Heroic Purgatory (1970)
Ein Film von Yoshishige Yoshida
Bewertung: 7 von 10 Punkten = Sehenswert!
Rengoku eroica
Genre: Nuberu Bagu, Gendai-geki
Regie: Yoshishige Yoshida
Darsteller: Mariko Okada (Nanako), Kaizo Kamoda, Naho Kimura (Jyoko), Yoshiaki Makita (Shu), Kaneko Iwasaki (Atsuko), Toru Takeuchi (Kiyoshi), Kazumi Tsutsui (Ayu)
Drehbuch: Masahiro Yamada
Kamera: Genkichi Hasegawa
Musik: ?
B/W, Art Theatre Guild, Gendai Eigasha, 118 Minuten
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Rengoku eroica
Genre: Nuberu Bagu, Gendai-geki
Regie: Yoshishige Yoshida
Darsteller: Mariko Okada (Nanako), Kaizo Kamoda, Naho Kimura (Jyoko), Yoshiaki Makita (Shu), Kaneko Iwasaki (Atsuko), Toru Takeuchi (Kiyoshi), Kazumi Tsutsui (Ayu)
Drehbuch: Masahiro Yamada
Kamera: Genkichi Hasegawa
Musik: ?
B/W, Art Theatre Guild, Gendai Eigasha, 118 Minuten
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Heroic Purgatory ist der erste Teil von Yoshishige Yoshidas
„Sex und Politik-Trilogie“, welche von der Filmbiografie „Coup D'Etat“ über den
faschistischen Schriftsteller Kita Ikki abgeschlossen wurde und mit ihrem
Mittelteil „Eros und Massacre“ das bekannteste Werk des Regisseurs
hervorbrachte.
Nur eine relative Bekanntheit allerdings, denn im Gegensatz zu seinen berühmten Kollegen wie Nagisa Oshima oder Masahiro Shinoda verbleibt der ambitionierte Regisseur der japanischen Novelle Vogue (Nuberu Bagu) bis heute weitgehendst unbekannt und erfreut sich höchstens unter eingefleischten Kennern des japanischen Films einer gewissen Beliebtheit.
Dort gilt er als der radikalste und experimentellste der gesamten Nuberu Bagu-Bewegung, ein Regisseur, der durch seine antikommerziellen und provokativen Filme schockte und dessen Stil starke Einflüsse von Filmemachern wie Godard und Antonioni, aber auch Yasujiro Ozu erkennen lässt. Einflüsse, wie sie besonders hier in Heroic Purgatory klar ersichtlich werden, wenn auch nicht immer zu ihrem Vorteil.
Im Gegensatz zu den manchmal etwas zu technisch bestimmten Werken der französischen Novelle Vogue, bietet die von Faschismus und sozialen Missständen geprägte japanische Geschichte auch inhaltlich ein wesentlich kritischeres und vielschichtigeres Feld für rebellische Filmemacher, als die zum Zeitpunkt vergleichsweise friedliche und geordnete französische Geschichte.
Doch genau diese rebellische Energie will sich bei Heroic Purgatory nur selten finden und was ein bewegendes Meisterwerk über die Relativität der Wahrheit und die wahre Liebe hätte werden sollen, ist letztendlich ein häufig sperriges und prätentiöses Werk, welches dem Zuschauer trotzdem einige Szenen bewegender Filmkunst bieten kann.
Story:
Auf dem Weg nach Hause findet Nanako (Mariko Okada), die Frau des berühmten Atomingenieurs Rikiya Shoda (evtl. Kaizo Kamada), welcher gerade an der Entwicklung spezieller Laserstahlen arbeitet, ein verwirrtes Mädchen, welches sich als Ayu (evtl. Kazumi Tsutsui) vorstellt. Sie bringt das Mädchen zu sich nach Hause, wo plötzlich ein mysteriöser Mann an die Tür klopft und sich als Vater des Mädchens vorstellt. Doch die verängstigte Ayu will davon nichts wissen und beginnt statt dessen Rikiya und Nanako als ihre Eltern zu bezeichnen. Zudem scheint Rikiya dem mysteriösen Fremden schon einmal begegnet zu sein. Durch seine Anwesenheit wird er plötzlich von einer Flut an Erinnerungen übermannt, welche ihn in seine Vergangenheit als kommunistischer Revolutionär zurückführen, in der seine Organisation verbissen versuchte, einen geheimnisvollen Spion zu enttarnen...
