Port of Honor (1957)
Ein Film von Sadatsugu Matsuda

Bewertung: 6 von 10 Punkten = Durchschnittlich!
Ninkyo shimizu minato
Genre: Jidai-geki, Toei Jidai-geki, Chambara eiga, Toei goraku
Regie: Sadatsugu Matsuda
Darsteller: Chiezo Kataoka (Shimizu no Jirocho), Kinnosuke Nakamura (Ishimatsu), Shinobu Chihara (Otabe), Hashizo Okawa (Sangoro), Utaemon Ichikawa (Omaeda), Ryunosuke Tsukigata (Kurokoma), Ryutaro Otomo (Chobei), Eijiro Tono (Kansuke) Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Yoshitake Hisa
Kamera: Shintaro Kawasaki
Musik: Shiro Fukai
Toei Company, 103 Minuten, Color
Ninkyo shimizu minato
Genre: Jidai-geki, Toei Jidai-geki, Chambara eiga, Toei goraku
Regie: Sadatsugu Matsuda
Darsteller: Chiezo Kataoka (Shimizu no Jirocho), Kinnosuke Nakamura (Ishimatsu), Shinobu Chihara (Otabe), Hashizo Okawa (Sangoro), Utaemon Ichikawa (Omaeda), Ryunosuke Tsukigata (Kurokoma), Ryutaro Otomo (Chobei), Eijiro Tono (Kansuke) Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Yoshitake Hisa
Kamera: Shintaro Kawasaki
Musik: Shiro Fukai
Toei Company, 103 Minuten, Color
Die Geschichte von Shimizu no Jirocho (1820 - 1893), einem Gesetzlosen der Edo-Periode (1603 - 1868), gehört zu den populärsten Legenden des japanischen Kinos und fand schon zu Stummfilmzeiten ihren Weg auf die Leinwand. In den meisten dieser Verfilmungen wird der Oyabun („Gangster-Boss“) und Herrscher über die Tokaido-Straße verherrlicht und romantisiert, so dass er heute als Idealbild des ehrenvollen Toseinin oder Matatabi, des wandernden Glücksspielers und Yakuza, gilt.
Mit seiner neunteiligen "Jirocho Sangokushi"-Reihe filmte Masahiro Makino die wohl populärste Version von Jirochos Lebensgeschichte, doch an den japanischen Kinokassen war keine Verfilmung so erfolgreich wie die seines Halbbruders, Sadatsugu Matsuda. Zusammen spielten die Filme von dessen Jirocho-Trilogie (1957 - 1960) mehr als eine Millarde Yen ein.
Der hier vorliegende erste Film der Trilogie, "Port of Honor" wurde dabei mit einem Einspielergebnis von 363.19 Mio. ¥ zum erfolgreichsten Film des Jahres und zum achterfolgreichsten japanischen Film der 1950er Jahre. Ganz verstehen kann man dies allerdings nicht, denn bei genauer Betrachtung erweist sich "Port of Honor" schnell als ein ziemlich gewöhnlicher Toei Jidai-geki mit einigen markanten Schwächen...
Story:
Japan im 19. Jahrhundert: Der Oyabun Jirocho (Chiezo Kataoka) und seine treuen Yakuza verlangen die Herausgabe des Mörders Shutaro (Kunio Kaga), der einen von Jirochos Männer tötete und sich nun in der Bande von Kansuke (Eijiro Tono) eingeschlichen hat. Kansuke zeigt sich überrascht davon, einem Verbrecher Unterschlupf gewährt zu haben, doch verweigert auf Anraten seines Neffen Kurokama (Ryunosuke Tsukigata) die Herausgabe des Mannes. Durch geschickte Täuschung auf Seiten Kurokamas, der Jirochos Gebiet auf der Tokaido-Straße übernehmen will, verschärft sich der Konflikt zwischen Jirocho und Kansuke. Bevor es aber zum Kampf der beiden Yakuza-Banden kommen kann, schafft es der ehrenvolle Boss Omaeda (Utaemon Ichikawa) Jirocho mit weisen Worten umzustimmen. Zutiefst beeindruckt von der Friedfertigkeit und der Edelmütigkeit Omaedas beschließt Jirocho, Pazifist zu werden und befiehlt seinen Männern, von nun an die einfachen Leuten zu unterstützen. Ein unerwarteter Charakterwandel, welchen der machthungrige Kurokama zu seinem Vorteil nutzen will, um doch noch an Jirochos profitträchtiges Gebiet zu kommen...
