Die begleitende Analyse
zu den Top 10-Listen der 1950er Jahre
Zu Anfang dieser Analyse würde ich euch gerne eine Frage stellen: Wer war eurer Meinung nach der finanziell erfolgreichste Regisseur der 1950er Jahre? Etwa einer der „großen drei“, die in den 1950er Jahren ihre Blütephase hatten und sogar im Westen für Furore sorgten? Vielleicht Akira Kurosawa mit seinen aufwändigen und detaillierten Samurai-Epen? Vielleicht Yasujiro Ozu mit seinen einzigartigen und nuancierten Shomin-geki, also Filmen über das Leben der japanischen Mittelklasse? Oder vielleicht Kenji Mizoguchi mit seinen technisch meisterhaften und tragischen Frauen-Dramen?
So einleuchtend diese Vorschläge auch sein mögen, sie sind alle falsch. Dies soll natürlich nicht heißen, dass die Filme der drei an den Kinokassen keinen nachhaltigen Erfolg erzielten. Mit seinem „Seven Samurai“ (Shichinin no Samurai) drehte Kurosawa nicht nur die teuerste japanische Produktion aller Zeiten, sondern auch den dritterfolgreichsten Film des Jahres 1954. Weitere phänomenale Erfolge gelingen ihm mit „Throne of Blood“ (Kumonosu-jo) und „The Hidden Fortress“ (Kakushi Toride no Sanakunin), dem zweit- bzw. fünfterfolgreichstem Film der Jahre 1956 und 1958.
Auch Yasujiro Ozu erweist sich als eine solide Institution an den Kinokassen und als wichtigster Regisseur des Gendai-geki, des „zeitgenössischen Films“. Mit „The Munekata Sisters“ („Munekata Kyodai) filmte er 1950 den größten Box-Office-Hit. Vier weitere Einträge in die Charts verfestigten seinen Status als ein Regisseur, der nicht nur Kritikerlieblinge, sondern auch Favoriten des Publikums inszenierte.
Tragischer sieht es schon bei Mizoguchi aus. Ausgerechnet seine zwei unpersönlichsten Filme, „Tales of the Taira Clan“ (Shin Heike Monogatari) und „The Princess Yang Kwei Fei“ (Yokihi), zwei in schönster Eastman-Color gefilmte, aber relativ gewöhnliche Jidai-geki, bleiben die einzigen seiner Filme, die es in die Top 10-Listen schaffen. Generell ist die Bedeutung einer Top 10-Liste natürlich relativ. Auch ein Film, der nicht in ihr auftrat , konnte ein großer Erfolg gewesen sein. Glaubt man Donald Richie, so spielte etwa der durchschnittliche Jidai-geki bei Produktionskosten von $70.000 etwa $190.000 ein. Es war eben die „Goldene Ära“ des japanischen Kinos, in der Filmemachen ein sicherer Pfad zum Reichtum war.
So einleuchtend diese Vorschläge auch sein mögen, sie sind alle falsch. Dies soll natürlich nicht heißen, dass die Filme der drei an den Kinokassen keinen nachhaltigen Erfolg erzielten. Mit seinem „Seven Samurai“ (Shichinin no Samurai) drehte Kurosawa nicht nur die teuerste japanische Produktion aller Zeiten, sondern auch den dritterfolgreichsten Film des Jahres 1954. Weitere phänomenale Erfolge gelingen ihm mit „Throne of Blood“ (Kumonosu-jo) und „The Hidden Fortress“ (Kakushi Toride no Sanakunin), dem zweit- bzw. fünfterfolgreichstem Film der Jahre 1956 und 1958.
Auch Yasujiro Ozu erweist sich als eine solide Institution an den Kinokassen und als wichtigster Regisseur des Gendai-geki, des „zeitgenössischen Films“. Mit „The Munekata Sisters“ („Munekata Kyodai) filmte er 1950 den größten Box-Office-Hit. Vier weitere Einträge in die Charts verfestigten seinen Status als ein Regisseur, der nicht nur Kritikerlieblinge, sondern auch Favoriten des Publikums inszenierte.