Kritik:
Es ist wahrlich nicht leicht, eine Inhaltszusammenfassung von Heroic Purgatory zu schreiben, und für eventuelle Fehler bei der Zuordnung der Schauspieler in ihre Rollen, entschuldige ich mich. Doch außer der recht bekannten Mariko Okada, der Ehefrau des Regisseurs Yoshishige Yoshida, scheint dieser Film auch der einzige Filmauftritt für viele der Laien-Darsteller gewesen zu sein. Doch selbst, wenn man alle Schauspieler kennen würde, so wäre es doch ziemlich kompliziert, sie fehlerfrei ihren Rollen zuzuweisen.
Die gesamte Essenz des Films scheint darauf ausgerichtet zu sein, den Zuschauer zu verwirren. Yoshida filmt nämlich keineswegs linear, sondern reiht scheinbar willkürlich Rückblenden, Zeitsprünge nach vorne und völlig aus dem Kontext gerissene surreale Szenen aneinander und erschafft so eine Struktur, welche nur aus Fragen und Ungewissheiten zu bestehen scheint. Und wenn doch einmal etwas sicher erscheint, so ist dies lediglich auf die eigene Interpretation der surrealen Szenen durch den Zuschauer zurückzuführen.
Werden die ersten (oben geschilderten) zehn Minuten, wenn auch jetzt schon reichlich rätselhaft, so doch zumindest einigermaßen zusammenhängend erzählt, so besteht der restliche Film nur noch aus einem kryptischen Gewirr an befremdlichen Szenen. Zudem bilden die wenigen Informationen, die der Zuschauer erhält, längst auch kein einheitliches Bild, sondern widersprechen sich. Dies geht soweit, dass manche Charaktere plötzlich Namen und Identität wechseln und ein eigentlich früh im Film Verstorbener als alter Mann wieder auftaucht, was jenes oben angesprochene Anfertigen einer Synopsis so kompliziert macht..
Bald schon ist auch der kleinste Anhaltspunkt auf die gerade vorhandene Zeitebene verwischt und die Struktur des Films verschwimmt zu einem Wirrwarr aus mysteriösen Szenen. Sicherlich nichts für den durchschnittlichen Filmkonsumenten, doch tatsächlich hat diese Struktur des Films auch einen gewissen Sinn. Manche Szenen gewinnen gerade durch das Ausblenden und Weglassen der erklärenden Informationen an Kraft und Energie. So zum Beispiel eine Inzest-Szene, deren Inzest-Aspekt aber nur „möglich“ erscheint, je nachdem wie der Zuschauer die bisher erhaltenen Informationen gedeutet hat oder anders ausgedrückt, welche der sich widersprechenden Szenen er für plausibler hält.
Ob Yoshida letztlich eine bestimmte Botschaft mit dem Film verfolgte, oder, wie er in Interviews über sein Filmschaffen sagt, sich nur von den konventionellen Handlungsstrukturen lossagen wollte, darüber kann ebenfalls nur gerätselt werden. Die Thematik, um die (ebenfalls nur hypothetische) Mitgliedschaft Rikiyas in einer kommunistischen Organisation, welche versucht einen Spion zu enttarnen, gibt wenigstens einen Anhaltspunkt. Vielleicht soll der Film vom Paranoia revolutionärer Gruppen, welche im Kampf gegen das System die Grenzen zwischen Freund und Feind vergessen und sich am Ende selbst zerfleischen, handeln? Letztendlich also ein Zeitbild, welches vom vergeblichen Kampf der japanischen Linken und Studentenprotesten in den 1960er Jahren erzählt.
Die Tatsache, dass man sich als Zuschauer trotz allem Gedanken über diesen inhaltlichen Mindfuck macht, ist Yoshidas meisterlichen visuellen Handhabung zu verdanken, welche oft mehr Tiefe vorgaukelt, als der Film letztendlich zu haben scheint. Yoshida und sein Kameramann filmen höchst artifiziell, die mal statische, mal von Hand geführte Kamera scheint sich jedem konventionellen Winkel zu widersetzen und seine fast überbelichteten Bilder lassen die glatte und sterile Architektur des Films zu faszinierenden und sogartigen Gebilden werden. Begleitet wird er von einem sphärischen und hypnotischen Soundtrack, welcher an die Filmmusik des berühmten Nuberu bagu-Komponisten Toru Takemitsu erinnert, aber mit seinen mal melodischen, mal dissonanten Tönen mehr an einen traumartigen, griechischen Chor erinnert.
