Wicked Priest 2: Ballad of Murder (1968)
Ein Film von Takashi Harada
Bewertung: 7.5 von 10 Punkten = Sehr sehenswert!
Gokuaku bozu hitokiri kazoe uta
Genre: Yakuza-Eiga, Ninkyo eiga, Chambara eiga
Regie: Takashi Harada
Darsteller: Tomisaburo Wakayama (Mikuni Shinkai), Bunta Sugawara (Ryotatsu), Masumi Harukawa, Hosei Komatsu (Congressman), Asao Koike (Rentaro), Eitaro Ozawa (Iwai), Toru Abe (Goda), Bin Amatsu (Sogabe), Akira Shioji, Masumi Tachibana, Takashi Ebata, Takuzo Kawatani Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Akira Murao, Hideaki Yamamoto
Kamera: Nagaki Yamagishi
Musik: Isao Tomita
Toei Company, 88 Minuten, Color
Gokuaku bozu hitokiri kazoe uta
Genre: Yakuza-Eiga, Ninkyo eiga, Chambara eiga
Regie: Takashi Harada
Darsteller: Tomisaburo Wakayama (Mikuni Shinkai), Bunta Sugawara (Ryotatsu), Masumi Harukawa, Hosei Komatsu (Congressman), Asao Koike (Rentaro), Eitaro Ozawa (Iwai), Toru Abe (Goda), Bin Amatsu (Sogabe), Akira Shioji, Masumi Tachibana, Takashi Ebata, Takuzo Kawatani Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Akira Murao, Hideaki Yamamoto
Kamera: Nagaki Yamagishi
Musik: Isao Tomita
Toei Company, 88 Minuten, Color
Endlich ist auch der letzte Film der Wicked Priest-Reihe
mit englischen Untertiteln veröffentlicht worden und das Rätsel um die
korrekte chronologische Reihenfolge der einzelnen Filme ist gelüftet. So
handelt es sich bei dem vorliegenden Film um den zweiten Teil der Reihe von
1968, und nicht um den vierten Film von 1970, wie die im Bezug auf japanische
Filme oft ungenaue Imdb fälschlicherweise behauptet.
Doch „Wicked Priest 2: Ballad of Murder“ ist nicht nur das letzte Stück eines jetzt vollendeten Puzzles, sondern besitzt sogar eine gewisse Reputation: Vielen Kennern des japanischen Films gilt er als bester Film der Reihe. Merkwürdig, da auch bei diesem zweiten Film der Regisseur Takashi Harada Regie führte, der mit seinem dritten und vierten Film eher unterdurchschnittliche Beiträge zur Reihe drehte.
Kann der Film also seinem Ruf gerecht werden? Oder ist er nur ein aufgrund seiner Unbekanntheit überschätztes Schundwerk im Stile des schwachen dritten Films der Reihe? Glücklicherweise erweist sich Ersteres als zutreffend, denn mit „Wicked Priest 2: Ballad of Murder“ dreht Takashi Harada nicht nur eine der besseren Fortsetzungen des Originalfilms, sondern inszeniert auch einen der besten Film seiner gesamten Karriere.
Story:
Mikuni Shinkai (Tomisaburo Wakayama) rettet dem Yakuza Rentaro (Asao Koike) und dessen kleinen Sohn das Leben als diese gerade von einigen verfeindeten Yakuza angegriffen werden. Nachdem die Gefahr zurückgeschlagen ist, erfährt Shinkai, dass der Yakuza den Boss einer konkurrierenden Bande auf dem Gewissen hat und nun plant, sich der Polizei zu stellen. Da er seinen Sohn nicht mitnehmen kann, bittet er Shinkai diesen zu seinem Vater, dem Jujitsu-Meister Iwai (Eitaro Ozawa) zu bringen. Dort angekommen will Iwai allerdings nichts von seinem Enkelkind wissen, da er seinen Sohn aufgrund seines schändlichen Lebenswandels verstoßen hat. Während Shinkai nun versucht, den sturen Sensei weich zu kochen, gerät er mitten in einen gefährlichen Konflikt zwischen den örtlichen Hahnenkämpfern und der Bande des Yakuza Goda (Toru Abe), der sich das Monopol auf den Hahnenkampf mit brutalen Mitteln unter den Nagel zu reißen will.
