Sleepy Eyes of Death: Full Circle Killing (1964)
Ein Film von Kimiyoshi Yasuda
Bewertung: 7 von 10 Punkten = Sehenswert!
Nemuri Kyoshiro 3: Engetsugiri
Genre: Jidai-geki, Chambara
Regie: Kimiyoshi Yasuda
Darsteller: Raizo Ichikawa (Nemuri Kyoshiro), Kyooko Azuma (Konami), Ryonosuke Azuma, Saburo Date (Flying Squirrel Banzo), Hajime Etsukawa, Jun Fujikawa, Takatsugu Fukui, Yuko Hamada (Okita), Yuji Hamada, Seishiro Hara, Yukio Horikita, Shingo Hosoya, Haruki Ishimura, Yuriko Iwamura Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Seiji Hoshikawa (Buch: Renzaburo Shibata)
Kamera: Chishi Makiura
Musik: Ichiro Saito
Daiei Studios, 82 Minuten, Color
Nemuri Kyoshiro 3: Engetsugiri
Genre: Jidai-geki, Chambara
Regie: Kimiyoshi Yasuda
Darsteller: Raizo Ichikawa (Nemuri Kyoshiro), Kyooko Azuma (Konami), Ryonosuke Azuma, Saburo Date (Flying Squirrel Banzo), Hajime Etsukawa, Jun Fujikawa, Takatsugu Fukui, Yuko Hamada (Okita), Yuji Hamada, Seishiro Hara, Yukio Horikita, Shingo Hosoya, Haruki Ishimura, Yuriko Iwamura Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Seiji Hoshikawa (Buch: Renzaburo Shibata)
Kamera: Chishi Makiura
Musik: Ichiro Saito
Daiei Studios, 82 Minuten, Color
Auch wenn die Sleepy Eyes of Death-Reihe letztendlich nicht weniger als 12 Filme mit Raizo Ichikawa in der Hauptrolle umfassen sollte, war die Filmreihe keineswegs von Anfang an ein großer Erfolg. Gerade die ersten drei Teile sind noch weitgehendst routinierte Chambara-Unterhaltung, die wenig aus dem großen Potential der legendären Buchvorlage machen.
Dennoch merkt man schon diesen ersten drei Filmen an, dass die Daiei-Vertragsregisseure und Drehbuchautor Seiji Hoshikawa sich langsam mehr dem grotesken und düster-makabren Stil der Romanvorlage annähern und bereits einige Elemente implementieren, die Kazuo Ikehiro in seinem bahnbrechenden vierten Teil der Reihe dann perfektionieren sollte.
Dies gilt auch für den vorliegenden dritten Film „Sleepy Eyes of Death: Full Circle Killing“, der zwar qualitativ gegenüber dem Vorgänger etwas abfällt, aber inszenatorisch erneut einen Schritt in die richtige Richtung macht, nämlich aus den Abenteuern unseres Ronin Nemuri Kyoshiro jene extraordinäre Filmreihe zu schaffen, die bald legendären Status im Genre-Pantheon erreichen sollte.
Story:
Unfreiwillig wird Nemuri Kyoshiro (Raizo Ichikawa) Zeuge wie der kaltblütige Lord Katagiro Saburo Takayuki (Jun’ichiro Narita), ein unehelicher Sohn des Shoguns, einem Slumbewohner den Kopf abschlägt, um die Schärfe seines neuen Schwertes zu testen. Verzweifelt kidnappt daraufhin Tajuu (Taro Marui), der Sohn des Getöteten, die kleine Schwester der Verlobten Konami (Kyooko Azuma) des brutalen Lords. Doch die Entführung zeigt keine Wirkung und so entschließt sich Nemuri Kyoshiro, die Slumbewohner aus ihrer Misere zu befreien und das Mädchen ihrem verzweifelten Vater, einem einflussreichen Reishändler, zurückzugeben. Doch damit zieht er die Aufmerksamkeit Takayukis auf sich, der sich an den Bauern rächen will. Auch dessen Verlobte sinnt, nach einer Demütigung durch Nemuri Kyoshiro, auf Rache und heuert den verarmten Ronin Yorii Kanbei (Kenjiro Uemura) und den geheimnisvollen Killer Banzo (Saburo Date) an, um Nemuri Kyoshiro zu töten...
