Tateshi Danpei (1950)
Ein Film von Masahiro Makino
Bewertung: 6.5 von 10 Punkten = Oberer Durchschnitt!
Tateshi Danpei
Genre: Gendai-geki, Biopic
Regie: Masahiro Makino
Darsteller: Ryunosuke Tsukigata (Danpei Ichikawa), Utaemon Ichikawa (Shojiro Sawada), Isuzu Yamada (Oharu), Eitaro Shindo (Sentaro Kurahashi), Kyoji Sugi (Hyogoishi), Entatsu Yokoyama (Doctor), Chiaki Tsukioka (Okiku), Reiko Hatsune (Old lady), Shizuo Maeda (Tsuji), Kensaku Hara (Ota) Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Akira Kurosawa (Buch: Yukinobu Hasegawa)
Kamera: Minoru Miki, Sadaji Yoshida
Musik: Tokujiro Okubo
Toei Company, 103 Minuten, S/W
Tateshi Danpei
Genre: Gendai-geki, Biopic
Regie: Masahiro Makino
Darsteller: Ryunosuke Tsukigata (Danpei Ichikawa), Utaemon Ichikawa (Shojiro Sawada), Isuzu Yamada (Oharu), Eitaro Shindo (Sentaro Kurahashi), Kyoji Sugi (Hyogoishi), Entatsu Yokoyama (Doctor), Chiaki Tsukioka (Okiku), Reiko Hatsune (Old lady), Shizuo Maeda (Tsuji), Kensaku Hara (Ota) Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Akira Kurosawa (Buch: Yukinobu Hasegawa)
Kamera: Minoru Miki, Sadaji Yoshida
Musik: Tokujiro Okubo
Toei Company, 103 Minuten, S/W
Jede künstlerische Bewegung bringt zwangsläufig auch eine Gegenbewegung hervor, welche die Ideale und Stilmittel der Vorgänger-Bewegung auf den Kopf stellt und revidiert. Beim zeitgenössischen japanischen Theater der 1900er Jahre folgten den sentimentalen und theatralischen Shimpa-Melodramen die realistischen und ungeschönten Dramen des Shingeki ("New Drama"), einer in der Mitte der 1900er Jahre geschaffenen Bewegung.
Diesen "Realismus" des Shingeki-Theaters nutzte dann der ambitionierte Theater-Schauspieler Shojiro Sawada um auch das bisher stark vom Kabuki beeinflussten Historien-Theater zu reformieren. Seinen Fokus legte Sawada auf das Choreographieren spektakulärer Schwertkämpfer, welche nach dem Grundsatz eines "graphischen Realismus" wesentlich schneller und blutiger inszeniert wurden, als die äußerst stilisierten und langsamen Schwertkämpfe des Kabuki-Theaters.
Seine im Jahr 1917 gegründete Bewegung nannte er Shinkokugeki ("New National Drama") und revolutionierte in der Folgezeit nicht nur das japanische Historien-Theater, sondern gab auch dem jungen japanischen Jidai-geki ("Historienfilm") erste wichtige Impulse, die letztendlich erheblichen Anteil an der Erfindung des Chambara ("Schertkampf-Films") haben sollten.
Diesem Wandel von den theatralischen Kampfszenen des Kabuki zu den modernen und blitzschnellen Kampfszenen des Shinkokugeki widmet sich Meisterregisseur Akira Kurosawa in seinem Drehbuch zu dem vorliegenden Film "Tateshi Danpei". Ein Film, der auf einer Meta-Ebene auch die Intention Kurosawas verrät, den Jidai-geki der 1950er Jahre revolutionieren zu wollen.
