Whipmaster: Ballad of Murder (1970)
Ein Film von Takashi Harada

Bewertung: 6.5 von 10 Punkten = Oberer Durchschnitt!
Hitokiri kannon-uta
Genre: Yakuza-Eiga, Exploitation, Ninkyo eiga
Regie: Takashi Harada
Darsteller: Bunta Sugawara (Ryotatsu), Akiko Kudo (Maya), Minoru Oki (Kujo),
Toru Abe, Bin Amatsu, Meicho Soganoya, Tomisaburo Wakayama (Dr. Mitamura), Kenji Imai, Terue Hanae, Utae Shoji, Utako Kyo, Keisuke Otori, Ryoichi Sato, Norihiko Umeji (Rintaro)
Drehbuch: Koji Takada
Kamera: Toshio Masuda
Musik: Takeo Yamashita
Toei Company, 88 Minuten, Color
Hitokiri kannon-uta
Genre: Yakuza-Eiga, Exploitation, Ninkyo eiga
Regie: Takashi Harada
Darsteller: Bunta Sugawara (Ryotatsu), Akiko Kudo (Maya), Minoru Oki (Kujo),
Toru Abe, Bin Amatsu, Meicho Soganoya, Tomisaburo Wakayama (Dr. Mitamura), Kenji Imai, Terue Hanae, Utae Shoji, Utako Kyo, Keisuke Otori, Ryoichi Sato, Norihiko Umeji (Rintaro)
Drehbuch: Koji Takada
Kamera: Toshio Masuda
Musik: Takeo Yamashita
Toei Company, 88 Minuten, Color
Einer der Höhepunkte in jedem Film der Wicked Priest-Reihe war der obligatorische Faustkampf zwischen Tomisaburo Wakayamas notgeilem Priester Mikuni Shinkai und dem blinden Kampfmönch Ryotatsu. Im ersten Film war der Mönch, gespielt von Bunta Sugawara, von Shinkai geblendet worden und sann seither auf Rache an seinem Peiniger, welchen er mit furchterregender Verbissenheit wie ein zweiter Schatten verfolgte.
Obwohl Ryotatsus Figur in jedem Wicked Priest-Film nur ein paar Minuten der Gesamtlaufzeit einnimmt, wuchs sie im Laufe der Reihe zu einem zweiten Hauptcharakter heran und wurde einer der Hauptverkaufsgründe der Reihe, weshalb sich seine Figur auch bestens als Protagonist für einen Spin-Off-Film der Wicked Priest-Reihe eignet.
Gedreht von Takashi Harada, der zuvor bei drei der fünf Wicked Priest-Filme Regie geführt hatte, entstand mit "Whipmaster: Ballad of Murder" dann auch ein solcher Spin-Off-Film, in dessen Zentrum Ryotatsu steht, der mit seiner Peitsche bewaffnet im Japan der Meiji-Zeit für Recht und Ordnung sorgt. Das Ergebnis ist ein fieser Programmfilm, der sich deutlich mehr auf Pfade eines Exploitation-Films begibt, als jeder Eintrag der Wicked Priest-Reihe.
Story:
Während Ryotatsu (Bunta Sugawara) in einer Glückspielhalle kampiert, wird das Gewerbe von Satsuma-Rebellen überfallen, die sich brutal des Geldes der anwesenden Glücksspieler bemächtigen wollen, um die Rebellion des Samurai Saigo Takamori im Kampf gegen die japanische Armee zu unterstützen. Mit seinen Fäusten und seiner Peitsche vereitelt Ryotatsu die Pläne der Bande zwar, kann aber ihren Anführer nicht töten, der blutige Rache schwört. Derweil hat Ryotatsu geschworen, einen kleinen blinden Jungen zu seiner Mutter zu bringen, die das Kind als Baby damals vor seinem Kloster ausgesetzt hatte. In einem Bordell wird Ryotatsu scheinbar fündig und lernt zudem einen ehrenhaften Waffenhändler (Meicho Soganoya) kennen, der von dem japanischen Militär und der Truppe des Gesetzesvertreters Kinzo (Kenji Imai) bedrängt wird, seinen Sprengstoff-Vorrat unter Preis zu verkaufen. Überraschend hat sich auch der Anführer der ehemaligen Satsuma-Rebellen der Regierung angeschlossen, was Ryotatsu dazu zwingt, dem Reishändler in seinem Kampf gegen die korrupten Militärs zu unterstützen.