Kritik:
Mit diesem dritten Sleepy Eyes of Death-Film kehrt die Düsternis in die Filmreihe ein. Gleich in der ersten Szene, wenn Bösewicht Takayuki einen armen Slumbewohner köpft, nur um sein neuestes Schwert zu testen, werden wir mit deutlich erwachsenerem Filmstoff konfrontiert als er bisher in der Reihe zu sehen war.
Diese neu entdeckte düstere Erzählweise zieht sich durch den gesamten Film und bietet Regisseur Kimiyoshi Yasuda auch Gelegenheit für ein paar Funken plakativer Sozialkritik. Schließlich stehen verblendete Samurai, die alle niederen Klassen als unwertes Leben sehen und intrigante Reishändler, die mit ihrer Spekulation den armen Bauern die Lebensgrundlage entziehen, im Zentrum der Handlung.
Auch stilistisch nähert sich der Film deutlich mehr dem Nihilismus und der Brutalität späterer Filme an. Die Handlung spielt meistens bei Nacht oder in den heruntergekommenen Baracken des Slums und entsprechend gedrückt und finster wirken auch die Bilder von Kameramann Chishi Makiura. Zudem wohnen wir zum ersten Mal einigen Verstümmelungen (ein unglücklicher Kontrahent Kyoshiros verliert etwa seinen Arm) bei und sogar eine kleine Blutfontäne ist zu sehen.
Bei all dieser Grausamkeit scheint unser Nemuri Koyshiro diesmal noch deutlicher als strahlender Held hervor. Ein äußerlich zynischer Ronin, der aber innerlich ein Herz aus Gold zu haben scheint. Trotz der erwachseneren Herangehensweise sollte es also noch etwas dauern, bevor Raizo Ichikawa seinen Nemuri Kyoshiro zu dem hochinteressanten Antihelden machte, den wir so schätzen.
Auch die Handlung ist bis auf den angesprochenen düsteren Ansatz alles andere als inspiriert, was sich besonders in den klischeehaften Charakteren des Films wiederspiegelt. Es sind nicht mehr als Standard-Chambara-Figuren, also zum Beispiel eindimensionale, machtversessene Schurken oder ein heruntergekommener Ronin mit einem Funken Ehre.
Besonders wenn man sich vorher den Vorgängerfilm von Kenji Misumi mit seinen runden und originellen Charakteren angesehen hatte, fällt diese flache Charakterisierung der Filmfiguren auf und verhindert eine große emotionale Involvierung mit dem Geschehen. Hinzu kommt, dass der Film nach den ersten 20 Minuten deutlich an Fokus verliert und sich nur mehr von einer Kampfszene zur Nächsten hangelt.
Diese sind dafür wieder solide choreographiert und eingebettet in einige wunderschöne Landschaftskulissen. Zudem wird erstmals ein kurzer Schwertkampf als POV-Shot aus der Sicht Nemuri Koyshiros gezeigt, ein Stilmittel, welches besonders in Kazuo Ikehiros hervorragendem Nachfolgefilm in Vollendung zum Einsatz kam.
Die Darsteller befinden sich dabei wie gewohnt auf hohem Niveau. Besonders der unterschätzte Jun’ichiro Narita gibt einen erinnerungswürdigen Part als arroganter Clanlord ab, genauso wie auch Daiei-Vertragsdarsteller wie Kenjiro Uemura als verschlagener Reishändler Yorii und natürlich Saburo Date als flinker Killer „Flying Squirrel Banzo“.
Insgesamt sorgen all diese Komponenten für einen unterhaltsamen und „sehenswerten“ Film, der erneut einen wichtigen Baustein in der Entwicklung der Sleepy Eyes of Death-Reihe zum legendären Prototypen des phantastischen Chambara darstellt.
