Kisses (1957)
Ein Film von Yasuzo Masumura
Bewertung: 7.5 von 10 Punkten = Sehr sehenswert!
Kuchizuke
Genre: Gendai-geki, Nuberu Bagu, Seishun-Eiga, Taiyozoku-Film
Regie: Yasuzo Masumura
Darsteller: Hiroshi Kawaguchi (Kinichi Miyamoto), Hitomi Nozoe (Akiko Shirakawa),
Aiko Mimasu (Ryoko Uno), Eitaro Ozawa (Daikichi Yamamoto, Kinichis Vater),
Sachiko Murase (Kikyoko Shirakawa), Saiko Mima (Kinichis Mutter), Kazuko Wakamatsu, Tanikaoru Shimizu, Yosuke Irie, Ken Yamaguchi
Drehbuch: Kazuro Funabashi (Buch: Masutaro Kawaguchi)
Kamera: Joji Ohara
Musik: Tetsuo Tsukahara
Daiei Studios, 74 Minuten, B/W
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Kuchizuke
Genre: Gendai-geki, Nuberu Bagu, Seishun-Eiga, Taiyozoku-Film
Regie: Yasuzo Masumura
Darsteller: Hiroshi Kawaguchi (Kinichi Miyamoto), Hitomi Nozoe (Akiko Shirakawa),
Aiko Mimasu (Ryoko Uno), Eitaro Ozawa (Daikichi Yamamoto, Kinichis Vater),
Sachiko Murase (Kikyoko Shirakawa), Saiko Mima (Kinichis Mutter), Kazuko Wakamatsu, Tanikaoru Shimizu, Yosuke Irie, Ken Yamaguchi
Drehbuch: Kazuro Funabashi (Buch: Masutaro Kawaguchi)
Kamera: Joji Ohara
Musik: Tetsuo Tsukahara
Daiei Studios, 74 Minuten, B/W
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Yasuzo Masumura war ein Freigeist, ein Provokant und ein großer Künstler. Ein Regisseur also, der zweifellos an den festgefahrenen Strukturen und den althergebrachten Konventionen des japanischen Kinos der 1950er Jahre zerbrochen wäre, doch zu seinem Glück begannen sich Mitte der 1950er Jahre neue Genres und eine rebellische, neue Garde an jungen Filmemachern herauszubilden, welche mit dem Kino der "Alten" aufräumen wollten und sich an die Jugend wandte. Gefördert durch die großen Studios, setzten diese jungen Filmemacher auf frische und provokante Werke mit Einflüssen aus der französischen Nouvelle Vague.
Diese Bewegung führte letztendlich zur japanischen Version der Nouvelle Vague (Nuberu Bagu) und nahm seinen Anfang in den Taiyozoku-Filmen, den "Sonnenjugend-Filmen". Eine Filmgattung, die, gleich den ebenfalls in den 1950er Jahren entstandenen amerikanischen Filmen wie "...denn sie wissen nicht, was sie tun" oder "Saat der Gewalt", den Konflikt der Jugend mit den veralteten Konventionen der erwachsenen Generation thematisierte und die in ihrer Provokation erste Stürme der Entrüstung in den Kinos auslösten. Kein Wunder also, dass Yasuzo Masumuras Regiedebüt in eben jenem Genre anzusiedeln ist, denn es scheint wie geschaffen als Blaupause für das Werk dieses Meisterregisseur, der kurze Zeit später einer der wichtigsten Regisseure der japanischen New Wave werden sollte.
Story:
Während der junge Kinichi Miyamoto (Hiroshi Kawaguchi) im Gefängnis seinen Vater Daikichi (Eitaro Ozawa) besucht, der wegen eines Wahlbetrugs festgenommen wurde, lernt Kinichi die schöne Akiko (Hitomi Nozoe) kennen, welche ebenfalls zu Besuch bei ihrem Vater gewesen war. Zusammen verbringen sie einige unbeschwerte Stunden am Strand in deren Folge sich Akiko in Kinichi verliebt. Doch der scheint andere Sorgen zu haben, denn um die Kaution für seinen Vater zu bezahlen, benötigt er 100.000 Yen, welche er sich vergeblich von seiner egoistischen Mutter (Saiko Mima) leihen will. Exakt die selbe Summe benötigt auch Akiko um ihren Vater freizukaufen, was ein unliebsamer Verehrer nutzt, um sie zu erpressen.
