Intimidation (1960)
Ein Film von Koreyoshi Kurahara
Bewertung: 8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Aru kyohaku
Genre: Gendai-geki, Film-Noir, Heist-Movie
Regie: Koreyoshi Kurahara
Darsteller: Ko Nishimura (Matakichi Nakaike), Nobuo Kaneko (Kyosuke Takita), Jun Hamamura (Nozaki), Tomio Aoki, Reiko Arai, Akinori Hamamura, Nobuo Kawakami, Shoji Kawamura, Kenji Kawatani, Yoko Kosono, Toshizo Kudo, Kojiro Kusanagi (Shinji Kumaki), Kaneyuki Mizutani Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Osamu Kawase (Story: Kyo Takigawa)
Kamera: Yoshihiro Yamazaki
Musik: Masaru Sato
Nikkatsu, 65 Minuten, S/W
Aru kyohaku
Genre: Gendai-geki, Film-Noir, Heist-Movie
Regie: Koreyoshi Kurahara
Darsteller: Ko Nishimura (Matakichi Nakaike), Nobuo Kaneko (Kyosuke Takita), Jun Hamamura (Nozaki), Tomio Aoki, Reiko Arai, Akinori Hamamura, Nobuo Kawakami, Shoji Kawamura, Kenji Kawatani, Yoko Kosono, Toshizo Kudo, Kojiro Kusanagi (Shinji Kumaki), Kaneyuki Mizutani Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Osamu Kawase (Story: Kyo Takigawa)
Kamera: Yoshihiro Yamazaki
Musik: Masaru Sato
Nikkatsu, 65 Minuten, S/W
Natürlich bot das japanische Kino der 1950er und -60er Jahre eine nahezu überbordende Vielfalt an prestigeträchtigen Meisterwerken von berühmten Regisseuren wie Akira Kurosawa oder Yasujiro Ozu, doch das wahre Brot und Butter der japanischen Filmindustrie waren die B-Programmfilme, die in Double- oder sogar Triple-Features in den Kinos aufgeführt wurden.
Derartige Kinovorstellungen bestanden in der Regel aus einem Hauptfilm in Spielfilmlänge von einem anerkannten Regisseur und ein bis zwei weiteren B-Filmen von etwa einer Stunde Laufzeit, die mit niedrigem Budget von einem unerfahrenen oder rangniedrigen Regisseur gedreht worden waren.
Der Vorteil solcher B-Programmfilme bestand in der großen Freiheit, die den Regisseuren bei der Inszenierung gegeben wurde. Während sich A-Regisseure von teuren Prestige-Produktionen nämlich an klare, vom Filmstudio vorgegebenen Richtlinien halten mussten, konnten B-Regisseure fast alles mit dem ihnen zugewiesenen Material machen, solange sie sich dabei innerhalb bestimmter Genregrenzen bewegten.
Ein Paradebeispiel für ein solches Werk ist Koreyoshi Kuraharas kleiner Film-Noir "Intimidation". Ein Film, der ungeachtet seiner Lauflänge und niedrigem Budget, ein großes Level an technischer Qualität und thematischer Subversion erreicht, wie es nur wenigen Regisseuren von "A-Klasse"-Filmen möglich war.
Story:
Takita (Nobuo Kaneko) ist ein ambitionierter Banker, der durch eine Liaison mit der Tochter seines Chefs, gerade in den Rang des Filialleiters einer Bank befördert worden ist. Auch Nakaike (Ko Nishimura), ein alter Schulfreund Takitas, arbeitet in der Bank und träumt davon, seiner rangniedrigen Position zu entkommen und auf der gleichen Ebene wie Takita zu stehen. Das Berufsglück von Takita gerät jedoch schnell in Gefahr, als ein geheimnisvoller Erpresser ihm offenbart, dass er Beweise dafür hat, dass Takita in illegale Kreditgeschäfte verwickelt ist und verlangt drei Millionen Yen Schweigegeld. Um das Geld zu bezahlen, beschließt Takita schließlich, seine eigen Bank zu überfallen, wofür er allerdings irgendwie Nakaike los werden muss, der des Nachts in der Bank Wache hält...
Kritik:
"Intimidation" ist einer von jenen Genrefilmen, die ihr klischeehaftes Handlungsgerüst transzendieren und ihre kurze Laufzeit dazu nutzen, sich ganz auf das Kreieren einer dichten Atmosphäre und das Erzeugen von atemloser Spannung zu konzentrieren.