Wo dieser Film seine Düsternis und seinem Zynismus einbringt, geht ihm die Lyrik und die Originalität des Vorgängerfilms abhanden, so dass auch der dritte Film der Reihe wenig mehr als routinierte Daiei-Unterhaltung bietet.
Doch schon der nächste Film sollte all diese Elemente in sich vereinen und der Reihe endlich den entscheidenden Energieschub geben, welcher die einflussreiche Figur des Nemuri Kyoshiro und ihren Darsteller Raizo Ichikawa endgültig zur Legende machte.
Fazit:
Sleepy Eyes of Death: Full Circle Killing bringt eine neue Düsternis in die Filmreihe ein, die den Film noch ein Stückchen näher in die Richtung seiner zynischen und nihilistischen Nachfolger bringt, fällt aber insgesamt aufgrund seiner klischeehaften Charaktere und unoriginellen Handlung gegenüber dem Vorgänger etwas ab.
7 von 10 Punkten = Sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 26. 10. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Dennoch merkt man schon diesen ersten drei Filmen an, dass die Daiei-Vertragsregisseure und Drehbuchautor Seiji Hoshikawa sich langsam mehr dem grotesken und düster-makabren Stil der Romanvorlage annähern und bereits einige Elemente implementieren, die Kazuo Ikehiro in seinem bahnbrechenden vierten Teil der Reihe dann perfektionieren sollte.
Dies gilt auch für den vorliegenden dritten Film „Sleepy Eyes of Death: Full Circle Killing“, der zwar qualitativ gegenüber dem Vorgänger etwas abfällt, aber inszenatorisch erneut einen Schritt in die richtige Richtung macht, nämlich aus den Abenteuern unseres Ronin Nemuri Kyoshiro jene extraordinäre Filmreihe zu schaffen, die bald legendären Status im Genre-Pantheon erreichen sollte.
Story:
Unfreiwillig wird Nemuri Kyoshiro (Raizo Ichikawa) Zeuge wie der kaltblütige Lord Katagiro Saburo Takayuki (Jun’ichiro Narita), ein unehelicher Sohn des Shoguns, einem Slumbewohner den Kopf abschlägt, um die Schärfe seines neuen Schwertes zu testen. Verzweifelt kidnappt daraufhin Tajuu (Taro Marui), der Sohn des Getöteten, die kleine Schwester der Verlobten Konami (Kyooko Azuma) des brutalen Lords. Doch die Entführung zeigt keine Wirkung und so entschließt sich Nemuri Kyoshiro, die Slumbewohner aus ihrer Misere zu befreien und das Mädchen ihrem verzweifelten Vater, einem einflussreichen Reishändler, zurückzugeben. Doch damit zieht er die Aufmerksamkeit Takayukis auf sich, der sich an den Bauern rächen will. Auch dessen Verlobte sinnt, nach einer Demütigung durch Nemuri Kyoshiro, auf Rache und heuert den verarmten Ronin Yorii Kanbei (Kenjiro Uemura) und den geheimnisvollen Killer Banzo (Saburo Date) an, um Nemuri Kyoshiro zu töten...
Kritik:
Mit diesem dritten Sleepy Eyes of Death-Film kehrt die Düsternis in die Filmreihe ein. Gleich in der ersten Szene, wenn Bösewicht Takayuki einen armen Slumbewohner köpft, nur um sein neuestes Schwert zu testen, werden wir mit deutlich erwachsenerem Filmstoff konfrontiert als er bisher in der Reihe zu sehen war.
Diese neu entdeckte düstere Erzählweise zieht sich durch den gesamten Film und bietet Regisseur Kimiyoshi Yasuda auch Gelegenheit für ein paar Funken plakativer Sozialkritik. Schließlich stehen verblendete Samurai, die alle niederen Klassen als unwertes Leben sehen und intrigante Reishändler, die mit ihrer Spekulation den armen Bauern die Lebensgrundlage entziehen, im Zentrum der Handlung.
