The Ninja Hunt (1964)
Ein Film von Tetsuya Yamamuchi
Bewertung: 8.5 von 10 Punkten = Überragend!
Ninja gari
Genre: Jidai-geki, Chambara, Ninja-Film
Regie: Tetsuya Yamauchi
Darsteller: Jushiro Konoe (Wadakuro Gorozaemon), Takahiro Tamura (Gamo), Shingo Yamashiro, Kei Sato (Haji), Choichiro Kawarazaki, Kikudo Hojo
Drehbuch: Koji Takada
Kamera: ?
Musik: ?
Toho Company, 90 Minuten, B/W
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Ninja gari
Genre: Jidai-geki, Chambara, Ninja-Film
Regie: Tetsuya Yamauchi
Darsteller: Jushiro Konoe (Wadakuro Gorozaemon), Takahiro Tamura (Gamo), Shingo Yamashiro, Kei Sato (Haji), Choichiro Kawarazaki, Kikudo Hojo
Drehbuch: Koji Takada
Kamera: ?
Musik: ?
Toho Company, 90 Minuten, B/W
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Das Regiedebüt des unterdurchschnittlich aktiven (imdb listet lediglich 7 Filme) Tetsuya Yamauchi "Ninja Gari" aka. "The Ninja Hunt" ist heute, abgesehen von einigen wenigen einschlägigen Webseiten und einem zweitklassigem Us-Release, fast völlig vergessen. Ein Schicksal, welches der Film mit unzähligen Ninja-Filmen, welche im Fahrwasser der erfolgreichen Ur-Ninjafilmreihe "Shinobi no mono" entstanden und vielen anderen als B-Programmern gedachten Filme teilt.
Trotzdem erscheint dieses Schicksal gerade bei diesem Film ungerecht, denn "Ninja Gari" übertrifft nicht nur spielend jeden Teil der "Shinobi no mono"-Reihe, sondern kann auch als exemplarisch für die hohe Qualität der japanischen Studios in den 1960er Jahren gesehen werden, welche eben nicht nur mit Auteuren wie Kurosawa oder Mizoguchi große Erfolge feierten, sondern auch mit ihren Studiofilmen, Vertragsregisseuren und reiner Handwerksarbeit bis dahin selten gesehene Qualitätsstandards erreichten und viele Meisterwerke schufen...
Story:
Bedroht von den Koga-Ninjas des Shogunats, welche einen Brief vernichten soll, welcher die Herrschaft des jungen Fürsten des Clans absegnen soll, beschließt die einst mächtige Gamo-Familie des Matsuyama-Clans vier herrenlose Samurai (Ronin) anzuwerben, welche eine Art Spezialeinheit zur Beseitigung der Ninjas bilden sollen. Jeder der vormaligen Clans der Ronin wurde nämlich nicht zuletzt durch das Zutun der Koga-Ninja vernichtet, weshalb die Vier (u.a Kei Sato) auf Rache sinnen. Besonders der Anführer der Gruppe Wadakuro Gorozaemon (Jushiro Konoe) übernimmt sich bei der Aufgabe und wird bald in der ganzen Burg gefürchtet. Die Lage spitzt sich zusätzlich zu, als die Gruppe erfährt, dass sich ein Spion in den eigenen Reihen befindet. Auf der Suche nach ihm gehen die Ronin immer skrupelloser vor und besonders Wadakuro gerät immer mehr außer Kontrolle und greift zu unmenschlichen Maßnahmen.
Kritik:
Eine der größten Stärke des japanischen Kinos liegt in dem Versuch, Genres vielleicht nicht neu zu definieren, aber dafür stetig zu verbessern. Dies macht endlose Filmreihen wie die "Zatoichi"-Reihe durchgängig sehenswert und dies macht "Ninja Gari" zu Ninjakino in Perfektion.
