Don't Tell the Wife (1937)
Ein Film von Minoru Shibuya

Bewertung: 7 von 10 Punkten = Sehenswert!
Okusama ni shirasu bekarazu
Genre: Gendai-geki, Comedy, Musical
Regie: Minoru Shibuya
Darsteller: Tatsuo Saito (Yokoyama), Fumiko Okamura (Fumiko), Takeshi Sakamoto (Kawada), Mitsuko Yoshikawa (Mitsuko), Mitsuko Mito (Ohatsu), Yoshiko Tsubouchi (Tsutamura), Chishu Ryu (George), Mitsuko Higashiyama, Reiko Tani, Kenji Oyama, Kosaku Nambu, Kinuko Wakamizu
Drehbuch: Tadao Ikeda, Yutaka Okada (Vorlage: Richard Connell)
Kamera: Joji Ohara
Musik: Keizo Horiuchi
Shochiku, 61 Minuten, S/W
Okusama ni shirasu bekarazu
Genre: Gendai-geki, Comedy, Musical
Regie: Minoru Shibuya
Darsteller: Tatsuo Saito (Yokoyama), Fumiko Okamura (Fumiko), Takeshi Sakamoto (Kawada), Mitsuko Yoshikawa (Mitsuko), Mitsuko Mito (Ohatsu), Yoshiko Tsubouchi (Tsutamura), Chishu Ryu (George), Mitsuko Higashiyama, Reiko Tani, Kenji Oyama, Kosaku Nambu, Kinuko Wakamizu
Drehbuch: Tadao Ikeda, Yutaka Okada (Vorlage: Richard Connell)
Kamera: Joji Ohara
Musik: Keizo Horiuchi
Shochiku, 61 Minuten, S/W
Read the English version of this review at easternkicks.com.
Obgleich er im Westen nicht besonders bekannt ist, gehört Minoru Shibuya zu den großen Regisseuren des Shomin-geki, des Films über die japanische Mittelklasse. Als Nachwuchstalent bei Shochiku studierte er zusammen mit Regisseuren wie Keisuke Kinoshita und Heinosuke Gosho unter dem legendären Pionier Yasujiro Shimazu, dessen harte Ausbildung seinen Schülern das Zeichnen vielschichtiger Charakter und sozialer Milieus lehrte.
Wie alle großen Regisseure des Genres besaß auch Shibuya eine unverkennbare Lebensphilosophie, die sich durch seine Geschichten über den Alltag der normalen Japaner zog. In seinem Fall war dies ein satirischer, oftmal bitterböser, aber doch empathischer Blick auf den Menschen. Shibuya wagte es, über seine Protagonisten zu lachen, ohne aber diese als reine Karikaturen zu entmenschlichen.
Schon in Shibuyas Regiedebüt ist diese Tendenz zur satirischen Überhöhung zu erkennen. "Don't Tell the Wife" ist eine kleine, nicht einmal einstündige Komödie, deren Ablehnung des Stils der sozialkritischen Melodramen eines Yasujiro Shimazu jedoch bereits den Auftritt eines neuen eigenständigen Kopfes in der japanischen Filmwelt ankündigt.
Story:
Shinichiro Yokoyama (Tatsuo Saito) leidet unter dem strengen Regieme seiner beleibten Ehefrau (Fumiko Okamura). In seiner Freizeit treibt er sich am liebsten in Bars rum, statt Zeit mit seiner drakonischen Gemahlin zu verbringen. Auch Bunkichi Kawada (Takeshi Sakamoto) bevorzugt die Gesellschaft hübscher Bar-Hostessen gegenüber der seiner nicht minder streitlustigen Ehefrau (Mitsuko Yoshikawa). Als es zum Streit der beiden Ehefrauen bei einer zufälligen Begegnung kommt, verlangen die beiden Furien Vergeltung am Ehemann der jeweils anderen. Eine Forderung, die Yokoyama und Kawada, zwei ausgesprochene Feiglinge, Angstschweiß auf die Stirn treibt...
Kritik:
Zum Standard-Repertoire des Shomin-geki gehört die Rolle der schwachen und devoten Ehefrau, zu sehen etwa in Shimazus "So Goes My Love" (Ai yori ai e, 1938), die unter der Kälte ihres indifferenten Mannes leidet. In "Don't Tell the Wife" kehrt Shibuya das Rollenverhältnis um und überzieht es ins Absurde. Hier sind es zwei verweichlichte, weinerliche Männer, die unter der Fuchtel zweier wahrlicher monströser Weibsbilder stehen.