Auch stilistisch nähert sich der Film deutlich mehr dem Nihilismus und der Brutalität späterer Filme an. Die Handlung spielt meistens bei Nacht oder in den heruntergekommenen Baracken des Slums und entsprechend gedrückt und finster wirken auch die Bilder von Kameramann Chishi Makiura. Zudem wohnen wir zum ersten Mal einigen Verstümmelungen (ein unglücklicher Kontrahent Kyoshiros verliert etwa seinen Arm) bei und sogar eine kleine Blutfontäne ist zu sehen.
Bei all dieser Grausamkeit scheint unser Nemuri Koyshiro diesmal noch deutlicher als strahlender Held hervor. Ein äußerlich zynischer Ronin, der aber innerlich ein Herz aus Gold zu haben scheint. Trotz der erwachseneren Herangehensweise sollte es also noch etwas dauern, bevor Raizo Ichikawa seinen Nemuri Kyoshiro zu dem hochinteressanten Antihelden machte, den wir so schätzen.
Auch die Handlung ist bis auf den angesprochenen düsteren Ansatz alles andere als inspiriert, was sich besonders in den klischeehaften Charakteren des Films wiederspiegelt. Es sind nicht mehr als Standard-Chambara-Figuren, also zum Beispiel eindimensionale, machtversessene Schurken oder ein heruntergekommener Ronin mit einem Funken Ehre.
Besonders wenn man sich vorher den Vorgängerfilm von Kenji Misumi mit seinen runden und originellen Charakteren angesehen hatte, fällt diese flache Charakterisierung der Filmfiguren auf und verhindert eine große emotionale Involvierung mit dem Geschehen. Hinzu kommt, dass der Film nach den ersten 20 Minuten deutlich an Fokus verliert und sich nur mehr von einer Kampfszene zur Nächsten hangelt.
Diese sind dafür wieder solide choreographiert und eingebettet in einige wunderschöne Landschaftskulissen. Zudem wird erstmals ein kurzer Schwertkampf als POV-Shot aus der Sicht Nemuri Koyshiros gezeigt, ein Stilmittel, welches besonders in Kazuo Ikehiros hervorragendem Nachfolgefilm in Vollendung zum Einsatz kam.
Die Darsteller befinden sich dabei wie gewohnt auf hohem Niveau. Besonders der unterschätzte Jun’ichiro Narita gibt einen erinnerungswürdigen Part als arroganter Clanlord ab, genauso wie auch Daiei-Vertragsdarsteller wie Kenjiro Uemura als verschlagener Reishändler Yorii und natürlich Saburo Date als flinker Killer „Flying Squirrel Banzo“.
Insgesamt sorgen all diese Komponenten für einen unterhaltsamen und „sehenswerten“ Film, der erneut einen wichtigen Baustein in der Entwicklung der Sleepy Eyes of Death-Reihe zum legendären Prototypen des phantastischen Chambara darstellt.
Wo dieser Film seine Düsternis und seinem Zynismus einbringt, geht ihm die Lyrik und die Originalität des Vorgängerfilms abhanden, so dass auch der dritte Film der Reihe wenig mehr als routinierte Daiei-Unterhaltung bietet.
Doch schon der nächste Film sollte all diese Elemente in sich vereinen und der Reihe endlich den entscheidenden Energieschub geben, welcher die einflussreiche Figur des Nemuri Kyoshiro und ihren Darsteller Raizo Ichikawa endgültig zur Legende machte.
Fazit:
Sleepy Eyes of Death: Full Circle Killing bringt eine neue Düsternis in die Filmreihe ein, die den Film noch ein Stückchen näher in die Richtung seiner zynischen und nihilistischen Nachfolger bringt, fällt aber insgesamt aufgrund seiner klischeehaften Charaktere und unoriginellen Handlung gegenüber dem Vorgänger etwas ab.
7 von 10 Punkten = Sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 26. 10. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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