The Singing Lovebirds (1939)
Ein Film von Masahiro Makino

Bewertung: 8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Oshidori utagassen
Genre: Jidai-geki, Comedy, Musical
Regie: Masahiro Makino
Darsteller: Chiezo Kataoka (Reisaburo Asai), Ryosuke Kagawa (Kagawaya), Takashi Shimura (Kyosai Shimura), Dick Mine (Lord Minezawa), Kajo Inoue (Roku), Mitsuro Toyama (Toyama), Hidemichi Ishikawa (Matsuda), Eizaburo Kusunoki (Sugiura) Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Koji Edogawa
Kamera: Kazuo Miyagawa, Akira Mimura
Musik: Tokujiro Okubo, Masao Yoneyama
Nikkatsu, 69 Minuten, S/W
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Genre: Jidai-geki, Comedy, Musical
Regie: Masahiro Makino
Darsteller: Chiezo Kataoka (Reisaburo Asai), Ryosuke Kagawa (Kagawaya), Takashi Shimura (Kyosai Shimura), Dick Mine (Lord Minezawa), Kajo Inoue (Roku), Mitsuro Toyama (Toyama), Hidemichi Ishikawa (Matsuda), Eizaburo Kusunoki (Sugiura) Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Koji Edogawa
Kamera: Kazuo Miyagawa, Akira Mimura
Musik: Tokujiro Okubo, Masao Yoneyama
Nikkatsu, 69 Minuten, S/W
Read the English version of this review at easternkicks.com.
Im Jahr 1939 sah die Zukunft für das japanische Kino düster aus. Das berüchtigte Filmgesetz von 1938 beschnitt die künstlerische Freiheit von Regisseuren deutlich, während die Zensur der Militärpolizei jede Abweichung von der offiziellen Gesetzgebung rigoros unterband. Filmemachen war zur Staatssache geworden und diente der Verbreitung einer nationlistischen Ideologie.
Nur im Genre des Jidai-geki blieben vereinzelt Regisseure, die sich gegen die Entmündigung ihrer Zunft wehrten. Autorenfilmer wie Sadao Yamanaka oder Mansaku Itami, die sich zwar nicht direkt gegen den Militarismus stellten, aber dessen Propaganda mit authentischen Charakteren und scharsinnigem Humor unterwanderten.
Einer der bemerkenswertesten dieser Jidai-geki ist "The Singing Lovebirds". Gedreht von dem ungemein profilierten Wunderkind Masahiro Makino wirkt das kleine, unprätentiöse Musical fast antithetisch zu dem nationalistischen Zeitgeist. Ein Film, der die rechtsextremen Ideologie der Militärregierung mit Charme und Witz kontert.
Story:
Die junge Oharu (Haruyo Ichikawa) lebt als Regenschirm-Verkäuferin in Edo und leidet unter dem Hobby ihres Vaters Shimura (Takashi Shimura), dessen ganze Aufmerksamkeit seiner vermeintlich wertvollen Antiquitäten-Sammlung gilt. Zudem ist sie verliebt in den Samurai Reisaburo Asai (Chiezo Kataoka), der jedoch bereits an ein anderes Mädchen versprochen wurde. Zu allem Überfluss wird sie auch noch von dem Lord Minezawa (Dick Mine), ebenfalls ein begeisterter Antiquitäten-Sammler, begehrt, der sie zu seiner Konkubine machen will. Ein Umstand, der XXXs Vater vor eine schwere Entscheidung stellt...
Kritik:
Als schnell heruntergekurbelte Billigproduktion besitzt "The Singing Lovebirds" nichts von der Opulenz späterer Genregenoßen. Die Darsteller sind hörbar keine professionellen Sänger, die Handlung ist betont unprätentiös und umfasst kaum mehr als eine Stunde Laufzeit. Doch verglichen mit dem immensen Charme des Film verkommt so manche Großproduktion zur seelenlosen Massenware.
Da wären zum einen Masahiro Makinos Regie: Makino war ein Regisseur, dessen Vorliebe für eine schnelle Produktionsweise seinen Filmen stets auch Tempo und Rythmus verlieh. In "The Singing Lovebirds" gibt es alle paar Minuten eine kleine Gesangseinlage, dazwischen stets einige gelungene Gags, herzergreifende Menschlichkeit und erfrischende Leichtigkeit im Ton.
