riml, Isamu Ueda
Musik: Kosaku Yamada
Dr. Arnold Fanck-Film, Berlin, J.O. Studio, Nikkatsu, Towa Shoji-Film
120 Minuten, S/W
"Die Tochter des Samurai" markiert eine der ersten Gemeinschaftsproduktionen zwischen japanischen Filmproduktionsstätten und denen eines europäischen Landes, in diesem Fall dem Nazideutschland der 1930er Jahre. Eine Kooperation zweier imperialistischer Terror-Regime also, die ganz im Zeichen der Propaganda stand.
Japan hatte gerade den Antikominternpakt mit Deutschland unterzeichnet, mit welchem dem internationalen Kommunismus Einhalt geboten werden sollte. Als Einführung von Deutschlands neuem Partner war jener gemeinsame Film initiiert worden, der, nach Donald Richies Angaben, die "Einheit des Nazi-Gruppengeistes und dem rassischen Geist der Japaner im Widerspruch zu dem schwachen Geist der Demokratien" hochhalten sollte. (1)
Mit Dr. Arnold Fanck wurde dann auf deutscher Seite auch ein überzeugter Nationalsozialist als Regisseur angeheuert, der eine feierliche Hymne auf das vereinende Ideal der Selbstaufopferung inszenieren wollte. Kurioserweise wurde ihm mit Mansaku Itami aber ein japanische Regisseur zur Seite gestellt, der sich mit ironischen und unheroischen Jidai-geki einen Namen gemacht hatte und für seine liberalen Ansichten berüchtigt war.
Itami witterte dann auch schnell eine propagandistisch motivierte Fehlinterpretation des japanischen Lebens durch Dr. Fanck und bezeichnete den Film als "unrechtens". Die ideologischen Differenzen zwischen dem rechtsgerichteten Fanck und dem liberalen Itami bewiesen sich schließlich als unüberbrückbar, so dass eine Zusammenarbeit nicht mehr möglich war und zwei Versionen des Films, eine japanische, "Atarashiki tsuchi" AKA. "The New Earth" und eine deutsche, "Die Tochter des Samurai" angefertigt wurden.
Die für dieses Review vorliegende deutsche Version offenbart dann auch schnell, was Itami mit der "Fehlinterpretation des japanischen Lebens" meinte und zeigt zudem auf faszinierende Weise, wie stark die ideologischen Unterschiede Nazideutschlands und des imperialistischen Japans, zumindest in den Köpfen der Menschen, trotz ähnlicher Ziele und gleichem faschistischen Grundmuster doch waren.
Story:
Nach langem Studienaufenthalt in Deutschland kehrt Teruo Yamato (Isamu Kosugi) gemeinsam mit der deutschen Reporterin Gerda Storm (Ruth Eweler) in sein Heimatland zurück. Doch die Freude über die Rückkehr nach Japan wird von der bevorstehenden Zwangsheirat zwischen ihm und Mitsuko (Setsuko Hara), der Tochter seines Adoptivvaters, getrübt, denn in seiner Zeit in Deutschland hat Teruo gelernt, westliche Werte wie Individualität und Freiheit zu schätzen, weswegen er nun mit den alten Traditionen der japanischen Gesellschaft brechen will. Zum Glück steht ihm Gerda zur Seite, die versucht, ihm die Nichtigkeit des Individuums zum Wohle der Gesellschaft, wie sie in der Ideologie ihrer beiden Länder hochgehalten wird, wieder näher zu bringen....
Kritik:
In erster Linie ist "Die Tochter des Samurai" ein Propaganda-Film, der den Kulturaustausch zwischen Deutschland und Japan fördern und der deutschen Bevölkerung die Kultur der Japaner näher bringen sollte. Glaubt man dem deutschen Text meines DVD-Covers, so würde der vorliegende Film "einen seltenen Einblick in das Japan der 30er Jahre" bieten. Eine Aussage, die schon deshalb fragwürdig erscheint, da die Beteiligung eines japanischen Regisseurs, Mansaku Itami, in den Cast-Angaben vollkommen unterschlagen wird.
