Yokohama Underworld: Machine Gun Dragon (1978)
Ein Film von Akihisa Okamoto
Bewertung: 7 von 10 Punkten = Sehenswert!
Yokohama ankokugai mashingan no ryu
Genre: Exploitation, Gangster-Film
Regie: Akihisa Okamoto
Darsteller: Bunta Sugawara (Ryuta Yabuki), Aiko Mimasu (Masa), Yutaka Nakajima, Kunie Tanaka, Asao Koike (Kommissar), Sonny Chiba, Jiro Chiba, Rin'ichi Yamamoto, Kyoko Enami, Eiji Nakano, Kenji Imai, Renji Ishibashi, Shohei Yamamoto, Koichi Iwaki
Drehbuch: Hiro Matsuda
Kamera: Masahiko Limura
Musik: Hachiro Aoyama
Color, Toei Company, 94 Minuten
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Yokohama ankokugai mashingan no ryu
Genre: Exploitation, Gangster-Film
Regie: Akihisa Okamoto
Darsteller: Bunta Sugawara (Ryuta Yabuki), Aiko Mimasu (Masa), Yutaka Nakajima, Kunie Tanaka, Asao Koike (Kommissar), Sonny Chiba, Jiro Chiba, Rin'ichi Yamamoto, Kyoko Enami, Eiji Nakano, Kenji Imai, Renji Ishibashi, Shohei Yamamoto, Koichi Iwaki
Drehbuch: Hiro Matsuda
Kamera: Masahiko Limura
Musik: Hachiro Aoyama
Color, Toei Company, 94 Minuten
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Dieser obskure Exploitation/Yakuza-Film aus dem Hause Toei
war mein erster Kontakt mit einem Yakuzafilm und führt in meine Kindheit
zurück. Damals kannte ich kaum japanische Filme, war aber ein großer Fan des
Mangas "One Piece" von Eiichiro Oda. Der Shonen-Manga handelt grob
von der Suche einer Gruppe Piraten nach einem mysteriösen Schatz, wobei ihnen
natürlich andere Piraten, aber auch die Marine im Wege stehen.
Drei der ranghöchsten Mitglieder dieser Marine sind die "drei Admirale", deren Aussehen (und Kleidung) berühmten japanischen Yakuza-Schauspielern nachempfunden ist. Besonderen Eindruck machte dabei der eiskalte und grausame Admiral Aka Inu auf mich, der auf dem legendären Yakuza-Darsteller Bunta Sugawara basiert und einen stylischen, feuerroten Anzug trägt.
Auf einschlägigen Webseiten las ich damals, dass dieser rote Anzug dem Film "Machine Gun Dragon" entliehen sein sollte, in welchem Bunta Sugawara einen besonders grausamen Yakuza spielen sollte. Schon der coole Titel dieses Films schlug mich damals völlig in den Bann und der Film stand lange Zeit ganz oben auf meiner Wunschliste.
Schließlich, einige Jahre und viele Yakuza-Filme später, ist es mir endlich gelungen eine Kopie von "Yokohama Underworld - Machine Gun Dragon" (so der volle Titel) zu erwerben und nun kann ich mir endlich eine konkrete Meinung zu dem bilden, was mir in jüngeren Jahren als ein idealer Yakuza-Film vorschwebte. Und liefert der Film das Versprochene? Naja, zumindest teilweise...
Story:
Kaum aus dem Gefängnis entlassen, überfallen der grausame Gangster Ryuta Yabuki (Bunta Sugawara) und seine Mutter Masa (Aiko Mimasu) eine große Drogenlieferung des Mutsumi-Clans und stehlen Ware im Wert von 1.5 Millionen Yen. Da Ryuta ein leicht identifizierbares Maschinengewehr aus dem Zweiten Weltkrieg bei dem Überfall benutzt, wird der Clan bald schon auf ihn aufmerksam und hetzt einen ranghohen Gangsterboss (Rinichi Yamamoto) und seine ausländischen Killer auf ihn. Aber auch die Polizei, angeführt von einem korrupten Kommissar (Asao Koike), der eng mit dem Mutsumi-Clan zusammenarbeitet, ist schon hinter Ryuta her...
