Ako Roshi (1961)
Ein Film von Sadatsugu Matsuda
Bewertung: 8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Shinobi no shu
Genre: Jidai-geki, Chambara, Ninja-Film
Regie: Sadatsugu Matsuda
Darsteller: Cheizo Kataoka (Oishi), Hashizo Okawa (Lord Asano),
Ryonusuke Tsukigata (Lord Kira), Utaemon Ichikawa (Hyobu Chisaka),
Kinnosuke Nakamura (Chisaka), Chiyonosuke Azuma (Yasubei Horibe),
Katsuo Nakamura (Denkichi), Kotaro Satomi (Tsunayoshi Uesugi), Hiroki Matsukata (Chikara Oishi), Ryutaro Otomo (Hotta/Toranosuke), Jushiro Konoe (Ikkaku Shimizu), Isao Yamagata (Gengoemon Kataoka), Kenji Susukida (Yahei Horibe), Denjiro Okochi (Sakon Tachibana), Eitaro Shindo (Denpachiro Okado), Haruo Tanaka (Polizist), Shunji Sakai (Matsuzo), Ryuji Kita (Gondayu Sone), Keiko Okawa (Lady Asano) Yumiko Hasegawa (Chiyo), Kogiku Hanayagi (Riku), Satomi Oka (Osen), Michiyo Kogure
(Osune), Hiroko Sakuramachi (Osaki), Shinobu Chihara (Ukibashi Dayu), Eijiro
Yanagai (Yanagisawa)
Drehbuch: Hideo Oguni, Kaneto Shindo (Buch: Jiro Osaragi)
Kamera: Shintaro Kawasaki
Musik: ?
Toei Company, 151 Minuten, Color
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Shinobi no shu
Genre: Jidai-geki, Chambara, Ninja-Film
Regie: Sadatsugu Matsuda
Darsteller: Cheizo Kataoka (Oishi), Hashizo Okawa (Lord Asano),
Ryonusuke Tsukigata (Lord Kira), Utaemon Ichikawa (Hyobu Chisaka),
Kinnosuke Nakamura (Chisaka), Chiyonosuke Azuma (Yasubei Horibe),
Katsuo Nakamura (Denkichi), Kotaro Satomi (Tsunayoshi Uesugi), Hiroki Matsukata (Chikara Oishi), Ryutaro Otomo (Hotta/Toranosuke), Jushiro Konoe (Ikkaku Shimizu), Isao Yamagata (Gengoemon Kataoka), Kenji Susukida (Yahei Horibe), Denjiro Okochi (Sakon Tachibana), Eitaro Shindo (Denpachiro Okado), Haruo Tanaka (Polizist), Shunji Sakai (Matsuzo), Ryuji Kita (Gondayu Sone), Keiko Okawa (Lady Asano) Yumiko Hasegawa (Chiyo), Kogiku Hanayagi (Riku), Satomi Oka (Osen), Michiyo Kogure
(Osune), Hiroko Sakuramachi (Osaki), Shinobu Chihara (Ukibashi Dayu), Eijiro
Yanagai (Yanagisawa)
Drehbuch: Hideo Oguni, Kaneto Shindo (Buch: Jiro Osaragi)
Kamera: Shintaro Kawasaki
Musik: ?
Toei Company, 151 Minuten, Color
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Bereits im Jahre 1959 drehte der Regisseur Sadatsugu Matsuda mit "The 47 Masterless Samurai" eine Verfilmung der in Japan überaus populären Erzählung von der Rache des Ako-Clans (Chushingura), welche durch die Ermordung ihres Herren zu Ronin (herrenlosen Samurai) wurden und für ihre Rache dem sicheren Tod entgegentreten (In dem Oeuvre des Regisseurs soll sich aber mindestens noch eine Verfilmung des Stoffes finden).
Mit nahezu identischem Schauspielerensemble widmete er sich zum zehnten Jahrestag seines Filmstudios Toei erneut eben jener Chushingura, einer Sage, die in Japan überaus populär ist und mehr als 300 (!) Mal verfilmt wurde, unter anderem von so großen Regisseuren wie Kon Ichikawa oder Kenji Mizoguchi.