Der Höhepunkt dieses klassischen Heist-Movie ist ein packender Überfall auf eine Bankfiliale, der sich in Melville-esker Tradition in fast völliger Stille abspielt und dabei eine gehörige Spannung entfaltet. Zusätzlich verstärkt wird diese, bis aufs Äußerste gespannte Atmosphäre durch einen stummen Psychokrieg, der sich in kleinen Gesten und flüchtig, bis panischen Gesichtsausdrücken zwischen dem Räuber, dem Filialenleiter Takita, und dem Überfallenen, seinem eigenen Angestellten Nakaike, abspielt.
Keinen großen Stars, sondern zwei exzellente Charakterdarsteller wird hier das Zepter über den Film in die Hände gedrückt: Dem versierten Nobuo Kaneko als Takita, dessen emotionale Verfassung stets zwischen großen Ambitionen und großer Zukunftsangst pendelt, und dem immer exzellenten Ko Nishimura als einfachen Angestellten Nakaike, der seine Emotionen stets hinter einer versteinerten Miene verbirgt, die nur manchmal aufbricht, um tiefe Verzweiflung oder grimmigen Triumph zu offenbaren.
Sogar für eine kleine Portion plakativer Sozialkritik bietet das minimalistische Szenario Platz. Nur diejenigen Menschen, die bereit sind, ihre moralische Integrität aufzugeben, können im restriktiven Klassensystem der japanischen Gesellschaft aufsteigen, während sich die Ehrlichen für immer in den untersten Etagen der Arbeitswelt abrackern müssen. Die Heuchelei der produktiven Nachkriegsgesellschaft wurde später ein Lieblingsthema Koreyoshi Kuraharas, doch schon hier arbeitet er diese Thematik mit bemerkenswerter Präzision heraus.
Stilistisch sticht Kuraharas Regie mit einer düsteren Atmosphäre und einigen innovativen Techniken heraus, etwa wenn er Teile des Raubüberfalls aus der Ego-Perspektive filmt oder Einsatz von einer cleveren Objektsymbolik, inform eines stetig tickenden Weckers macht, der während des Raubüberfalls genau im unpassendsten Moment zu läuten anfängt.
"Intimidation" mag kein zeitenwenderisches Meisterwerk von epischen Proportionen sein, doch er ist ein kleiner, gemeiner Film-Noir, der aus seinem generischen Handlungsformat das Maximale herausholt und sich mit intelligenten Plot-Twists und exzellenten Performances in den Hauptrollen zu einem "sehr gutem" Film emporschwingt.
Fazit:
"Intimidation" ist ein spannender Film-Noir, der aus seinem dünnen Handlungsgerüst das Maximale an Spannung und Intelligenz herausholt, wobei die hervorragenden Akteure und Koreyoshi Kuraharas versierte Regie ihm auch formal die nötige Frische verleihen, um vom routinierten Programmfilm zu einem "sehr guten" Heist-Movie in der Tradition von Melville aufzusteigen.
8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 28. 02. 2014
Geschrieben von Pablo Knote
Derartige Kinovorstellungen bestanden in der Regel aus einem Hauptfilm in Spielfilmlänge von einem anerkannten Regisseur und ein bis zwei weiteren B-Filmen von etwa einer Stunde Laufzeit, die mit niedrigem Budget von einem unerfahrenen oder rangniedrigen Regisseur gedreht worden waren.
Der Vorteil solcher B-Programmfilme bestand in der großen Freiheit, die den Regisseuren bei der Inszenierung gegeben wurde. Während sich A-Regisseure von teuren Prestige-Produktionen nämlich an klare, vom Filmstudio vorgegebenen Richtlinien halten mussten, konnten B-Regisseure fast alles mit dem ihnen zugewiesenen Material machen, solange sie sich dabei innerhalb bestimmter Genregrenzen bewegten.
Ein Paradebeispiel für ein solches Werk ist Koreyoshi Kuraharas kleiner Film-Noir "Intimidation". Ein Film, der ungeachtet seiner Lauflänge und niedrigem Budget, ein großes Level an technischer Qualität und thematischer Subversion erreicht, wie es nur wenigen Regisseuren von "A-Klasse"-Filmen möglich war.