Story:
Der ehemalige Schauspieler und in die Jahre gekommene Tateshi ("Schwerkampf-Choreograph") Danpei Ichikawa (Ryunosuke Tsukigata) wird engagiert die Kampfszenen in dem Historiendrama "Chuji Kunisada", dem ersten Theaterstück der neu gegründeten Shinkokugeki ("New National Drama")-Bewegung zu choreographieren. Doch der Gründer der Bewegung, Shojiro Sawada (Utaemon Ichikawa), zeigt sich unzufrieden mit Danpeis altmodischen Choreographien im Kabuki-Stil, da er in seiner Bewegung einen realistischeren Stil erstrebt, welchen er als "graphischen Realismus" bezeichnet. Obwohl Danpei anfangs wenig mit dem neuen Konzept des "graphischen Realismus" anfangen kann, schafft er es Sawada von seinem Talent zu überzeugen und wird zum erfolgreichsten Schwertkampf-Choreographen der Shinkokugeki-Bewegung. Doch die harte Arbeit an den zahlreichen Stücken der Theatertruppe wird bald schon Danpeis Obsession über die er seine treusorgende Frau Oharu (Isuzu Yamada) und seiner Ziehtochter Okiku (Chiaki Tsukiota) völlig vergisst. Als Oharu plötzlich schwer erkrankt, wird Danpei mit den brutalen Konsequenzen seiner Vernachlässigung konfontiert.
Kritik:
Akira Kurosawa war kein Autorenfilmer, der seine Drehbücher nur zur simplen Gehaltsaufbesserung schrieb, sondern einer der häufig auch eigennützige Ziele verfolgte, wenn er eines seiner Drehbücher einem anderen Regisseur zur Verfügung stellte. Insofern kann man Tateshi Danpei auch als Experiment des jungen Kurosawas sehen, welches seine Intention verrät, dem Filmgenre des Jidai-geki neue Facette abgewinnen zu wollen.
So wie Shojiro Sawada im Film versucht, einen neuen graphischen Realismus in die Kampfszenen des altmodischen Historientheaters zu bringen, so versuchte auch Kurosawa dem Jidai-geki der 1950er Jahre einen realistischen Blick auf das Elend und die Brutalität des japanischen Mittelalter einzuflößen. Sein Versuch kulminierte in Werken wie "Seven Samurai" (1954) mit seinen brutalen und schmutzigen Gemetzeln oder "Yojimbo" (1961) mit seiner moralischen Verkommenheit und dem Zynismus seines Hauptcharakters.
Die Schwierigkeit eine derartige Revolution in einem rigiden und starren künstlerischen System durchzuführen, veranschaulicht Kurosawa im vorliegenden Film anhand des Titel-Charakters Danpei Ichikawa. Danpei erscheint als älterer, altmodischer Mann mit dem Geist eines verspielten Kindes, welcher einen fast schon infantilen Enthusiasmus für seinen Beruf als "Tateshi" (Schwertkampf-Choreograph) besitzt.
Indem er seine altmodische und tänzerische Kabuki-Kampfchoreographie aufgibt und mit der Rückendeckung von Schauspieler Shojiro Sawada einen realistischeren und weniger artifiziellen Stil anstrebt, wird er zu Japans erfolgreichsten Choreographen, doch um dies zu erreichen, muss er erst über seinen eigenen Schatten springen und alte Traditionen aufgeben.
Dieser thematische Konflikt zwischen Tradition und Moderne ist es, der dem Film seine originelle Prämisse verleiht, welche denn Ausgang des Films vorerst unvorhersehbar wirken lässt. Zudem bietet er auch die Möglichkeit, dem Zuschauer einen faszinierenden Einblick in den Wandel der japanischen Theaterszene zu bieten. Eine Chance, die Kurosawa und Regisseur Masahiro Makino aber zugunsten eines recht abgedroschenen Melodramas verwerfen.