Natürlich schwelgen die beiden trotzdem in ihrer Männlichkeit und lassen keinen Moment aus, das "schwache Wesen" der Frau an sich zu proklamieren. Doch alle Selbstsicherheit verschwindet urplötzlich, als die Frauen eine Prügelei zwischen den beiden fordern. Während Kawada sich vergeblich am Stemmen seiner Blumentöpfe versucht, verfasst Yokoyama vorsichtshalber schon mal sein Testament...
Shibuya inszeniert diese überzogene Farce mit dem flotten Tempo einer Screw-Ball-Komödie und betont westlichem Flair. Bei einem der stets einseitig ausgefochtenen Argumente, es sind immer die Frauen, die ihren Willen durchbringen, fallen etwa in kurzer Abfolge die Namen Don Roba, Christus, Greta Garbo, Marlene Dietrich und Simeon Simon.
Erstaunlich, besonders im Kontext ders Erscheinungsdatums: 1937, das Jahr des Zweiten Sino-Japanischen Krieges. Eine Zeit der japanischen Militarisierung und Fremdenfeindlichkeit, die schon bald im Pazifikkrieg münden sollte. Heute ist es genau dieser modernistische Touch, gepaart mit einem respektlosen, schwarzen Humor, der "Don't Tell the Wife" sehenswert macht.
Aber auch im Kontext seines Genres, das in dieser Zeit häufig zum tränreichen Melodrama neigte, ist der Film bemerkenswert erfrischend. Vorallem die beiden Hauptdarsteller sorgen mit humoristisch überzogenen Performances für diese Unsentimentalität. Tatsuo Saito, der profilierteste Star des Shomin-geki, trifft auf seinen nicht minder produktiven Genregenoßen Takeshi Sakamoto. Zwei Stars, deren komödiantisches Talent Gold wert ist.
Letztendlich ist "Don't Tell the Wife" nicht viel mehr als eine kleine, unscheinbare Komödie, deren größte Stärke im konsequenten Durchziehen ihrer satirischen Prämisse liegt. In der letzten Szene reden sich die beiden Männer aufmunternd zu: "Eines Tages werden wir unsere Frauen dominieren!". "Doch wie lange wird es dauern?". "Eine ganzes Leben...", seufzt Yokoyama und die beiden nicken sich verständnisvoll zu.
Fazit:
"Don't Tell the Wife" ist eine betont kleine, aber temporeich inszenierte, gelungene Shomin-geki-Komödie, die bereits den satirischen Stil ihres Regisseurs erahnen lässt und sich besonders durch den Verzicht auf die im Genre prevälente Melodramatik auszeichnet.
7 von 10 Punkten = Sehenswert!
Erstveröffentlichung als englische Version dieser Kritik auf easternkicks.com am 20.07.2016
Zweitveröffentichung auf "nippon-kino.net" am 27. 07. 2016
Geschrieben von Pablo Knote
Obgleich er im Westen nicht besonders bekannt ist, gehört Minoru Shibuya zu den großen Regisseuren des Shomin-geki, des Films über die japanische Mittelklasse. Als Nachwuchstalent bei Shochiku studierte er zusammen mit Regisseuren wie Keisuke Kinoshita und Heinosuke Gosho unter dem legendären Pionier Yasujiro Shimazu, dessen harte Ausbildung seinen Schülern das Zeichnen vielschichtiger Charakter und sozialer Milieus lehrte.
Wie alle großen Regisseure des Genres besaß auch Shibuya eine unverkennbare Lebensphilosophie, die sich durch seine Geschichten über den Alltag der normalen Japaner zog. In seinem Fall war dies ein satirischer, oftmal bitterböser, aber doch empathischer Blick auf den Menschen. Shibuya wagte es, über seine Protagonisten zu lachen, ohne aber diese als reine Karikaturen zu entmenschlichen.
Schon in Shibuyas Regiedebüt ist diese Tendenz zur satirischen Überhöhung zu erkennen. "Don't Tell the Wife" ist eine kleine, nicht einmal einstündige Komödie, deren Ablehnung des Stils der sozialkritischen Melodramen eines Yasujiro Shimazu jedoch bereits den Auftritt eines neuen eigenständigen Kopfes in der japanischen Filmwelt ankündigt.