Story:
Takita (Nobuo Kaneko) ist ein ambitionierter Banker, der durch eine Liaison mit der Tochter seines Chefs, gerade in den Rang des Filialleiters einer Bank befördert worden ist. Auch Nakaike (Ko Nishimura), ein alter Schulfreund Takitas, arbeitet in der Bank und träumt davon, seiner rangniedrigen Position zu entkommen und auf der gleichen Ebene wie Takita zu stehen. Das Berufsglück von Takita gerät jedoch schnell in Gefahr, als ein geheimnisvoller Erpresser ihm offenbart, dass er Beweise dafür hat, dass Takita in illegale Kreditgeschäfte verwickelt ist und verlangt drei Millionen Yen Schweigegeld. Um das Geld zu bezahlen, beschließt Takita schließlich, seine eigen Bank zu überfallen, wofür er allerdings irgendwie Nakaike los werden muss, der des Nachts in der Bank Wache hält...
Kritik:
"Intimidation" ist einer von jenen Genrefilmen, die ihr klischeehaftes Handlungsgerüst transzendieren und ihre kurze Laufzeit dazu nutzen, sich ganz auf das Kreieren einer dichten Atmosphäre und das Erzeugen von atemloser Spannung zu konzentrieren.
Der Höhepunkt dieses klassischen Heist-Movie ist ein packender Überfall auf eine Bankfiliale, der sich in Melville-esker Tradition in fast völliger Stille abspielt und dabei eine gehörige Spannung entfaltet. Zusätzlich verstärkt wird diese, bis aufs Äußerste gespannte Atmosphäre durch einen stummen Psychokrieg, der sich in kleinen Gesten und flüchtig, bis panischen Gesichtsausdrücken zwischen dem Räuber, dem Filialenleiter Takita, und dem Überfallenen, seinem eigenen Angestellten Nakaike, abspielt.
Keinen großen Stars, sondern zwei exzellente Charakterdarsteller wird hier das Zepter über den Film in die Hände gedrückt: Dem versierten Nobuo Kaneko als Takita, dessen emotionale Verfassung stets zwischen großen Ambitionen und großer Zukunftsangst pendelt, und dem immer exzellenten Ko Nishimura als einfachen Angestellten Nakaike, der seine Emotionen stets hinter einer versteinerten Miene verbirgt, die nur manchmal aufbricht, um tiefe Verzweiflung oder grimmigen Triumph zu offenbaren.
Sogar für eine kleine Portion plakativer Sozialkritik bietet das minimalistische Szenario Platz. Nur diejenigen Menschen, die bereit sind, ihre moralische Integrität aufzugeben, können im restriktiven Klassensystem der japanischen Gesellschaft aufsteigen, während sich die Ehrlichen für immer in den untersten Etagen der Arbeitswelt abrackern müssen. Die Heuchelei der produktiven Nachkriegsgesellschaft wurde später ein Lieblingsthema Koreyoshi Kuraharas, doch schon hier arbeitet er diese Thematik mit bemerkenswerter Präzision heraus.
Stilistisch sticht Kuraharas Regie mit einer düsteren Atmosphäre und einigen innovativen Techniken heraus, etwa wenn er Teile des Raubüberfalls aus der Ego-Perspektive filmt oder Einsatz von einer cleveren Objektsymbolik, inform eines stetig tickenden Weckers macht, der während des Raubüberfalls genau im unpassendsten Moment zu läuten anfängt.
"Intimidation" mag kein zeitenwenderisches Meisterwerk von epischen Proportionen sein, doch er ist ein kleiner, gemeiner Film-Noir, der aus seinem generischen Handlungsformat das Maximale herausholt und sich mit intelligenten Plot-Twists und exzellenten Performances in den Hauptrollen zu einem "sehr gutem" Film emporschwingt.
Fazit:
"Intimidation" ist ein spannender Film-Noir, der aus seinem dünnen Handlungsgerüst das Maximale an Spannung und Intelligenz herausholt, wobei die hervorragenden Akteure und Koreyoshi Kuraharas versierte Regie ihm auch formal die nötige Frische verleihen, um vom routinierten Programmfilm zu einem "sehr guten" Heist-Movie in der Tradition von Melville aufzusteigen.
8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 28. 02. 2014
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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