The Betrayal
Ein Film von Tokuzo Tanaka

Bewertung: 8.5 von 10 Punkten = Überragend!
Daisatsujin Orochi
Genre: Jidai-geki, Chambara
Regie: Tokuzo Tanaka
Darsteller: Raizo Ichikawa (Takuma), Kaoru Yachigusa, Shiho Fujimura, Ichiro Nakitani, Saburo Date
Drehbuch: Seiji Hoshikawa
Kamera: Chishi Makiura
Musik: Akira Ikufube
Daiei Studios, 89 Minuten, B/W
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Daisatsujin Orochi
Genre: Jidai-geki, Chambara
Regie: Tokuzo Tanaka
Darsteller: Raizo Ichikawa (Takuma), Kaoru Yachigusa, Shiho Fujimura, Ichiro Nakitani, Saburo Date
Drehbuch: Seiji Hoshikawa
Kamera: Chishi Makiura
Musik: Akira Ikufube
Daiei Studios, 89 Minuten, B/W
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Der Regisseur Tokuzo Tanaka erlernte sein Handwerk gleich unter zwei der größten Meister des japanischen Films: Akira Kurosawa und Kenji Mizoguchi. Als Regieassistent war er bei Klassikern wie "Rashomon" (1950) oder Ugetsu Monogatari tätig, bevor er sich seiner eigenen Regiekarriere widmete und nach und nach zu einem der führenden Regiesseur des für seine Jidai-geki-Filme berühmten Filmstudios Daiei hocharbeitete.
Doch heute scheint das Werk des hochtalentierten Handwerkers weitgehend vergessen zu sein. Völlig zu Unrecht! Ein Beispiel für Tanakas großes Talent bietet dieser erstklassige Chambara-Streifen (Schwertkampf-Film), welcher nicht nur Tanaka auf der Höhe seines Könnens zeigt, sondern auch aus seinem Hauptdarsteller, dem heute in Japan kultisch verehrtem Raizo Ichikawa, eine der besten Leistungen seiner gesamten Karriere herauslockt.
Story:
Takuma (Raizo Ichikawa), ein junger Samurai, welcher kurz vor seiner Heirat steht, nimmt die Schuld eines Mordes auf sich, um die Ehre seines Clans zu retten. Der Meister des Clans und Vater von Takumas Verlobter (Shiho Fujimura) verspricht ihn nach einem Jahr Ausharrens im Exil wieder zu rehabilitieren. Als der Samurai jedoch zurückkehrt ist der alte Meister inzwischen verstorben und sein Sohn weigert sich Takuma zu begnadigen und verstößt ihn. Schockiert vom verlogenen Ehrenkodex seiner Zunft, zieht der junge Samurai desillusioniert und gejagt von unzähligen Feinden alleine in die Welt hinaus und begegnet auf seine Wegen immer mehr der hässlichen Seite des strengen feudalen Systems seiner Zeit...
Kritik:
Gleich von der ersten Einstellung an stößt einem die fantastische Fotografie des Films ins Auge. Die Bilder von Tanaka und seinem Kameramann Chishi Makiura sind wundervoll komponiert und Einsatz eines atmosphärischen Kontrasts von Licht und Schatten schier umwerfend.
Rein visuell liegt der Film in der obersten Qualitätsklasse des Samuraifilms, doch auch der Soundtrack des legendären Godzilla- und Zatoichi-Komponisten Akira Ifukube trägt entscheidend zur hochkarätigen Präsentation des Films bei. Seine Filmmusik ertönt meistens subtil im Hintergrund und mischt traditionelle Klänge mit Bedrohlichen, nur um dann ganz plötzlich auf epische Ausmaße anzuschwellen. Rein technisch präsentiert sich das Studio Daiei von seiner besten Seite, aber auch das facettenreiche Drehbuch Seiji Hoshikawas ist exzellent.
Der Erzählfluss des Films wirkt manchmal etwas sprunghaft, doch dies tut der Dramatik der Geschichte keinen Abbruch. Der Plot ist erfrischend innovativ und beleuchtet die eigentlich immer gleichen Motive des Samuraifilms einmal von einem etwas anderen Ausgangspunkt.
