Tange Sazen (1958)
Ein Film von Sadatsugu Matsuda
Bewertung: 5.5 von 10 Punkten = Unterer Durchschnitt!
Tange Sazen (fälschlicherweise als "Shin Tange Sazen" eingetragen)
Genre: Jidai-geki, Chambara eiga, Toei Goraku
Regie: Sadatsugu Matsuda
Darsteller: Ryutaro Otomo (Tange Sazen), Hashizo Okawa (Genjuro Yagyu),
Misora Hibari (Hagino), Yumiko Hasegawa, Chizuru Kitagawa, Chiyonosuke Azuma (Shogun Yoshimune), Ryunosuke Tsukigata, Denjiro Okochi, Kenji Susukida,
Isao Yamagata, Jun Tatara, Tomoko Matsushima Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Fumio Nakayama
Kamera: Shintaro Kawasaki
Musik: Shiro Fukai
Toei Company, 99 Minuten, S/W
Tange Sazen (fälschlicherweise als "Shin Tange Sazen" eingetragen)
Genre: Jidai-geki, Chambara eiga, Toei Goraku
Regie: Sadatsugu Matsuda
Darsteller: Ryutaro Otomo (Tange Sazen), Hashizo Okawa (Genjuro Yagyu),
Misora Hibari (Hagino), Yumiko Hasegawa, Chizuru Kitagawa, Chiyonosuke Azuma (Shogun Yoshimune), Ryunosuke Tsukigata, Denjiro Okochi, Kenji Susukida,
Isao Yamagata, Jun Tatara, Tomoko Matsushima Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Fumio Nakayama
Kamera: Shintaro Kawasaki
Musik: Shiro Fukai
Toei Company, 99 Minuten, S/W
Die originale Darstellung des einarmigen, einäugigen Ronin Tange Sazen, wie sie von Jidai-geki-Pionier Daisuke Ito und dem Schauspieler Denjiro Okochi kreiert wurde, war die eines amoralischen, anarchischen und psychopathischen Antihelden, der sich in einer unwirtlichen und grausamen Welt behaupten musste.
Im Zentrum eines jeden Tange Sazen-Films stand dabei Denjiro Okochis großartige Darstellung des Titelcharakters. Okochi drückte der Figur seinen einzigartigen Stempel auf, was seinen Namen mit dem von Tange Sazen für Generationen von Fans untrennbar verband. Kein Wunder also, dass nachdem Okochi im Jahre 1954 offiziell von der Rolle zurücktrat, kein anderer Darsteller seinen Platz einnehmen konnte, da sich Zuschauer nur Okochi in der Rolle des Tange Sazen vorstellen konnten.
Da vermutlich alle originalen Tange Sazen-Filme von Daisuke Ito verschollen sind, ist es ebenso wenig verwunderlich, dass sich Filmemacher bei jedem Versuch eine neue Tange Sazen-Reihe zu starten an der Atmosphäre von Sadao Yamanakas Eintrag in die Reihe „Tange Sazen and the Pot Worth a Million Ryo“ (1936) orientierten, welcher seinen Film eigentlich als Parodie auf die Figur drehte und Tange Sazen als liebenswerten Irren mit einem Herz aus Gold zeigte.
Erst Ende der 1950er gelang es der Toei Company mit einer neuen Reihe an die Erfolge der alten Tange Sazen-Filme anzuknüpfen. Angefangen bei dem vorliegenden „Tange Sazen“ sollte die Toei-Reihe bis 1962 auf vier weitere Fortsetzungen bringen, wodurch es dem neuen Tange Sazen-Darsteller Ryutaro Otomo, wie Okochi vor ihm, gelang, für Millionen von Japanern zum definitiven Sinnbild des Tange Sazen zu werden.
Wer die leichtfüßigen Jidai-geki, wie sie die Toei Company in den 1950er Jahren produzierte, kennt, der kann sich allerdings schon denken, dass auch der vorliegende Film sich weit mehr an dem humorvollen Sadao Yamanaka-Film anlehnt, als an irgendeinem der düsteren Daisuke Ito-Filme.
Tatsächlich prägte diese Darstellung des Tange Sazen als positiver und skurriler Querkopf , dessen Wahnsinn eher schrullig als bedrohlich wirkt, in der Folge bis heute fast jede weitere Verkörperung der Rolle, auch wenn zumindest dieser erste Teil der einflussreichen Toei-Reihe nicht einmal den Hauch der Qualität erreicht, welchen Yamanakas Film einst besaß.
