Shinobi no mono (1962)
Ein Film von Satsuo Yamamoto
Bewertung: 7.5 von 10 Punkten = Sehr sehenswert!
Shinobi no mono
Genre: Jidai-geki, Chambara
Regie: Satsuo Yamamoto
Darsteller: Raizo Ichikawa (Goemon Ishikawa), Yunosuke Ito (Sandayu Momochi),
Shiho Fujimura (Maki), Saburo Date (Hattori Hanzo), Chitose Maki (Tamo)
Tomisaburo Wakayama (Nobunaga Oda) Katsuhiko Kobyashi (Nobuo Oda),
Ko Nishimura (Kizaru), Kiyoko Kishida (Inone), Reiko Fujiwara (Hata), Takeshi Kato,
Yoshi Kato, Kuniichi Takami, Yoko Uraji
Drehbuch: Hajime Taikawa (Buch: Tomoyoshi Murayama)
Kamera: Yasukazu Takemura
Musik: Michiaki Watanabe
Daiei Studios, 104 Minuten
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Shinobi no mono
Genre: Jidai-geki, Chambara
Regie: Satsuo Yamamoto
Darsteller: Raizo Ichikawa (Goemon Ishikawa), Yunosuke Ito (Sandayu Momochi),
Shiho Fujimura (Maki), Saburo Date (Hattori Hanzo), Chitose Maki (Tamo)
Tomisaburo Wakayama (Nobunaga Oda) Katsuhiko Kobyashi (Nobuo Oda),
Ko Nishimura (Kizaru), Kiyoko Kishida (Inone), Reiko Fujiwara (Hata), Takeshi Kato,
Yoshi Kato, Kuniichi Takami, Yoko Uraji
Drehbuch: Hajime Taikawa (Buch: Tomoyoshi Murayama)
Kamera: Yasukazu Takemura
Musik: Michiaki Watanabe
Daiei Studios, 104 Minuten
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Kaum eine historischen Figur wurde jemals so systematisch ausgeschlachtet, verklärt und mystifiziert wie der Ninja. Aus den professionellen, im Dunkeln agierenden Partisanenkämpfern machten zwielichtige Hongkong- und Hollywoodregisseure übermenschliche Krieger, welche oftmals nicht nur die Fähigkeit besaßen zu fliegen und sich unsichtbar zu machen, sondern nebenbei auch in hellen und quietschbunten Anzügen ihr Tagewerk verrichteten, welche den echten Ninja wohl die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätten.
Anders der inoffizielle Ursprungsfilm, inszeniert von Satsuo Yamamoto, welcher mit seiner Shinobi no Mono-Reihe 1962, lange bevor B-Movieregisseure wie Godfrey Ho oder Roger Corman das fette Geschäft rund um die filmischen Verwurstung der Ninjas rochen, den Mythos jener Krieger aufleben und ihm eine erste große Popularität zukommen lies.
Im Gegensatz zu seinen Nachfolgern versuchte er die Partisanenkaste der Ninja möglichst realistisch zu zeichnen und griff dabei auf die Hilfe einiger Insider zurück. Das Ergebnis lässt sich auch heute noch sehen und zeigt einmal einen realistischen Blick auf jene Partisanenkaste der Ninja, welcher vollkommen abseits von seinen unzähligen B-Movie-Nachfolgern liegt.
Story:
Im Jahre 1573, ein Jahr nach der Geburt des neuen Kaisers Tensho, versucht der machtgierige General Nobunaga Oda (Tomisaburo Wakayama) die alleinige Herrschaft über Japan an sich zu reißen und beginnt einen grausamen Krieg gegen alle anderen Herrscher. Besonders die Clans der Ninja sind ihm ein Dorn im Auge und so versucht er sie mit aller Kraft zu vernichten. Dies wollen sich die verschiedenen Clans natürlich nicht gefallen lassen und liefern sich gegenseitig einen regelrechten Wettkampf um die Ermordung des Generals. Auch der talentierte Ninja Goemon Ichikawa (Raizo Ichikawa) wird von seinem zwielichtigen Meister Sandayu Momoichi (Yunosuke Ito), nach einem unglücklichen Zwischenfall, auserkoren Nobunaga Oda zu töten um seine Ehre wiederherzustellen. Doch der Meister scheint ein falsches Spiel mit seinem jungen Schützling zu treiben, wogegen sich dieser allerdings erst zur Wehr setzt, als er die nötige Kraft von seiner neuen Bekanntschaft einer jungen Prostituierten namens Maki (Shiho Fujimura) erhält.