Tragischer sieht es schon bei Mizoguchi aus. Ausgerechnet seine zwei unpersönlichsten Filme, „Tales of the Taira Clan“ (Shin Heike Monogatari) und „The Princess Yang Kwei Fei“ (Yokihi), zwei in schönster Eastman-Color gefilmte, aber relativ gewöhnliche Jidai-geki, bleiben die einzigen seiner Filme, die es in die Top 10-Listen schaffen. Generell ist die Bedeutung einer Top 10-Liste natürlich relativ. Auch ein Film, der nicht in ihr auftrat , konnte ein großer Erfolg gewesen sein. Glaubt man Donald Richie, so spielte etwa der durchschnittliche Jidai-geki bei Produktionskosten von $70.000 etwa $190.000 ein. Es war eben die „Goldene Ära“ des japanischen Kinos, in der Filmemachen ein sicherer Pfad zum Reichtum war.
Die "großen Drei" (von links): Akira Kurosawa, Kenji Mizoguchi, Yasujiro Ozu. Nicht Japans erfolgreichste Regisseure?
Doch was ist nun die Antwort auf meine eingangs gestellte Frage? Hier ist sie, doch seid gewarnt, sie wird einige Leser fragend zurücklassen: Es war Sadatsugu Matsuda, dessen Filme in den Top 10-Charts mit einem Gesamteinspielergebnis von 2.1 Mrd. ¥ jede Konkurrenz weit hinter sich zurückließen.
Mit „Warrior of Ako“ (Ako Roshi: Ten no maki, Chi no Maki) drehte er den erfolgreichsten Film des Jahres 1955, mit Port of Honor (Ninkyo Shimizu Minato) im folgenden Jahr und mit „Road of Chivalry“ (Ninkyo Nakasendo) im Jahr 1959 sollte er dieses Kunststück wiederholen. Insgesamt finden sich sieben seiner Filme in den Top 10-Charts der 1950er Jahre, wobei der finanziell einträglichste, „The 47 Masterless Samurai“ (Chushingura Ouka no Maki, Kikka no Maki), mit einem Einspielergebnis von 361,22 Mio. ¥ zum sechsterfolgreichsten japanischen Film der 1950er Jahre avancierte.
Doch was bedeutet das? Ganz einfach: Matsudas Errungenschaften an den Kinokassen zeigen den Siegeszug und die andauernde Popularität der Toei goraku, also der leichtfüßigen Jidai-geki, welche die Toei Company in den 1950ern wie am Fließband produzierte. Zwar inszenierte der Toei-Vertragsregisseur Ryo Hagiwara im Jahre 1954 mit dem Kinnosuke Nakamura-Serial "Crimson Peacock" den ersten Top 10-Hit des Genres, doch es war der Vertragsregisseur Matsuda der danach stets die einträglichsten Toei goraku drehte.
So erklärt sich auch das eindrucksvolle Résumé seiner Karriere: Als wichtigster Regisseur des Genres inszenierte er fast jede bedeutende Filmreihe mit den Stars der Toei Company fast im Alleingang. So brachte Matsuda, durch die Hilfe seines legendären Vaters Shozo Makino schon seit den späten 1920ern im Filmgeschäft, nicht nur 4 der 5 Tange Sazen-Filme (1958 - 1962) mit Toei-Star Ryutaro Otomo auf die Leinwand, sondern kurbelte zum Beispiel auch 8 der 11 Bannai Tarao-Filme (1946 - 1960), eine Krimi-Reihe mit Chiezo Kataoka in der Hauptrolle, und alle 8 Shingo-Filme in zwei Reihen und einem Einzelfilm (1959 - 1963), wobei die Titelrolle, der Samurai Shingo Aoi, stets von Toei-Star Hashizo Okawa gespielt wurde, herunter. Insgesamt drehte Matsuda schon einmal 10 Filme im Jahr.