Story:
Am Hof des Shoguns Yoshimune (Chiyonosuke Azuma) herrscht Aufregung. Per Los soll zwischen den angereisten Lords des japanischen Reiches entschieden werden, wer die Restaurierung eines berühmten Schreins vornehmen soll. Da der Shogun sich an seinem Bruder Genzaburo Yagyu (Hashizo Okawa) rächen will, fällt die Wahl auf Tadashi (Bokuzen Hidari), der als Repräsentant des Yagyu-Clans vor Ort ist. Doch die Freude ist nicht groß, denn die Restaurierung des Schreins würde den Clan in den Bankrott stürzen. In seiner Not gibt Clan-Oberhaupt Tsushima Yagyu (Masao Mishima) den Befehl, den Kokezaru-Topf zu holen, in dessen Innerem eine Schatzkarte versteckt ist, welche den Weg zum Familienerbe der Yagyu aufzeigt. Überraschend ist der Topf aber in die Hände des Ronin Tange Sazen (Ryutaro Otomo) gefallen, der ihn nun an den Meistbietenden verkaufen will. Dabei hat er die Rechnung allerdings nicht mit dem grausamen Mine Tanba (Isao Yamagata) gemacht, der den Topf für seine eigenen Zwecke benutzen will und bereit ist, Gewalt anzuwenden, um in dessen Besitz zu gelangen.
Kritik:
Der produktionstechnische Aufwand, der hinter diese Neubelebung des Tange Sazen-Mythos gesteckt wurde, ist durchaus bemerkenswert. Detaillierte Sets, bunte Kostüme, eine erhöhte Laufzeit von 99 Minuten und ein großes Staraufgebot, dass fast jedem Schauspieler, angefangen bei einem Gastauftritt des alten Tange Sazen-Darstellers Denjiro Okochi bis hin zu Megastars wie Chiyonosuke Azuma oder Hashizo Okawa, eine Rolle im Film zuweist, der in den 1950er Jahren bei der Toei Company Rang und Namen besaß.
Letztlich vereint "Tange Sazen" aber auch viele typische Elemente, welche die Jidai-geki der Toei Company so altbacken und überholt wirken lassen. Eine betont leichtfüßige Atmosphäre, die dann unangenehm wird, wenn die Helden anfangen sich unbeschwert durch Gegnermassen zu metzeln, entnervend alberne und schrille Einschübe billiger Comedy, wenige Kampfszenen und viel zu lange Musical-Nummern von Japans größtem Popstar Misora Hibari.
Hinzu kommt noch die wirre Handlung, die sich schnell in einem Gestrüpp aus zu vielen unnötigen Sub-Plots verästelt. Eigentlich ein loses Remake von Sadao Yamanakas Klassiker "Tange Sazen and the Pot Worth a Million Ryo" (1936) zeugt der Film kaum von der inhaltlichen Eleganz und Intelligenz der Vorlage, sondern legt über die Unfähigkeit von Drehbuchautor Fumio Nakayama Zeugnis ab, die überbordende Anzahl an Stars in ein strukturiertes und schlüssiges Handlungskonzept zu betten.
Die zentrale Figur des Tange Sazen bleibt dabei immer eigentümlich blass. Dadurch, dass sie kein anarchistischer Rebell wie in Daisuke Itos Filmen oder ein Psychopath mit einem Herzen aus Gold wie in Sadao Yamanakas Film sein darf, sondern ein stereotyper Filmheld der Toei Company ist und bei all den handelnden Figuren zudem schnell in den Hintergrund gedrängt wird, wirkt das ausladende Spiel von Ryutaro Otomo schnell befremdlich, so dass man sich bei jedem Auftritt von Denjiro Okochi diesen in die Rolle des einäugigen, einarmigen Ronin zurückwünscht.
Besonders schade dabei ist, dass Ryutaro Otomo eigentlich gar nicht schlecht spielt. Er chargiert nach Leibeskräften und versteckt seinen "fehlenden" Arm etwas zu deutlich in seiner Kleidung, aber er wirkt mit seinem zur Schau getragenen Selbstbewusstsein und dem charakteristischen Wahnsinn seines Charakters durchaus passend für die Rolle und imitiert in den Kampfszenen gekonnt den einzigartigen Ausfallschritt von Okochis Tange Sazen. Wer weiß also, was Otomo in der Rolle des Tange Sazen bewerkstelligen könnte, wäre das Handlungskonzept besser ausgearbeitet.
