The Pornographers (1966)
Ein Film von Shohei Imamura
Bewertung: 7.5 von 10 Punkten = Sehr Sehenswert!
Erogotoshi-tachi yori: Jinruigaku nyumon
Genre: Gendai-geki, Nuberu Bagu
Regie: Shohei Imamura
Darsteller: Shoichi Ozawa (Yashimoto "Sub" Ogata), Sumiko Sakamoto (Haru Masuda), Ganjiro Nakamura (Elderly Client), Chocho Miyaki, Haruo Tanaka, Keiko Sagawa (Keiko Matsuda), Masaomi Kondo (Koichi Matsudo), Ko Nishimura, Ichiro Sugai, Shinichi Nakano, Asao Uchida, Kazuo Kitamura Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Shohei Imamura, Koji Numata (Buch: Akiyuki Nosaka)
Kamera: Shinsaku Himeda
Musik: Toshiro Kusunoki, Toshiro Mayuzumi
Imamura Productions, Nikkatsu, 128 Minuten, S/W
Erogotoshi-tachi yori: Jinruigaku nyumon
Genre: Gendai-geki, Nuberu Bagu
Regie: Shohei Imamura
Darsteller: Shoichi Ozawa (Yashimoto "Sub" Ogata), Sumiko Sakamoto (Haru Masuda), Ganjiro Nakamura (Elderly Client), Chocho Miyaki, Haruo Tanaka, Keiko Sagawa (Keiko Matsuda), Masaomi Kondo (Koichi Matsudo), Ko Nishimura, Ichiro Sugai, Shinichi Nakano, Asao Uchida, Kazuo Kitamura Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Shohei Imamura, Koji Numata (Buch: Akiyuki Nosaka)
Kamera: Shinsaku Himeda
Musik: Toshiro Kusunoki, Toshiro Mayuzumi
Imamura Productions, Nikkatsu, 128 Minuten, S/W
Offiziell erhielt der erste japanische Sexsploitation-Film
(in Japan Pink-Film („pinku eiga“) genannt) im Jahre 1962 den Einzug in die
japanischen Kinos. Der unabhängig produzierte „Flesh Market“ war ein großer
Erfolg, der das Genre des japanischen Softpornos ab den späten 1960er Jahren zu einem
stetigen Goldesel in Zeiten des Niedergangs der japanischen Film-Industrie
machte und den Filmemachern erstmals erlaubte, Nacktheit und sexuelle
Tätigkeiten explizit darzustellen (allerdings ohne dabei Geschlechtsteile zu zeigen,
was bis heute strikt verboten ist).
Natürlich wäre es naiv anzunehmen, dass das Genre vor den 1960er Jahren nicht existierte. Vielmehr gab es schon in den Nachkriegsjahren ein reges Interesse an pornographischer Kost, auch wenn derartige Filme, wie überall auf der Welt, ein strenges Tabu darstellten. Damals versorgten dubiose Produzenten die aufblühende Branche illegal mit heimlich gedrehten Sex-Filmchen, die wenig von dem künstlerischen Anspruch mancher späterer Pink-Filme besaßen.
Genau diesem legendären Untergrund-Metier der japanischen Porno-Produzenten widmet sich der gefeierte Nuberu Bagu-Regisseur Shohei Imamura in dem vorliegenden Film. Erstaunlicherweise schon im Jahre 1966 als derartige Themen noch höchst tabuisiert wurden und die japanische Sexfilm-Branche noch in den Kinderschuhen steckte. Das Ergebnis ist ein faszinierender, aber auch sperriger Kunstfilm, der seiner Zeit viele Jahre voraus zu sein schien.
Story:
Yoshimi „Subu“ Ogata (Shoichi Ozawa) arbeitet als erfolgloser Pornoregisseur, der die vergnügungssüchtigen Japaner in den Nachkriegsjahre mit billiger, selbst gedrehter Ware versorgt. Dabei sind ihm nicht nur die Polizei, die seine illegalen Aktivitäten gar nicht gerne sieht, sondern auch diverse Gangsterbanden im Weg, die auch ein Stück des eigentlich nicht sehr großen Kuchens haben wollen. Auch privat geht es bei Ogata turbulent zu: Seine Frau Haru (Sumiko Sakamoto) scheint vom dem Gedanken besessen, dass der Geist ihres verstorbenen Ehemanns sie verfolgt und sein Stiefsohn Koichi (Masaomi Kondo) betrügt die Eltern um ihr Geld, unter dem Vorwand auf eine Uni gehen zu wollen. Zudem hat Ogata auch ein Auge auf seine eigene Stieftochter Keiko (Keiko Sagawa) geworfen und stellt ihr nach. Die Lage spitzt sich zu, als Haru anfängt, Anzeichen für einen Wahn zu zeigen und Ogata dem 15-jährigen Mädchen schließlich eine Heirat anbietet...