Rechtfertigend kann man einwerfen, dass "Die Tochter des Samurai" eher ein Arnold Fanck-Film ist und wenig mit dem Oeuvre Itamis, nur ausgewählt, da er der Top-Regisseur der produzierenden J.O Studios war, gemein hat. Anstelle also einen tiefgründigen Einblick in die japanische Gesellschaft der 30er Jahre zu bieten, zeichnet der Film ein idealisiertes und romantisiertes Japan aus der Sicht eines Ausländers, indem Fabrikarbeiter glücklich ihre Arbeit verrichten und junge Mädchen in der Früh zum Strand laufen, um inmitten einer idyllischen Landschaft zahme Rehkitze zu füttern.
Auch die Bilder, aufgenommen von gleich drei Kameramännern, bieten zwar teils eindrucksvolle Aufnahmen japanischer Landschaften und Städte und imitieren gekonnt die niedrigen Kamerapositionen japanischer Innenaufnahmen, doch entbehren völlig jener einzigartigen Symbolik, wie sie normalerweise selbst der unprätentiöseste Programmfilm aus Japan zu bieten hat, weswegen sie nie über das ästhetische Niveau eines Postkarten-Drucks hinauswachsen können.
Ein Beispiel hierfür bietet etwa der häufige Einsatz von Kirschblüten, die in japanischen Filmen stets als Symbol für Vergänglichkeit und Tod gezeigt werden, hier aber nur exotische Kulisse im Sinne einer Verklärung des Fremden sind. Auch das in japanischen Filmen selten verwendete Motiv des Vulkans Mt. Aso scheint eher als Ausrede eingebunden worden zu sein, den Bergfilmer Fanck in ein bekanntes Territorium zu betten, als ein besonders überzeugendes Symbol für "den vulkangleichen Selbstaufopferungsgeist der Japaner", wie es Fanck formulierte, darzustellen.
Insofern bleibt "Die Tochter des Samurai" in seiner Darstellung des japanischen Lebens immer an der Oberfläche und zeugt so bei aller vorgegaukelter Einigkeit der beiden Länder vor allem vom völligen Unverständnis der deutschen Propaganda für die japanische Gesellschaft. Wenig überraschend wurde der Film dann auch von japanischen Kritikern verrissen und ging als kommerzielles Desaster in die Filmgeschichte ein.
In Japan sprach man seiner Zeit von einem "fadenscheinigen Werk, nicht halb so realistisch wie der Regisseur [Fanck] es gedacht hat". Noch im Jahre 1941 schrieb der Filmkritiker Tsutomu Sawamura, dass der Film "nichts mehr als den Versuch darstellt, im Wesentlichen fremde Nazi-Propaganda aus japanischem Rohmaterial zu formen". Ein für jene Zeit erstaunliches Statement, welches man bei allem Verständnis für die harsche Kritik aber auch aus seiner Zeit heraus beurteilen muss.
Mehr als ein objektives Statement, mag eine solche Kritik zu jener Zeit eher Ausdruck des nationalistischen Stolzes des japanischen Kritikers gewesen sein, der die angebliche Einzigartigkeit der japanischen Ideologie hervorstreichen wollte, denn schließlich war auch die Propaganda der japanischen Militaristen im Wesentlichen fremde Ideologie, die geschaffen und auf das japanische Volk projiziert wurde, um den japanischen Imperialismus voranzutreiben.
Außerdem bleibt "Die Tochter des Samurai" über weite Stecken von derartiger Propaganda verschohnt und ist sichtlich bemüht, nicht mehr als ein Beitrag zum Austausch der beiden Kulturen zu sein. Wenn dann aber in kurzen Dialogen doch einmal faschistoide Motive angeschnitten werden, dann geschieht dies auf subtile Art, etwa wenn Held Teruo beklagt, dass Japan "so wenig Land für soviele Menschen böte" und damit den von Japan zur selben Zeit errichteten Marionettenstaat Mandschuko in der Mandschurei rechtfertigt.
Zusammengenommen mit einem konstanten Appell an die Nichtigkeit des Individuums zugunsten des gesamten Volkes sind diese Propaganda-Töne betont leise, weshalb man sich fragen kann, ob der von der japanischen Kritik proklamierte Unterschied zwischen der japanischen und der westlichen Ideologie tatsächlich substantieller oder doch nur formeller Natur ist. Worin besteht denn letztlich der Unterschied zwischen dem "ehrenvollen" Tod für den Führer und dem japanischen Kaiser oder dem deutschen Einmarsch in den Osten und dem japanischen Einmarsch in China?