Anhand der zahlreichen Filmposter der Shinkokugeki-Truppe gibt immer wieder interessante Verweise auf populäre Theaterstücke wie "Kurama Tengu" oder "Shirano Benjuro" (die japanische Version von "Cyrano de Bergerac"), schließlich waren es die Schauspieler der Shinkokugeki, welche viele heute zu großen Klassikern gewordene Stücke wie "Daibosatsu-Toge" oder "Chuji Kunisada" zum ersten Mal vorführte oder modernisierten. Leider beschränken sich solche Szenen auf kleine Anspielungen, weshalb "Tateshi Danpei" sich schnell als stromlinienförmiges Melodram erweist.
Seinen Fokus legen die Filmemacher nämlich auf den Niedergang Danpeis, dessen Begeisterung für die Kampfchoreographie sich schon bald zur Obsession auswächst über die er seine treu sorgende Frau Oharu und seine Ziehtochter vernachlässigt. Oharu bietet dem kindischen Ehemann mit ihrer Schlagfertigkeit zwar Parole, doch letztendlich wirkt sie nie wie eine gleichwertiger Filmfigur, so dass ihr Charakter wie ein forciertes Mittel wirkt, um beim Zuschauer Emotionen zu erzeugen.
Ab dem Moment, an dem sie das erste Mal hustet, wissen wir, dass es um ihren Charakter geschehen ist und der Film verliert an Tiefe und Originalität, zumal Danpeis und Oharus Beziehung immer etwas zu vage bleibt und der Zuschauer so erst den Ernst der Lage erkennt, als es schon fast zu spät ist. Auch die Ziehtochter Okiku bleibt bis zu Letzt ein eher unwichtiger und unterentwickelter Nebencharakter, der aber trotzdem in den letzten Filmminuten etwas unglücklich als plötzlicher Handlungsträger herhalten muss.
Schlimmer noch als die melodramatische Ausschlachtung des Geschehens, wirkt aber Masahiro Makinos unglückliches Timing. Die meiste Zeit seiner Karriere war Makino ein Routinier, der bis zu zehn Filme im Jahr drehte. Dies zeigt sich auch in Tateshi Danpei, der wie ein Schnellschuss wirkt, dem einige Tage mehr im Schneideraum sehr gut getan hätten.
Völlig unwichtige Szenen werden auf maximale Länge ausgewälzt. Oftmals reden Charaktere erst minutenlang über Alltagsbanalitäten oder tauschen Begrüßungsformeln aus, bevor der erste wichtige Satz fällt. Was Makino in 70 oder 80 Filmminuten erzählen hätte können, wälzt er auf über 100 Minuten aus, weshalb manchmal ganze Szenen keinerlei Funktionen für den weiteren Storyverlauf besitzen und den Fluss der Handlung stören.
Technisch inszeniert Makino solide auf gehobenem Niveau. Mithilfe des profilierten Kameramanns Minoru Miki erschafft er einige hübsche Bilder, wie etwa die atmosphärisch belichteten Theater-Schwertkämpfe Shojiro Sawadas oder wunderschöner Schneefall in der zweiten Hälfte des Films, doch generell filmt er das meiste Handlungsgeschehen eher in weitgehendst uninspirierten Totalen und Halb-Totalen ab.
Zumindest die Schauspieler überzeugen mit soliden Leistungen. Altstar Ryunosuke Tsukigata als kindlicher "Tateshi" Danpei chargiert beinahe, doch er bringt den Konflikt seines Charakters und sein enthusiastisches Wesen gut herüber. Auch Superstar Utaemon Ichikawa als Shijiro Sawada zeigt eine ordentlich und überraschend dezente Leistungen. Die beste Schauspielleistung des Films bietet aber Isuzu Yamada als Danpeis Ehefrau Oharu, die ihrer unterentwickelten Rolle mit lebendigem und neckischem Schauspiel und viel Charme entgegentritt..
In Anbetracht der Tatsache, dass Akira Kurosawa das Drehbuch beisteuerte ist "Tateshi Danpei" wohl eher ein enttäuschender Film, wobei dieser Umstand nicht nur Regisseur Makino, sondern auch Drehbuchautor Kurosawa anzurechnen ist, da beide es vermieden, dem Zuschauer einen tieferen und dichteren Einblick in die Mechanik eines künstlerischen Wandels zu gewähren.
