The Lord Takes a Bride (1957)
Ein Film von Sadatsugu Matsuda
Bewertung: 6 von 10 Punkten = Durchschnitt!
Otorijo no hanayome Genre: Jidai-geki, Toei Jidai-geki, Komödie Regie: Sadatsugu Matsuda Darsteller: Ryutaro Otomo (Gentaro Matsudaira), Masao Mishima (Lord Matsudaira), Yumiko Hasegawa (Okinu), Hitomi Nakahara (Omitsu), Eitaro Shindo (Nagano), Jun Tazaki (Higaki), Takashi Shimura (Itzutsuya), Kenji Susukida, Eijiro Kataoka, Kunio Kaga (Akiyama), Kyoji Sugi (Gosuke) Gesamten Cast anzeigen... Drehbuch: Fumio Nakayama Kamera: Shintaro Kawasaki Musik: Shiro Fukai Toei Company, 85 Minuten, Color |
Die Geschichte des Breitbildformats ist
fast so alt, wie die des Kinos selbst. Schon 1897 wurde der erste
Film, ein aufgezeichneter Boxkampf zwischen den Kämpfern Corbett und
Fitzsimmons, in einem 1.65:1-Seitenverhältnis in den USA
veröffentlicht. In den späten 1920er Jahren fand "Widescreen"
auch in narrativen Werken eine gewisse Verbreitung.
Im Japan der Vorkriegsjahre blieb die neue Technik dagegen völlig unbeachtet. Auch in den USA geriet sie aufgrund ihrer geringen Rentabilität in Vergessenheit. Erst 1953 starteten die 20th Century Fox einen neuen Versuch: "The Robe" (1953), ein monumentales Bibel-Epos und der erste Film im anamorphotischen CinemaScope-Format, wurde ein großer Erfolg an den Kinokassen und führte in der Folge zum Durchbruch des Breitbilds auf der ganzen Welt.
Tatsächlich entstand der erste japanische Widescreen-Film schon ein paar Monate früher, wenn auch durch Zufall. Ein japanisches Kino entschied sich im Mai 1953 die oberen und unteren Seiten des amerikanischen 3-D-Films "Man in the Dark" (1953) zu komprimieren und den Film auf einer Breitbild-Leinwand zu spielen. So entstand nicht nur der erste japanische Film im Breitbild-Format, sondern auch der erste dreidimenionale Widescreen-Film der Welt.
Doch erst die Toei Company sorgte schließlich für den Durchbruch des Formats in Japan. Im Jahr 1957 drehte das Studio mit dem vorliegenden "The Lord Takes a Bride" den ersten 'Scope-Spielfilm Japans – aufgenommen mit dem eigens entwickelten ToeiScope-Format. Ein Film, dessen produktionstechnischer Aufwand allerdings kaum mit den CinemaScope-Epen Hollywoods mithalten kann...
Story:
Der junge Lord Gentaro (Ryutaro Otomo) verlässt die Sicherheit seines noblen Anwesens, um endlich eine geeignete Braut zu finden. Getarnt als einfacher Ronin begibt er sich auf die Suche und trifft dabei die bezaubernde Okinu (Yumiko Hasegawa), die von den Schergen des Akatsuka-Clans bedrängt wird, den fiesen Lord des Clans zu heiraten. Nachdem er ihre Peiniger vertrieben hat, wird Gentaro von Okinu gebeten, bei ihr zum Schutz einzuziehen und verliebt sich schon bald in die schöne Händlerstochter.
Kritik:
Trotz seines Status als Meilenstein des japanischen Kinos ist "The Lord Takes a Bride" kein monumentales Epos, sondern nicht mehr als eine leichtfüßige romantische Komödie. In bester Toei-Tradition sorgen eine Mischung aus Slapstick-Humor, spielfreudig chargierenden Akteuren, eine vorhersehbare Handlung und Romantik für einen harmlosen, aber stets sympathischen Unterhaltungsfilm für die ganze Familie.
Doch verglichen mit dem epischen "The Robe" ist "The Lord Takes a Bride" ein betont kleiner Film. Wo Marcellus Gallio in "The Robe" mit seinen Schuldgefühlen, der Kreuzigung Jesu beigewohnt zu haben, hadert, leidet Genjuro in "The Lord Takes a Bride" vorallem unter der Vorliebe seiner Geliebten für Oktopus, dessen Geschmack der junge Lord verabscheut.
Auch das Widescreen-Format wird wenig genutzt. Routinier Sadatsugu Matsuda wirkt als Japans finanziell erfolgreichster Regisseur der 1950er Jahre passend für die Regie. Er integriert das Format schnörkellos in den Film, doch nur in den wenigen Szenen, die auf den großflächigen Bühnen des Kabuki-Theaters spielen, scheinen die Vorteile eines langen Bildschirms hervor.
Letztendlich spielen nicht einmal die Stars des Films in der obersten Liga. Statt den Toei-Idolen Kinnosuke Nakamura und Misora Hibari übernehmen die kleineren Sternchen Ryutaro Otomo als heiterer Lord, der selbst in den Kampfszenen stets ein Lächeln auf dem Gesicht trägt, und Yumiko Hasegawa als seine Angebetene die romantischen Hauptrollen des Films.