Abgesehen von seiner Stellung als Kuriosum der Filmgeschichte und der Diskussion um die kulturellen Differenzen ist "Die Tochter des Samurai" eigentlich nicht der Rede wert. Als Studie der japanischen Gesellschaft ist der Film unbrauchbar, dramaturgisch dröge und langatmig und erschöpft sich in schier endlosen Aufnahmen idealisierter japanischer Landschaften, ohne viel Wert auf eine ansprechende Handlung und interessante Charaktere zu legen.
Zumindest eine ausgleichende Qualität besitzt "Die Tochter des Samurai": Die junge Setsuko Hara ist wie gewohnt bezaubernd in ihrer Rolle als Mitsuko. Der Film stellt eine willkommene Gelegenheit für ihre vielen Fans dar, den späteren Superstar und die Lieblingsdarstellerin Yasujiro Ozus ganz am Anfang ihrer Karriere zu sehen, also empfehle ich, die fragwürdige Propaganda einfach zu ignorieren.
Fazit:
"Die Tochter des Samurai" ist ein dröger und langatmiger Propaganda-Film, der ein verklärtes Bild der japanischen Gesellschaft aus der Sicht eines Ausländers zeichnet, ohne damit jemals in die Tiefe zu dringen, weshalb er allenfalls als historisches Kuriosum und natürlich als kleine Kostprobe des Talents der jungen Setsuko Hara eine gewissen Wert besitzt.
5 von 10 Punkten = Schwach!
P.S:
Die deutsche DVD ist leider unbrauchbar, nicht nur wegen dem Fehlurteil des DVD-Covers, der Film würde einen faszinierenden Einblick in die japanische Gesellschaft der 1930er bieten (als es ob es dafür einen deutschen Regisseur benötigt hätte: Siehe etwa Mikio Naruse, Yasujiro Ozu oder Heinosuke Gosho), sondern auch weil sämtliche japanische Szenen keine Untertitel enthalten und somit die Hälfte des Films für den durchschnittlichen westlichen Filmfan unverständlich ist.
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 27. 03. 2014
Zweitveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 24. 04. 2014
Geschrieben von Pablo Knote
Japan hatte gerade den Antikominternpakt mit Deutschland unterzeichnet, mit welchem dem internationalen Kommunismus Einhalt geboten werden sollte. Als Einführung von Deutschlands neuem Partner war jener gemeinsame Film initiiert worden, der, nach Donald Richies Angaben, die "Einheit des Nazi-Gruppengeistes und dem rassischen Geist der Japaner im Widerspruch zu dem schwachen Geist der Demokratien" hochhalten sollte. (1)
Mit Dr. Arnold Fanck wurde dann auf deutscher Seite auch ein überzeugter Nationalsozialist als Regisseur angeheuert, der eine feierliche Hymne auf das vereinende Ideal der Selbstaufopferung inszenieren wollte. Kurioserweise wurde ihm mit Mansaku Itami aber ein japanische Regisseur zur Seite gestellt, der sich mit ironischen und unheroischen Jidai-geki einen Namen gemacht hatte und für seine liberalen Ansichten berüchtigt war.
Itami witterte dann auch schnell eine propagandistisch motivierte Fehlinterpretation des japanischen Lebens durch Dr. Fanck und bezeichnete den Film als "unrechtens". Die ideologischen Differenzen zwischen dem rechtsgerichteten Fanck und dem liberalen Itami bewiesen sich schließlich als unüberbrückbar, so dass eine Zusammenarbeit nicht mehr möglich war und zwei Versionen des Films, eine japanische, "Atarashiki tsuchi" AKA. "The New Earth" und eine deutsche, "Die Tochter des Samurai" angefertigt wurden.
Die für dieses Review vorliegende deutsche Version offenbart dann auch schnell, was Itami mit der "Fehlinterpretation des japanischen Lebens" meinte und zeigt zudem auf faszinierende Weise, wie stark die ideologischen Unterschiede Nazideutschlands und des imperialistischen Japans, zumindest in den Köpfen der Menschen, trotz ähnlicher Ziele und gleichem faschistischen Grundmuster doch waren.
