Ghost Story of Yotsuya (1959)
Ein Film von Nobuo Nakagawa

Bewertung: 8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Tokaido Yotsuya kaidan
Genre: Jidai-geki, Kaidan eiga
Regie: Nobuo Nakagawa
Darsteller: Shigeru Amachi (Iemon Tamiya), Katsuko Wakasugi (Oiwa), Jun Otomo (Takuetsu), Noriko Kitazawa (Sode), Shuntaro Emi (Naosuke), Kikuko Hanaoka (Maki), Shinjiro Asano (Samon Yotsuya), Ryuzaburo Nakamura (Yoshimichi Sato)
Hiroshi Hayashi (Kiemon Ito) Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Masayoshi Onuki, Yoshihiro Ishikawa (Theaterstück: Nanboku Tsuruya)
Kamera: Tadashi Nishimoto
Musik: Michiaki Watanabe
Shintoho Company, 76 Minuten, Color
Tokaido Yotsuya kaidan
Genre: Jidai-geki, Kaidan eiga
Regie: Nobuo Nakagawa
Darsteller: Shigeru Amachi (Iemon Tamiya), Katsuko Wakasugi (Oiwa), Jun Otomo (Takuetsu), Noriko Kitazawa (Sode), Shuntaro Emi (Naosuke), Kikuko Hanaoka (Maki), Shinjiro Asano (Samon Yotsuya), Ryuzaburo Nakamura (Yoshimichi Sato)
Hiroshi Hayashi (Kiemon Ito) Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Masayoshi Onuki, Yoshihiro Ishikawa (Theaterstück: Nanboku Tsuruya)
Kamera: Tadashi Nishimoto
Musik: Michiaki Watanabe
Shintoho Company, 76 Minuten, Color
Read the English version of this review at easternkicks.com.
Der Regisseur Nobuo Nakagawa wird heute gerne als "Vater des japanischen Horrorfilms" bezeichnet. Seine kaidan eiga, die er in den 1950er für das Filmstudio Shintoho drehte, gehören zu den berühmtesten Exemplaren des Genres. Dennoch wäre es falsch, Nobuo Nagawa als einen bloßen Horrorregisseur zu bezeichnen.
Im Gegenteil, Nakagawa war ein Vertragsregisseur im besten Sinne des Wortes, der sich an jedes Genre, vom sensationalistischen Gangsterfilm bis hin zum leichtfüßigen Musical, anpassen konnte. Sein Ouevre umfasst 98 Filme, doch schon damals erfuhren nur seine, nicht einmal ein Dutzend, kaidan eiga etwas Beachtung im Westen.
Viele Jahre bevor H.G. Lewis seinen "legendären" Splatterfilm "Blood Feast" (1963) drehte, boten Nakagawas Geisterfilme bereits mehr grotesk verstümmelte Gestalten und Kunstblut als es der Magen des durchschnittlichen Kritikers aushalten konnte. Dies führte damals zu seiner Ablehnung im Westen und, Jahrzehnte später, ironischerweise zu seiner Wiederentdeckung auf europäischen und amerikanischen Filmfestivals.
Neben seinem Höllen-Epos Jigoku gilt Nakagawas Verfilmung der beliebten Yotsuya kaidan-Geistergeschichte heute als sein berühmtestes Werk. Basierend auf dem oft verfilmten Kabuki-Stück von Nanboku Tsuruya aus dem Jahre 1825, erschuf er eine albtraumhafte Bilderwelt, die dem Film nicht ganz zu Unrecht seinen Status als beste Verfilmung der alten Geistergeschichte verlieh.
Story:
Der Ronin Iemon Tamiya (Shigeru Amachi) will die schöne Oiwa (Kazuoko Wakasugi) heiraten. Weil deren Vater ihm dies verweigert, tötet er ihn. Der alleinige Zeuge der Bluttat, Naosuke (Shuntaro Emi), hilft Iemon, den Mord zu vertuschen. Unter dem Vorwand, ihren Vater rächen zu wollen, gelangt Iemon schließlich an die Hand von Oiwa. Dabei verliebt sich Naosuke in Oiwas Schwester Sode (Noriko Kitazawa) und verlangt von Iemon, deren Freund zu beseitigen. Jahre später leben Iemon und Oiwa zusammen in einer ärmlichen Behausung in Edo. Plötzlich erhält Iemon das Angebot, die reiche Samurais-Tochter Ume (Junko Ikeuchi) zu ehelichen. Gemeinsam mit Naosuke und Umes Familie heckt er einen teuflichen Plan aus, um seine arme Ehefrau Oiwa zu entsorgen...
Kritik:
Trotz seiner gewaltigen Reputation gehört Nakagawas "Ghost Story of Yotsuya" zu den routinierteren Adaptationen der alten Geistergeschichte. Weniger kraftvoll als Kenji Misumis Verfilmung aus demselben Jahr und nicht halb so emotional nuanciert wie Keisuke Kinoshitas Version von 1949, ist "Ghost Story of Yotsuya" in erster Linie ein Film des visuellen Exzesses.