Es ist eindeutig eher einer von diesen Filmen des Genres, welche sich kritisch mit dem Bushido-Ehrenkodes der Samurai auseinandersetzen und vor allem seine schlechten Seiten beleuchten. Doch trotzdem ist "The Betrayal" mehr einfach blendende Unterhaltung, als düstere Parabel über die Relativität von Ehre und Stolz.
Dies liegt auch an der sehr sympathischen Hauptfigur und dem eher positiven Ausklang des Films. Kein zynischer und grausamer Ronin übernimmt hier die Hauptrolle, sondern ein junger und etwas naiver Samurai, welcher versucht ein wenig ständeübergreifende Humanität in seine feudalistische Epoche zu bringen.
Gespielt wird er vom viel zu früh mit nur 38 Jahren an Krebs verstorbenen Raizo Ichikawa, der hier eine der besten Leistungen seiner Karriere zeigt. Sein Spiel ist nicht nur unglaublich natürlich und sympathisch, sondern auch unheimlich kraftvoll, und wenn er sich im Schwertkampf gegen seine Kontrahenten beweist auch einfach nur cool.
Überhaupt sind seine Schwertkampfskills bemerkenswert und die Kämpfe überragend choreographiert. Ein Sonderstellung nimmt das Finale ein, in welchem Takuma über sich selbst hinauswächst und ein wahres Gemetzel mit mehreren hundert Toten unter seinen unzähligen Feinden anrichtet. Der finale Kampf ist förmlich das Juwel des Films und überzeugt nicht nur durch seine perfekte Choreographie und Originalität, sondern auch durch Ichikawa schiere Präsenz.
Ein Finale, welches es mühelos mit den besten Vertretern seines Genres, wie "Sword of Doom" oder der
Zatoichi-Reihe aufnehmen kann. "The Betrayal" ist sicherlich kein Kunstfilm, auch kein Meilenstein des Samuraifilms und Tokuzo Tanaka vielleicht kein Auteur, doch er bietet beste Samuraiunterhaltung auf der Höhe des Könnens seiner Beteiligten und ist ein regelrechter kleiner Schatz im Kanon unzähliger routinierter Chanbarafilme.
Fazit:
"The Betrayal" ist ein grundsolider Samuraifilm, der jedem Fan von Samuraifilmen der 1960er Jahre beste Unterhaltung bieten kann und alle Beteiligten auf der Höhe ihres Könnens zeigt. Ein zu unrecht vergessener Film, welchen es wiederzuentdecken gilt. Absolute Empfehlung von meiner Seite!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 18. 03. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 01. 11. 2012
Geschrieben von Pablo Knote
Doch heute scheint das Werk des hochtalentierten Handwerkers weitgehend vergessen zu sein. Völlig zu Unrecht! Ein Beispiel für Tanakas großes Talent bietet dieser erstklassige Chambara-Streifen (Schwertkampf-Film), welcher nicht nur Tanaka auf der Höhe seines Könnens zeigt, sondern auch aus seinem Hauptdarsteller, dem heute in Japan kultisch verehrtem Raizo Ichikawa, eine der besten Leistungen seiner gesamten Karriere herauslockt.
Story:
Takuma (Raizo Ichikawa), ein junger Samurai, welcher kurz vor seiner Heirat steht, nimmt die Schuld eines Mordes auf sich, um die Ehre seines Clans zu retten. Der Meister des Clans und Vater von Takumas Verlobter (Shiho Fujimura) verspricht ihn nach einem Jahr Ausharrens im Exil wieder zu rehabilitieren. Als der Samurai jedoch zurückkehrt ist der alte Meister inzwischen verstorben und sein Sohn weigert sich Takuma zu begnadigen und verstößt ihn. Schockiert vom verlogenen Ehrenkodex seiner Zunft, zieht der junge Samurai desillusioniert und gejagt von unzähligen Feinden alleine in die Welt hinaus und begegnet auf seine Wegen immer mehr der hässlichen Seite des strengen feudalen Systems seiner Zeit...