Story:
Shinichiro Yokoyama (Tatsuo Saito) leidet unter dem strengen Regieme seiner beleibten Ehefrau (Fumiko Okamura). In seiner Freizeit treibt er sich am liebsten in Bars rum, statt Zeit mit seiner drakonischen Gemahlin zu verbringen. Auch Bunkichi Kawada (Takeshi Sakamoto) bevorzugt die Gesellschaft hübscher Bar-Hostessen gegenüber der seiner nicht minder streitlustigen Ehefrau (Mitsuko Yoshikawa). Als es zum Streit der beiden Ehefrauen bei einer zufälligen Begegnung kommt, verlangen die beiden Furien Vergeltung am Ehemann der jeweils anderen. Eine Forderung, die Yokoyama und Kawada, zwei ausgesprochene Feiglinge, Angstschweiß auf die Stirn treibt...
Kritik:
Zum Standard-Repertoire des Shomin-geki gehört die Rolle der schwachen und devoten Ehefrau, zu sehen etwa in Shimazus "So Goes My Love" (Ai yori ai e, 1938), die unter der Kälte ihres indifferenten Mannes leidet. In "Don't Tell the Wife" kehrt Shibuya das Rollenverhältnis um und überzieht es ins Absurde. Hier sind es zwei verweichlichte, weinerliche Männer, die unter der Fuchtel zweier wahrlicher monströser Weibsbilder stehen.
Natürlich schwelgen die beiden trotzdem in ihrer Männlichkeit und lassen keinen Moment aus, das "schwache Wesen" der Frau an sich zu proklamieren. Doch alle Selbstsicherheit verschwindet urplötzlich, als die Frauen eine Prügelei zwischen den beiden fordern. Während Kawada sich vergeblich am Stemmen seiner Blumentöpfe versucht, verfasst Yokoyama vorsichtshalber schon mal sein Testament...
Shibuya inszeniert diese überzogene Farce mit dem flotten Tempo einer Screw-Ball-Komödie und betont westlichem Flair. Bei einem der stets einseitig ausgefochtenen Argumente, es sind immer die Frauen, die ihren Willen durchbringen, fallen etwa in kurzer Abfolge die Namen Don Roba, Christus, Greta Garbo, Marlene Dietrich und Simeon Simon.
Erstaunlich, besonders im Kontext ders Erscheinungsdatums: 1937, das Jahr des Zweiten Sino-Japanischen Krieges. Eine Zeit der japanischen Militarisierung und Fremdenfeindlichkeit, die schon bald im Pazifikkrieg münden sollte. Heute ist es genau dieser modernistische Touch, gepaart mit einem respektlosen, schwarzen Humor, der "Don't Tell the Wife" sehenswert macht.
Aber auch im Kontext seines Genres, das in dieser Zeit häufig zum tränreichen Melodrama neigte, ist der Film bemerkenswert erfrischend. Vorallem die beiden Hauptdarsteller sorgen mit humoristisch überzogenen Performances für diese Unsentimentalität. Tatsuo Saito, der profilierteste Star des Shomin-geki, trifft auf seinen nicht minder produktiven Genregenoßen Takeshi Sakamoto. Zwei Stars, deren komödiantisches Talent Gold wert ist.
Letztendlich ist "Don't Tell the Wife" nicht viel mehr als eine kleine, unscheinbare Komödie, deren größte Stärke im konsequenten Durchziehen ihrer satirischen Prämisse liegt. In der letzten Szene reden sich die beiden Männer aufmunternd zu: "Eines Tages werden wir unsere Frauen dominieren!". "Doch wie lange wird es dauern?". "Eine ganzes Leben...", seufzt Yokoyama und die beiden nicken sich verständnisvoll zu.
Fazit:
"Don't Tell the Wife" ist eine betont kleine, aber temporeich inszenierte, gelungene Shomin-geki-Komödie, die bereits den satirischen Stil ihres Regisseurs erahnen lässt und sich besonders durch den Verzicht auf die im Genre prevälente Melodramatik auszeichnet.
7 von 10 Punkten = Sehenswert!
Erstveröffentlichung als englische Version dieser Kritik auf easternkicks.com am 20.07.2016
Zweitveröffentichung auf "nippon-kino.net" am 27. 07. 2016
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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