Wenn man jetzt noch annimmt, dass alle seine Filmreihen schon allein durch ihre zahlreichen Sequels viel Geld einbrachten, dann kristallisiert sich heraus, dass Sadatsugu Matsuda, dieser völlig unbekannte, wenn auch durchaus talentierte Handwerker, auch abseits seiner Einträge in den Box-Office-Bestenlisten der wohl erfolgreichste Regisseur der 1950er Jahre war.
Mit „Warrior of Ako“ (Ako Roshi: Ten no maki, Chi no Maki) drehte er den erfolgreichsten Film des Jahres 1955, mit Port of Honor (Ninkyo Shimizu Minato) im folgenden Jahr und mit „Road of Chivalry“ (Ninkyo Nakasendo) im Jahr 1959 sollte er dieses Kunststück wiederholen. Insgesamt finden sich sieben seiner Filme in den Top 10-Charts der 1950er Jahre, wobei der finanziell einträglichste, „The 47 Masterless Samurai“ (Chushingura Ouka no Maki, Kikka no Maki), mit einem Einspielergebnis von 361,22 Mio. ¥ zum sechsterfolgreichsten japanischen Film der 1950er Jahre avancierte.
Doch was bedeutet das? Ganz einfach: Matsudas Errungenschaften an den Kinokassen zeigen den Siegeszug und die andauernde Popularität der Toei goraku, also der leichtfüßigen Jidai-geki, welche die Toei Company in den 1950ern wie am Fließband produzierte. Zwar inszenierte der Toei-Vertragsregisseur Ryo Hagiwara im Jahre 1954 mit dem Kinnosuke Nakamura-Serial "Crimson Peacock" den ersten Top 10-Hit des Genres, doch es war der Vertragsregisseur Matsuda der danach stets die einträglichsten Toei goraku drehte.
So erklärt sich auch das eindrucksvolle Résumé seiner Karriere: Als wichtigster Regisseur des Genres inszenierte er fast jede bedeutende Filmreihe mit den Stars der Toei Company fast im Alleingang. So brachte Matsuda, durch die Hilfe seines legendären Vaters Shozo Makino schon seit den späten 1920ern im Filmgeschäft, nicht nur 4 der 5 Tange Sazen-Filme (1958 - 1962) mit Toei-Star Ryutaro Otomo auf die Leinwand, sondern kurbelte zum Beispiel auch 8 der 11 Bannai Tarao-Filme (1946 - 1960), eine Krimi-Reihe mit Chiezo Kataoka in der Hauptrolle, und alle 8 Shingo-Filme in zwei Reihen und einem Einzelfilm (1959 - 1963), wobei die Titelrolle, der Samurai Shingo Aoi, stets von Toei-Star Hashizo Okawa gespielt wurde, herunter. Insgesamt drehte Matsuda schon einmal 10 Filme im Jahr.
Wenn man jetzt noch annimmt, dass alle seine Filmreihen schon allein durch ihre zahlreichen Sequels viel Geld einbrachten, dann kristallisiert sich heraus, dass Sadatsugu Matsuda, dieser völlig unbekannte, wenn auch durchaus talentierte Handwerker, auch abseits seiner Einträge in den Box-Office-Bestenlisten der wohl erfolgreichste Regisseur der 1950er Jahre war.
Die erfolgreichsten Regisseure des Jahrzehnts (von links): Sadatsugu Matsuda, Kunio Watanabe, Hiroshi Inagaki, Hide Oba und Yasushi Sasaki
Auch neben Sadatsugu Matsuda zeigt die Unbekanntheit der anderen Regisseure, deren Filme die größten Gewinne an den Kinokassen einbrachten, wie groß die Differenz zwischen den im Bewusstsein westlicher Kritiker wichtigsten japanischen Filmen und denen, die zumindest kommerziell ganz oben standen, doch ist.
Den zweiten Platz belegt der Regisseur Kunio Watanabe, wenn auch nur weil er sich für den finanziell erfolgreichsten japanischen Film der 1950er Jahre, "Emporer Meiji and the Great Russo-Japanese War" (Meiji Tenno to Nichiro Daisenso), verantwortlich zeichnete. Jener war ein nationalistisches Kriegsepos der Shintoho, welches nicht nur noch teurer war Kurosawas "Seven Samurai", sondern mit einem Einspielergebnis von 542,91 Mio. ¥ auch den absoluten Spitzenplatz belegte.
