Ironfinger (1965)
Ein Film von Jun Fukuda
Bewertung: 6 von 10 Punkten = Durchschnitt!
Hyappatsu hyakuchu
Genre: Gendai-geki, Spy Film, Toho Comedy
Regie: Jun Fukuda
Darsteller: Akira Takarada (Andrew Hoshino), Mie Hama (Yumi Sawada), Jun Tatara
Ichiro Arishima (Detective Tezuka), Akihiko Hirata (Komori), Sachio Sakai, Toru Ibuki (Matsuki), Susumu Kurobe, Chotaro Togin (Ken), Mike Dansen, Koji Iwamoto,
Naoya Kusakawa (Takeshi Aonuma)
Drehbuch: Michio Tsuzuki, Kihachi Okamoto
Kamera: Shinsaku Uno
Musik: Masaru Sato
Toho Company, 101 Minuten, Color
Hyappatsu hyakuchu
Genre: Gendai-geki, Spy Film, Toho Comedy
Regie: Jun Fukuda
Darsteller: Akira Takarada (Andrew Hoshino), Mie Hama (Yumi Sawada), Jun Tatara
Ichiro Arishima (Detective Tezuka), Akihiko Hirata (Komori), Sachio Sakai, Toru Ibuki (Matsuki), Susumu Kurobe, Chotaro Togin (Ken), Mike Dansen, Koji Iwamoto,
Naoya Kusakawa (Takeshi Aonuma)
Drehbuch: Michio Tsuzuki, Kihachi Okamoto
Kamera: Shinsaku Uno
Musik: Masaru Sato
Toho Company, 101 Minuten, Color
Read the English version of this review at easternkicks.com.
Trotzdem heute vor allem Nikkatsu's betont weltmännisch-gehaltene "grenzenlose Actionfilme" (Mukokuseki akushon) dem westlichen Japan-Film-Fan ein Begriff sind, war eigentlich Toho das wohl "internationalste" japanische Filmstudio der 1960er Jahre. Im Gegensatz zu der eher rural-geprägten Demographie von Produktionsfirmen wie Daiei oder Shochiku, wandten sich die Filme der Toho an das urbane Publikum der Mittelklasse .
Büroangestellte, Verkäufer oder Studenten, die jedem neuen Hollywood-Film entgegenfieberten. Insofern produzierte die Toho in den 1960er Jahren vorallem Programmfilme, die jenen Hunger des Publikums mit internationalisierter Kost bedienten. Schwungvolle Musicals, Film-Noir und - nach dem Erfolg der James Bond-Reihe - sogar Agentenfilme.
Angesiedelt im Umfeld der Interpol, boten Filmreihen wie "International Crime Police" (Kokusai himitsu keisatsu, 5 Filme, 1963 - 1967), im Westen besser bekannt als Woody Allen's "What's Up, Tiger Lily?" (1966), spannenden Agenten-Spaß mit Augenzwinkern - ganz nach dem Vorbild der ersten James Bond-Filme mit Sean Connery.
Weniger bekannt, aber mindestens genauso albern ist der vorliegende Agentenfilm "Ironfinger". Godzilla-Star Akira Takarada spielt Andrew Hoshino, der sich, bewaffnet mit fließenden Englisch- und Französich-Kenntnissen, modischen Anzügen - und einer Pistole, schon bald als Interpol-Agent erweist, vermeintlich zumindestens...
Story:
Weil er für einen Interpol-Agenten gehalten wird, findet sich der französisch-japanische Weltenbummler Andrew Hoshino (Akira Takarada) inmitten eines Bandenkrieges zweier Yakuza-Clans wieder, die um die Gunst eines geheimnisvollen Rings von Waffen-Schmugglern kämpfen. Bald schon erweist sich Andrew aber als Überlebenskünstler und Meisterschütze, der den Verbrechern das Handwerk legen will und dabei von der schönen Auftragskillerin Yumi (Mie Hama) und dem tollpatschigen Detektiv Tezuka (Ichiro Arishima).