Durch das perfekte Zusammenspiel von Bild und Ton entsteht eine poetische und manchmal wunderschöne Verschmelzung der bildlichen und der akustischen Ebene, welche ihn, selbst wenn er tatsächlich inhaltlich völlig gedanken- und substanzlos wäre, zu einem kleinen Kunstwerk macht. Doch so faszinierend auch die Bildersprache ist und so interessant manche der kryptischen Szenen, so ermüdend und zäh wirkt der Film manchmal.
Während der Anfang noch voller lebendiger und poetischer Szenen steckt, wirkt der Mittelteil oft statisch und leblos. Die Schauspieler spielen allesamt absichtlich steif und unnatürlich, was sie zu reinen Marionettenpuppen in Yoshidas konstruierten Handlungsverlauf macht. Dadurch werden sie jeglicher Lebendigkeit beraubt, wodurch auch der Mittelteil des Films jeder Spannung und Dramatik entbehrt.
Dies ist überaus schade, denn sonst zeichnet sich gerade Yoshida durch seine Charaktere aus, welche, trotz einer meist hoch artifiziellen Bildsprache, immer voller Vitalität und Kraft stecken, wodurch er jenen kunstvollen Spagat zwischen dem Kunstkino eines Godards und dem unprätentiösen Kino eines Ozu vollbrachte. Und so macht seine übertriebene Verkünstelung Heroic Purgatory zu einem vergleichsweise schwachen Yoshida-Film, auch wenn er sich im letzten Drittel wieder fängt.
Denn nun kommt der erotische Teil endlich zum Vorschein, welcher zuvor vom kalten und zähen politischen Teil dieses ersten „Sex und Politik“-Filmes verdeckt wurde. Der Film wird zu einer bewegenden Liebeserklärung von Yoshida an seine Ehefrau Mariko Okada. Die Art wie er sie mit seiner Kamera filmt und wie er ihren Film-Ehemann mit ihr interagieren lässt, sprüht vor Zuneigung. Das unverkennbare Zeichen eines Meisterregisseurs, der dem Zuschauer selbst durch die Distanz einer Kamera seine Gefühle und Stimmungen fühlen lassen kann.
Letztendlich fängt Heroic Purgatory als ein poetischer, aber arg sperriger Film an und endet als ein Arthouse-Drama über Emanzipation und Freiheit. Egal wie man ihn nun interpretiert, eines ist sicher: Heroic Purgatory ist ein Film wie ihn nur jener fast vergessene Regisseurs Yoshishige Yoshida hätte drehen können und als solcher sicher ein „sehr sehenswertes“ Werk für alle mutigen Cineasten.
Fazit:
Zwar geht Yoshishige Yoshida in Heroic Purgatory mit seiner kryptischen Erzählweise und konstruiertem Szenenverlauf etwas zu weit, so dass der Film oftmals sperrig und unzugänglich wirkt, doch letztendlich ist es ein weiterer „sehenswerter“ Film von einem großen Regisseur mit einigen meisterhaften Szenen.
7 von 10 Punkten = sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 17. 03. 2013
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 24. 03. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Nur eine relative Bekanntheit allerdings, denn im Gegensatz zu seinen berühmten Kollegen wie Nagisa Oshima oder Masahiro Shinoda verbleibt der ambitionierte Regisseur der japanischen Novelle Vogue (Nuberu Bagu) bis heute weitgehendst unbekannt und erfreut sich höchstens unter eingefleischten Kennern des japanischen Films einer gewissen Beliebtheit.
Dort gilt er als der radikalste und experimentellste der gesamten Nuberu Bagu-Bewegung, ein Regisseur, der durch seine antikommerziellen und provokativen Filme schockte und dessen Stil starke Einflüsse von Filmemachern wie Godard und Antonioni, aber auch Yasujiro Ozu erkennen lässt. Einflüsse, wie sie besonders hier in Heroic Purgatory klar ersichtlich werden, wenn auch nicht immer zu ihrem Vorteil.
Im Gegensatz zu den manchmal etwas zu technisch bestimmten Werken der französischen Novelle Vogue, bietet die von Faschismus und sozialen Missständen geprägte japanische Geschichte auch inhaltlich ein wesentlich kritischeres und vielschichtigeres Feld für rebellische Filmemacher, als die zum Zeitpunkt vergleichsweise friedliche und geordnete französische Geschichte.