Trotz dieses Großerfolgs war den Studios der Shintoho kein genügendes Auskommen beschieden. Nach "Emporer Meiji..." schaffte es kein weiterer Film der Produktionsfirma in die Top 10 und Anfang der 1960er Jahre musste das Studio dann seine Pforten schließen. Davor hatte Watanabe sein marodes Studio allerdings schon verlassen und wechselte zu den Daiei Studios, wo er mit einer Verfilmung des beliebten Chushingura-Mythos den Top 1-Hit des Jahres 1958 anfertigte.
Den zweiten Platz belegt der Regisseur Kunio Watanabe, wenn auch nur weil er sich für den finanziell erfolgreichsten japanischen Film der 1950er Jahre, "Emporer Meiji and the Great Russo-Japanese War" (Meiji Tenno to Nichiro Daisenso), verantwortlich zeichnete. Jener war ein nationalistisches Kriegsepos der Shintoho, welches nicht nur noch teurer war Kurosawas "Seven Samurai", sondern mit einem Einspielergebnis von 542,91 Mio. ¥ auch den absoluten Spitzenplatz belegte.
Trotz dieses Großerfolgs war den Studios der Shintoho kein genügendes Auskommen beschieden. Nach "Emporer Meiji..." schaffte es kein weiterer Film der Produktionsfirma in die Top 10 und Anfang der 1960er Jahre musste das Studio dann seine Pforten schließen. Davor hatte Watanabe sein marodes Studio allerdings schon verlassen und wechselte zu den Daiei Studios, wo er mit einer Verfilmung des beliebten Chushingura-Mythos den Top 1-Hit des Jahres 1958 anfertigte.
Die erfolgreichsten Filme der 1950er Jahre (von links): Emporer Meiji and the Great Russo-Japanese War (1957), Chushingura (1958) und Slope in the Sun (1958).
Deutlich bekannter als Watanabe ist Hiroshi Inagaki, der mit 8 Auftritten in den Charts öfters vertreten ist als jeder andere Regisseur. Durchaus gerechtfertigt, denn seine aufwändigen Jidai-geki-Epen, meist mit Toshiro Mifune in der Hauptrolle, waren oftmals hochqualitative und spannende Abenteuerfilme, die Millionen von Japanern in ihren Bann schlugen.
Als einziger Regisseur des Gendai-geki belegt Hideo Oba den dritten Platz. Grund hierfür ist der gigantische Erfolg seiner "What is your Name?"-Trilogie, welche die tragische Geschichte eines Liebespaars erzählt, welches durch widrige Umstände voneinander getrennt wird. Das Einspielergebnis der ersten beiden Filme der Trilogie übertraf sogar das von internationalen Klassikern des Jahres 1954 wie Keisuke Kinoshitas Anti-Kriegsfilm "Twenty-Four Eyes" (Nijushi no Hitomi), Inagakis Oscar-Gewinner "Samurai" (Miyamoto Musashi), "Seven Samurai" (Shichinin no Samurai) oder des überaus einflussreichen Ur-Monsterfilms "Godzilla" (Gojira). Im folgenden Jahr erzielte er dann mit seinem Abschluss der Trilogie mit einem Einspielergebnis von 330,15 Mio. ¥ noch einen Nummer 1-Hit.
Platz 5 erreicht Yasushi Sasaki, ein weiterer Regisseur des Toei goraku, dessen Filme insgesamt 937 Mio. ¥ einspielten. Markant an dieser Top 5-Aufzählung der erfolgreichsten Regisseur ist, mit Ausnahme von Hideo Oba, das Ausbleiben jedes Gendai-geki-Regisseurs. Selbstverständlich inszenierten Gendai-geki-Regisseure wie Yasujiro Ozu, Noboru Nakamura, Heinosuke Gosho oder Keisuke Kinoshita, allesamt Vertragsregisseure bei der Produktionsfirma Shochiku, immer wieder Überraschungserfolge, der letztgenannte drehte mit "Times of Joy and Sorrow" (Yorokobi Mo Nakashima Mo Ikutoshitsuki) sogar den vierterfolgreichsten Film der 1950er Jahre, doch insgesamt gehörte das Jahrzehnt dem Jidai-geki.