Kritik:
Die Kriminalfilme der Toho waren meist als harmlose Unterhaltung konzipiert, alberne und inkonsequente Filme für die ganze Familie. Deshalb kann man der "James Bond"-Reihe auch nur einen Teil-Verdienst als Vorbild von "Ironfinger" einräumen. Dieser präsentiert sich vielmehr als klassische Toho-Action-Unterhaltung im Gewand eines ironischen Agentenfilms.
Aus Budget-Gründen müssen wir auf internationale Schauplätze verzichten, coole Agenten-Gadgets sind eher rar gesät und auch die Bösewichte sind keine größenwahnsinnigen Schurken mit Weltherrschaftsplänen, sondern einfache Waffenschmuggler, immerhin mit einem kaukasischen Anführer.
Zumindest die Hauptfigur, Andrew Hoshino, ist ein waschechter Kosmopolit. Akira Takarada spielt ihn als unbeschwerten Alleskönner, verschmitzt und wagemutig, selbst in der größten Gefahr noch mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
Dank Takaradas spielfreudiger Performance folgt man diesem charismatischen Helden gerne, trotzdem ihm die Härte und der Sex-Appeal eines Sean Connery völlig fehlt. Gegen Ende erhält Takaradas Andrew dann auch einige ambivalente Züge, wenn plötzlich echte Zweifel an seinem Status als Interpol-Agent aufkommen...
Angesichts dieser sorgenfreien Hauptfigur, wird die Gefahr, in der sich Hoshino befindet, stets zur reinen Farce. Neben der Spannung und dem Hauch von Düsternis, die selbst den ironischsten Connery-Bond-Filmen noch anhaftete, fehlt auch ein roter Faden, der die Albernheiten des Films zusammenhalten könnte. Der Plot, um Andrews Kampf gegen eine Gang von Waffenschmugglern ist dürftig, Charakterzeichnung wird auf ein Minimum reduziert.
Unüberraschend war einer der Verfasser des Drehbuchs der spätere Meisterregisseur Kihachi Okamoto, dessen frühe Filme oft einen kohärenten Plot für ein flottes Tempo und absurde Gags opferten. In dieser Hinsicht unterhält "Ironfinger" dann auch bestens über 90 Minuten mit zweifellos albernem, aber stets rasantem Unsinn.
Ohne Atempause wird Andrew Hoshino von einer Situation in die andere geworfen, muss fiese Gangster mit Klo-Stöpseln abwehren, bringt dutzende Ölfässer mit gezielten Schüssen zur Explosion oder wird in einer Cartoon-esken Szene mitten in der Luft aus einem Flugzeug gerettet.
Dies alles gewürzt mit dem typisch albernen Humor der Toho-Kriminalfilme. Andrew Hoshino wird wieder und wieder entführt. Sein Hut kommt ihn sogar noch öfter abhanden. In einer Szene schießt die schöne Femme-Fatale Yumi in die Luft. Eine getroffene Ratte fällt zu Boden. Angesichts des toten Nagetiers fällt das Mädchen in Ohnmacht. Willkommen in der Welt der Toho-Komödie!
Die Schauspieler gleichen ihre Darstellungen dann auch reibungslos an den wahnwitzigen Ton des Films an. Besondern Ichiro Arishima chargiert sehr unterhaltsam als Durchschnitts-Cop, der inmitten dieses Wahnsinns völlig Fehl am Platz wirkt und Mie Hama ist bezaubernd als Gift-sprühende Auftragskillerin Yumi.
Monster- und Actionfilm-Spezialist Jun Fukuda inszeniert dabei alles höchst solide. Stilistisch imitiert er geschickt den edlen Eastmancolor-Look der frühen James Bond-Filme, glatt abgefilmt und innovationslos, aber in seiner Perfektion fast zu professionell für eine derartige B-Produktion.