Die Bildgestaltung mit ihren sorgsam komponierten Totalen und langen Kamerafahrten nähert sich den traditionellen Rollbildern des Ukiyo-e von Künstlern wie Hokusai an. Gedämpfte Farben, düstere Braun- und Grüntöne dominieren die Sets des Films. Diese stilisierte Szenarien gehen dann nahtlos in surreale Albtraum-Bilderstürme über, die den Protagonisten des Films das Blut in den Adern gefrieren lassen.
So erschafft Nobuo Nakagawa eine zutiefst beunruhigende Atmosphäre, die den Zuschauer auch nach über 50 Jahren noch in ihren Bann schlägt. Höhepunkte sind selbstverständlich die schauderhaften Auftritte der Geister. Hier ist es nicht nur die gräulich entstellte Figur der Oiwa, sondern auch die Gestalt des blinden Masseurs Takuetsu, der unwissentlich in den grausamen Plan des Protagonisten hineingezogen wird, die ihren Schänder in den Wahnsinn treibt.
Wie in vielen Verfilmungen kann ihr Erscheinen auch als psychologische Manifestation der Schuld des Iemon Tamiya interpretiert werden. Es ist ihre unheilvolle Präsenz allein, die Iemon in seinen sicheren Untergang führt. Sein Schwert mag nach ihnen ausholen, doch findet stets nur seinen Weg in die Körper derjenigen, die Teil der Rache der hasserfüllten Gemeuchelten sind.
Inhaltlich bleibt "Ghost Story of Yotsuya" fest in der geläufigen Darstellung der Charaktere verankert, allenfalls die Figur des Intriganten Iemon sticht durch ihre Boshaftigkeit heraus. Gespielt wird diese unglückselige Hauptfigur des Films von Shigeru Amachi, dem berühmtesten Star der sensationalistischen Gangster- und Geisterfilme der Shintoho.
Sein Iemon ist ein eiskalter Schönling voll von vergiftetem Charme, dessen opportunistisches Streben nach sozialem Aufstieg ihn vor keiner noch so grausamen Tat zurückschrecken lässt. Selten war ein Iemon Tamiya so hassenswert, selten war sein Abstieg in den Wahnsinn so verdient.
Letztlich fügt "Ghost Story of Yotsuya" dem alten Stoff kaum neue Facetten hinzu, doch es ist die Verfilmung, deren perfektionistischer Stilwille das Potential des Schocks und Horrors der Vorlage am konsequentesten herauskehrt. Die Filmversionen von Misumi und Kinoshita mögen vielschichtiger gewesen sein, doch nie waren die Geisterszenen unheimlicher, die Atmosphäre düsterer und der surreale Horror eindrücklicher als in Nobuo Nakagawas Film.
Fazit:
"Ghost Story of Yotsuya" ist eine linientreue, aber stark stilisierte Version der alten Geistergeschichte, deren expressive Bilderwelt des bizarren Horrors das Potential der reisserischen Horrormär effektiv herauskehrt.
8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 20. 05. 2015Geschrieben von Pablo Knote
Zweitveröffentlichung als englische Version dieser Kritik auf easternkicks.com am 01. 07. 2015
Geschrieben von Pablo Knote
Der Regisseur Nobuo Nakagawa wird heute gerne als "Vater des japanischen Horrorfilms" bezeichnet. Seine kaidan eiga, die er in den 1950er für das Filmstudio Shintoho drehte, gehören zu den berühmtesten Exemplaren des Genres. Dennoch wäre es falsch, Nobuo Nagawa als einen bloßen Horrorregisseur zu bezeichnen.
Im Gegenteil, Nakagawa war ein Vertragsregisseur im besten Sinne des Wortes, der sich an jedes Genre, vom sensationalistischen Gangsterfilm bis hin zum leichtfüßigen Musical, anpassen konnte. Sein Ouevre umfasst 98 Filme, doch schon damals erfuhren nur seine, nicht einmal ein Dutzend, kaidan eiga etwas Beachtung im Westen.
Viele Jahre bevor H.G. Lewis seinen "legendären" Splatterfilm "Blood Feast" (1963) drehte, boten Nakagawas Geisterfilme bereits mehr grotesk verstümmelte Gestalten und Kunstblut als es der Magen des durchschnittlichen Kritikers aushalten konnte. Dies führte damals zu seiner Ablehnung im Westen und, Jahrzehnte später, ironischerweise zu seiner Wiederentdeckung auf europäischen und amerikanischen Filmfestivals.