Doch wieso produzierte Toei keine aufwendigere Produktion zur Einführung des Breitbilds in Japan? Wieso nicht etwa eine neue Version der Geschichte der 47 Ronin, die japanischen Filmstudios schon so oft die Gelgenheit geboten hatte, dass Staraufgebot und produktionstechnische Niveau des Studios herauszustellen?
Ein Grund mag der experimentelle Charakter einer solchen technischen Innovation gewesen zu sein, der ein größeres Wagnis für das Filmstudio darstellte. Schließlich waren auch Japans erster erfolgreicher Tonfilm, The Neighbor's Wife and Mine, und Japans erster Farbfilm, Carmen Comes Home, betont unscheinbare Komödien, die statt großem Produktionsaufwand vor allem leichte Unterhaltung boten.
Vielmehr werden jedoch ökonomische Gründe eine Rolle gespielt haben. Zur selben Zeit hatten die Shintoho-Studios mit der Produktion eines eigenen Widescreen-Films begonnen: "Emporer Meiji and the Great Russo-Japanese War" (Meiji tenno to nichiro daisenso, 1958), Japans teuerster Film aller Zeiten, ein nationalistisches Kriegsepos im Breitbildformat und in Farbe.
Mit dem vorliegenden Schnellschuss gelang es der Toei Company der langwierigen Shintoho-Produktion mit der Einführung des Breitbilds zuvorzukommen. Es zeugt allerdings von einer gewissen Ironie, dass Toei, das reichste Studio der Filmindustrie, ausgerechnet mit einer solchen Low-Budget-Produktion das Rennen gegen die monumentale Superproduktion der Shintoho, dem ärmsten Studio der Industrie, gewann.
Noch im selben Jahr sollten alle großen japanischen Studios eine erste Widescreen-Produktion in die Kinos bringen. Aufgrund der geringen Produktionskosten von "The Lord Takes a Bride" gelang die entscheidende Pionierarbeit jedoch der Toei Company. Während andere Studios noch mit der neuen Technik kämpften, gehörten Widescreen-Filme bald schon zum Standard-Repertoire der Toei Company.
In den folgenden Jahren sollte auch Toei aufwendigere Produktionen im Breitbild-Format drehen, auch neue Versionen der angesprochenenen Geschichte der 47 Ronin. Den Anfang aber bildete jener kleiner Low-Budget-Film, der seinen Status als Meilenstein vielleicht nicht verdient, aber gerade deshalb als historisches Kuriosum in die Filmgeschichte eingegangen ist.
Fazit:
"The Lord Takes a Bride" ist eine harmlose, aber sympathische und leichtfüßige romatische Komödie im Historiengewand, die durch ihren Status als Japans erste Breitbild-Produktion in Farbe als wohl unglaubwürdigster Meilenstein des japanischen Films angesehen werden muss.
6 von 10 Punkten = Durchschnitt!
Erstveröffentlichung auf nippon-kino.net am 22.03.2015
Geschrieben von Pablo Knote
Errstveröffentlichung auf pon-kino.net" am 22. 03. 2015Geschrieben von Pablo Knote
Im Japan der Vorkriegsjahre blieb die neue Technik dagegen völlig unbeachtet. Auch in den USA geriet sie aufgrund ihrer geringen Rentabilität in Vergessenheit. Erst 1953 starteten die 20th Century Fox einen neuen Versuch: "The Robe" (1953), ein monumentales Bibel-Epos und der erste Film im anamorphotischen CinemaScope-Format, wurde ein großer Erfolg an den Kinokassen und führte in der Folge zum Durchbruch des Breitbilds auf der ganzen Welt.
Tatsächlich entstand der erste japanische Widescreen-Film schon ein paar Monate früher, wenn auch durch Zufall. Ein japanisches Kino entschied sich im Mai 1953 die oberen und unteren Seiten des amerikanischen 3-D-Films "Man in the Dark" (1953) zu komprimieren und den Film auf einer Breitbild-Leinwand zu spielen. So entstand nicht nur der erste japanische Film im Breitbild-Format, sondern auch der erste dreidimenionale Widescreen-Film der Welt.
Doch erst die Toei Company sorgte schließlich für den Durchbruch des Formats in Japan. Im Jahr 1957 drehte das Studio mit dem vorliegenden "The Lord Takes a Bride" den ersten 'Scope-Spielfilm Japans – aufgenommen mit dem eigens entwickelten ToeiScope-Format. Ein Film, dessen produktionstechnischer Aufwand allerdings kaum mit den CinemaScope-Epen Hollywoods mithalten kann...
Story:
Der junge Lord Gentaro (Ryutaro Otomo) verlässt die Sicherheit seines noblen Anwesens, um endlich eine geeignete Braut zu finden. Getarnt als einfacher Ronin begibt er sich auf die Suche und trifft dabei die bezaubernde Okinu (Yumiko Hasegawa), die von den Schergen des Akatsuka-Clans bedrängt wird, den fiesen Lord des Clans zu heiraten. Nachdem er ihre Peiniger vertrieben hat, wird Gentaro von Okinu gebeten, bei ihr zum Schutz einzuziehen und verliebt sich schon bald in die schöne Händlerstochter.