So bleibt am Ende ein kleiner Film, der dem Zuschauer abverlangt, sein Gehirn abzuschalten. Eine unsinnige, solide gedrehte Farce, stets in Bewegung, stets unterhaltsam und stets auch ein bisschen dumm. Doch wer sagt, dass man einen solchen Film ernst nehmen sollte? Zumindest die Filmemacher haben das sicher nicht getan...
Fazit:
"Ironfinger" ist eine unterhaltsame Action-Komödie, die einen roten Faden und eine spannende Handlung vermissen lässt, aber als unsinnige Farce mit unzähligen absurden Einfällen und charismatischem Hauptdarsteller für 90 Minuten stets rasante Unterhaltung bietet.
6 von 10 Punkten = Durchschnitt!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 25.10.2015
Zweitveröffentlichung als englische Version dieser Kritik auf easternkicks.com am 04.11.2015
Geschrieben von Pablo Knote
Trotzdem heute vor allem Nikkatsu's betont weltmännisch-gehaltene "grenzenlose Actionfilme" (Mukokuseki akushon) dem westlichen Japan-Film-Fan ein Begriff sind, war eigentlich Toho das wohl "internationalste" japanische Filmstudio der 1960er Jahre. Im Gegensatz zu der eher rural-geprägten Demographie von Produktionsfirmen wie Daiei oder Shochiku, wandten sich die Filme der Toho an das urbane Publikum der Mittelklasse .
Büroangestellte, Verkäufer oder Studenten, die jedem neuen Hollywood-Film entgegenfieberten. Insofern produzierte die Toho in den 1960er Jahren vorallem Programmfilme, die jenen Hunger des Publikums mit internationalisierter Kost bedienten. Schwungvolle Musicals, Film-Noir und - nach dem Erfolg der James Bond-Reihe - sogar Agentenfilme.
Angesiedelt im Umfeld der Interpol, boten Filmreihen wie "International Crime Police" (Kokusai himitsu keisatsu, 5 Filme, 1963 - 1967), im Westen besser bekannt als Woody Allen's "What's Up, Tiger Lily?" (1966), spannenden Agenten-Spaß mit Augenzwinkern - ganz nach dem Vorbild der ersten James Bond-Filme mit Sean Connery.
Weniger bekannt, aber mindestens genauso albern ist der vorliegende Agentenfilm "Ironfinger". Godzilla-Star Akira Takarada spielt Andrew Hoshino, der sich, bewaffnet mit fließenden Englisch- und Französich-Kenntnissen, modischen Anzügen - und einer Pistole, schon bald als Interpol-Agent erweist, vermeintlich zumindestens...
Story:
Weil er für einen Interpol-Agenten gehalten wird, findet sich der französisch-japanische Weltenbummler Andrew Hoshino (Akira Takarada) inmitten eines Bandenkrieges zweier Yakuza-Clans wieder, die um die Gunst eines geheimnisvollen Rings von Waffen-Schmugglern kämpfen. Bald schon erweist sich Andrew aber als Überlebenskünstler und Meisterschütze, der den Verbrechern das Handwerk legen will und dabei von der schönen Auftragskillerin Yumi (Mie Hama) und dem tollpatschigen Detektiv Tezuka (Ichiro Arishima).
Kritik:
Die Kriminalfilme der Toho waren meist als harmlose Unterhaltung konzipiert, alberne und inkonsequente Filme für die ganze Familie. Deshalb kann man der "James Bond"-Reihe auch nur einen Teil-Verdienst als Vorbild von "Ironfinger" einräumen. Dieser präsentiert sich vielmehr als klassische Toho-Action-Unterhaltung im Gewand eines ironischen Agentenfilms.
Aus Budget-Gründen müssen wir auf internationale Schauplätze verzichten, coole Agenten-Gadgets sind eher rar gesät und auch die Bösewichte sind keine größenwahnsinnigen Schurken mit Weltherrschaftsplänen, sondern einfache Waffenschmuggler, immerhin mit einem kaukasischen Anführer.