Kritik:
Ob Takashi Miike mit seiner im Jahr 2001 entstandenen Satire „Visitor Q“ eine Hommage an diesen Film seines ehemaligen Mentors inszenieren wollte? Durchaus möglich, denn es gibt viele Parallelen zwischen „The Pornographers“ und dem Werk von Imamuras einstmaligem Regieassistenten.
Da wären zum Beispiel die kaputte Familie, der Mut zum Tabubruch, der pseudo-dokumentarische Stil und natürlich die Meta-Kritik an der Voyeurs-Lust des Zuschauers (bei beiden Regisseuren folgen wir Ehemännern mit einer Leidenschaft für die eigene Tochter, wobei der eine versucht eine Dokumentation über seine kaputte Familie zu drehen, während Ogata aus „The Pornographers“ als Porno-Regisseur unterwegs ist).
Letztendlich ziehe ich persönlich Miikes Meisterwerk dem Film von Nuberu Bagu-Regisseur Shohei Imamura vor. Gemessen am Zeitpunkt seiner Entstehung ist Imamuras Werk jedoch bedeutend revolutionärer. Es erscheint wahrlich monströs und unfassbar, was Shohei Imamura seinen noch unbeflissenen Zeitgenossen hier auftischte.
Von Sexpuppen, bis hin zu Inzest wird hier ein eindrucksvolles Spektrum an Perversionen und sexueller Exotik geboten. In einer besonders verstörenden Szene bringt etwa ein alter Mann seine geistig behinderte Tochter zu Ogata, um mit ihr einen Schulmädchen-Porno zu drehen. Dieser Dreh verläuft dann aber weitaus humorvoller als gedacht, denn all diese Perversitäten verpackt Shohei Imamura in eine fast leichtfüßige, äußerst schwarz-humorige Komödie und eine surreale Bilderwelt.
Zudem geht es Imamura nicht darum, die Perversitäten des Films zur Voyeurismus-Befriedigung auszustellen. Es ist eindrucksvoll, wie wenig Imamura daran interessiert scheint, seine Protagonisten zu verteufeln, vielmehr geht er mit natürlichem Interesse an seine Charaktere heran. Nicht umsonst heißt der Film im Original „Eine Einführung in die Menschenkunde anhand der Pornographen“.
In stark distanzierten und nüchternen Bildern folgen wir der Hauptfigur Ogata, welche haarscharf zwischen ihrem Familienleben und dem Leben eines Porno-Filmemachers im Untergrund wandelt, wobei beide Welten langsam ineinander überzugehen scheinen. Mithilfe seiner suggestiven und sperrigen Bilder wirkt es auch häufig so, als würde der Zuschauer selbst in den Film einbezogen werden und zum heimlichen Betrachter des skandalösen Geschehens werden.
Trotzdem wertet Imamura das Treiben seines Protagonisten nicht, sondern macht ihn, wenn auch nicht zu einer Identifikationsfigur, so doch zu einem Sympathieträger. Auch sein Wirken als Pornoregisseur unterzieht er keiner moralischen Prüfung, sondern wählt auch hier einen analytischen Ansatz, wie sie typisch ist für Imamura, der häufig als "Anthropologe des japanischen Kinos" bezeichnet wird, was in wenigen Filmen so passend erscheint wie in diesem.
Hauptdarsteller Shoichi Ozawa meistert diese schwierige Rolle mit Bravour, wobei der Film die Waage zwischen unerfahrenen Laiendarstellerin und bekannten Charakterdarstellern hält. Zur erfahrenen Sorte gehört etwa Charaktermime Ko Nishimura, besonders erwähnenswert ist aber auch Ganjiro Nakamura als einer von Ogatas perversen Kunden, dessen Mut und Experimentierfreude bei seiner Rollenwahl man einfach immer wieder bewundern muss.