Kritik:
Trotz seines Status als Meilenstein des japanischen Kinos ist "The Lord Takes a Bride" kein monumentales Epos, sondern nicht mehr als eine leichtfüßige romantische Komödie. In bester Toei-Tradition sorgen eine Mischung aus Slapstick-Humor, spielfreudig chargierenden Akteuren, eine vorhersehbare Handlung und Romantik für einen harmlosen, aber stets sympathischen Unterhaltungsfilm für die ganze Familie.
Doch verglichen mit dem epischen "The Robe" ist "The Lord Takes a Bride" ein betont kleiner Film. Wo Marcellus Gallio in "The Robe" mit seinen Schuldgefühlen, der Kreuzigung Jesu beigewohnt zu haben, hadert, leidet Genjuro in "The Lord Takes a Bride" vorallem unter der Vorliebe seiner Geliebten für Oktopus, dessen Geschmack der junge Lord verabscheut.
Auch das Widescreen-Format wird wenig genutzt. Routinier Sadatsugu Matsuda wirkt als Japans finanziell erfolgreichster Regisseur der 1950er Jahre passend für die Regie. Er integriert das Format schnörkellos in den Film, doch nur in den wenigen Szenen, die auf den großflächigen Bühnen des Kabuki-Theaters spielen, scheinen die Vorteile eines langen Bildschirms hervor.
Letztendlich spielen nicht einmal die Stars des Films in der obersten Liga. Statt den Toei-Idolen Kinnosuke Nakamura und Misora Hibari übernehmen die kleineren Sternchen Ryutaro Otomo als heiterer Lord, der selbst in den Kampfszenen stets ein Lächeln auf dem Gesicht trägt, und Yumiko Hasegawa als seine Angebetene die romantischen Hauptrollen des Films.
Doch wieso produzierte Toei keine aufwendigere Produktion zur Einführung des Breitbilds in Japan? Wieso nicht etwa eine neue Version der Geschichte der 47 Ronin, die japanischen Filmstudios schon so oft die Gelgenheit geboten hatte, dass Staraufgebot und produktionstechnische Niveau des Studios herauszustellen?
Ein Grund mag der experimentelle Charakter einer solchen technischen Innovation gewesen zu sein, der ein größeres Wagnis für das Filmstudio darstellte. Schließlich waren auch Japans erster erfolgreicher Tonfilm, The Neighbor's Wife and Mine, und Japans erster Farbfilm, Carmen Comes Home, betont unscheinbare Komödien, die statt großem Produktionsaufwand vor allem leichte Unterhaltung boten.
Vielmehr werden jedoch ökonomische Gründe eine Rolle gespielt haben. Zur selben Zeit hatten die Shintoho-Studios mit der Produktion eines eigenen Widescreen-Films begonnen: "Emporer Meiji and the Great Russo-Japanese War" (Meiji tenno to nichiro daisenso, 1958), Japans teuerster Film aller Zeiten, ein nationalistisches Kriegsepos im Breitbildformat und in Farbe.
Mit dem vorliegenden Schnellschuss gelang es der Toei Company der langwierigen Shintoho-Produktion mit der Einführung des Breitbilds zuvorzukommen. Es zeugt allerdings von einer gewissen Ironie, dass Toei, das reichste Studio der Filmindustrie, ausgerechnet mit einer solchen Low-Budget-Produktion das Rennen gegen die monumentale Superproduktion der Shintoho, dem ärmsten Studio der Industrie, gewann.
Noch im selben Jahr sollten alle großen japanischen Studios eine erste Widescreen-Produktion in die Kinos bringen. Aufgrund der geringen Produktionskosten von "The Lord Takes a Bride" gelang die entscheidende Pionierarbeit jedoch der Toei Company. Während andere Studios noch mit der neuen Technik kämpften, gehörten Widescreen-Filme bald schon zum Standard-Repertoire der Toei Company.
In den folgenden Jahren sollte auch Toei aufwendigere Produktionen im Breitbild-Format drehen, auch neue Versionen der angesprochenenen Geschichte der 47 Ronin. Den Anfang aber bildete jener kleiner Low-Budget-Film, der seinen Status als Meilenstein vielleicht nicht verdient, aber gerade deshalb als historisches Kuriosum in die Filmgeschichte eingegangen ist.
Fazit:
"The Lord Takes a Bride" ist eine harmlose, aber sympathische und leichtfüßige romatische Komödie im Historiengewand, die durch ihren Status als Japans erste Breitbild-Produktion in Farbe als wohl unglaubwürdigster Meilenstein des japanischen Films angesehen werden muss.
6 von 10 Punkten = Durchschnitt!
Erstveröffentlichung auf nippon-kino.net am 22.03.2015
Geschrieben von Pablo Knote
Errstveröffentlichung auf pon-kino.net" am 22. 03. 2015Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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