Das Drehbuch mag das Genre nicht neu erfinden, doch es ist fast jeden Minute genau durchdacht, abwechslungsreich und der Film so von der ersten bis zur letzten Minute überaus packend und fesselnd. Ein Hauptgrund dafür sind die Figuren, welche keine strahlenden Helden sind, sondern skrupellose und moralisch ambivalente Ronin, welche bereit sind für ihre Rache über Leichen zu gehen. Besonders Jûshirô Konoe ("Seventeen Ninja", "Zatoichi Challenged") beeindruckt in seiner Rolle des Wadakuro.
Wenn er plötzlich anfängt wehrlose Vasallen in einer verstörenden und glanzvoll gefilmten Sequenz niederzumetzeln oder den minderjährigen Lord als Lockvogel zu missbrauchen erreicht der Film wahrlich seine Höhepunkte. Er wird unheimlich düster, atmosphärisch dicht und nihilistisch.
Viele Ninjafilme setzen Nihilismus und Düsterkeit als Stilmittel ein, doch den wenigsten gelingt es in solcher Perfektion wie "Ninja Gari". Aber auch die anderen Schauspieler, bestehend aus bekannten Gesichtern wie Takahiro Tamura ("Tora!, Tora!, Tora!") und Kei Sato ("Onibaba", "Kuroneko"), leisten allesamt vorbildliches.
Letztendlich ist er auch eher ein Noir-Krimi im Samuraifilmgewand, als ein astreiner Ninjafilm. Die Ninja sorgen eher für zusätzliche Spannung, denn durch ihre effektiv eingesetzten Fähigkeiten, wie Verkleiden oder das Blenden mit spitzen Nadeln, werden sie zu perfekten Krimi-Antagonisten, erhöhen die Spannung erheblich und machen die Ermittlungen der vier Ronin zu einer nervenaufreibenden Angelegenheit voller Wendungen und unerwarteter Ereignisse.
Auch die recht zahlreichen Kampfszenen sind fantastisch choreographiert und werden unterstützt auch von einer eindrucksvollen technischen Präsentation. Da wäre zum einen die sehr saubere Kameraarbeit, welche in ihrer Präzision und ihren aufwendigen Bildkompositionen oft an die Werke der japanischen Nouvelle Vague (Nuberu Bagu) erinnert.
Wie es sich für einen japanischen Ninjafilm gehört ist die schummrige und unausgeglichene Beleuchtung wieder exzellent und verleiht der S/W-Fotografie einen edlen Touch. Wer den großen atmosphärischen Effekt bemerkt, welchen sie erzeugt, versteht einen der Hauptgründe wieso der Ninjafilm niemals in Farbe konvertiert hätte werden sollen. Zuletzt ist auch die avantgardistische musikalische Untermalung zu nennen, welche aus schrägen Geigen- und Trompetentönen und einzelnen, abrupten Klängen besteht, die dem Film erneut ein gehöriges Maß an Spannung verleihen.
Eine Szene gibt es jedoch, welche gegenüber dem Rest des Films merklich abfällt. Eine Szene, in der einer der vier Ronin von einer Ninja-Spionin verführt wird und die vollkommen unglaubhaft und ärgerlich ist, da sie wohl eher einem (1964 recht zahmen) Arsch- und Tittenfaktor geschuldet ist als dramaturgisch und logisch irgend einen Sinn zu machen.
Doch diese Szene trübt den Spaß nur unbedeutend und spätestens beim toll choreographierten und brutalen Showdown in einer dunklen Katakombe ist sie so gut wie vergessen. "Ninja Gari" ist definitiv ein überragender Film, auch wenn er "nur" das Produkt von Handwerk zu sein scheint.
Er repräsentiert, dass auch aus heutiger Sicht gesehen überaus hochwertige Unterhaltungspotential der japanischen Filmstudios, ob es nun Daiei oder (wie hier) Toho sein mögen, und kann gemeinsam mit einigen anderen Filmen wie "The Betrayal" als perfekter Einstieg in die Welt japanischen "B"-Samuraifilme gelten, welche tatsächlich oftmals ein ähnlich hohe Qualität haben, wie man es sonst nur prestigeträchtigen Werken von Autorenfilmern oder lang anhaltende Filmreihen nachsagen würde.