Kritik:
Wie von der Toei Company in den 1950er Jahren zu erwarten, ist die Darstellung des Jirocho im vorliegenden Film eine Heroische. Durch sein ehrenvolles Auftreten und dem generell sehr romantischen Blick auf sein Leben als Toseinin verliert dieses Dasein als wandernder Gesetzloser deutlich an Dramatik. Wo in den Zatoichi-Filmen Melancholie und Bitterkeit vorherrscht, findet man hier nur eine unreflektierte Zelebrierung des Matatabi-Ehrenkodex, welcher sich stark an dem Bushido, dem Samurai-Ethos, anlehnt.
So verliert auch der zentrale Plot-Twist um Jirochos Bekehrung zum Pazifismus an Kraft. Dadurch, dass er zuvor schon überaus ehrenhaft handelt und nur im äußersten Notfall durch seine Ehre gerechtfertigt zur Waffe greift, wirkt seine plötzliche Friedfertigkeit eher wie ein kleiner Schritt und eine nötige Konsequenz aus Jirochos Edelmütigkeit und nicht, wie beabsichtigt, wie ein entscheidender Wendepunkt in Jirochos ideologischer Einstellung.
Dennoch muss man einräumen, dass Chiezo Kataoka wie geschaffen für die Verkörperung der Titelrolle ist. Mit seiner ruhigen und doch einnehmenden Präsenz verleiht er der flachen Figur etwas Tiefe und Integrität. In stillen Szenen scheint sein Jirocho geradezu unendlich weise und erfahren, wenn der Charakter allerdings wütend wird, erzeugt Kataoka mit seiner tiefen, eindringlichen Stimme eine jähe bemerkenswerte Bedrohlichkeit und Intensität.
Es war dann auch seine Interpretation des Jirocho - und der Einbezug der unzähligen Stars - , der „Port of Honor“ zu seinem Erfolg verhalf, denn hinter Kataokas glanzvoller Performance verbirgt sich eigentlich ein ziemlich durchschnittlicher Jidai-geki. Die vielen Stars und ihre jeweiligen Charaktere sorgen etwa für einen unnötig verästelten Handlungsverlauf. Da mit zunehmender Laufzeit immer neue Charaktere auftreten müssen, um auch ja jedem der vielen der großen Darsteller ansprechenden Platz zu bieten, wird der Film zudem episodisch und uneben.
Generell ist die Struktur von "Port of Honor" mit Schwächen behaftet. Statt eines Aufstiegsepos bekommen wir ein routiniertes Abenteuer, welches sich irgendwann in Jirochos fiktionalisiertem Leben abspielt, wodurch die Handlung trivialisiert wird und deutlich an Einzigartigkeit verliert. Dass die zugrundeliegende Geschichte dabei schon ein dutzend Mal verfilmt wurde, schwächt den Film hingegen kaum, immerhin wird so für etwas Routine in der Entwicklung des Handlungsverlaufs gesorgt.
Wenn man dann noch merkt, dass die Drehbuchautoren bei all den Subplots einige Handlungsstränge sichtlich aus den Augen verlieren, so wird etwa der Plot um die "fatale" Krankheit von Jirochos Frau Ocho erst melodramatisch aufgebaut und plötzlich einfach fallen gelassen, dann muss man sich eingestehen, dass "Port of Honor" strukturell ein reines Durcheinander ist.
Bei all der Kritik ist "Port of Honor" aber zumindest inszenatorisch und schauspielerisch ein solider Toei Jidai-geki. Sadatsugu Matsuda inszeniert temporeich und hält mit einer Mischung aus sentimentalem Melodrama und leichtfüßiger Komödie, so zerstückelt diese Elemente im Gesamtwerk auch sein mögen, immer bei Laune und die Nebendarsteller um Meister wie Kinnosuke Nakamura mit schlechtem Augen-Makeup, Utaemon Ichikawa oder Hashizo Okawa leisten wie üblich ordentliches.