Kritik:
"Shinobi no mono" war keineswegs als eine B-Produktion seines Studios Daiei vorgesehen. Im Gegenteil, als Produzent waltete niemand geringeres als Masaichi Nagata, der in den 1950er Jahren mit der Produktion beinahe aller späteren Film von Kenji Mizoguchi zu internationalem Ruhm gekommen war. Er setzte beim Dreh des Film auf durchwegs sehr hohe Standards und stellte dem Regisseur Satsuo Yamamoto die Ninjitsu-Großmeister Takamatsu Toshiitsugu als technischen Berater zur Seite.
Um den Realismusgrad zusätzlich noch zu erhöhen, konnte auch Großmeister Masaaki Hatsumi als Kampfchoreograph gewonnen werden. In den Kampfszenen finden sich dann auch gleich die Höhepunkte des Films. Alle zusehenden Techniken und Hilfsmittel, wie Rauchbomben oder Wurfsterne, sind nicht neu und heute sicherlich Klischees, waren damals aber innovativ und prägten die filmische Darstellungsweise der Ninja entscheidend. So zum Beispiel ihre Darstellung im James-Bond-Film "Man lebt nur zweimal", dessen Autor Roald Dahl zuvor "Shinobi no Mono" gesehen hatte und einige Szenen für sein Drehbuch übernam (Stichwort: Giftfadenszene).
Außerdem werden die Kampfszenen jederzeit in einem glaubhaften und nachvollziehbaren Kontext gezeigt und sorgen so für zahlreiche kurze Höhepunkte, etwas wenn ein Ninja sich die Schulter auskugelt um sich zu befreien oder eben der berühmte "Giftfaden" zum Einsatz kommt. Doch abseits von diesen Ninja-Beigaben unterscheidet sich der Film erstaunlich wenig von einem klassischen Chambarafilms des Studios Daiei.
Die grundlegenden Genre-Strukturen der Handlung bleibt die Gleichen, der einzige Unterschied besteht im schlichten Austausch der klassischen Samuraifigur mit der eines Ninjas. Außerhalb ihrer Kampfmethoden unterscheiden sich die beiden dann auch nicht großartig, sind ihre Motive und ihr zugrundeliegender Ehrenkodex doch eigentlich sehr ähnlich. Hier wäre etwas mehr Individualismus und Konzentration auf das harte Leben der Ninjas wünschenswert gewesen, obwohl die typische Jidai-Geki-Struktur des Films immerhin für grundsolide Routine sorgt.
Denn wie üblich bei den Historienfilmen von Daiei ist alles auf durchweg hohem Niveau inszeniert, vielleicht etwas dialoglastig, aber in kurzweiligem Tempo erzählt und von Kameramann Yasukazu Takemura edel und präzise gefilmt. Auch die Besetzung, bestehend aus lauter damals noch aufstrebenden Stars, überzeugt auf ganzer Linie. Die Hauptrolle des Ninjas Goemon Ichikawa übernimmt, wie auch in den folgenden sieben Teilen der kurz darauf mit nur 38 Jahren verstorbene Raizo Ichikawa (The Betrayal). Er beeindruckt durch sein natürliches und ungemein sympathisches Spiel und ist jederzeit hundertprozentig glaubhaft in seiner Rolle.
Ihm zur Seite stehen unter anderem der spätere Kultstar Tomisaburo Wakayama ("Lone Wolf and Cub"), der seine Rolle als der ekelhafte General Nobunaga Oda mit genüsslicher Freude ausspielt und Akira Kurosawa-Veteran Yunosuke Ito, welcher hier gleich in einer Doppelrolle überzeugt. Als weibliche Unterstützung agieren unter anderem Shiho Fujimura und die großartige Kiyoko Kishida, welche ebenfalls mit natürlichem Spiel für gelungene weiblichen Akzente im Film sorgen. Kishida und Ito bekamen jeweils sogar einen Preis für ihren Rolle.
Doch hinter dieser überaus hochwertigen Hülle verbergen sich im Handlungsgerüst doch auch einige Schwächen. So ist die Geschichte unnötig komplex und verschachtelt erzählt und erfordert zudem etwas Vorwissen rund um die historisch größtenteils sehr akkurat wiedergegebenen Figuren und Schauplätze im Film. Dies sorgt für eine etwas zerstückelte und unebene Dramaturgie, zusammengehalten höchstens vom dichten und sehr atmosphärischen Soundtrack des Komponisten Michiaki Watanabe.