Wie man an dem großen Erfolg des Films ablesen kann, war es aber genau dieses seichte und naive Handlungskonzept, dass die Zuschauer in den 1950er Jahren begeisterte. Letztendlich zeichnet sich "Tange Sazen" eben durch seine Gefälligkeit aus. Ein Film für ein Publikum, welches weder mitgenommen, noch erleuchtet werden wollte, sondern nur versuchte, sich vom harten Alltag abzulenken. Für jene sollte der Film dann auch solide Unterhaltung bieten, während sich alle anderen lieber auf die Suche nach einem der originalen Tange Sazen-Filme von Daisuke Ito begeben sollten.
Fazit:
"Tange Sazen" ist ein unbefriedigender Aufguss des Tange Sazen-Films von Sadao Yamanaka, der statt Witz und Intelligenz auf billige Comedy, eine verwirrende Handlung und nervige Musical-Einlagen setzt. Wegen der durchaus aufwändigen Machart immerhin ein noch routinierter Film, der aber allenfalls bei großen Fans dieser Art von seichter Unterhaltung auf Gegenliebe stoßen sollte.
5.5 von 10 Punkten = Unterer Durchschnitt!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 17. 04. 2014
Geschrieben von Pablo Knote
Im Zentrum eines jeden Tange Sazen-Films stand dabei Denjiro Okochis großartige Darstellung des Titelcharakters. Okochi drückte der Figur seinen einzigartigen Stempel auf, was seinen Namen mit dem von Tange Sazen für Generationen von Fans untrennbar verband. Kein Wunder also, dass nachdem Okochi im Jahre 1954 offiziell von der Rolle zurücktrat, kein anderer Darsteller seinen Platz einnehmen konnte, da sich Zuschauer nur Okochi in der Rolle des Tange Sazen vorstellen konnten.
Da vermutlich alle originalen Tange Sazen-Filme von Daisuke Ito verschollen sind, ist es ebenso wenig verwunderlich, dass sich Filmemacher bei jedem Versuch eine neue Tange Sazen-Reihe zu starten an der Atmosphäre von Sadao Yamanakas Eintrag in die Reihe „Tange Sazen and the Pot Worth a Million Ryo“ (1936) orientierten, welcher seinen Film eigentlich als Parodie auf die Figur drehte und Tange Sazen als liebenswerten Irren mit einem Herz aus Gold zeigte.
Erst Ende der 1950er gelang es der Toei Company mit einer neuen Reihe an die Erfolge der alten Tange Sazen-Filme anzuknüpfen. Angefangen bei dem vorliegenden „Tange Sazen“ sollte die Toei-Reihe bis 1962 auf vier weitere Fortsetzungen bringen, wodurch es dem neuen Tange Sazen-Darsteller Ryutaro Otomo, wie Okochi vor ihm, gelang, für Millionen von Japanern zum definitiven Sinnbild des Tange Sazen zu werden.
Wer die leichtfüßigen Jidai-geki, wie sie die Toei Company in den 1950er Jahren produzierte, kennt, der kann sich allerdings schon denken, dass auch der vorliegende Film sich weit mehr an dem humorvollen Sadao Yamanaka-Film anlehnt, als an irgendeinem der düsteren Daisuke Ito-Filme.
Tatsächlich prägte diese Darstellung des Tange Sazen als positiver und skurriler Querkopf , dessen Wahnsinn eher schrullig als bedrohlich wirkt, in der Folge bis heute fast jede weitere Verkörperung der Rolle, auch wenn zumindest dieser erste Teil der einflussreichen Toei-Reihe nicht einmal den Hauch der Qualität erreicht, welchen Yamanakas Film einst besaß.
Story:
Am Hof des Shoguns Yoshimune (Chiyonosuke Azuma) herrscht Aufregung. Per Los soll zwischen den angereisten Lords des japanischen Reiches entschieden werden, wer die Restaurierung eines berühmten Schreins vornehmen soll. Da der Shogun sich an seinem Bruder Genzaburo Yagyu (Hashizo Okawa) rächen will, fällt die Wahl auf Tadashi (Bokuzen Hidari), der als Repräsentant des Yagyu-Clans vor Ort ist. Doch die Freude ist nicht groß, denn die Restaurierung des Schreins würde den Clan in den Bankrott stürzen. In seiner Not gibt Clan-Oberhaupt Tsushima Yagyu (Masao Mishima) den Befehl, den Kokezaru-Topf zu holen, in dessen Innerem eine Schatzkarte versteckt ist, welche den Weg zum Familienerbe der Yagyu aufzeigt. Überraschend ist der Topf aber in die Hände des Ronin Tange Sazen (Ryutaro Otomo) gefallen, der ihn nun an den Meistbietenden verkaufen will. Dabei hat er die Rechnung allerdings nicht mit dem grausamen Mine Tanba (Isao Yamagata) gemacht, der den Topf für seine eigenen Zwecke benutzen will und bereit ist, Gewalt anzuwenden, um in dessen Besitz zu gelangen.