Kritik:
Wie zu erwarten ist der Hauptgrund für den Erwerb von "Whipmaster: Ballad of Murder" sein Hauptcharakter. Bunta Sugawara spielt seinen Ryotatsu mit derselben furchterregenden Präsenz, die ihn schon in der Wicked Priest-Reihe zu einem stetigen Vorboten von Terror und Gewalt gemacht hatte, verleibt ihm aber zugleich auch eine menschliche Seite ein, die ihn zu einer charismatischen Hauptfigur macht, der man auf der Suche nach der Mutter seines blinden Ziehsohns gerne folgt.
In seinen Kampfszenen ist der Film dann auch etwas brutaler und konsequenter als die schon recht heftigen Wicked Priest-Filme. Ryotatsus Kampfstil ist grausam und kompromisslos: Er bricht Arme und Beine, lässt das Blut seiner Widersacher in großen Fontänen spritzen, rammt seine Finger in ihre Augen oder erwürgt sie mit seiner Peitsche, so dass nach jedem Kampf nur noch das Röcheln seiner Feinde im Todeskampf zu hören ist.
Mit dieser blutigen Gewalt nähert sich der Film deutlich mehr dem Trash oder zumindest der Ikonographie eines dreckigen Exploitation-Films an, wobei dieser Eindruck noch durch die etwas schlampige Regie des Handwerkers Takashi Harada verstärkt wird. Nachdem ich Haradas visuell soliden zweiten Wicked Priest-Film gesehen habe, ist allerdings anzunehmen, dass die schludrige Kameraführung und die amateurhaften Zooms eher auf das Konto von Kameramann Toshio Masuda gehen, der schon dem dritten Wicked Priest-Film eine visuell unterdurchschnittliche Bildersprache verliehen hatte.
Dabei ist mit Koji Takada eigentlich ein hochprofessioneller Stammautor der Toei Company am Werke, der ein konventionelles, aber durchaus ernstzunehmendes und kohärent erzähltes Drehbuch vorlegt. Mit der Ansiedlung der Geschichte im Kontext der Meiji-Revolution im 19. Jahrhundert, verdichtet er die Handlung zudem mit einigen historischen Bezügen, wie sie in einem herkömmlichen Exploitation-Film wohl nicht vorkommen würden.
Die Bösewichte sind damit keine Yakuza, sondern grausame Militärs, die von den üblichen Schurkendarstellern wie Toru Abe, Bin Amatsu oder Kenji Imai wie immer unterhaltsam verkörpert werden. Auch die Front der "Guten" ist mit typischen Stammdarstellern um Minoru Oki oder Meicho Soganoya des Toei-Yakuza-Films solide besetzt.
In einem Gastauftritt spielt auch Tomisaburo Wakayama, leider nicht als Mikuni Shinkai aus den Wicked Priest-Filmen, sondern als gutherziger Doktor, der glaubt, dass er die Blindheit von Ryotatsu Ziehsohn heilen kann. Schade, denn eine erneute Konfrontation von Ryotatsu und Shinkai, diesmal aus der "Sicht" des blinden Antagonisten hätte sicher Platz für einen spannenden Sub-Plot geboten.
Trotz zahlreicher guter Ansätze, fehlt der Geschichte letztendlich auch ein roter Faden, der die verschiedenen Handlungsstränge miteinander verknüpft. Wichtige Charaktere wie etwa der für das blutige Finale elementare Minoru Oki als Sohn des Waffenhändlers tauchen erst in den letzten Filmminuten auf und finden vorher kaum Erwähnung, was dem Film eine etwas unebene Narration verleiht.