Story:
Nach langem Studienaufenthalt in Deutschland kehrt Teruo Yamato (Isamu Kosugi) gemeinsam mit der deutschen Reporterin Gerda Storm (Ruth Eweler) in sein Heimatland zurück. Doch die Freude über die Rückkehr nach Japan wird von der bevorstehenden Zwangsheirat zwischen ihm und Mitsuko (Setsuko Hara), der Tochter seines Adoptivvaters, getrübt, denn in seiner Zeit in Deutschland hat Teruo gelernt, westliche Werte wie Individualität und Freiheit zu schätzen, weswegen er nun mit den alten Traditionen der japanischen Gesellschaft brechen will. Zum Glück steht ihm Gerda zur Seite, die versucht, ihm die Nichtigkeit des Individuums zum Wohle der Gesellschaft, wie sie in der Ideologie ihrer beiden Länder hochgehalten wird, wieder näher zu bringen....
Kritik:
In erster Linie ist "Die Tochter des Samurai" ein Propaganda-Film, der den Kulturaustausch zwischen Deutschland und Japan fördern und der deutschen Bevölkerung die Kultur der Japaner näher bringen sollte. Glaubt man dem deutschen Text meines DVD-Covers, so würde der vorliegende Film "einen seltenen Einblick in das Japan der 30er Jahre" bieten. Eine Aussage, die schon deshalb fragwürdig erscheint, da die Beteiligung eines japanischen Regisseurs, Mansaku Itami, in den Cast-Angaben vollkommen unterschlagen wird.
Rechtfertigend kann man einwerfen, dass "Die Tochter des Samurai" eher ein Arnold Fanck-Film ist und wenig mit dem Oeuvre Itamis, nur ausgewählt, da er der Top-Regisseur der produzierenden J.O Studios war, gemein hat. Anstelle also einen tiefgründigen Einblick in die japanische Gesellschaft der 30er Jahre zu bieten, zeichnet der Film ein idealisiertes und romantisiertes Japan aus der Sicht eines Ausländers, indem Fabrikarbeiter glücklich ihre Arbeit verrichten und junge Mädchen in der Früh zum Strand laufen, um inmitten einer idyllischen Landschaft zahme Rehkitze zu füttern.
Auch die Bilder, aufgenommen von gleich drei Kameramännern, bieten zwar teils eindrucksvolle Aufnahmen japanischer Landschaften und Städte und imitieren gekonnt die niedrigen Kamerapositionen japanischer Innenaufnahmen, doch entbehren völlig jener einzigartigen Symbolik, wie sie normalerweise selbst der unprätentiöseste Programmfilm aus Japan zu bieten hat, weswegen sie nie über das ästhetische Niveau eines Postkarten-Drucks hinauswachsen können.
Ein Beispiel hierfür bietet etwa der häufige Einsatz von Kirschblüten, die in japanischen Filmen stets als Symbol für Vergänglichkeit und Tod gezeigt werden, hier aber nur exotische Kulisse im Sinne einer Verklärung des Fremden sind. Auch das in japanischen Filmen selten verwendete Motiv des Vulkans Mt. Aso scheint eher als Ausrede eingebunden worden zu sein, den Bergfilmer Fanck in ein bekanntes Territorium zu betten, als ein besonders überzeugendes Symbol für "den vulkangleichen Selbstaufopferungsgeist der Japaner", wie es Fanck formulierte, darzustellen.
Insofern bleibt "Die Tochter des Samurai" in seiner Darstellung des japanischen Lebens immer an der Oberfläche und zeugt so bei aller vorgegaukelter Einigkeit der beiden Länder vor allem vom völligen Unverständnis der deutschen Propaganda für die japanische Gesellschaft. Wenig überraschend wurde der Film dann auch von japanischen Kritikern verrissen und ging als kommerzielles Desaster in die Filmgeschichte ein.