Kritik:
Der produktionstechnische Aufwand, der hinter diese Neubelebung des Tange Sazen-Mythos gesteckt wurde, ist durchaus bemerkenswert. Detaillierte Sets, bunte Kostüme, eine erhöhte Laufzeit von 99 Minuten und ein großes Staraufgebot, dass fast jedem Schauspieler, angefangen bei einem Gastauftritt des alten Tange Sazen-Darstellers Denjiro Okochi bis hin zu Megastars wie Chiyonosuke Azuma oder Hashizo Okawa, eine Rolle im Film zuweist, der in den 1950er Jahren bei der Toei Company Rang und Namen besaß.
Letztlich vereint "Tange Sazen" aber auch viele typische Elemente, welche die Jidai-geki der Toei Company so altbacken und überholt wirken lassen. Eine betont leichtfüßige Atmosphäre, die dann unangenehm wird, wenn die Helden anfangen sich unbeschwert durch Gegnermassen zu metzeln, entnervend alberne und schrille Einschübe billiger Comedy, wenige Kampfszenen und viel zu lange Musical-Nummern von Japans größtem Popstar Misora Hibari.
Hinzu kommt noch die wirre Handlung, die sich schnell in einem Gestrüpp aus zu vielen unnötigen Sub-Plots verästelt. Eigentlich ein loses Remake von Sadao Yamanakas Klassiker "Tange Sazen and the Pot Worth a Million Ryo" (1936) zeugt der Film kaum von der inhaltlichen Eleganz und Intelligenz der Vorlage, sondern legt über die Unfähigkeit von Drehbuchautor Fumio Nakayama Zeugnis ab, die überbordende Anzahl an Stars in ein strukturiertes und schlüssiges Handlungskonzept zu betten.
Die zentrale Figur des Tange Sazen bleibt dabei immer eigentümlich blass. Dadurch, dass sie kein anarchistischer Rebell wie in Daisuke Itos Filmen oder ein Psychopath mit einem Herzen aus Gold wie in Sadao Yamanakas Film sein darf, sondern ein stereotyper Filmheld der Toei Company ist und bei all den handelnden Figuren zudem schnell in den Hintergrund gedrängt wird, wirkt das ausladende Spiel von Ryutaro Otomo schnell befremdlich, so dass man sich bei jedem Auftritt von Denjiro Okochi diesen in die Rolle des einäugigen, einarmigen Ronin zurückwünscht.
Besonders schade dabei ist, dass Ryutaro Otomo eigentlich gar nicht schlecht spielt. Er chargiert nach Leibeskräften und versteckt seinen "fehlenden" Arm etwas zu deutlich in seiner Kleidung, aber er wirkt mit seinem zur Schau getragenen Selbstbewusstsein und dem charakteristischen Wahnsinn seines Charakters durchaus passend für die Rolle und imitiert in den Kampfszenen gekonnt den einzigartigen Ausfallschritt von Okochis Tange Sazen. Wer weiß also, was Otomo in der Rolle des Tange Sazen bewerkstelligen könnte, wäre das Handlungskonzept besser ausgearbeitet.
Wie man an dem großen Erfolg des Films ablesen kann, war es aber genau dieses seichte und naive Handlungskonzept, dass die Zuschauer in den 1950er Jahren begeisterte. Letztendlich zeichnet sich "Tange Sazen" eben durch seine Gefälligkeit aus. Ein Film für ein Publikum, welches weder mitgenommen, noch erleuchtet werden wollte, sondern nur versuchte, sich vom harten Alltag abzulenken. Für jene sollte der Film dann auch solide Unterhaltung bieten, während sich alle anderen lieber auf die Suche nach einem der originalen Tange Sazen-Filme von Daisuke Ito begeben sollten.
Fazit:
"Tange Sazen" ist ein unbefriedigender Aufguss des Tange Sazen-Films von Sadao Yamanaka, der statt Witz und Intelligenz auf billige Comedy, eine verwirrende Handlung und nervige Musical-Einlagen setzt. Wegen der durchaus aufwändigen Machart immerhin ein noch routinierter Film, der aber allenfalls bei großen Fans dieser Art von seichter Unterhaltung auf Gegenliebe stoßen sollte.
5.5 von 10 Punkten = Unterer Durchschnitt!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 17. 04. 2014
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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