Insofern muss "Tateshi Danpei" wohl eher als interessante Fußnote für den sich nahenden Wandel im Jidai-geki der 1950er Jahre in die Geschichte eingehen, als inhaltlich selbst ein sonderlich profundes Portrait des vergangenen Wandels im japanischen Schwertkampf-Theater darzustellen.
Fazit:
Trotz des Drehbuchs von Akira Kurosawa ist "Tateshi Danpei" ein nur als Fußnote besonders interessantes Melodram, welches es zugunsten eines eher abgedroschenen Melodrams vermeidet, einen tiefen Einblick in die japanische Theaterszene der Vorkriegsjahre zu gewähren und von Regisseur Makino mit unglücklichem Timing und routinierter Technik inszeniert wird. Wegen der soliden Schauspieler und der in Ansätzen originellen Handlung ein im "oberen Durchschnitt" angesiedeltes Werk.
6.5 von 10 Punkten = Oberer Durchschnitt!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 07. 09. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Diesen "Realismus" des Shingeki-Theaters nutzte dann der ambitionierte Theater-Schauspieler Shojiro Sawada um auch das bisher stark vom Kabuki beeinflussten Historien-Theater zu reformieren. Seinen Fokus legte Sawada auf das Choreographieren spektakulärer Schwertkämpfer, welche nach dem Grundsatz eines "graphischen Realismus" wesentlich schneller und blutiger inszeniert wurden, als die äußerst stilisierten und langsamen Schwertkämpfe des Kabuki-Theaters.
Seine im Jahr 1917 gegründete Bewegung nannte er Shinkokugeki ("New National Drama") und revolutionierte in der Folgezeit nicht nur das japanische Historien-Theater, sondern gab auch dem jungen japanischen Jidai-geki ("Historienfilm") erste wichtige Impulse, die letztendlich erheblichen Anteil an der Erfindung des Chambara ("Schertkampf-Films") haben sollten.
Diesem Wandel von den theatralischen Kampfszenen des Kabuki zu den modernen und blitzschnellen Kampfszenen des Shinkokugeki widmet sich Meisterregisseur Akira Kurosawa in seinem Drehbuch zu dem vorliegenden Film "Tateshi Danpei". Ein Film, der auf einer Meta-Ebene auch die Intention Kurosawas verrät, den Jidai-geki der 1950er Jahre revolutionieren zu wollen.
Story:
Der ehemalige Schauspieler und in die Jahre gekommene Tateshi ("Schwerkampf-Choreograph") Danpei Ichikawa (Ryunosuke Tsukigata) wird engagiert die Kampfszenen in dem Historiendrama "Chuji Kunisada", dem ersten Theaterstück der neu gegründeten Shinkokugeki ("New National Drama")-Bewegung zu choreographieren. Doch der Gründer der Bewegung, Shojiro Sawada (Utaemon Ichikawa), zeigt sich unzufrieden mit Danpeis altmodischen Choreographien im Kabuki-Stil, da er in seiner Bewegung einen realistischeren Stil erstrebt, welchen er als "graphischen Realismus" bezeichnet. Obwohl Danpei anfangs wenig mit dem neuen Konzept des "graphischen Realismus" anfangen kann, schafft er es Sawada von seinem Talent zu überzeugen und wird zum erfolgreichsten Schwertkampf-Choreographen der Shinkokugeki-Bewegung. Doch die harte Arbeit an den zahlreichen Stücken der Theatertruppe wird bald schon Danpeis Obsession über die er seine treusorgende Frau Oharu (Isuzu Yamada) und seiner Ziehtochter Okiku (Chiaki Tsukiota) völlig vergisst. Als Oharu plötzlich schwer erkrankt, wird Danpei mit den brutalen Konsequenzen seiner Vernachlässigung konfontiert.