Kritik:
Wie seine Nachfolgefilme beginnt auch „Wicked Priest 2: Ballad of Murder“ mit einem atmosphärischen Kampf inmitten einer prächtigen Szenerie, diesmal in einer dicht mit hohen Gräsern bewachsenen Sumpflandschaft. Rötlich beleuchtet von der Abendsonne wirkt die Anwesenheit des grobschlächtigen Mikuni Shinkais denkbar unpassend, doch umso überzeugender präsentiert er dann seine Schwertkünste, während die Titelkarten über den Bildschirm flimmern.
Auch in den anderen Film bewies Regisseur Takashi Harada ein gewisses visuelles Talent, da wäre etwa der von der Abendsonne beleuchtete Showdown des dritten und die prächtige Schneelandschaft des vierten Films, doch diese vielversprechenden Ansätze wurden meistens durch schlampige Inszenierung und ein sichtlich knauseriges Filmbudget untermauert.
Umso überraschender, dass Harada in „Wicked Priest 2: Ballad of Murder“ mit der hochwertigen Kinematographie von Toei-Kameramann Nagaki Yamagishi und dem Einbezug zahlreicher Historiendetails wie Postkutschen oder authentischer Sets eine immer glaubhafte und atmosphärische Rekreation der Meiji-Zeit (1869 – 1912) auf die Leinwand zaubert.
Auch seine Handlung erzählt der Regisseur deutlich stringenter und schlüssiger als in seinen anderen Filmen
der Reihe und reduziert die Komik, welche die Fortsetzungen oft gefährlich in Richtung albernen Klamauks abdriften ließ, auf ein Minimum. Wenn einmal eine humorvollere Szene kommt, dann geht sie auf das Konto von Mikuni Shinkais überbordender Wollust. Zudem erreicht dessen Notgeilheit neue komödiantische Dimensionen, da er jetzt ein Kind an der Backe hat, welches stets ausgerechnet in den prekärsten Situation nach Shinkais Aufmerksamkeit verlangt.
Dieser mal witzige, mal tragische Subplot um das Kind des Yakuza, für das niemand außer Shinkai Verantwortung übernehmen will, rettet die Handlung des Films dann auch vor dem Mittelmaß, denn eigentlich ist sie in bester Ninkyo eiga-Tradition nicht mehr als eine Abfolge sich stetig steigernder Provokationen der Bösewichte, die dann schließlich zum altbekannten Showdown, indem der Held den feindlichen Yakuza-Clan auslöscht, führt.
Endgültig in die Ränge der besten Fortsetzung der Reihe hebt den Film aber seine hervorragende Besetzung. In der Titelrolle liefert Tomisaburo Wakayama wie gewohnt eine brillante Ein-Mann-Show und findet eine perfekte Mischung aus dem treusorgenden und aufrichtigen Ersatzvater für den kleine Jungen und dem perversen Lüstling Mikuni Shinkai, wie er ihn auch in den anderen Filmen porträtiert.
Ebenfalls solide ist Altstar Eitaro Ozawa in der altbekannten Rolle des ehrwürdigen "Oyabun", der in diesem Film einmal kein Yakuza ist, wie es in den meisten Ninkyo eiga der Fall ist, und auch die Union der Bösewichte überzeugen mit einer Fülle an bekannten Charaktergesichtern wie etwa Akira Shioji als Yakuza-Handlanger, den immer unterhaltsamen Bin Amatsu als debilen Speerkämpfer und Toru Abe in seiner Paraderolle als hämisch grinsender, stets auf seinen Vorteil bedachter Oyabun.
Die beste Performance der Nebendarsteller gibt aber Asao Koike, der für einmal keinen fiesen Bösewicht, sondern den ehrenwerten Vater des kleinen Jungen verkörpert und in seinen kurzen Szenen einen bemerkenswerten Facettenreichtum zeigt. Schade, dass er nicht häufiger „gute“ Rollen verkörperte, denn in „Wicked Priest 2: Ballad of Murder“ beweist er, dass er nicht nur auf die Verkörperung von Schurken limitiert war.
Dank dieser zahlreichen positiven Komponenten mausert sich der Film zum besten Sequel der Reihe und zu einer ebenbürtigen Fortsetzung des soliden ersten Films heran, so dass es kaum stört, dass sich im Mittelteil kleine Längen einschleichen und die Kampfszenen eher spärlich gesät sind.
Denn wenn einmal ein Kampf kommt, dann er überzeugt er dafür umso mehr. Wieder dürfen wir einem Faustkampf zwischen Shinkai und seinem Nemesis, dem geblendeten Mönch Ryotatsu, mit bedrohlicher Präsenz gespielt von Bunta Sugawara, beiwohnen und der Endkampf gegen den feindlichen Yakuza-Clan ist gewohnt exzellent choreographiert, brutal und von dem ausgebildeten Kampfsportler Wakayama energetisch und blitzschnell ausgeführt.