Kritik:
Eigentlich ist "Yokohama Underworld - Machine Gun Dragon" weniger ein Yakuzafilm, als ein handelsüblicher Actionfilm, inszeniert im Stil der amerikanischen und italienischen Genrekollegen aus den 1970er Jahren. Inhaltlich reißt sich der Film wahrlich kein Bein aus und präsentiert eine typische Gangstergeschichte, jedoch mit einem entscheidenden Unterschied, der meine Träume vom ultraharten und brutalen Gangster, den Sugawara mit seiner Filmfigur Ryuta Yabuki angeblich verkörpern sollte, mit einem Mal zertrümmerte: Ryuta ist ein echtes Mama-Kind.
Der ein wenig einfältige Gangster begeht alle seine Raubüberfälle mit seiner egomanischen und chronisch eifersüchtigen Mutter, zu der Ryuta beinahe eine ödipale Beziehung hat (er badet sogar mit ihr). Diese Facette untergräbt natürlich Ryutas Coolness völlig, doch sie verleiht seiner Figur eine erfrischende Note, die ihn von den handelsüblichen Actionfilm-Filmhelden der 1970er Jahre hervorhebt. Die besten (oder zumindest originellsten) Szenen behandeln dann auch die Beziehung von Ryuta und seiner Mutter. Etwa wenn sie sich mit Ryuta über die ihrer Meinung nach zu enge Beziehung zu seiner Freundin streitet oder ihn geschickt nach ihrem Willen manipuliert.
Auch der tollste Moment im ganzen Film ist eng mit dem Schicksal von Ryutas Mutter verknüpft. Eine Szene, in der Bunta Sugawaras Charakter in so starkem Maße ausrastet, dass er jedem anwesenden, quengelnden Fünfjährigen der Welt wohl die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte. Eine auf trashige Weise schier unglaublich (gewollt oder unfreiwillig) komische Szene, in der Sugawara wie ein Baby schreiend und weinend (und ich meine wirklich wie ein Baby!) durch ein Gefängnis stürzt und jeden, der ihm zu nahe kommt, niederschlägt. Allein wegen dieser Szene ist der Film schon fast sehenswert.
Bunta Sugawaras tolle Overacting-Performance verleiht seiner Rolle viel Skurrilität, die sie von seinen typischerweise stoischen und grausamen Rollen emporhebt. Natürlich ist Sugawaras Ryuta trotzdem äußerst kaltblütig und stylisch, auch wenn er ein hoffnungsloses Mama-Kind und etwas zurückgeblieben ist. Mit seinem Maschinengewehr aus dem Zweiten Weltkrieg teilt er ordentlich aus (er verbraucht für jeden Gegner mindestens zehn Mal mehr Munition als nötig) und die wahren Hauptdarsteller sind sowieso seine modischen Anzüge im 1920er Stil, von denen der angesprochene knallrote, nur einer von unzähligen ist, die er den Film über trägt.
Außer Bunta Sugawara ist der Film auch mit einigen weiteren bekannten Gesichtern aus dem Yakuza-Genre bestens besetzt, die ihren stereotypen Rollen wenigstens einen Hauch von Farbe verleihen. Neben ihm überzeugt seine Filmmutter Aiko Mimasu, die mit ihrer Rolle einen kleinen qualitativen Rückschritt zu ihren recht häufigen Auftritten in den Filmen des Meisterregisseur Kenji Mizoguchi vollzieht. Außerdem sehen wir auch einige bekannte Charaktergesichter wie Kunie Tanaka ("Graveyard of Honor", "The Wolves"), Asao Koike und Rinichi Yamamoto, letztgenannte zum Beispiel Stamm-Schauspieler in der "Red Peony Gambler"-Reihe.
Weiterhin ist Yutaka Nakajima als Ryutas hübsche Freundin ohne Persönlichkeit dabei und auch Sonny Chiba darf in einem zweiminütigen Gastauftritt ein paar Karatekicks austeilen. Abseits von Bunta Sugwaras Charakter und seiner Beziehung zur Mutter bietet der Film jedoch wenig mehr als routinierte Actionunterhaltung. Hachiro Aoyamas Musik spielt nur langweilige Standard-Synthesizer-Musik ab und Akihisa Okamotos Regie weist wenig technische und erzählerische Raffinessen und Eigenheiten auf und bietet einfach nur unterhaltsame Action vom Fließband.