Der Erfolg der japanischen Historienfilme ist wenig überraschend, schon im Jahre 1950, als Jidai-geki unter der amerikanischen Besatzungsmacht noch verpönt waren, tauchten die beiden ersten Filme in Hiroshi Inagakis "Sasaki Kojiro"-Trilogie auf der Bestenliste auf und schon im folgenden Jahre überstieg die Zahl der Jidai-geki unter den Top 10-Filme die der Gendai-geki deutlich.
Im Laufe des Jahrzehnts stiegen dann die Ticketverkäufe immer weiter an, so dass die einstmaligst erfolgreichsten Gendai-geki schnell von den wesentlich ertragsreicheren Jidai-geki verdrängt wurden (Der Nummer 1-Hit des Jahres 1950, Ozus "Munekata Sisters" wäre mit einem Einspielergebnis von 83,78 Mio. ¥ schon im Jahre 1953 nicht einmal in die Top 10 gekommen).
Ein Dauerbrenner waren dabei die Chushingura-Verfilmungen um eine Gruppe von 47 Ronin, die sich am Mord ihres Lords rächen wollen, der durch eine intrige des bösartigen Lord Kira gezwungen wurde, Harakiri zu begehen, ganze 5 Verfilmungen des Stoffs finden sich in den Top 10s der 1950er Jahre, außerdem die Toshiro Mifune-Jidai-geki von Hiroshi Inagaki und die aufwändig gedrehten Jidai-geki der Daiei-Studios, insbesondere wenn sie die Studiostars Raizo Ichikawa und Kazuo Hasegawa ins Zentrum rückten.
Doch die größten Stars des Jahrzehnts waren zweifellos die Schauspieler in den Toei goraku, vor allem Kinnosuke Nakamura und Hibari Misora. Der Jungstar und die Enka-Sängerin
(Enka = japanischer Schlager) florierten unter den fließbandartigen Produktionsrythmen ihres Studios, welches ihnen erlaubte dank eines komplexen Rotationssystems in bis zu 15 Filmen im Jahr aufzutreten und wurden zu großen Idolen des japanischen Publikums, das in den 1950er Jahre noch vermehrt aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen bestanden.
Doch so geliebt diese Filme auch waren, lange konnten sie ihr jungen Publikum nicht mit den immer gleichen Geschichten und dem extrem leichtfüßigen Ton ihrer Filme fesseln. Nach vielen Jahren mittelmäßiger Gewinne an den Kinokassen wechselte die traditionsreiche (und älteste) Produktionsfirma Japans, Nikkatsu, mit ihrem Filmangebot auf den Jugendmarkt und traf damit den Geist der Zeit. Wie aus dem Nichts tauchten im Jahre 1957 gleich drei Nikkatsu-Filme in der Top 10-Bestenliste auf. Allesamt sogenannte Mukokuseki akushon eiga, also "grenzenlose Actionfilme", welche sich stilistisch in ihrem Setting und ihren Charakteren beim amerikanischen Genrekino anlehnten und deren Atmosphäre insofern international und zeitgenößisch anmutete.
Zwei dieser Filme wurden dabei von dem Nikkatsu-Vertragsregisseur Umetsugu Inoue inszeniert, der dem Genre mit seinem Talent für Rythmus und stilistische Innovationen seinen Stempel aufdrückte. Der dritte, "Rusty Knife" (Sabita Naifu) stammte von seinem Schüler Toshio Masuda, der damit bereits mit seinem dritten Film einen Top 10-Hit gelandet hatte. Der Hauptdarsteller aller Film, Yujiro Ishihara, wurde in der Folge zur Ikone und seine Filme begannen immer häufiger in den Top 10-Charts aufzutauchen.