Trotz seines Erfolgs krankt der Film letztlich eben an seiner Gewöhnlichkeit. Eine wirre und konventionelle Handlung um idealisierte Toseinin die tapfer gegen die durch Gier verdorbenen Yakuza kämpfen und der typisch leichtfüßige Ton. "Port of Honor" wirkt nicht wie der erfolgreichste Film des Jahres, der einzige, der mehr einspielte als Kurosawas "Throne of Blood", sondern nur wie einer von unzähligen Fließband-Jidai-geki der Toei Company.
Fazit:
"Port of Honor" ist ein solide inszenierter, in der Hauptrolle exzellent gespielter Toei Jidai-geki, dessen großer Erfolg an den Kinokassen jedoch angesichts der unebenen und episodischen Handlungstruktur und seiner Konventionalität ungerechtfertigt erscheint.
6 von 10 Punkten = Durchschnitt!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 15. 07. 2014
Geschrieben von Pablo Knote
Mit seiner neunteiligen "Jirocho Sangokushi"-Reihe filmte Masahiro Makino die wohl populärste Version von Jirochos Lebensgeschichte, doch an den japanischen Kinokassen war keine Verfilmung so erfolgreich wie die seines Halbbruders, Sadatsugu Matsuda. Zusammen spielten die Filme von dessen Jirocho-Trilogie (1957 - 1960) mehr als eine Millarde Yen ein.
Der hier vorliegende erste Film der Trilogie, "Port of Honor" wurde dabei mit einem Einspielergebnis von 363.19 Mio. ¥ zum erfolgreichsten Film des Jahres und zum achterfolgreichsten japanischen Film der 1950er Jahre. Ganz verstehen kann man dies allerdings nicht, denn bei genauer Betrachtung erweist sich "Port of Honor" schnell als ein ziemlich gewöhnlicher Toei Jidai-geki mit einigen markanten Schwächen...
Story:
Japan im 19. Jahrhundert: Der Oyabun Jirocho (Chiezo Kataoka) und seine treuen Yakuza verlangen die Herausgabe des Mörders Shutaro (Kunio Kaga), der einen von Jirochos Männer tötete und sich nun in der Bande von Kansuke (Eijiro Tono) eingeschlichen hat. Kansuke zeigt sich überrascht davon, einem Verbrecher Unterschlupf gewährt zu haben, doch verweigert auf Anraten seines Neffen Kurokama (Ryunosuke Tsukigata) die Herausgabe des Mannes. Durch geschickte Täuschung auf Seiten Kurokamas, der Jirochos Gebiet auf der Tokaido-Straße übernehmen will, verschärft sich der Konflikt zwischen Jirocho und Kansuke. Bevor es aber zum Kampf der beiden Yakuza-Banden kommen kann, schafft es der ehrenvolle Boss Omaeda (Utaemon Ichikawa) Jirocho mit weisen Worten umzustimmen. Zutiefst beeindruckt von der Friedfertigkeit und der Edelmütigkeit Omaedas beschließt Jirocho, Pazifist zu werden und befiehlt seinen Männern, von nun an die einfachen Leuten zu unterstützen. Ein unerwarteter Charakterwandel, welchen der machthungrige Kurokama zu seinem Vorteil nutzen will, um doch noch an Jirochos profitträchtiges Gebiet zu kommen...
Kritik:
Wie von der Toei Company in den 1950er Jahren zu erwarten, ist die Darstellung des Jirocho im vorliegenden Film eine Heroische. Durch sein ehrenvolles Auftreten und dem generell sehr romantischen Blick auf sein Leben als Toseinin verliert dieses Dasein als wandernder Gesetzloser deutlich an Dramatik. Wo in den Zatoichi-Filmen Melancholie und Bitterkeit vorherrscht, findet man hier nur eine unreflektierte Zelebrierung des Matatabi-Ehrenkodex, welcher sich stark an dem Bushido, dem Samurai-Ethos, anlehnt.