Kritik:
Es ist beachtlich, was Masumura gleich in seiner ersten Regiearbeit zustande bringt. Trotz seiner Unerfahrenheit inszeniert er den Film immer flott und kurzweilig und mit erstaunlich viel seines ganz eigenen visuellen Flairs. Zusammen mit seinem Kameramann Joji Ohara erschafft der in Italien studierte Masumura sehr saubere und präzise Bilder, wie sie für die Filme der Nuberu Bagu typisch sind. Ebenso hübsch auch ist die stimmungsvolle Beleuchtung, welche eine edle Harmonie zwischen Licht und Schatten erzeugt. Auch die Musik des Komponisten Tetsuo Tsukahara, gekrönt vom titelgebenden Schlager "Kisses", ist toll.
Erstaunlich virtuos verwebt Masumura Geigentöne oder auch das titelgebende Lied "Kisses", welches die Hauptakteure im Mittelteil singen, mit den Bildern und verleiht dem Film so eine frische und lebendige Dynamik. Bemerkenswerterweise drängt sich der visuelle Flair aber trotzdem nie in den Vordergrund oder wirkt gar gekünstelt, sondern ordnet sich ganz der Geschichte unter. Die ist weder sonderlich neu, noch komplex, aber sehr sympathisch. Masumura reduziert jegliche Nebenhandlung auf das Nötigste, was den nur 74 Minuten langen Film zu einem kurzweiligen Vergnügen macht.
Auch bei seiner später charakteristischen Sozialkritik hält er sich zurück und schneidet die Themen der Taiyozoku-Filme nur marginal an. Typische Elemente wie den Generationskonflikt zwischen Jung und Alt, die Orientierungslosigkeit der Teenager und ihre zunehmende Entfernung von der eigenen Kultur sind zwar vorhanden, doch beschränken sie sich meist auf sehr oberflächliche Anspielungen, in welchen Kinichi und Akiko zum Beispiel Cola trinken oder Rollerblades fahren. Im Zentrum der eigentlich dünnen Handlung steht ganz die bezaubernde Liebesgeschichte zwischen den beiden Hauptcharakteren.
Die Tatsache, dass weder Hiroshi Kawaguchi noch seine Filmpartnerin Hitomi Nozoe ihr 60. Lebensjahr erreichten, stimmt einen traurig, denn in diesem Film sprühen sie nur so vor jugendlicher Energie und Vitalität. Die Chemie zwischen den beiden ist perfekt und ihre Körpersprache und die vielen kleinen nonverbalen Gesten sind überaus natürlich und liebevoll. Etwa wenn Kinichi seiner Freundin beibringt, Rollerblades zu fahren oder die beiden an den Strand fahren.
In solchen kleinen Szenen steckt eine schöne Authentizität, welche dem Film eine bisher ungekannte Frische verleiht, die sicherlich auch stilbildend für die folgende Nuberu Bagu sein sollte. Der Film mag nicht sonderlich raffiniert oder spektakulär sein, aber er ist eine wunderbare kleine Liebesgeschichte und markiert zudem den Auftakt der großen Karriere eines hochinteressanten Regisseurs, die kein Filmfan missen sollten.
Fazit:
Yasuzo Masumuras Regiedebüt ist eine bemerkenswert stringente und kurzweilig inszenierte, sauber gefilmte Liebesgeschichte, die trotz ihrer dünnen Handlung vor allem durch die beiden exzellenten jugendlichen Hauptdarstellern funktioniert, die dem Film eine authentische und frische Note geben und damit die Anfangsstunde der Nuberu Bagu einläuten.
7.5 von 10 Punkten
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 24. 09. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 22. 11. 2012
Geschrieben von Pablo Knote
Diese Bewegung führte letztendlich zur japanischen Version der Nouvelle Vague (Nuberu Bagu) und nahm seinen Anfang in den Taiyozoku-Filmen, den "Sonnenjugend-Filmen". Eine Filmgattung, die, gleich den ebenfalls in den 1950er Jahren entstandenen amerikanischen Filmen wie "...denn sie wissen nicht, was sie tun" oder "Saat der Gewalt", den Konflikt der Jugend mit den veralteten Konventionen der erwachsenen Generation thematisierte und die in ihrer Provokation erste Stürme der Entrüstung in den Kinos auslösten. Kein Wunder also, dass Yasuzo Masumuras Regiedebüt in eben jenem Genre anzusiedeln ist, denn es scheint wie geschaffen als Blaupause für das Werk dieses Meisterregisseur, der kurze Zeit später einer der wichtigsten Regisseure der japanischen New Wave werden sollte.