Doch genau diese rebellische Energie will sich bei Heroic Purgatory nur selten finden und was ein bewegendes Meisterwerk über die Relativität der Wahrheit und die wahre Liebe hätte werden sollen, ist letztendlich ein häufig sperriges und prätentiöses Werk, welches dem Zuschauer trotzdem einige Szenen bewegender Filmkunst bieten kann.
Story:
Auf dem Weg nach Hause findet Nanako (Mariko Okada), die Frau des berühmten Atomingenieurs Rikiya Shoda (evtl. Kaizo Kamada), welcher gerade an der Entwicklung spezieller Laserstahlen arbeitet, ein verwirrtes Mädchen, welches sich als Ayu (evtl. Kazumi Tsutsui) vorstellt. Sie bringt das Mädchen zu sich nach Hause, wo plötzlich ein mysteriöser Mann an die Tür klopft und sich als Vater des Mädchens vorstellt. Doch die verängstigte Ayu will davon nichts wissen und beginnt statt dessen Rikiya und Nanako als ihre Eltern zu bezeichnen. Zudem scheint Rikiya dem mysteriösen Fremden schon einmal begegnet zu sein. Durch seine Anwesenheit wird er plötzlich von einer Flut an Erinnerungen übermannt, welche ihn in seine Vergangenheit als kommunistischer Revolutionär zurückführen, in der seine Organisation verbissen versuchte, einen geheimnisvollen Spion zu enttarnen...
Kritik:
Es ist wahrlich nicht leicht, eine Inhaltszusammenfassung von Heroic Purgatory zu schreiben, und für eventuelle Fehler bei der Zuordnung der Schauspieler in ihre Rollen, entschuldige ich mich. Doch außer der recht bekannten Mariko Okada, der Ehefrau des Regisseurs Yoshishige Yoshida, scheint dieser Film auch der einzige Filmauftritt für viele der Laien-Darsteller gewesen zu sein. Doch selbst, wenn man alle Schauspieler kennen würde, so wäre es doch ziemlich kompliziert, sie fehlerfrei ihren Rollen zuzuweisen.
Die gesamte Essenz des Films scheint darauf ausgerichtet zu sein, den Zuschauer zu verwirren. Yoshida filmt nämlich keineswegs linear, sondern reiht scheinbar willkürlich Rückblenden, Zeitsprünge nach vorne und völlig aus dem Kontext gerissene surreale Szenen aneinander und erschafft so eine Struktur, welche nur aus Fragen und Ungewissheiten zu bestehen scheint. Und wenn doch einmal etwas sicher erscheint, so ist dies lediglich auf die eigene Interpretation der surrealen Szenen durch den Zuschauer zurückzuführen.
Werden die ersten (oben geschilderten) zehn Minuten, wenn auch jetzt schon reichlich rätselhaft, so doch zumindest einigermaßen zusammenhängend erzählt, so besteht der restliche Film nur noch aus einem kryptischen Gewirr an befremdlichen Szenen. Zudem bilden die wenigen Informationen, die der Zuschauer erhält, längst auch kein einheitliches Bild, sondern widersprechen sich. Dies geht soweit, dass manche Charaktere plötzlich Namen und Identität wechseln und ein eigentlich früh im Film Verstorbener als alter Mann wieder auftaucht, was jenes oben angesprochene Anfertigen einer Synopsis so kompliziert macht..
Bald schon ist auch der kleinste Anhaltspunkt auf die gerade vorhandene Zeitebene verwischt und die Struktur des Films verschwimmt zu einem Wirrwarr aus mysteriösen Szenen. Sicherlich nichts für den durchschnittlichen Filmkonsumenten, doch tatsächlich hat diese Struktur des Films auch einen gewissen Sinn. Manche Szenen gewinnen gerade durch das Ausblenden und Weglassen der erklärenden Informationen an Kraft und Energie. So zum Beispiel eine Inzest-Szene, deren Inzest-Aspekt aber nur „möglich“ erscheint, je nachdem wie der Zuschauer die bisher erhaltenen Informationen gedeutet hat oder anders ausgedrückt, welche der sich widersprechenden Szenen er für plausibler hält.