In Japan sprach man seiner Zeit von einem "fadenscheinigen Werk, nicht halb so realistisch wie der Regisseur [Fanck] es gedacht hat". Noch im Jahre 1941 schrieb der Filmkritiker Tsutomu Sawamura, dass der Film "nichts mehr als den Versuch darstellt, im Wesentlichen fremde Nazi-Propaganda aus japanischem Rohmaterial zu formen". Ein für jene Zeit erstaunliches Statement, welches man bei allem Verständnis für die harsche Kritik aber auch aus seiner Zeit heraus beurteilen muss.
Mehr als ein objektives Statement, mag eine solche Kritik zu jener Zeit eher Ausdruck des nationalistischen Stolzes des japanischen Kritikers gewesen sein, der die angebliche Einzigartigkeit der japanischen Ideologie hervorstreichen wollte, denn schließlich war auch die Propaganda der japanischen Militaristen im Wesentlichen fremde Ideologie, die geschaffen und auf das japanische Volk projiziert wurde, um den japanischen Imperialismus voranzutreiben.
Außerdem bleibt "Die Tochter des Samurai" über weite Stecken von derartiger Propaganda verschohnt und ist sichtlich bemüht, nicht mehr als ein Beitrag zum Austausch der beiden Kulturen zu sein. Wenn dann aber in kurzen Dialogen doch einmal faschistoide Motive angeschnitten werden, dann geschieht dies auf subtile Art, etwa wenn Held Teruo beklagt, dass Japan "so wenig Land für soviele Menschen böte" und damit den von Japan zur selben Zeit errichteten Marionettenstaat Mandschuko in der Mandschurei rechtfertigt.
Zusammengenommen mit einem konstanten Appell an die Nichtigkeit des Individuums zugunsten des gesamten Volkes sind diese Propaganda-Töne betont leise, weshalb man sich fragen kann, ob der von der japanischen Kritik proklamierte Unterschied zwischen der japanischen und der westlichen Ideologie tatsächlich substantieller oder doch nur formeller Natur ist. Worin besteht denn letztlich der Unterschied zwischen dem "ehrenvollen" Tod für den Führer und dem japanischen Kaiser oder dem deutschen Einmarsch in den Osten und dem japanischen Einmarsch in China?
Abgesehen von seiner Stellung als Kuriosum der Filmgeschichte und der Diskussion um die kulturellen Differenzen ist "Die Tochter des Samurai" eigentlich nicht der Rede wert. Als Studie der japanischen Gesellschaft ist der Film unbrauchbar, dramaturgisch dröge und langatmig und erschöpft sich in schier endlosen Aufnahmen idealisierter japanischer Landschaften, ohne viel Wert auf eine ansprechende Handlung und interessante Charaktere zu legen.
Zumindest eine ausgleichende Qualität besitzt "Die Tochter des Samurai": Die junge Setsuko Hara ist wie gewohnt bezaubernd in ihrer Rolle als Mitsuko. Der Film stellt eine willkommene Gelegenheit für ihre vielen Fans dar, den späteren Superstar und die Lieblingsdarstellerin Yasujiro Ozus ganz am Anfang ihrer Karriere zu sehen, also empfehle ich, die fragwürdige Propaganda einfach zu ignorieren.
Fazit:
"Die Tochter des Samurai" ist ein dröger und langatmiger Propaganda-Film, der ein verklärtes Bild der japanischen Gesellschaft aus der Sicht eines Ausländers zeichnet, ohne damit jemals in die Tiefe zu dringen, weshalb er allenfalls als historisches Kuriosum und natürlich als kleine Kostprobe des Talents der jungen Setsuko Hara eine gewissen Wert besitzt.
5 von 10 Punkten = Schwach!
P.S:
Die deutsche DVD ist leider unbrauchbar, nicht nur wegen dem Fehlurteil des DVD-Covers, der Film würde einen faszinierenden Einblick in die japanische Gesellschaft der 1930er bieten (als es ob es dafür einen deutschen Regisseur benötigt hätte: Siehe etwa Mikio Naruse, Yasujiro Ozu oder Heinosuke Gosho), sondern auch weil sämtliche japanische Szenen keine Untertitel enthalten und somit die Hälfte des Films für den durchschnittlichen westlichen Filmfan unverständlich ist.
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 27. 03. 2014
Zweitveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 24. 04. 2014
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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