Fazit:
"Ninja Gari" repräsentiert durch seine packende Geschichte, spannende Figuren und seiner technischen Perfektion die hohen Qualitätsstandards der japanischen Studios in den 1960er Jahren. Eine definitive Empfehlung von meiner Seite für alle Fans von japanischen Filmen, welcher mit Sicherheit einen der besten Ninjafilme aller Zeiten darstellt (wobei die Konkurrenz zugegebenermaßen eher bescheiden ausfällt.)
8.5 von 10 Punkten = Überragend!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 18. 05. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 02. 11. 2012
Geschrieben von Pablo Knote
Trotzdem erscheint dieses Schicksal gerade bei diesem Film ungerecht, denn "Ninja Gari" übertrifft nicht nur spielend jeden Teil der "Shinobi no mono"-Reihe, sondern kann auch als exemplarisch für die hohe Qualität der japanischen Studios in den 1960er Jahren gesehen werden, welche eben nicht nur mit Auteuren wie Kurosawa oder Mizoguchi große Erfolge feierten, sondern auch mit ihren Studiofilmen, Vertragsregisseuren und reiner Handwerksarbeit bis dahin selten gesehene Qualitätsstandards erreichten und viele Meisterwerke schufen...
Story:
Bedroht von den Koga-Ninjas des Shogunats, welche einen Brief vernichten soll, welcher die Herrschaft des jungen Fürsten des Clans absegnen soll, beschließt die einst mächtige Gamo-Familie des Matsuyama-Clans vier herrenlose Samurai (Ronin) anzuwerben, welche eine Art Spezialeinheit zur Beseitigung der Ninjas bilden sollen. Jeder der vormaligen Clans der Ronin wurde nämlich nicht zuletzt durch das Zutun der Koga-Ninja vernichtet, weshalb die Vier (u.a Kei Sato) auf Rache sinnen. Besonders der Anführer der Gruppe Wadakuro Gorozaemon (Jushiro Konoe) übernimmt sich bei der Aufgabe und wird bald in der ganzen Burg gefürchtet. Die Lage spitzt sich zusätzlich zu, als die Gruppe erfährt, dass sich ein Spion in den eigenen Reihen befindet. Auf der Suche nach ihm gehen die Ronin immer skrupelloser vor und besonders Wadakuro gerät immer mehr außer Kontrolle und greift zu unmenschlichen Maßnahmen.
Kritik:
Eine der größten Stärke des japanischen Kinos liegt in dem Versuch, Genres vielleicht nicht neu zu definieren, aber dafür stetig zu verbessern. Dies macht endlose Filmreihen wie die "Zatoichi"-Reihe durchgängig sehenswert und dies macht "Ninja Gari" zu Ninjakino in Perfektion.
Das Drehbuch mag das Genre nicht neu erfinden, doch es ist fast jeden Minute genau durchdacht, abwechslungsreich und der Film so von der ersten bis zur letzten Minute überaus packend und fesselnd. Ein Hauptgrund dafür sind die Figuren, welche keine strahlenden Helden sind, sondern skrupellose und moralisch ambivalente Ronin, welche bereit sind für ihre Rache über Leichen zu gehen. Besonders Jûshirô Konoe ("Seventeen Ninja", "Zatoichi Challenged") beeindruckt in seiner Rolle des Wadakuro.
Wenn er plötzlich anfängt wehrlose Vasallen in einer verstörenden und glanzvoll gefilmten Sequenz niederzumetzeln oder den minderjährigen Lord als Lockvogel zu missbrauchen erreicht der Film wahrlich seine Höhepunkte. Er wird unheimlich düster, atmosphärisch dicht und nihilistisch.