Kritik:
Gleich von der ersten Einstellung an stößt einem die fantastische Fotografie des Films ins Auge. Die Bilder von Tanaka und seinem Kameramann Chishi Makiura sind wundervoll komponiert und Einsatz eines atmosphärischen Kontrasts von Licht und Schatten schier umwerfend.
Rein visuell liegt der Film in der obersten Qualitätsklasse des Samuraifilms, doch auch der Soundtrack des legendären Godzilla- und Zatoichi-Komponisten Akira Ifukube trägt entscheidend zur hochkarätigen Präsentation des Films bei. Seine Filmmusik ertönt meistens subtil im Hintergrund und mischt traditionelle Klänge mit Bedrohlichen, nur um dann ganz plötzlich auf epische Ausmaße anzuschwellen. Rein technisch präsentiert sich das Studio Daiei von seiner besten Seite, aber auch das facettenreiche Drehbuch Seiji Hoshikawas ist exzellent.
Der Erzählfluss des Films wirkt manchmal etwas sprunghaft, doch dies tut der Dramatik der Geschichte keinen Abbruch. Der Plot ist erfrischend innovativ und beleuchtet die eigentlich immer gleichen Motive des Samuraifilms einmal von einem etwas anderen Ausgangspunkt.
Es ist eindeutig eher einer von diesen Filmen des Genres, welche sich kritisch mit dem Bushido-Ehrenkodes der Samurai auseinandersetzen und vor allem seine schlechten Seiten beleuchten. Doch trotzdem ist "The Betrayal" mehr einfach blendende Unterhaltung, als düstere Parabel über die Relativität von Ehre und Stolz.
Dies liegt auch an der sehr sympathischen Hauptfigur und dem eher positiven Ausklang des Films. Kein zynischer und grausamer Ronin übernimmt hier die Hauptrolle, sondern ein junger und etwas naiver Samurai, welcher versucht ein wenig ständeübergreifende Humanität in seine feudalistische Epoche zu bringen.
Gespielt wird er vom viel zu früh mit nur 38 Jahren an Krebs verstorbenen Raizo Ichikawa, der hier eine der besten Leistungen seiner Karriere zeigt. Sein Spiel ist nicht nur unglaublich natürlich und sympathisch, sondern auch unheimlich kraftvoll, und wenn er sich im Schwertkampf gegen seine Kontrahenten beweist auch einfach nur cool.
Überhaupt sind seine Schwertkampfskills bemerkenswert und die Kämpfe überragend choreographiert. Ein Sonderstellung nimmt das Finale ein, in welchem Takuma über sich selbst hinauswächst und ein wahres Gemetzel mit mehreren hundert Toten unter seinen unzähligen Feinden anrichtet. Der finale Kampf ist förmlich das Juwel des Films und überzeugt nicht nur durch seine perfekte Choreographie und Originalität, sondern auch durch Ichikawa schiere Präsenz.
Ein Finale, welches es mühelos mit den besten Vertretern seines Genres, wie "Sword of Doom" oder der
Zatoichi-Reihe aufnehmen kann. "The Betrayal" ist sicherlich kein Kunstfilm, auch kein Meilenstein des Samuraifilms und Tokuzo Tanaka vielleicht kein Auteur, doch er bietet beste Samuraiunterhaltung auf der Höhe des Könnens seiner Beteiligten und ist ein regelrechter kleiner Schatz im Kanon unzähliger routinierter Chanbarafilme.
Fazit:
"The Betrayal" ist ein grundsolider Samuraifilm, der jedem Fan von Samuraifilmen der 1960er Jahre beste Unterhaltung bieten kann und alle Beteiligten auf der Höhe ihres Könnens zeigt. Ein zu unrecht vergessener Film, welchen es wiederzuentdecken gilt. Absolute Empfehlung von meiner Seite!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 18. 03. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 01. 11. 2012
Geschrieben von Pablo Knote
created by Nippon-Kino.net
all rights reserved.
all rights reserved.