Neben seinem Höllen-Epos Jigoku gilt Nakagawas Verfilmung der beliebten Yotsuya kaidan-Geistergeschichte heute als sein berühmtestes Werk. Basierend auf dem oft verfilmten Kabuki-Stück von Nanboku Tsuruya aus dem Jahre 1825, erschuf er eine albtraumhafte Bilderwelt, die dem Film nicht ganz zu Unrecht seinen Status als beste Verfilmung der alten Geistergeschichte verlieh.
Story:
Der Ronin Iemon Tamiya (Shigeru Amachi) will die schöne Oiwa (Kazuoko Wakasugi) heiraten. Weil deren Vater ihm dies verweigert, tötet er ihn. Der alleinige Zeuge der Bluttat, Naosuke (Shuntaro Emi), hilft Iemon, den Mord zu vertuschen. Unter dem Vorwand, ihren Vater rächen zu wollen, gelangt Iemon schließlich an die Hand von Oiwa. Dabei verliebt sich Naosuke in Oiwas Schwester Sode (Noriko Kitazawa) und verlangt von Iemon, deren Freund zu beseitigen. Jahre später leben Iemon und Oiwa zusammen in einer ärmlichen Behausung in Edo. Plötzlich erhält Iemon das Angebot, die reiche Samurais-Tochter Ume (Junko Ikeuchi) zu ehelichen. Gemeinsam mit Naosuke und Umes Familie heckt er einen teuflichen Plan aus, um seine arme Ehefrau Oiwa zu entsorgen...
Kritik:
Trotz seiner gewaltigen Reputation gehört Nakagawas "Ghost Story of Yotsuya" zu den routinierteren Adaptationen der alten Geistergeschichte. Weniger kraftvoll als Kenji Misumis Verfilmung aus demselben Jahr und nicht halb so emotional nuanciert wie Keisuke Kinoshitas Version von 1949, ist "Ghost Story of Yotsuya" in erster Linie ein Film des visuellen Exzesses.
Die Bildgestaltung mit ihren sorgsam komponierten Totalen und langen Kamerafahrten nähert sich den traditionellen Rollbildern des Ukiyo-e von Künstlern wie Hokusai an. Gedämpfte Farben, düstere Braun- und Grüntöne dominieren die Sets des Films. Diese stilisierte Szenarien gehen dann nahtlos in surreale Albtraum-Bilderstürme über, die den Protagonisten des Films das Blut in den Adern gefrieren lassen.
So erschafft Nobuo Nakagawa eine zutiefst beunruhigende Atmosphäre, die den Zuschauer auch nach über 50 Jahren noch in ihren Bann schlägt. Höhepunkte sind selbstverständlich die schauderhaften Auftritte der Geister. Hier ist es nicht nur die gräulich entstellte Figur der Oiwa, sondern auch die Gestalt des blinden Masseurs Takuetsu, der unwissentlich in den grausamen Plan des Protagonisten hineingezogen wird, die ihren Schänder in den Wahnsinn treibt.
Wie in vielen Verfilmungen kann ihr Erscheinen auch als psychologische Manifestation der Schuld des Iemon Tamiya interpretiert werden. Es ist ihre unheilvolle Präsenz allein, die Iemon in seinen sicheren Untergang führt. Sein Schwert mag nach ihnen ausholen, doch findet stets nur seinen Weg in die Körper derjenigen, die Teil der Rache der hasserfüllten Gemeuchelten sind.
Inhaltlich bleibt "Ghost Story of Yotsuya" fest in der geläufigen Darstellung der Charaktere verankert, allenfalls die Figur des Intriganten Iemon sticht durch ihre Boshaftigkeit heraus. Gespielt wird diese unglückselige Hauptfigur des Films von Shigeru Amachi, dem berühmtesten Star der sensationalistischen Gangster- und Geisterfilme der Shintoho.
Sein Iemon ist ein eiskalter Schönling voll von vergiftetem Charme, dessen opportunistisches Streben nach sozialem Aufstieg ihn vor keiner noch so grausamen Tat zurückschrecken lässt. Selten war ein Iemon Tamiya so hassenswert, selten war sein Abstieg in den Wahnsinn so verdient.
Letztlich fügt "Ghost Story of Yotsuya" dem alten Stoff kaum neue Facetten hinzu, doch es ist die Verfilmung, deren perfektionistischer Stilwille das Potential des Schocks und Horrors der Vorlage am konsequentesten herauskehrt. Die Filmversionen von Misumi und Kinoshita mögen vielschichtiger gewesen sein, doch nie waren die Geisterszenen unheimlicher, die Atmosphäre düsterer und der surreale Horror eindrücklicher als in Nobuo Nakagawas Film.
Fazit:
"Ghost Story of Yotsuya" ist eine linientreue, aber stark stilisierte Version der alten Geistergeschichte, deren expressive Bilderwelt des bizarren Horrors das Potential der reisserischen Horrormär effektiv herauskehrt.
8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 20. 05. 2015Geschrieben von Pablo Knote
Zweitveröffentlichung als englische Version dieser Kritik auf easternkicks.com am 01. 07. 2015
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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