Zwei ausländische Killer, ein Gangsterboss mit fragwürdigen Englischkenntnissen und einige blutige Schusswechsel sorgen immerhin für Abwechslung und teils unfreiwillige Komik in dem sonst sehr atypisch inszenierten Film. Doch "Yokohama Underworld - Machine Gun Dragon" bleibt ein sehenswertes Bunta Sugawara-Vehikel mit einer skurrilen Prämisse und unterhaltsamer Action.
Sicher nicht das Meisterwerk, welches ich damals erwartet hatte, aber man kein seine Zeit auch mit deutlich schlechterer Unterhaltung verbringen.
Fazit:
"Yokohama Underworld - Machine Gun Dragon" ist ein unterhaltsamer Actionfilm mit soliden Darstellern, teils unfreiwilliger Komik und in technisch routinierter Aufmachung. Dank Bunta Sugawaras schier unglaublicher Performance und der skurrilen Mutter/Sohn-Beziehung ein "sehenswertes" Sugawara-Vehikel.
7 von 10 Punkten = Sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 24. 09. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 11. 01. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Drei der ranghöchsten Mitglieder dieser Marine sind die "drei Admirale", deren Aussehen (und Kleidung) berühmten japanischen Yakuza-Schauspielern nachempfunden ist. Besonderen Eindruck machte dabei der eiskalte und grausame Admiral Aka Inu auf mich, der auf dem legendären Yakuza-Darsteller Bunta Sugawara basiert und einen stylischen, feuerroten Anzug trägt.
Auf einschlägigen Webseiten las ich damals, dass dieser rote Anzug dem Film "Machine Gun Dragon" entliehen sein sollte, in welchem Bunta Sugawara einen besonders grausamen Yakuza spielen sollte. Schon der coole Titel dieses Films schlug mich damals völlig in den Bann und der Film stand lange Zeit ganz oben auf meiner Wunschliste.
Schließlich, einige Jahre und viele Yakuza-Filme später, ist es mir endlich gelungen eine Kopie von "Yokohama Underworld - Machine Gun Dragon" (so der volle Titel) zu erwerben und nun kann ich mir endlich eine konkrete Meinung zu dem bilden, was mir in jüngeren Jahren als ein idealer Yakuza-Film vorschwebte. Und liefert der Film das Versprochene? Naja, zumindest teilweise...
Story:
Kaum aus dem Gefängnis entlassen, überfallen der grausame Gangster Ryuta Yabuki (Bunta Sugawara) und seine Mutter Masa (Aiko Mimasu) eine große Drogenlieferung des Mutsumi-Clans und stehlen Ware im Wert von 1.5 Millionen Yen. Da Ryuta ein leicht identifizierbares Maschinengewehr aus dem Zweiten Weltkrieg bei dem Überfall benutzt, wird der Clan bald schon auf ihn aufmerksam und hetzt einen ranghohen Gangsterboss (Rinichi Yamamoto) und seine ausländischen Killer auf ihn. Aber auch die Polizei, angeführt von einem korrupten Kommissar (Asao Koike), der eng mit dem Mutsumi-Clan zusammenarbeitet, ist schon hinter Ryuta her...
Kritik:
Eigentlich ist "Yokohama Underworld - Machine Gun Dragon" weniger ein Yakuzafilm, als ein handelsüblicher Actionfilm, inszeniert im Stil der amerikanischen und italienischen Genrekollegen aus den 1970er Jahren. Inhaltlich reißt sich der Film wahrlich kein Bein aus und präsentiert eine typische Gangstergeschichte, jedoch mit einem entscheidenden Unterschied, der meine Träume vom ultraharten und brutalen Gangster, den Sugawara mit seiner Filmfigur Ryuta Yabuki angeblich verkörpern sollte, mit einem Mal zertrümmerte: Ryuta ist ein echtes Mama-Kind.
Der ein wenig einfältige Gangster begeht alle seine Raubüberfälle mit seiner egomanischen und chronisch eifersüchtigen Mutter, zu der Ryuta beinahe eine ödipale Beziehung hat (er badet sogar mit ihr). Diese Facette untergräbt natürlich Ryutas Coolness völlig, doch sie verleiht seiner Figur eine erfrischende Note, die ihn von den handelsüblichen Actionfilm-Filmhelden der 1970er Jahre hervorhebt. Die besten (oder zumindest originellsten) Szenen behandeln dann auch die Beziehung von Ryuta und seiner Mutter. Etwa wenn sie sich mit Ryuta über die ihrer Meinung nach zu enge Beziehung zu seiner Freundin streitet oder ihn geschickt nach ihrem Willen manipuliert.