Bemerkenswert ist auch das faszinierende Framing und die fantasievollen Bilder von Stamm-Kameramann Shinsaku Himeda, der ein überbordendes Spektrum an visuellen Eindrücken liefert. Mal folgt er dem Geschehen aus der Sicht des Familien-Karpfens, der durch seine stetige Präsenz zu einem symbolhaften Schicksalsboten wird, mal gleitet er hinab in surreale Traumsequenzen oder filmt die Charaktere durch Glaswände und Gitterstäbe, so dass der Zuschauer den Eindruck erhält, Tiere in einem Zoo zu beobachten, an deren Treiben er seine eigenen Voyeurismus-Gelüste befriedigen kann.
Gerade letzteres offenbart sich als visionärer Zug von Imamuras Film, der den kommenden Boom der Exploitation-Filme in den 1970er Jahren scheinbar vorhersah und die Gelüste der Massen nach dem Grotesken und Perversen humorvoll reflektierte.
Bei aller Originalität ist dieser visuelle Stil aber auch überaus anstrengend. Ich sehe die inszenatorischen Vorteile seines distanziert-dokumentarischen Stils sehr deutlich: Er ist nicht sentimental, sondern dem Realismus und einem klar umrissenen thematischen Kern verpflichtet und erscheint insofern kaum prätentiös oder als oberflächliche „Kunst-um-der-Kunst-willen“, wie es bei so manch einem ambitionierten Kunstfilm der Fall wäre.
Doch diese bewusst distanzierten und konfusen Bildern verhindern auch, dass man emotional wirklich ins Handlungsgeschehen hineingezogen wird. Imamuras nicht-lineare Erzählweise ohne roten Faden, sondern in episodenartigen, wenig zusammenhängenden Momentaufnahmen aus dem Leben des Pornographen erscheint zudem sperrig, was den Film an manchen Stellen sehr zäh werden lässt.
Mit über zwei Stunden ist er dann auch deutlich zu lang, so dass die Tabubrüche und die Dynamik der kaputten Familie ihren Schockeffekt langsam aufbrauchen. Erst gegen Ende fängt sich der Film wieder und schafft es mit dem Tod einer zentralen Figur, einer damit verbundenen denkwürdigen "Irrenhaus-Szene" und der finalen Geschäftsidee von Ogata zu unterhalten, aber zum ersten Mal auch wirklich emotional zu berühren.
Doch der zähe Mittelteil bleibt unvergessen und so muss man sich am Ende eingestehen, dass Imamuras Werk zwar gewiss ein Meilenstein der kontroversen Filmkunst geworden ist, aber mit seiner ausufernden Lauflänge an dem Titel eines Meisterwerk doch recht deutlich vorbeischrammt.
Mit Blick auf das beträchtliche Potential der Story ist es dann auch eine herbe Enttäuschung, dass der Film nicht mehr als ein „sehr sehenswertes“ Werk geworden ist, welches seinen Platz in der Filmgeschichte trotz aller Makel aber sicherlich gefunden hat.
Fazit:
„The Pornographers“ ist ein mutiges, skurriles und einfallsreiches Werk, welches jedoch durch seine sperrige Handlungsstruktur und eine deutliche Überlänge viel seines großen Potentials verschenkt. In jedem Fall ein „sehenswerter“ Film, der jedoch das Potential zum Meisterwerk gehabt hätte.
7.5 von 10 Punkten = Sehr sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 26. 10. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Natürlich wäre es naiv anzunehmen, dass das Genre vor den 1960er Jahren nicht existierte. Vielmehr gab es schon in den Nachkriegsjahren ein reges Interesse an pornographischer Kost, auch wenn derartige Filme, wie überall auf der Welt, ein strenges Tabu darstellten. Damals versorgten dubiose Produzenten die aufblühende Branche illegal mit heimlich gedrehten Sex-Filmchen, die wenig von dem künstlerischen Anspruch mancher späterer Pink-Filme besaßen.
Genau diesem legendären Untergrund-Metier der japanischen Porno-Produzenten widmet sich der gefeierte Nuberu Bagu-Regisseur Shohei Imamura in dem vorliegenden Film. Erstaunlicherweise schon im Jahre 1966 als derartige Themen noch höchst tabuisiert wurden und die japanische Sexfilm-Branche noch in den Kinderschuhen steckte. Das Ergebnis ist ein faszinierender, aber auch sperriger Kunstfilm, der seiner Zeit viele Jahre voraus zu sein schien.