Letztendlich ist „Wicked Priest 2: Ballad of Murder“ nicht unbedingt ein wiedergefundenes Juwel, sondern wenig mehr als ein hochwertiger, aber routinierter Ninkyo eiga, der nur durch seinen unkonventionellen Hauptcharakter wirklich heraussticht. Doch dank der soliden Regie, dem hervorragendem Cast und der hochwertigen Kameraführung ist es auch ein „sehr sehenswerter“ Film, der über 90 Minuten gute Unterhaltung bietet.
Fazit:
„Wicked Priest 2: Ballad of Murder“ ist ein von Regisseur Takashi Harada solide inszenierter, hochwertig fotografierter und gut gespielter Film, dessen inhaltliche Routine durch seinen unkonventionellen Hauptcharakter, einen interessanten Subplot und furios inszenierte Kampfszenen wett gemacht wird.
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 22. 02. 2014
Geschrieben von Pablo Knote
Doch „Wicked Priest 2: Ballad of Murder“ ist nicht nur das letzte Stück eines jetzt vollendeten Puzzles, sondern besitzt sogar eine gewisse Reputation: Vielen Kennern des japanischen Films gilt er als bester Film der Reihe. Merkwürdig, da auch bei diesem zweiten Film der Regisseur Takashi Harada Regie führte, der mit seinem dritten und vierten Film eher unterdurchschnittliche Beiträge zur Reihe drehte.
Kann der Film also seinem Ruf gerecht werden? Oder ist er nur ein aufgrund seiner Unbekanntheit überschätztes Schundwerk im Stile des schwachen dritten Films der Reihe? Glücklicherweise erweist sich Ersteres als zutreffend, denn mit „Wicked Priest 2: Ballad of Murder“ dreht Takashi Harada nicht nur eine der besseren Fortsetzungen des Originalfilms, sondern inszeniert auch einen der besten Film seiner gesamten Karriere.
Story:
Mikuni Shinkai (Tomisaburo Wakayama) rettet dem Yakuza Rentaro (Asao Koike) und dessen kleinen Sohn das Leben als diese gerade von einigen verfeindeten Yakuza angegriffen werden. Nachdem die Gefahr zurückgeschlagen ist, erfährt Shinkai, dass der Yakuza den Boss einer konkurrierenden Bande auf dem Gewissen hat und nun plant, sich der Polizei zu stellen. Da er seinen Sohn nicht mitnehmen kann, bittet er Shinkai diesen zu seinem Vater, dem Jujitsu-Meister Iwai (Eitaro Ozawa) zu bringen. Dort angekommen will Iwai allerdings nichts von seinem Enkelkind wissen, da er seinen Sohn aufgrund seines schändlichen Lebenswandels verstoßen hat. Während Shinkai nun versucht, den sturen Sensei weich zu kochen, gerät er mitten in einen gefährlichen Konflikt zwischen den örtlichen Hahnenkämpfern und der Bande des Yakuza Goda (Toru Abe), der sich das Monopol auf den Hahnenkampf mit brutalen Mitteln unter den Nagel zu reißen will.
Kritik:
Wie seine Nachfolgefilme beginnt auch „Wicked Priest 2: Ballad of Murder“ mit einem atmosphärischen Kampf inmitten einer prächtigen Szenerie, diesmal in einer dicht mit hohen Gräsern bewachsenen Sumpflandschaft. Rötlich beleuchtet von der Abendsonne wirkt die Anwesenheit des grobschlächtigen Mikuni Shinkais denkbar unpassend, doch umso überzeugender präsentiert er dann seine Schwertkünste, während die Titelkarten über den Bildschirm flimmern.
Auch in den anderen Film bewies Regisseur Takashi Harada ein gewisses visuelles Talent, da wäre etwa der von der Abendsonne beleuchtete Showdown des dritten und die prächtige Schneelandschaft des vierten Films, doch diese vielversprechenden Ansätze wurden meistens durch schlampige Inszenierung und ein sichtlich knauseriges Filmbudget untermauert.
Umso überraschender, dass Harada in „Wicked Priest 2: Ballad of Murder“ mit der hochwertigen Kinematographie von Toei-Kameramann Nagaki Yamagishi und dem Einbezug zahlreicher Historiendetails wie Postkutschen oder authentischer Sets eine immer glaubhafte und atmosphärische Rekreation der Meiji-Zeit (1869 – 1912) auf die Leinwand zaubert.