Schon im folgenden Jahr war der zweit- bzw. drittgrößte Hit ein Nikkatsu-Film, diesmal von den Regisseuren Tomotaka Tasaka und Koreyoshi Kurahara und im Jahre 1959 stammten 5 der 10 größten Hits aus den Studios von Nikkatsu. Solche Goldesel waren die Mukokuseki akushon-Filme, dass Umetsugu Inoue, trotz nur drei Auftritten in den Charts gegen Ende des Jahrzehnts, immerhin Platz 6 der finanziell erfolgreichsten Regisseur der 1950er Jahre belegt.
Noch immer belegten die Filme der Toei Company die Spitzenplätze in den Charts, doch der neue Erfolg der Nikkatsu-Programmfilme wurde als gefährliche Bedrohung angesehen, da die Toei Company nun gezwungen war, den überaus fetten Kuchen des Jugendmarkts mit Nikkatsu zu teilen. Letzten Endes wurden die Toei goraku dann auch vom Erfolg der Mukokuseki akushon-Filme überrollt. Und mit dem Ende des Jahrzehnts neigte sich auch die Zeit des Toei goraku ihrem Ende entgegen.
Als einziger Regisseur des Gendai-geki belegt Hideo Oba den dritten Platz. Grund hierfür ist der gigantische Erfolg seiner "What is your Name?"-Trilogie, welche die tragische Geschichte eines Liebespaars erzählt, welches durch widrige Umstände voneinander getrennt wird. Das Einspielergebnis der ersten beiden Filme der Trilogie übertraf sogar das von internationalen Klassikern des Jahres 1954 wie Keisuke Kinoshitas Anti-Kriegsfilm "Twenty-Four Eyes" (Nijushi no Hitomi), Inagakis Oscar-Gewinner "Samurai" (Miyamoto Musashi), "Seven Samurai" (Shichinin no Samurai) oder des überaus einflussreichen Ur-Monsterfilms "Godzilla" (Gojira). Im folgenden Jahr erzielte er dann mit seinem Abschluss der Trilogie mit einem Einspielergebnis von 330,15 Mio. ¥ noch einen Nummer 1-Hit.
Platz 5 erreicht Yasushi Sasaki, ein weiterer Regisseur des Toei goraku, dessen Filme insgesamt 937 Mio. ¥ einspielten. Markant an dieser Top 5-Aufzählung der erfolgreichsten Regisseur ist, mit Ausnahme von Hideo Oba, das Ausbleiben jedes Gendai-geki-Regisseurs. Selbstverständlich inszenierten Gendai-geki-Regisseure wie Yasujiro Ozu, Noboru Nakamura, Heinosuke Gosho oder Keisuke Kinoshita, allesamt Vertragsregisseure bei der Produktionsfirma Shochiku, immer wieder Überraschungserfolge, der letztgenannte drehte mit "Times of Joy and Sorrow" (Yorokobi Mo Nakashima Mo Ikutoshitsuki) sogar den vierterfolgreichsten Film der 1950er Jahre, doch insgesamt gehörte das Jahrzehnt dem Jidai-geki.
Der Erfolg der japanischen Historienfilme ist wenig überraschend, schon im Jahre 1950, als Jidai-geki unter der amerikanischen Besatzungsmacht noch verpönt waren, tauchten die beiden ersten Filme in Hiroshi Inagakis "Sasaki Kojiro"-Trilogie auf der Bestenliste auf und schon im folgenden Jahre überstieg die Zahl der Jidai-geki unter den Top 10-Filme die der Gendai-geki deutlich.
Im Laufe des Jahrzehnts stiegen dann die Ticketverkäufe immer weiter an, so dass die einstmaligst erfolgreichsten Gendai-geki schnell von den wesentlich ertragsreicheren Jidai-geki verdrängt wurden (Der Nummer 1-Hit des Jahres 1950, Ozus "Munekata Sisters" wäre mit einem Einspielergebnis von 83,78 Mio. ¥ schon im Jahre 1953 nicht einmal in die Top 10 gekommen).