Story:
Yoshimi „Subu“ Ogata (Shoichi Ozawa) arbeitet als erfolgloser Pornoregisseur, der die vergnügungssüchtigen Japaner in den Nachkriegsjahre mit billiger, selbst gedrehter Ware versorgt. Dabei sind ihm nicht nur die Polizei, die seine illegalen Aktivitäten gar nicht gerne sieht, sondern auch diverse Gangsterbanden im Weg, die auch ein Stück des eigentlich nicht sehr großen Kuchens haben wollen. Auch privat geht es bei Ogata turbulent zu: Seine Frau Haru (Sumiko Sakamoto) scheint vom dem Gedanken besessen, dass der Geist ihres verstorbenen Ehemanns sie verfolgt und sein Stiefsohn Koichi (Masaomi Kondo) betrügt die Eltern um ihr Geld, unter dem Vorwand auf eine Uni gehen zu wollen. Zudem hat Ogata auch ein Auge auf seine eigene Stieftochter Keiko (Keiko Sagawa) geworfen und stellt ihr nach. Die Lage spitzt sich zu, als Haru anfängt, Anzeichen für einen Wahn zu zeigen und Ogata dem 15-jährigen Mädchen schließlich eine Heirat anbietet...
Kritik:
Ob Takashi Miike mit seiner im Jahr 2001 entstandenen Satire „Visitor Q“ eine Hommage an diesen Film seines ehemaligen Mentors inszenieren wollte? Durchaus möglich, denn es gibt viele Parallelen zwischen „The Pornographers“ und dem Werk von Imamuras einstmaligem Regieassistenten.
Da wären zum Beispiel die kaputte Familie, der Mut zum Tabubruch, der pseudo-dokumentarische Stil und natürlich die Meta-Kritik an der Voyeurs-Lust des Zuschauers (bei beiden Regisseuren folgen wir Ehemännern mit einer Leidenschaft für die eigene Tochter, wobei der eine versucht eine Dokumentation über seine kaputte Familie zu drehen, während Ogata aus „The Pornographers“ als Porno-Regisseur unterwegs ist).
Letztendlich ziehe ich persönlich Miikes Meisterwerk dem Film von Nuberu Bagu-Regisseur Shohei Imamura vor. Gemessen am Zeitpunkt seiner Entstehung ist Imamuras Werk jedoch bedeutend revolutionärer. Es erscheint wahrlich monströs und unfassbar, was Shohei Imamura seinen noch unbeflissenen Zeitgenossen hier auftischte.
Von Sexpuppen, bis hin zu Inzest wird hier ein eindrucksvolles Spektrum an Perversionen und sexueller Exotik geboten. In einer besonders verstörenden Szene bringt etwa ein alter Mann seine geistig behinderte Tochter zu Ogata, um mit ihr einen Schulmädchen-Porno zu drehen. Dieser Dreh verläuft dann aber weitaus humorvoller als gedacht, denn all diese Perversitäten verpackt Shohei Imamura in eine fast leichtfüßige, äußerst schwarz-humorige Komödie und eine surreale Bilderwelt.
Zudem geht es Imamura nicht darum, die Perversitäten des Films zur Voyeurismus-Befriedigung auszustellen. Es ist eindrucksvoll, wie wenig Imamura daran interessiert scheint, seine Protagonisten zu verteufeln, vielmehr geht er mit natürlichem Interesse an seine Charaktere heran. Nicht umsonst heißt der Film im Original „Eine Einführung in die Menschenkunde anhand der Pornographen“.
In stark distanzierten und nüchternen Bildern folgen wir der Hauptfigur Ogata, welche haarscharf zwischen ihrem Familienleben und dem Leben eines Porno-Filmemachers im Untergrund wandelt, wobei beide Welten langsam ineinander überzugehen scheinen. Mithilfe seiner suggestiven und sperrigen Bilder wirkt es auch häufig so, als würde der Zuschauer selbst in den Film einbezogen werden und zum heimlichen Betrachter des skandalösen Geschehens werden.