Viele Ninjafilme setzen Nihilismus und Düsterkeit als Stilmittel ein, doch den wenigsten gelingt es in solcher Perfektion wie "Ninja Gari". Aber auch die anderen Schauspieler, bestehend aus bekannten Gesichtern wie Takahiro Tamura ("Tora!, Tora!, Tora!") und Kei Sato ("Onibaba", "Kuroneko"), leisten allesamt vorbildliches.
Letztendlich ist er auch eher ein Noir-Krimi im Samuraifilmgewand, als ein astreiner Ninjafilm. Die Ninja sorgen eher für zusätzliche Spannung, denn durch ihre effektiv eingesetzten Fähigkeiten, wie Verkleiden oder das Blenden mit spitzen Nadeln, werden sie zu perfekten Krimi-Antagonisten, erhöhen die Spannung erheblich und machen die Ermittlungen der vier Ronin zu einer nervenaufreibenden Angelegenheit voller Wendungen und unerwarteter Ereignisse.
Auch die recht zahlreichen Kampfszenen sind fantastisch choreographiert und werden unterstützt auch von einer eindrucksvollen technischen Präsentation. Da wäre zum einen die sehr saubere Kameraarbeit, welche in ihrer Präzision und ihren aufwendigen Bildkompositionen oft an die Werke der japanischen Nouvelle Vague (Nuberu Bagu) erinnert.
Wie es sich für einen japanischen Ninjafilm gehört ist die schummrige und unausgeglichene Beleuchtung wieder exzellent und verleiht der S/W-Fotografie einen edlen Touch. Wer den großen atmosphärischen Effekt bemerkt, welchen sie erzeugt, versteht einen der Hauptgründe wieso der Ninjafilm niemals in Farbe konvertiert hätte werden sollen. Zuletzt ist auch die avantgardistische musikalische Untermalung zu nennen, welche aus schrägen Geigen- und Trompetentönen und einzelnen, abrupten Klängen besteht, die dem Film erneut ein gehöriges Maß an Spannung verleihen.
Eine Szene gibt es jedoch, welche gegenüber dem Rest des Films merklich abfällt. Eine Szene, in der einer der vier Ronin von einer Ninja-Spionin verführt wird und die vollkommen unglaubhaft und ärgerlich ist, da sie wohl eher einem (1964 recht zahmen) Arsch- und Tittenfaktor geschuldet ist als dramaturgisch und logisch irgend einen Sinn zu machen.
Doch diese Szene trübt den Spaß nur unbedeutend und spätestens beim toll choreographierten und brutalen Showdown in einer dunklen Katakombe ist sie so gut wie vergessen. "Ninja Gari" ist definitiv ein überragender Film, auch wenn er "nur" das Produkt von Handwerk zu sein scheint.
Er repräsentiert, dass auch aus heutiger Sicht gesehen überaus hochwertige Unterhaltungspotential der japanischen Filmstudios, ob es nun Daiei oder (wie hier) Toho sein mögen, und kann gemeinsam mit einigen anderen Filmen wie "The Betrayal" als perfekter Einstieg in die Welt japanischen "B"-Samuraifilme gelten, welche tatsächlich oftmals ein ähnlich hohe Qualität haben, wie man es sonst nur prestigeträchtigen Werken von Autorenfilmern oder lang anhaltende Filmreihen nachsagen würde.
Fazit:
"Ninja Gari" repräsentiert durch seine packende Geschichte, spannende Figuren und seiner technischen Perfektion die hohen Qualitätsstandards der japanischen Studios in den 1960er Jahren. Eine definitive Empfehlung von meiner Seite für alle Fans von japanischen Filmen, welcher mit Sicherheit einen der besten Ninjafilme aller Zeiten darstellt (wobei die Konkurrenz zugegebenermaßen eher bescheiden ausfällt.)
8.5 von 10 Punkten = Überragend!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 18. 05. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 02. 11. 2012
Geschrieben von Pablo Knote
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