Auch der tollste Moment im ganzen Film ist eng mit dem Schicksal von Ryutas Mutter verknüpft. Eine Szene, in der Bunta Sugawaras Charakter in so starkem Maße ausrastet, dass er jedem anwesenden, quengelnden Fünfjährigen der Welt wohl die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte. Eine auf trashige Weise schier unglaublich (gewollt oder unfreiwillig) komische Szene, in der Sugawara wie ein Baby schreiend und weinend (und ich meine wirklich wie ein Baby!) durch ein Gefängnis stürzt und jeden, der ihm zu nahe kommt, niederschlägt. Allein wegen dieser Szene ist der Film schon fast sehenswert.
Bunta Sugawaras tolle Overacting-Performance verleiht seiner Rolle viel Skurrilität, die sie von seinen typischerweise stoischen und grausamen Rollen emporhebt. Natürlich ist Sugawaras Ryuta trotzdem äußerst kaltblütig und stylisch, auch wenn er ein hoffnungsloses Mama-Kind und etwas zurückgeblieben ist. Mit seinem Maschinengewehr aus dem Zweiten Weltkrieg teilt er ordentlich aus (er verbraucht für jeden Gegner mindestens zehn Mal mehr Munition als nötig) und die wahren Hauptdarsteller sind sowieso seine modischen Anzüge im 1920er Stil, von denen der angesprochene knallrote, nur einer von unzähligen ist, die er den Film über trägt.
Außer Bunta Sugawara ist der Film auch mit einigen weiteren bekannten Gesichtern aus dem Yakuza-Genre bestens besetzt, die ihren stereotypen Rollen wenigstens einen Hauch von Farbe verleihen. Neben ihm überzeugt seine Filmmutter Aiko Mimasu, die mit ihrer Rolle einen kleinen qualitativen Rückschritt zu ihren recht häufigen Auftritten in den Filmen des Meisterregisseur Kenji Mizoguchi vollzieht. Außerdem sehen wir auch einige bekannte Charaktergesichter wie Kunie Tanaka ("Graveyard of Honor", "The Wolves"), Asao Koike und Rinichi Yamamoto, letztgenannte zum Beispiel Stamm-Schauspieler in der "Red Peony Gambler"-Reihe.
Weiterhin ist Yutaka Nakajima als Ryutas hübsche Freundin ohne Persönlichkeit dabei und auch Sonny Chiba darf in einem zweiminütigen Gastauftritt ein paar Karatekicks austeilen. Abseits von Bunta Sugwaras Charakter und seiner Beziehung zur Mutter bietet der Film jedoch wenig mehr als routinierte Actionunterhaltung. Hachiro Aoyamas Musik spielt nur langweilige Standard-Synthesizer-Musik ab und Akihisa Okamotos Regie weist wenig technische und erzählerische Raffinessen und Eigenheiten auf und bietet einfach nur unterhaltsame Action vom Fließband.
Zwei ausländische Killer, ein Gangsterboss mit fragwürdigen Englischkenntnissen und einige blutige Schusswechsel sorgen immerhin für Abwechslung und teils unfreiwillige Komik in dem sonst sehr atypisch inszenierten Film. Doch "Yokohama Underworld - Machine Gun Dragon" bleibt ein sehenswertes Bunta Sugawara-Vehikel mit einer skurrilen Prämisse und unterhaltsamer Action.
Sicher nicht das Meisterwerk, welches ich damals erwartet hatte, aber man kein seine Zeit auch mit deutlich schlechterer Unterhaltung verbringen.
Fazit:
"Yokohama Underworld - Machine Gun Dragon" ist ein unterhaltsamer Actionfilm mit soliden Darstellern, teils unfreiwilliger Komik und in technisch routinierter Aufmachung. Dank Bunta Sugawaras schier unglaublicher Performance und der skurrilen Mutter/Sohn-Beziehung ein "sehenswertes" Sugawara-Vehikel.
7 von 10 Punkten = Sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 24. 09. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 11. 01. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder)
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