Ursprünglich war der Film als ein Vehikel für Chiezo Kataoka geplant gewesen, doch als der große Star des Historienfilms an einer Blinddarmentzündung erkrankte, übernahm Takashi Shimura die Hauptrolle. Vielen wird der Charakterkopf als todkranker Kanji Watanabe in Ikiru bekannt sein. Sein mit schwacher Stimme gesungenes Lied der Vergänglichkeit in "Ikiru" weicht hier überraschend energetischem Gesang über Liebe, Antiquitäten und den Vorzügen von Gerste.
Im dramatischeren zweiten Teil des Films bildet er dann auch das emotionale Zentrum des Films. Als der örtliche Lord Shimuras Tochter zur Konkubine machen will, wird der freundliche Exzentriker gezwungen, seine heißgeliebten Antiquitäten zu verkaufen, die sich aber allesamt als Fälschungen erweisen. Ein tragischer und bewegender Plot-Twist, der fast zu düster für eine leichte Komödie wie diese erscheint.
Am Ende wird der Konflikt aber in einem bezaubernden Finale der Versöhnung und Einigkeit aufgelöst. "The Singing Lovebirds" ist letztlich ein Film des Frohsinns, eine Feier auf die Liebe. Die Darsteller trällern ihre Lieder mit viel Spielfreude und Enthusiasmus, die liebevoll gezeichneten Charaktere sind trotz ihrer kleinen Macken stets sympathisch und die Handlung vollkommen frei von den propagandistischen Tendenzen jener Zeit.
All dies macht aus dem kleinen Musical einen der bemerkenswertesten Filme der Kriegs-Ära: Ein Testament für Makinos Ablehnung des nationalistischen Zeitgeistes. Während das Kino weithin zum Werkzeug eines militaristischen Unrechtsstaat verkommen war, bot Makinos Werk den Zuschauern eine lang ersehnte Verschnaufpause von der aufgeblasenen Rhetorik des Kriegsapparatus.
In Zeiten, in denen japanische Militärs den totalen Krieg proklamierten und den yamato damashii, den "unbezwingbaren Geist" der Japaner, predigten, um den aggressiven Expansionismus voranzutreiben, tat Makino das undenkbare und drehte einen Film, dessen einzige Botschaft bis zum Ende einfach "Liebe überwindet alle Hindernisse" bleibt.
Fazit:
"Singing Lovebirds" ist ein betont unprätentiöses, sehr charmantes und temporeich inszeniertes Musical, das den Anforderungen des militaristischen Zeitgeistes die Tugenden der Liebe und Gemeinschaft entgegenstellte.
8 von 10 Punkten = Sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 12. 06. 2016
Geschrieben von Pablo Knote
Im Jahr 1939 sah die Zukunft für das japanische Kino düster aus. Das berüchtigte Filmgesetz von 1938 beschnitt die künstlerische Freiheit von Regisseuren deutlich, während die Zensur der Militärpolizei jede Abweichung von der offiziellen Gesetzgebung rigoros unterband. Filmemachen war zur Staatssache geworden und diente der Verbreitung einer nationlistischen Ideologie.
Nur im Genre des Jidai-geki blieben vereinzelt Regisseure, die sich gegen die Entmündigung ihrer Zunft wehrten. Autorenfilmer wie Sadao Yamanaka oder Mansaku Itami, die sich zwar nicht direkt gegen den Militarismus stellten, aber dessen Propaganda mit authentischen Charakteren und scharsinnigem Humor unterwanderten.
Einer der bemerkenswertesten dieser Jidai-geki ist "The Singing Lovebirds". Gedreht von dem ungemein profilierten Wunderkind Masahiro Makino wirkt das kleine, unprätentiöse Musical fast antithetisch zu dem nationalistischen Zeitgeist. Ein Film, der die rechtsextremen Ideologie der Militärregierung mit Charme und Witz kontert.