In seinen Momenten der Gewalt bietet der Film immer wieder energetische und inspirierende Momente, doch letztendlich sind auch die Kampfszenen ein wenig zu rar gesät, so dass "Whipmaster: Ballad of Murder" kaum mehr als ein solides Bunta Sugawara-Vehikel darstellt, welches als eher durchschnittlicher Beitrag in den Kanon der Wicked Priest-Reihe eingehen kann.
Fazit:
"Whipmaster: Ballad of Murder" ist ein solider Spin-Off-Film der Wicked Priest-Reihe, dessen brutale Gewalt und denkwürdiger Hauptdarsteller für einige sehenswerte Momente sorgen, wobei die unebene Narration und die schlampige Kameraführung ihn allerdings nur auf das Niveau eines eher durchschnittlichen Films der Wicked Priest-Reihe herunterbrechen.
6.5 von 10 Punkten = Oberer Durchschnitt!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 26. 02. 2014
Geschrieben von Pablo Knote
Obwohl Ryotatsus Figur in jedem Wicked Priest-Film nur ein paar Minuten der Gesamtlaufzeit einnimmt, wuchs sie im Laufe der Reihe zu einem zweiten Hauptcharakter heran und wurde einer der Hauptverkaufsgründe der Reihe, weshalb sich seine Figur auch bestens als Protagonist für einen Spin-Off-Film der Wicked Priest-Reihe eignet.
Gedreht von Takashi Harada, der zuvor bei drei der fünf Wicked Priest-Filme Regie geführt hatte, entstand mit "Whipmaster: Ballad of Murder" dann auch ein solcher Spin-Off-Film, in dessen Zentrum Ryotatsu steht, der mit seiner Peitsche bewaffnet im Japan der Meiji-Zeit für Recht und Ordnung sorgt. Das Ergebnis ist ein fieser Programmfilm, der sich deutlich mehr auf Pfade eines Exploitation-Films begibt, als jeder Eintrag der Wicked Priest-Reihe.
Story:
Während Ryotatsu (Bunta Sugawara) in einer Glückspielhalle kampiert, wird das Gewerbe von Satsuma-Rebellen überfallen, die sich brutal des Geldes der anwesenden Glücksspieler bemächtigen wollen, um die Rebellion des Samurai Saigo Takamori im Kampf gegen die japanische Armee zu unterstützen. Mit seinen Fäusten und seiner Peitsche vereitelt Ryotatsu die Pläne der Bande zwar, kann aber ihren Anführer nicht töten, der blutige Rache schwört. Derweil hat Ryotatsu geschworen, einen kleinen blinden Jungen zu seiner Mutter zu bringen, die das Kind als Baby damals vor seinem Kloster ausgesetzt hatte. In einem Bordell wird Ryotatsu scheinbar fündig und lernt zudem einen ehrenhaften Waffenhändler (Meicho Soganoya) kennen, der von dem japanischen Militär und der Truppe des Gesetzesvertreters Kinzo (Kenji Imai) bedrängt wird, seinen Sprengstoff-Vorrat unter Preis zu verkaufen. Überraschend hat sich auch der Anführer der ehemaligen Satsuma-Rebellen der Regierung angeschlossen, was Ryotatsu dazu zwingt, dem Reishändler in seinem Kampf gegen die korrupten Militärs zu unterstützen.
Kritik:
Wie zu erwarten ist der Hauptgrund für den Erwerb von "Whipmaster: Ballad of Murder" sein Hauptcharakter. Bunta Sugawara spielt seinen Ryotatsu mit derselben furchterregenden Präsenz, die ihn schon in der Wicked Priest-Reihe zu einem stetigen Vorboten von Terror und Gewalt gemacht hatte, verleibt ihm aber zugleich auch eine menschliche Seite ein, die ihn zu einer charismatischen Hauptfigur macht, der man auf der Suche nach der Mutter seines blinden Ziehsohns gerne folgt.