Die Folge für den Zuschauer ist manchmal etwas abflachendes Interesse und etwas Leerlauf. Doch spätestens im furiosen und aufwändigen Finale, welches eine epische Belagerung bietet und zwar mit allem, von Explosionen bis zu Massenszenen, was dazu gehört ist man eh wieder voll involviert.
Das eigentlich Ende könnte zwar noch etwas einfahrender sein, doch sonst kann "Shinobi no mono" den historisch interessierten Zuschauer viel Freude bereiten. Aus den vorher genannten Gründen ist er für mich vielleicht kein Meisterwerk, aber allemal ein "sehr sehenswertes" Stück Filmgeschichte, welches dem Zuschauer wohl einen einmalig realistischen Blick auf jene geheimnisvollen Krieger gewährt.
Fazit:
"Shinobi no mono" ist ein ungewohnt realistischer, dicht erzählter und edel gefilmter Einblick in die wahre Welt der Ninja. Getragen vom natürlichen Spiel seiner Akteure und der grundsoliden Regie des Regisseur Satsuo Yamamoto ist der Film, trotz seiner Schwächen in der Handlung, ein klares Must-See für alle Fans jener geheimnisvollen Partisanengilde.
7.5 von 10 Punkten = Sehr sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 16. 03. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 01. 11. 2012
Geschrieben von Pablo Knote
Anders der inoffizielle Ursprungsfilm, inszeniert von Satsuo Yamamoto, welcher mit seiner Shinobi no Mono-Reihe 1962, lange bevor B-Movieregisseure wie Godfrey Ho oder Roger Corman das fette Geschäft rund um die filmischen Verwurstung der Ninjas rochen, den Mythos jener Krieger aufleben und ihm eine erste große Popularität zukommen lies.
Im Gegensatz zu seinen Nachfolgern versuchte er die Partisanenkaste der Ninja möglichst realistisch zu zeichnen und griff dabei auf die Hilfe einiger Insider zurück. Das Ergebnis lässt sich auch heute noch sehen und zeigt einmal einen realistischen Blick auf jene Partisanenkaste der Ninja, welcher vollkommen abseits von seinen unzähligen B-Movie-Nachfolgern liegt.
Story:
Im Jahre 1573, ein Jahr nach der Geburt des neuen Kaisers Tensho, versucht der machtgierige General Nobunaga Oda (Tomisaburo Wakayama) die alleinige Herrschaft über Japan an sich zu reißen und beginnt einen grausamen Krieg gegen alle anderen Herrscher. Besonders die Clans der Ninja sind ihm ein Dorn im Auge und so versucht er sie mit aller Kraft zu vernichten. Dies wollen sich die verschiedenen Clans natürlich nicht gefallen lassen und liefern sich gegenseitig einen regelrechten Wettkampf um die Ermordung des Generals. Auch der talentierte Ninja Goemon Ichikawa (Raizo Ichikawa) wird von seinem zwielichtigen Meister Sandayu Momoichi (Yunosuke Ito), nach einem unglücklichen Zwischenfall, auserkoren Nobunaga Oda zu töten um seine Ehre wiederherzustellen. Doch der Meister scheint ein falsches Spiel mit seinem jungen Schützling zu treiben, wogegen sich dieser allerdings erst zur Wehr setzt, als er die nötige Kraft von seiner neuen Bekanntschaft einer jungen Prostituierten namens Maki (Shiho Fujimura) erhält.
Kritik:
"Shinobi no mono" war keineswegs als eine B-Produktion seines Studios Daiei vorgesehen. Im Gegenteil, als Produzent waltete niemand geringeres als Masaichi Nagata, der in den 1950er Jahren mit der Produktion beinahe aller späteren Film von Kenji Mizoguchi zu internationalem Ruhm gekommen war. Er setzte beim Dreh des Film auf durchwegs sehr hohe Standards und stellte dem Regisseur Satsuo Yamamoto die Ninjitsu-Großmeister Takamatsu Toshiitsugu als technischen Berater zur Seite.
Um den Realismusgrad zusätzlich noch zu erhöhen, konnte auch Großmeister Masaaki Hatsumi als Kampfchoreograph gewonnen werden. In den Kampfszenen finden sich dann auch gleich die Höhepunkte des Films. Alle zusehenden Techniken und Hilfsmittel, wie Rauchbomben oder Wurfsterne, sind nicht neu und heute sicherlich Klischees, waren damals aber innovativ und prägten die filmische Darstellungsweise der Ninja entscheidend. So zum Beispiel ihre Darstellung im James-Bond-Film "Man lebt nur zweimal", dessen Autor Roald Dahl zuvor "Shinobi no Mono" gesehen hatte und einige Szenen für sein Drehbuch übernam (Stichwort: Giftfadenszene).