Auch seine Handlung erzählt der Regisseur deutlich stringenter und schlüssiger als in seinen anderen Filmen
der Reihe und reduziert die Komik, welche die Fortsetzungen oft gefährlich in Richtung albernen Klamauks abdriften ließ, auf ein Minimum. Wenn einmal eine humorvollere Szene kommt, dann geht sie auf das Konto von Mikuni Shinkais überbordender Wollust. Zudem erreicht dessen Notgeilheit neue komödiantische Dimensionen, da er jetzt ein Kind an der Backe hat, welches stets ausgerechnet in den prekärsten Situation nach Shinkais Aufmerksamkeit verlangt.
Dieser mal witzige, mal tragische Subplot um das Kind des Yakuza, für das niemand außer Shinkai Verantwortung übernehmen will, rettet die Handlung des Films dann auch vor dem Mittelmaß, denn eigentlich ist sie in bester Ninkyo eiga-Tradition nicht mehr als eine Abfolge sich stetig steigernder Provokationen der Bösewichte, die dann schließlich zum altbekannten Showdown, indem der Held den feindlichen Yakuza-Clan auslöscht, führt.
Endgültig in die Ränge der besten Fortsetzung der Reihe hebt den Film aber seine hervorragende Besetzung. In der Titelrolle liefert Tomisaburo Wakayama wie gewohnt eine brillante Ein-Mann-Show und findet eine perfekte Mischung aus dem treusorgenden und aufrichtigen Ersatzvater für den kleine Jungen und dem perversen Lüstling Mikuni Shinkai, wie er ihn auch in den anderen Filmen porträtiert.
Ebenfalls solide ist Altstar Eitaro Ozawa in der altbekannten Rolle des ehrwürdigen "Oyabun", der in diesem Film einmal kein Yakuza ist, wie es in den meisten Ninkyo eiga der Fall ist, und auch die Union der Bösewichte überzeugen mit einer Fülle an bekannten Charaktergesichtern wie etwa Akira Shioji als Yakuza-Handlanger, den immer unterhaltsamen Bin Amatsu als debilen Speerkämpfer und Toru Abe in seiner Paraderolle als hämisch grinsender, stets auf seinen Vorteil bedachter Oyabun.
Die beste Performance der Nebendarsteller gibt aber Asao Koike, der für einmal keinen fiesen Bösewicht, sondern den ehrenwerten Vater des kleinen Jungen verkörpert und in seinen kurzen Szenen einen bemerkenswerten Facettenreichtum zeigt. Schade, dass er nicht häufiger „gute“ Rollen verkörperte, denn in „Wicked Priest 2: Ballad of Murder“ beweist er, dass er nicht nur auf die Verkörperung von Schurken limitiert war.
Dank dieser zahlreichen positiven Komponenten mausert sich der Film zum besten Sequel der Reihe und zu einer ebenbürtigen Fortsetzung des soliden ersten Films heran, so dass es kaum stört, dass sich im Mittelteil kleine Längen einschleichen und die Kampfszenen eher spärlich gesät sind.
Denn wenn einmal ein Kampf kommt, dann er überzeugt er dafür umso mehr. Wieder dürfen wir einem Faustkampf zwischen Shinkai und seinem Nemesis, dem geblendeten Mönch Ryotatsu, mit bedrohlicher Präsenz gespielt von Bunta Sugawara, beiwohnen und der Endkampf gegen den feindlichen Yakuza-Clan ist gewohnt exzellent choreographiert, brutal und von dem ausgebildeten Kampfsportler Wakayama energetisch und blitzschnell ausgeführt.
Letztendlich ist „Wicked Priest 2: Ballad of Murder“ nicht unbedingt ein wiedergefundenes Juwel, sondern wenig mehr als ein hochwertiger, aber routinierter Ninkyo eiga, der nur durch seinen unkonventionellen Hauptcharakter wirklich heraussticht. Doch dank der soliden Regie, dem hervorragendem Cast und der hochwertigen Kameraführung ist es auch ein „sehr sehenswerter“ Film, der über 90 Minuten gute Unterhaltung bietet.
Fazit:
„Wicked Priest 2: Ballad of Murder“ ist ein von Regisseur Takashi Harada solide inszenierter, hochwertig fotografierter und gut gespielter Film, dessen inhaltliche Routine durch seinen unkonventionellen Hauptcharakter, einen interessanten Subplot und furios inszenierte Kampfszenen wett gemacht wird.
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 22. 02. 2014
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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