Kritik:
Akira Kurosawa war kein Autorenfilmer, der seine Drehbücher nur zur simplen Gehaltsaufbesserung schrieb, sondern einer der häufig auch eigennützige Ziele verfolgte, wenn er eines seiner Drehbücher einem anderen Regisseur zur Verfügung stellte. Insofern kann man Tateshi Danpei auch als Experiment des jungen Kurosawas sehen, welches seine Intention verrät, dem Filmgenre des Jidai-geki neue Facette abgewinnen zu wollen.
So wie Shojiro Sawada im Film versucht, einen neuen graphischen Realismus in die Kampfszenen des altmodischen Historientheaters zu bringen, so versuchte auch Kurosawa dem Jidai-geki der 1950er Jahre einen realistischen Blick auf das Elend und die Brutalität des japanischen Mittelalter einzuflößen. Sein Versuch kulminierte in Werken wie "Seven Samurai" (1954) mit seinen brutalen und schmutzigen Gemetzeln oder "Yojimbo" (1961) mit seiner moralischen Verkommenheit und dem Zynismus seines Hauptcharakters.
Die Schwierigkeit eine derartige Revolution in einem rigiden und starren künstlerischen System durchzuführen, veranschaulicht Kurosawa im vorliegenden Film anhand des Titel-Charakters Danpei Ichikawa. Danpei erscheint als älterer, altmodischer Mann mit dem Geist eines verspielten Kindes, welcher einen fast schon infantilen Enthusiasmus für seinen Beruf als "Tateshi" (Schwertkampf-Choreograph) besitzt.
Indem er seine altmodische und tänzerische Kabuki-Kampfchoreographie aufgibt und mit der Rückendeckung von Schauspieler Shojiro Sawada einen realistischeren und weniger artifiziellen Stil anstrebt, wird er zu Japans erfolgreichsten Choreographen, doch um dies zu erreichen, muss er erst über seinen eigenen Schatten springen und alte Traditionen aufgeben.
Dieser thematische Konflikt zwischen Tradition und Moderne ist es, der dem Film seine originelle Prämisse verleiht, welche denn Ausgang des Films vorerst unvorhersehbar wirken lässt. Zudem bietet er auch die Möglichkeit, dem Zuschauer einen faszinierenden Einblick in den Wandel der japanischen Theaterszene zu bieten. Eine Chance, die Kurosawa und Regisseur Masahiro Makino aber zugunsten eines recht abgedroschenen Melodramas verwerfen.
Anhand der zahlreichen Filmposter der Shinkokugeki-Truppe gibt immer wieder interessante Verweise auf populäre Theaterstücke wie "Kurama Tengu" oder "Shirano Benjuro" (die japanische Version von "Cyrano de Bergerac"), schließlich waren es die Schauspieler der Shinkokugeki, welche viele heute zu großen Klassikern gewordene Stücke wie "Daibosatsu-Toge" oder "Chuji Kunisada" zum ersten Mal vorführte oder modernisierten. Leider beschränken sich solche Szenen auf kleine Anspielungen, weshalb "Tateshi Danpei" sich schnell als stromlinienförmiges Melodram erweist.
Seinen Fokus legen die Filmemacher nämlich auf den Niedergang Danpeis, dessen Begeisterung für die Kampfchoreographie sich schon bald zur Obsession auswächst über die er seine treu sorgende Frau Oharu und seine Ziehtochter vernachlässigt. Oharu bietet dem kindischen Ehemann mit ihrer Schlagfertigkeit zwar Parole, doch letztendlich wirkt sie nie wie eine gleichwertiger Filmfigur, so dass ihr Charakter wie ein forciertes Mittel wirkt, um beim Zuschauer Emotionen zu erzeugen.