Außerdem werden die Kampfszenen jederzeit in einem glaubhaften und nachvollziehbaren Kontext gezeigt und sorgen so für zahlreiche kurze Höhepunkte, etwas wenn ein Ninja sich die Schulter auskugelt um sich zu befreien oder eben der berühmte "Giftfaden" zum Einsatz kommt. Doch abseits von diesen Ninja-Beigaben unterscheidet sich der Film erstaunlich wenig von einem klassischen Chambarafilms des Studios Daiei.
Die grundlegenden Genre-Strukturen der Handlung bleibt die Gleichen, der einzige Unterschied besteht im schlichten Austausch der klassischen Samuraifigur mit der eines Ninjas. Außerhalb ihrer Kampfmethoden unterscheiden sich die beiden dann auch nicht großartig, sind ihre Motive und ihr zugrundeliegender Ehrenkodex doch eigentlich sehr ähnlich. Hier wäre etwas mehr Individualismus und Konzentration auf das harte Leben der Ninjas wünschenswert gewesen, obwohl die typische Jidai-Geki-Struktur des Films immerhin für grundsolide Routine sorgt.
Denn wie üblich bei den Historienfilmen von Daiei ist alles auf durchweg hohem Niveau inszeniert, vielleicht etwas dialoglastig, aber in kurzweiligem Tempo erzählt und von Kameramann Yasukazu Takemura edel und präzise gefilmt. Auch die Besetzung, bestehend aus lauter damals noch aufstrebenden Stars, überzeugt auf ganzer Linie. Die Hauptrolle des Ninjas Goemon Ichikawa übernimmt, wie auch in den folgenden sieben Teilen der kurz darauf mit nur 38 Jahren verstorbene Raizo Ichikawa (The Betrayal). Er beeindruckt durch sein natürliches und ungemein sympathisches Spiel und ist jederzeit hundertprozentig glaubhaft in seiner Rolle.
Ihm zur Seite stehen unter anderem der spätere Kultstar Tomisaburo Wakayama ("Lone Wolf and Cub"), der seine Rolle als der ekelhafte General Nobunaga Oda mit genüsslicher Freude ausspielt und Akira Kurosawa-Veteran Yunosuke Ito, welcher hier gleich in einer Doppelrolle überzeugt. Als weibliche Unterstützung agieren unter anderem Shiho Fujimura und die großartige Kiyoko Kishida, welche ebenfalls mit natürlichem Spiel für gelungene weiblichen Akzente im Film sorgen. Kishida und Ito bekamen jeweils sogar einen Preis für ihren Rolle.
Doch hinter dieser überaus hochwertigen Hülle verbergen sich im Handlungsgerüst doch auch einige Schwächen. So ist die Geschichte unnötig komplex und verschachtelt erzählt und erfordert zudem etwas Vorwissen rund um die historisch größtenteils sehr akkurat wiedergegebenen Figuren und Schauplätze im Film. Dies sorgt für eine etwas zerstückelte und unebene Dramaturgie, zusammengehalten höchstens vom dichten und sehr atmosphärischen Soundtrack des Komponisten Michiaki Watanabe.
Die Folge für den Zuschauer ist manchmal etwas abflachendes Interesse und etwas Leerlauf. Doch spätestens im furiosen und aufwändigen Finale, welches eine epische Belagerung bietet und zwar mit allem, von Explosionen bis zu Massenszenen, was dazu gehört ist man eh wieder voll involviert.
Das eigentlich Ende könnte zwar noch etwas einfahrender sein, doch sonst kann "Shinobi no mono" den historisch interessierten Zuschauer viel Freude bereiten. Aus den vorher genannten Gründen ist er für mich vielleicht kein Meisterwerk, aber allemal ein "sehr sehenswertes" Stück Filmgeschichte, welches dem Zuschauer wohl einen einmalig realistischen Blick auf jene geheimnisvollen Krieger gewährt.
Fazit:
"Shinobi no mono" ist ein ungewohnt realistischer, dicht erzählter und edel gefilmter Einblick in die wahre Welt der Ninja. Getragen vom natürlichen Spiel seiner Akteure und der grundsoliden Regie des Regisseur Satsuo Yamamoto ist der Film, trotz seiner Schwächen in der Handlung, ein klares Must-See für alle Fans jener geheimnisvollen Partisanengilde.
7.5 von 10 Punkten = Sehr sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 16. 03. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 01. 11. 2012
Geschrieben von Pablo Knote
created by Nippon-Kino.net
all rights reserved.
all rights reserved.