Story:
Während der junge Kinichi Miyamoto (Hiroshi Kawaguchi) im Gefängnis seinen Vater Daikichi (Eitaro Ozawa) besucht, der wegen eines Wahlbetrugs festgenommen wurde, lernt Kinichi die schöne Akiko (Hitomi Nozoe) kennen, welche ebenfalls zu Besuch bei ihrem Vater gewesen war. Zusammen verbringen sie einige unbeschwerte Stunden am Strand in deren Folge sich Akiko in Kinichi verliebt. Doch der scheint andere Sorgen zu haben, denn um die Kaution für seinen Vater zu bezahlen, benötigt er 100.000 Yen, welche er sich vergeblich von seiner egoistischen Mutter (Saiko Mima) leihen will. Exakt die selbe Summe benötigt auch Akiko um ihren Vater freizukaufen, was ein unliebsamer Verehrer nutzt, um sie zu erpressen.
Kritik:
Es ist beachtlich, was Masumura gleich in seiner ersten Regiearbeit zustande bringt. Trotz seiner Unerfahrenheit inszeniert er den Film immer flott und kurzweilig und mit erstaunlich viel seines ganz eigenen visuellen Flairs. Zusammen mit seinem Kameramann Joji Ohara erschafft der in Italien studierte Masumura sehr saubere und präzise Bilder, wie sie für die Filme der Nuberu Bagu typisch sind. Ebenso hübsch auch ist die stimmungsvolle Beleuchtung, welche eine edle Harmonie zwischen Licht und Schatten erzeugt. Auch die Musik des Komponisten Tetsuo Tsukahara, gekrönt vom titelgebenden Schlager "Kisses", ist toll.
Erstaunlich virtuos verwebt Masumura Geigentöne oder auch das titelgebende Lied "Kisses", welches die Hauptakteure im Mittelteil singen, mit den Bildern und verleiht dem Film so eine frische und lebendige Dynamik. Bemerkenswerterweise drängt sich der visuelle Flair aber trotzdem nie in den Vordergrund oder wirkt gar gekünstelt, sondern ordnet sich ganz der Geschichte unter. Die ist weder sonderlich neu, noch komplex, aber sehr sympathisch. Masumura reduziert jegliche Nebenhandlung auf das Nötigste, was den nur 74 Minuten langen Film zu einem kurzweiligen Vergnügen macht.
Auch bei seiner später charakteristischen Sozialkritik hält er sich zurück und schneidet die Themen der Taiyozoku-Filme nur marginal an. Typische Elemente wie den Generationskonflikt zwischen Jung und Alt, die Orientierungslosigkeit der Teenager und ihre zunehmende Entfernung von der eigenen Kultur sind zwar vorhanden, doch beschränken sie sich meist auf sehr oberflächliche Anspielungen, in welchen Kinichi und Akiko zum Beispiel Cola trinken oder Rollerblades fahren. Im Zentrum der eigentlich dünnen Handlung steht ganz die bezaubernde Liebesgeschichte zwischen den beiden Hauptcharakteren.
Die Tatsache, dass weder Hiroshi Kawaguchi noch seine Filmpartnerin Hitomi Nozoe ihr 60. Lebensjahr erreichten, stimmt einen traurig, denn in diesem Film sprühen sie nur so vor jugendlicher Energie und Vitalität. Die Chemie zwischen den beiden ist perfekt und ihre Körpersprache und die vielen kleinen nonverbalen Gesten sind überaus natürlich und liebevoll. Etwa wenn Kinichi seiner Freundin beibringt, Rollerblades zu fahren oder die beiden an den Strand fahren.
In solchen kleinen Szenen steckt eine schöne Authentizität, welche dem Film eine bisher ungekannte Frische verleiht, die sicherlich auch stilbildend für die folgende Nuberu Bagu sein sollte. Der Film mag nicht sonderlich raffiniert oder spektakulär sein, aber er ist eine wunderbare kleine Liebesgeschichte und markiert zudem den Auftakt der großen Karriere eines hochinteressanten Regisseurs, die kein Filmfan missen sollten.
Fazit:
Yasuzo Masumuras Regiedebüt ist eine bemerkenswert stringente und kurzweilig inszenierte, sauber gefilmte Liebesgeschichte, die trotz ihrer dünnen Handlung vor allem durch die beiden exzellenten jugendlichen Hauptdarstellern funktioniert, die dem Film eine authentische und frische Note geben und damit die Anfangsstunde der Nuberu Bagu einläuten.
7.5 von 10 Punkten
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 24. 09. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 22. 11. 2012
Geschrieben von Pablo Knote
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