Ein Dauerbrenner waren dabei die Chushingura-Verfilmungen um eine Gruppe von 47 Ronin, die sich am Mord ihres Lords rächen wollen, der durch eine intrige des bösartigen Lord Kira gezwungen wurde, Harakiri zu begehen, ganze 5 Verfilmungen des Stoffs finden sich in den Top 10s der 1950er Jahre, außerdem die Toshiro Mifune-Jidai-geki von Hiroshi Inagaki und die aufwändig gedrehten Jidai-geki der Daiei-Studios, insbesondere wenn sie die Studiostars Raizo Ichikawa und Kazuo Hasegawa ins Zentrum rückten.
Doch die größten Stars des Jahrzehnts waren zweifellos die Schauspieler in den Toei goraku, vor allem Kinnosuke Nakamura und Hibari Misora. Der Jungstar und die Enka-Sängerin
(Enka = japanischer Schlager) florierten unter den fließbandartigen Produktionsrythmen ihres Studios, welches ihnen erlaubte dank eines komplexen Rotationssystems in bis zu 15 Filmen im Jahr aufzutreten und wurden zu großen Idolen des japanischen Publikums, das in den 1950er Jahre noch vermehrt aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen bestanden.
Doch so geliebt diese Filme auch waren, lange konnten sie ihr jungen Publikum nicht mit den immer gleichen Geschichten und dem extrem leichtfüßigen Ton ihrer Filme fesseln. Nach vielen Jahren mittelmäßiger Gewinne an den Kinokassen wechselte die traditionsreiche (und älteste) Produktionsfirma Japans, Nikkatsu, mit ihrem Filmangebot auf den Jugendmarkt und traf damit den Geist der Zeit. Wie aus dem Nichts tauchten im Jahre 1957 gleich drei Nikkatsu-Filme in der Top 10-Bestenliste auf. Allesamt sogenannte Mukokuseki akushon eiga, also "grenzenlose Actionfilme", welche sich stilistisch in ihrem Setting und ihren Charakteren beim amerikanischen Genrekino anlehnten und deren Atmosphäre insofern international und zeitgenößisch anmutete.
Zwei dieser Filme wurden dabei von dem Nikkatsu-Vertragsregisseur Umetsugu Inoue inszeniert, der dem Genre mit seinem Talent für Rythmus und stilistische Innovationen seinen Stempel aufdrückte. Der dritte, "Rusty Knife" (Sabita Naifu) stammte von seinem Schüler Toshio Masuda, der damit bereits mit seinem dritten Film einen Top 10-Hit gelandet hatte. Der Hauptdarsteller aller Film, Yujiro Ishihara, wurde in der Folge zur Ikone und seine Filme begannen immer häufiger in den Top 10-Charts aufzutauchen.
Schon im folgenden Jahr war der zweit- bzw. drittgrößte Hit ein Nikkatsu-Film, diesmal von den Regisseuren Tomotaka Tasaka und Koreyoshi Kurahara und im Jahre 1959 stammten 5 der 10 größten Hits aus den Studios von Nikkatsu. Solche Goldesel waren die Mukokuseki akushon-Filme, dass Umetsugu Inoue, trotz nur drei Auftritten in den Charts gegen Ende des Jahrzehnts, immerhin Platz 6 der finanziell erfolgreichsten Regisseur der 1950er Jahre belegt.
Noch immer belegten die Filme der Toei Company die Spitzenplätze in den Charts, doch der neue Erfolg der Nikkatsu-Programmfilme wurde als gefährliche Bedrohung angesehen, da die Toei Company nun gezwungen war, den überaus fetten Kuchen des Jugendmarkts mit Nikkatsu zu teilen. Letzten Endes wurden die Toei goraku dann auch vom Erfolg der Mukokuseki akushon-Filme überrollt. Und mit dem Ende des Jahrzehnts neigte sich auch die Zeit des Toei goraku ihrem Ende entgegen.
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