Zumindest die Hauptfigur, Andrew Hoshino, ist ein waschechter Kosmopolit. Akira Takarada spielt ihn als unbeschwerten Alleskönner, verschmitzt und wagemutig, selbst in der größten Gefahr noch mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
Dank Takaradas spielfreudiger Performance folgt man diesem charismatischen Helden gerne, trotzdem ihm die Härte und der Sex-Appeal eines Sean Connery völlig fehlt. Gegen Ende erhält Takaradas Andrew dann auch einige ambivalente Züge, wenn plötzlich echte Zweifel an seinem Status als Interpol-Agent aufkommen...
Angesichts dieser sorgenfreien Hauptfigur, wird die Gefahr, in der sich Hoshino befindet, stets zur reinen Farce. Neben der Spannung und dem Hauch von Düsternis, die selbst den ironischsten Connery-Bond-Filmen noch anhaftete, fehlt auch ein roter Faden, der die Albernheiten des Films zusammenhalten könnte. Der Plot, um Andrews Kampf gegen eine Gang von Waffenschmugglern ist dürftig, Charakterzeichnung wird auf ein Minimum reduziert.
Unüberraschend war einer der Verfasser des Drehbuchs der spätere Meisterregisseur Kihachi Okamoto, dessen frühe Filme oft einen kohärenten Plot für ein flottes Tempo und absurde Gags opferten. In dieser Hinsicht unterhält "Ironfinger" dann auch bestens über 90 Minuten mit zweifellos albernem, aber stets rasantem Unsinn.
Ohne Atempause wird Andrew Hoshino von einer Situation in die andere geworfen, muss fiese Gangster mit Klo-Stöpseln abwehren, bringt dutzende Ölfässer mit gezielten Schüssen zur Explosion oder wird in einer Cartoon-esken Szene mitten in der Luft aus einem Flugzeug gerettet.
Dies alles gewürzt mit dem typisch albernen Humor der Toho-Kriminalfilme. Andrew Hoshino wird wieder und wieder entführt. Sein Hut kommt ihn sogar noch öfter abhanden. In einer Szene schießt die schöne Femme-Fatale Yumi in die Luft. Eine getroffene Ratte fällt zu Boden. Angesichts des toten Nagetiers fällt das Mädchen in Ohnmacht. Willkommen in der Welt der Toho-Komödie!
Die Schauspieler gleichen ihre Darstellungen dann auch reibungslos an den wahnwitzigen Ton des Films an. Besondern Ichiro Arishima chargiert sehr unterhaltsam als Durchschnitts-Cop, der inmitten dieses Wahnsinns völlig Fehl am Platz wirkt und Mie Hama ist bezaubernd als Gift-sprühende Auftragskillerin Yumi.
Monster- und Actionfilm-Spezialist Jun Fukuda inszeniert dabei alles höchst solide. Stilistisch imitiert er geschickt den edlen Eastmancolor-Look der frühen James Bond-Filme, glatt abgefilmt und innovationslos, aber in seiner Perfektion fast zu professionell für eine derartige B-Produktion.
So bleibt am Ende ein kleiner Film, der dem Zuschauer abverlangt, sein Gehirn abzuschalten. Eine unsinnige, solide gedrehte Farce, stets in Bewegung, stets unterhaltsam und stets auch ein bisschen dumm. Doch wer sagt, dass man einen solchen Film ernst nehmen sollte? Zumindest die Filmemacher haben das sicher nicht getan...
Fazit:
"Ironfinger" ist eine unterhaltsame Action-Komödie, die einen roten Faden und eine spannende Handlung vermissen lässt, aber als unsinnige Farce mit unzähligen absurden Einfällen und charismatischem Hauptdarsteller für 90 Minuten stets rasante Unterhaltung bietet.
6 von 10 Punkten = Durchschnitt!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 25.10.2015
Zweitveröffentlichung als englische Version dieser Kritik auf easternkicks.com am 04.11.2015
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
created by Nippon-Kino.net
all rights reserved.
all rights reserved.