So verliert auch der zentrale Plot-Twist um Jirochos Bekehrung zum Pazifismus an Kraft. Dadurch, dass er zuvor schon überaus ehrenhaft handelt und nur im äußersten Notfall durch seine Ehre gerechtfertigt zur Waffe greift, wirkt seine plötzliche Friedfertigkeit eher wie ein kleiner Schritt und eine nötige Konsequenz aus Jirochos Edelmütigkeit und nicht, wie beabsichtigt, wie ein entscheidender Wendepunkt in Jirochos ideologischer Einstellung.
Dennoch muss man einräumen, dass Chiezo Kataoka wie geschaffen für die Verkörperung der Titelrolle ist. Mit seiner ruhigen und doch einnehmenden Präsenz verleiht er der flachen Figur etwas Tiefe und Integrität. In stillen Szenen scheint sein Jirocho geradezu unendlich weise und erfahren, wenn der Charakter allerdings wütend wird, erzeugt Kataoka mit seiner tiefen, eindringlichen Stimme eine jähe bemerkenswerte Bedrohlichkeit und Intensität.
Es war dann auch seine Interpretation des Jirocho - und der Einbezug der unzähligen Stars - , der „Port of Honor“ zu seinem Erfolg verhalf, denn hinter Kataokas glanzvoller Performance verbirgt sich eigentlich ein ziemlich durchschnittlicher Jidai-geki. Die vielen Stars und ihre jeweiligen Charaktere sorgen etwa für einen unnötig verästelten Handlungsverlauf. Da mit zunehmender Laufzeit immer neue Charaktere auftreten müssen, um auch ja jedem der vielen der großen Darsteller ansprechenden Platz zu bieten, wird der Film zudem episodisch und uneben.
Generell ist die Struktur von "Port of Honor" mit Schwächen behaftet. Statt eines Aufstiegsepos bekommen wir ein routiniertes Abenteuer, welches sich irgendwann in Jirochos fiktionalisiertem Leben abspielt, wodurch die Handlung trivialisiert wird und deutlich an Einzigartigkeit verliert. Dass die zugrundeliegende Geschichte dabei schon ein dutzend Mal verfilmt wurde, schwächt den Film hingegen kaum, immerhin wird so für etwas Routine in der Entwicklung des Handlungsverlaufs gesorgt.
Wenn man dann noch merkt, dass die Drehbuchautoren bei all den Subplots einige Handlungsstränge sichtlich aus den Augen verlieren, so wird etwa der Plot um die "fatale" Krankheit von Jirochos Frau Ocho erst melodramatisch aufgebaut und plötzlich einfach fallen gelassen, dann muss man sich eingestehen, dass "Port of Honor" strukturell ein reines Durcheinander ist.
Bei all der Kritik ist "Port of Honor" aber zumindest inszenatorisch und schauspielerisch ein solider Toei Jidai-geki. Sadatsugu Matsuda inszeniert temporeich und hält mit einer Mischung aus sentimentalem Melodrama und leichtfüßiger Komödie, so zerstückelt diese Elemente im Gesamtwerk auch sein mögen, immer bei Laune und die Nebendarsteller um Meister wie Kinnosuke Nakamura mit schlechtem Augen-Makeup, Utaemon Ichikawa oder Hashizo Okawa leisten wie üblich ordentliches.
Trotz seines Erfolgs krankt der Film letztlich eben an seiner Gewöhnlichkeit. Eine wirre und konventionelle Handlung um idealisierte Toseinin die tapfer gegen die durch Gier verdorbenen Yakuza kämpfen und der typisch leichtfüßige Ton. "Port of Honor" wirkt nicht wie der erfolgreichste Film des Jahres, der einzige, der mehr einspielte als Kurosawas "Throne of Blood", sondern nur wie einer von unzähligen Fließband-Jidai-geki der Toei Company.
Fazit:
"Port of Honor" ist ein solide inszenierter, in der Hauptrolle exzellent gespielter Toei Jidai-geki, dessen großer Erfolg an den Kinokassen jedoch angesichts der unebenen und episodischen Handlungstruktur und seiner Konventionalität ungerechtfertigt erscheint.
6 von 10 Punkten = Durchschnitt!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 15. 07. 2014
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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