Trotzdem wertet Imamura das Treiben seines Protagonisten nicht, sondern macht ihn, wenn auch nicht zu einer Identifikationsfigur, so doch zu einem Sympathieträger. Auch sein Wirken als Pornoregisseur unterzieht er keiner moralischen Prüfung, sondern wählt auch hier einen analytischen Ansatz, wie sie typisch ist für Imamura, der häufig als "Anthropologe des japanischen Kinos" bezeichnet wird, was in wenigen Filmen so passend erscheint wie in diesem.
Hauptdarsteller Shoichi Ozawa meistert diese schwierige Rolle mit Bravour, wobei der Film die Waage zwischen unerfahrenen Laiendarstellerin und bekannten Charakterdarstellern hält. Zur erfahrenen Sorte gehört etwa Charaktermime Ko Nishimura, besonders erwähnenswert ist aber auch Ganjiro Nakamura als einer von Ogatas perversen Kunden, dessen Mut und Experimentierfreude bei seiner Rollenwahl man einfach immer wieder bewundern muss.
Bemerkenswert ist auch das faszinierende Framing und die fantasievollen Bilder von Stamm-Kameramann Shinsaku Himeda, der ein überbordendes Spektrum an visuellen Eindrücken liefert. Mal folgt er dem Geschehen aus der Sicht des Familien-Karpfens, der durch seine stetige Präsenz zu einem symbolhaften Schicksalsboten wird, mal gleitet er hinab in surreale Traumsequenzen oder filmt die Charaktere durch Glaswände und Gitterstäbe, so dass der Zuschauer den Eindruck erhält, Tiere in einem Zoo zu beobachten, an deren Treiben er seine eigenen Voyeurismus-Gelüste befriedigen kann.
Gerade letzteres offenbart sich als visionärer Zug von Imamuras Film, der den kommenden Boom der Exploitation-Filme in den 1970er Jahren scheinbar vorhersah und die Gelüste der Massen nach dem Grotesken und Perversen humorvoll reflektierte.
Bei aller Originalität ist dieser visuelle Stil aber auch überaus anstrengend. Ich sehe die inszenatorischen Vorteile seines distanziert-dokumentarischen Stils sehr deutlich: Er ist nicht sentimental, sondern dem Realismus und einem klar umrissenen thematischen Kern verpflichtet und erscheint insofern kaum prätentiös oder als oberflächliche „Kunst-um-der-Kunst-willen“, wie es bei so manch einem ambitionierten Kunstfilm der Fall wäre.
Doch diese bewusst distanzierten und konfusen Bildern verhindern auch, dass man emotional wirklich ins Handlungsgeschehen hineingezogen wird. Imamuras nicht-lineare Erzählweise ohne roten Faden, sondern in episodenartigen, wenig zusammenhängenden Momentaufnahmen aus dem Leben des Pornographen erscheint zudem sperrig, was den Film an manchen Stellen sehr zäh werden lässt.
Mit über zwei Stunden ist er dann auch deutlich zu lang, so dass die Tabubrüche und die Dynamik der kaputten Familie ihren Schockeffekt langsam aufbrauchen. Erst gegen Ende fängt sich der Film wieder und schafft es mit dem Tod einer zentralen Figur, einer damit verbundenen denkwürdigen "Irrenhaus-Szene" und der finalen Geschäftsidee von Ogata zu unterhalten, aber zum ersten Mal auch wirklich emotional zu berühren.
Doch der zähe Mittelteil bleibt unvergessen und so muss man sich am Ende eingestehen, dass Imamuras Werk zwar gewiss ein Meilenstein der kontroversen Filmkunst geworden ist, aber mit seiner ausufernden Lauflänge an dem Titel eines Meisterwerk doch recht deutlich vorbeischrammt.
Mit Blick auf das beträchtliche Potential der Story ist es dann auch eine herbe Enttäuschung, dass der Film nicht mehr als ein „sehr sehenswertes“ Werk geworden ist, welches seinen Platz in der Filmgeschichte trotz aller Makel aber sicherlich gefunden hat.
Fazit:
„The Pornographers“ ist ein mutiges, skurriles und einfallsreiches Werk, welches jedoch durch seine sperrige Handlungsstruktur und eine deutliche Überlänge viel seines großen Potentials verschenkt. In jedem Fall ein „sehenswerter“ Film, der jedoch das Potential zum Meisterwerk gehabt hätte.
7.5 von 10 Punkten = Sehr sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 26. 10. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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