Story:
Die junge Oharu (Haruyo Ichikawa) lebt als Regenschirm-Verkäuferin in Edo und leidet unter dem Hobby ihres Vaters Shimura (Takashi Shimura), dessen ganze Aufmerksamkeit seiner vermeintlich wertvollen Antiquitäten-Sammlung gilt. Zudem ist sie verliebt in den Samurai Reisaburo Asai (Chiezo Kataoka), der jedoch bereits an ein anderes Mädchen versprochen wurde. Zu allem Überfluss wird sie auch noch von dem Lord Minezawa (Dick Mine), ebenfalls ein begeisterter Antiquitäten-Sammler, begehrt, der sie zu seiner Konkubine machen will. Ein Umstand, der XXXs Vater vor eine schwere Entscheidung stellt...
Kritik:
Als schnell heruntergekurbelte Billigproduktion besitzt "The Singing Lovebirds" nichts von der Opulenz späterer Genregenoßen. Die Darsteller sind hörbar keine professionellen Sänger, die Handlung ist betont unprätentiös und umfasst kaum mehr als eine Stunde Laufzeit. Doch verglichen mit dem immensen Charme des Film verkommt so manche Großproduktion zur seelenlosen Massenware.
Da wären zum einen Masahiro Makinos Regie: Makino war ein Regisseur, dessen Vorliebe für eine schnelle Produktionsweise seinen Filmen stets auch Tempo und Rythmus verlieh. In "The Singing Lovebirds" gibt es alle paar Minuten eine kleine Gesangseinlage, dazwischen stets einige gelungene Gags, herzergreifende Menschlichkeit und erfrischende Leichtigkeit im Ton.
Ursprünglich war der Film als ein Vehikel für Chiezo Kataoka geplant gewesen, doch als der große Star des Historienfilms an einer Blinddarmentzündung erkrankte, übernahm Takashi Shimura die Hauptrolle. Vielen wird der Charakterkopf als todkranker Kanji Watanabe in Ikiru bekannt sein. Sein mit schwacher Stimme gesungenes Lied der Vergänglichkeit in "Ikiru" weicht hier überraschend energetischem Gesang über Liebe, Antiquitäten und den Vorzügen von Gerste.
Im dramatischeren zweiten Teil des Films bildet er dann auch das emotionale Zentrum des Films. Als der örtliche Lord Shimuras Tochter zur Konkubine machen will, wird der freundliche Exzentriker gezwungen, seine heißgeliebten Antiquitäten zu verkaufen, die sich aber allesamt als Fälschungen erweisen. Ein tragischer und bewegender Plot-Twist, der fast zu düster für eine leichte Komödie wie diese erscheint.
Am Ende wird der Konflikt aber in einem bezaubernden Finale der Versöhnung und Einigkeit aufgelöst. "The Singing Lovebirds" ist letztlich ein Film des Frohsinns, eine Feier auf die Liebe. Die Darsteller trällern ihre Lieder mit viel Spielfreude und Enthusiasmus, die liebevoll gezeichneten Charaktere sind trotz ihrer kleinen Macken stets sympathisch und die Handlung vollkommen frei von den propagandistischen Tendenzen jener Zeit.
All dies macht aus dem kleinen Musical einen der bemerkenswertesten Filme der Kriegs-Ära: Ein Testament für Makinos Ablehnung des nationalistischen Zeitgeistes. Während das Kino weithin zum Werkzeug eines militaristischen Unrechtsstaat verkommen war, bot Makinos Werk den Zuschauern eine lang ersehnte Verschnaufpause von der aufgeblasenen Rhetorik des Kriegsapparatus.
In Zeiten, in denen japanische Militärs den totalen Krieg proklamierten und den yamato damashii, den "unbezwingbaren Geist" der Japaner, predigten, um den aggressiven Expansionismus voranzutreiben, tat Makino das undenkbare und drehte einen Film, dessen einzige Botschaft bis zum Ende einfach "Liebe überwindet alle Hindernisse" bleibt.
Fazit:
"Singing Lovebirds" ist ein betont unprätentiöses, sehr charmantes und temporeich inszeniertes Musical, das den Anforderungen des militaristischen Zeitgeistes die Tugenden der Liebe und Gemeinschaft entgegenstellte.
8 von 10 Punkten = Sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 12. 06. 2016
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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