Ob Yoshida letztlich eine bestimmte Botschaft mit dem Film verfolgte, oder, wie er in Interviews über sein Filmschaffen sagt, sich nur von den konventionellen Handlungsstrukturen lossagen wollte, darüber kann ebenfalls nur gerätselt werden. Die Thematik, um die (ebenfalls nur hypothetische) Mitgliedschaft Rikiyas in einer kommunistischen Organisation, welche versucht einen Spion zu enttarnen, gibt wenigstens einen Anhaltspunkt. Vielleicht soll der Film vom Paranoia revolutionärer Gruppen, welche im Kampf gegen das System die Grenzen zwischen Freund und Feind vergessen und sich am Ende selbst zerfleischen, handeln? Letztendlich also ein Zeitbild, welches vom vergeblichen Kampf der japanischen Linken und Studentenprotesten in den 1960er Jahren erzählt.
Die Tatsache, dass man sich als Zuschauer trotz allem Gedanken über diesen inhaltlichen Mindfuck macht, ist Yoshidas meisterlichen visuellen Handhabung zu verdanken, welche oft mehr Tiefe vorgaukelt, als der Film letztendlich zu haben scheint. Yoshida und sein Kameramann filmen höchst artifiziell, die mal statische, mal von Hand geführte Kamera scheint sich jedem konventionellen Winkel zu widersetzen und seine fast überbelichteten Bilder lassen die glatte und sterile Architektur des Films zu faszinierenden und sogartigen Gebilden werden. Begleitet wird er von einem sphärischen und hypnotischen Soundtrack, welcher an die Filmmusik des berühmten Nuberu bagu-Komponisten Toru Takemitsu erinnert, aber mit seinen mal melodischen, mal dissonanten Tönen mehr an einen traumartigen, griechischen Chor erinnert.
Durch das perfekte Zusammenspiel von Bild und Ton entsteht eine poetische und manchmal wunderschöne Verschmelzung der bildlichen und der akustischen Ebene, welche ihn, selbst wenn er tatsächlich inhaltlich völlig gedanken- und substanzlos wäre, zu einem kleinen Kunstwerk macht. Doch so faszinierend auch die Bildersprache ist und so interessant manche der kryptischen Szenen, so ermüdend und zäh wirkt der Film manchmal.
Während der Anfang noch voller lebendiger und poetischer Szenen steckt, wirkt der Mittelteil oft statisch und leblos. Die Schauspieler spielen allesamt absichtlich steif und unnatürlich, was sie zu reinen Marionettenpuppen in Yoshidas konstruierten Handlungsverlauf macht. Dadurch werden sie jeglicher Lebendigkeit beraubt, wodurch auch der Mittelteil des Films jeder Spannung und Dramatik entbehrt.
Dies ist überaus schade, denn sonst zeichnet sich gerade Yoshida durch seine Charaktere aus, welche, trotz einer meist hoch artifiziellen Bildsprache, immer voller Vitalität und Kraft stecken, wodurch er jenen kunstvollen Spagat zwischen dem Kunstkino eines Godards und dem unprätentiösen Kino eines Ozu vollbrachte. Und so macht seine übertriebene Verkünstelung Heroic Purgatory zu einem vergleichsweise schwachen Yoshida-Film, auch wenn er sich im letzten Drittel wieder fängt.
Denn nun kommt der erotische Teil endlich zum Vorschein, welcher zuvor vom kalten und zähen politischen Teil dieses ersten „Sex und Politik“-Filmes verdeckt wurde. Der Film wird zu einer bewegenden Liebeserklärung von Yoshida an seine Ehefrau Mariko Okada. Die Art wie er sie mit seiner Kamera filmt und wie er ihren Film-Ehemann mit ihr interagieren lässt, sprüht vor Zuneigung. Das unverkennbare Zeichen eines Meisterregisseurs, der dem Zuschauer selbst durch die Distanz einer Kamera seine Gefühle und Stimmungen fühlen lassen kann.
Letztendlich fängt Heroic Purgatory als ein poetischer, aber arg sperriger Film an und endet als ein Arthouse-Drama über Emanzipation und Freiheit. Egal wie man ihn nun interpretiert, eines ist sicher: Heroic Purgatory ist ein Film wie ihn nur jener fast vergessene Regisseurs Yoshishige Yoshida hätte drehen können und als solcher sicher ein „sehr sehenswertes“ Werk für alle mutigen Cineasten.
Fazit:
Zwar geht Yoshishige Yoshida in Heroic Purgatory mit seiner kryptischen Erzählweise und konstruiertem Szenenverlauf etwas zu weit, so dass der Film oftmals sperrig und unzugänglich wirkt, doch letztendlich ist es ein weiterer „sehenswerter“ Film von einem großen Regisseur mit einigen meisterhaften Szenen.
7 von 10 Punkten = sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 17. 03. 2013
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 24. 03. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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