In seinen Kampfszenen ist der Film dann auch etwas brutaler und konsequenter als die schon recht heftigen Wicked Priest-Filme. Ryotatsus Kampfstil ist grausam und kompromisslos: Er bricht Arme und Beine, lässt das Blut seiner Widersacher in großen Fontänen spritzen, rammt seine Finger in ihre Augen oder erwürgt sie mit seiner Peitsche, so dass nach jedem Kampf nur noch das Röcheln seiner Feinde im Todeskampf zu hören ist.
Mit dieser blutigen Gewalt nähert sich der Film deutlich mehr dem Trash oder zumindest der Ikonographie eines dreckigen Exploitation-Films an, wobei dieser Eindruck noch durch die etwas schlampige Regie des Handwerkers Takashi Harada verstärkt wird. Nachdem ich Haradas visuell soliden zweiten Wicked Priest-Film gesehen habe, ist allerdings anzunehmen, dass die schludrige Kameraführung und die amateurhaften Zooms eher auf das Konto von Kameramann Toshio Masuda gehen, der schon dem dritten Wicked Priest-Film eine visuell unterdurchschnittliche Bildersprache verliehen hatte.
Dabei ist mit Koji Takada eigentlich ein hochprofessioneller Stammautor der Toei Company am Werke, der ein konventionelles, aber durchaus ernstzunehmendes und kohärent erzähltes Drehbuch vorlegt. Mit der Ansiedlung der Geschichte im Kontext der Meiji-Revolution im 19. Jahrhundert, verdichtet er die Handlung zudem mit einigen historischen Bezügen, wie sie in einem herkömmlichen Exploitation-Film wohl nicht vorkommen würden.
Die Bösewichte sind damit keine Yakuza, sondern grausame Militärs, die von den üblichen Schurkendarstellern wie Toru Abe, Bin Amatsu oder Kenji Imai wie immer unterhaltsam verkörpert werden. Auch die Front der "Guten" ist mit typischen Stammdarstellern um Minoru Oki oder Meicho Soganoya des Toei-Yakuza-Films solide besetzt.
In einem Gastauftritt spielt auch Tomisaburo Wakayama, leider nicht als Mikuni Shinkai aus den Wicked Priest-Filmen, sondern als gutherziger Doktor, der glaubt, dass er die Blindheit von Ryotatsu Ziehsohn heilen kann. Schade, denn eine erneute Konfrontation von Ryotatsu und Shinkai, diesmal aus der "Sicht" des blinden Antagonisten hätte sicher Platz für einen spannenden Sub-Plot geboten.
Trotz zahlreicher guter Ansätze, fehlt der Geschichte letztendlich auch ein roter Faden, der die verschiedenen Handlungsstränge miteinander verknüpft. Wichtige Charaktere wie etwa der für das blutige Finale elementare Minoru Oki als Sohn des Waffenhändlers tauchen erst in den letzten Filmminuten auf und finden vorher kaum Erwähnung, was dem Film eine etwas unebene Narration verleiht.
In seinen Momenten der Gewalt bietet der Film immer wieder energetische und inspirierende Momente, doch letztendlich sind auch die Kampfszenen ein wenig zu rar gesät, so dass "Whipmaster: Ballad of Murder" kaum mehr als ein solides Bunta Sugawara-Vehikel darstellt, welches als eher durchschnittlicher Beitrag in den Kanon der Wicked Priest-Reihe eingehen kann.
Fazit:
"Whipmaster: Ballad of Murder" ist ein solider Spin-Off-Film der Wicked Priest-Reihe, dessen brutale Gewalt und denkwürdiger Hauptdarsteller für einige sehenswerte Momente sorgen, wobei die unebene Narration und die schlampige Kameraführung ihn allerdings nur auf das Niveau eines eher durchschnittlichen Films der Wicked Priest-Reihe herunterbrechen.
6.5 von 10 Punkten = Oberer Durchschnitt!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 26. 02. 2014
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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