Ab dem Moment, an dem sie das erste Mal hustet, wissen wir, dass es um ihren Charakter geschehen ist und der Film verliert an Tiefe und Originalität, zumal Danpeis und Oharus Beziehung immer etwas zu vage bleibt und der Zuschauer so erst den Ernst der Lage erkennt, als es schon fast zu spät ist. Auch die Ziehtochter Okiku bleibt bis zu Letzt ein eher unwichtiger und unterentwickelter Nebencharakter, der aber trotzdem in den letzten Filmminuten etwas unglücklich als plötzlicher Handlungsträger herhalten muss.
Schlimmer noch als die melodramatische Ausschlachtung des Geschehens, wirkt aber Masahiro Makinos unglückliches Timing. Die meiste Zeit seiner Karriere war Makino ein Routinier, der bis zu zehn Filme im Jahr drehte. Dies zeigt sich auch in Tateshi Danpei, der wie ein Schnellschuss wirkt, dem einige Tage mehr im Schneideraum sehr gut getan hätten.
Völlig unwichtige Szenen werden auf maximale Länge ausgewälzt. Oftmals reden Charaktere erst minutenlang über Alltagsbanalitäten oder tauschen Begrüßungsformeln aus, bevor der erste wichtige Satz fällt. Was Makino in 70 oder 80 Filmminuten erzählen hätte können, wälzt er auf über 100 Minuten aus, weshalb manchmal ganze Szenen keinerlei Funktionen für den weiteren Storyverlauf besitzen und den Fluss der Handlung stören.
Technisch inszeniert Makino solide auf gehobenem Niveau. Mithilfe des profilierten Kameramanns Minoru Miki erschafft er einige hübsche Bilder, wie etwa die atmosphärisch belichteten Theater-Schwertkämpfe Shojiro Sawadas oder wunderschöner Schneefall in der zweiten Hälfte des Films, doch generell filmt er das meiste Handlungsgeschehen eher in weitgehendst uninspirierten Totalen und Halb-Totalen ab.
Zumindest die Schauspieler überzeugen mit soliden Leistungen. Altstar Ryunosuke Tsukigata als kindlicher "Tateshi" Danpei chargiert beinahe, doch er bringt den Konflikt seines Charakters und sein enthusiastisches Wesen gut herüber. Auch Superstar Utaemon Ichikawa als Shijiro Sawada zeigt eine ordentlich und überraschend dezente Leistungen. Die beste Schauspielleistung des Films bietet aber Isuzu Yamada als Danpeis Ehefrau Oharu, die ihrer unterentwickelten Rolle mit lebendigem und neckischem Schauspiel und viel Charme entgegentritt..
In Anbetracht der Tatsache, dass Akira Kurosawa das Drehbuch beisteuerte ist "Tateshi Danpei" wohl eher ein enttäuschender Film, wobei dieser Umstand nicht nur Regisseur Makino, sondern auch Drehbuchautor Kurosawa anzurechnen ist, da beide es vermieden, dem Zuschauer einen tieferen und dichteren Einblick in die Mechanik eines künstlerischen Wandels zu gewähren.
Insofern muss "Tateshi Danpei" wohl eher als interessante Fußnote für den sich nahenden Wandel im Jidai-geki der 1950er Jahre in die Geschichte eingehen, als inhaltlich selbst ein sonderlich profundes Portrait des vergangenen Wandels im japanischen Schwertkampf-Theater darzustellen.
Fazit:
Trotz des Drehbuchs von Akira Kurosawa ist "Tateshi Danpei" ein nur als Fußnote besonders interessantes Melodram, welches es zugunsten eines eher abgedroschenen Melodrams vermeidet, einen tiefen Einblick in die japanische Theaterszene der Vorkriegsjahre zu gewähren und von Regisseur Makino mit unglücklichem Timing und routinierter Technik inszeniert wird. Wegen der soliden Schauspieler und der in Ansätzen originellen Handlung ein im "oberen Durchschnitt" angesiedeltes Werk.
6.5 von 10 Punkten = Oberer Durchschnitt!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 07. 09. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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