Trotz dieser inhaltlichen Routine erscheint die Wahl des beinahe allen Japanern bekannten Nationalepos als perfekt für jeden denkbaren Jahrestag eines japanischen Studios, da es mit seinen unzähligen schillernden Charakteren und seiner wendungsreichen Geschichte voller Intrigen und Schwertkämpfen ein enormes Potential für das Herausstellen der hohen Produktionsstandards, samt eines gewaltigen Staraufgebotes des jeweiligen Filmstudios bot.
Und tatsächlich bietet der Cast des Films ein unglaubliches Staraufgebot und zudem eine hochwertige Machart durch einen versierten Regisseur. Trotzdem ist er aber denkbar schlecht als Einstiegsobjekt in die spannende Geschichte der Chushingura zu empfehlen, denn was für versierte Kenner des japanischen Films ein großer Genuss sein kann, wird für jeden Neuankömmling vor allem für Verwirrung sorgen.
Story:
Im Jahre 1701 wird der junge Daimyo des aufstrebenden Ako-Clans Asano (Hashizo Okawa) zu einer zeremoniellen Feier in die Residenz des Shoguns geladen. Doch durch eine List des korrupten Lord Kira (Ryunosuke Tsukigata), welcher den Kampf des jungen Daimyo gegen die Bestechlichkeit verabscheut, blamiert er sich zutiefst vor den anwesenden, höchsten Würdenträgern Japans und zieht in seiner Wut und seinem Scham sein Schwert gegen den hinterlistigen Kira. Zwar überlebt dieser die Attacke, doch Blutvergießen im Palast des Shogun stellt ein unvorstellbares Verbrechen dar und so wird Asano zum rituellen Selbstmord (Seppuku) verurteilt, in dessen Folge alle seine Samurai auf einen Schlag zu Ronin werden. Doch der Haushofmeister Kuranosuke Oishi (Chiezo Kataoka) und sein enger Vertrauter Kataoka (Isao Yamagata) wollen sich nicht mit der Ungerechtigkeit abfinden und rekrutieren eine Truppe von treuen Ex-Mitgliedern des Ako-Clans, um sich so auf einen blutigen Rachefeldzug gegen Kira und seine Soldaten zu begeben. Kein leichtes Unterfangen, denn Kira hat sich die Unterstützung des mächtigen Uesugi-Clans im Kampf gegen die 47 Ronin gesichert.
Kritik:
Die Story von "Ako Roshi" mag denkbar simpel erscheinen, eine klassische schwarz-weiss-Rachegeschichte, doch der erste Eindruck täuscht gewaltig. Zwar ist der Hauptkonflikt in seinen Grundzügen sehr einfach gehalten, doch was die Chushingura ausmacht, ist ihre schiere Masse an Nebenplots und verschiedenen Charakteren und Parteien, welche den Konflikt der 47 Ronin aus unterschiedlichsten Betrachtungswinkeln zeigen und ihm so, je nach Auslegung des Regisseurs, eine vielschichtige Note verleihen.
Die Geschichte an sich kennt jedes japanische Schulkind auswendig, weshalb Regisseur Sadatsugu Matsuda auf eine großartige Einführung seiner Figuren verzichtet und viele Subplots nur anschneidet, was für die wenigsten Japanern zu einem Verständnisproblem führen sollte, wohl aber für den durchschnittlichen, westlichen Japanfilmfan, der von der Fülle an Handlungen förmlich erschlagen wird.
Deshalb eignet sich "Ako Roshi" nur unter gründlicher, vorheriger Recherche als Einstiegspunkt in das Schicksal des Ako-Clans, dann aber erweist sich sein Überangebot an Charakteren als großer Vorteil. Es gibt durchaus Verfilmungen der Chushingura, welche den Konflikt der 47 Ronin aus einer völlig eindimensionalen und heroischen Sicht zeigen, doch Matsuda versteht es perfekt, dem Geschehen eine vielschichte Dimension zu verleihen und die Geschichte in einem dezenten Grauton zu erzählen.
Natürlich geht es trotzdem in erster Linie um den Heroismus und die Großartigkeit eben jener Ronin, die sich stolz gegen den eigenen Untergang stemmen und in Zeiten von moralischer Verrohung Loyalität zeigen und für den Weg des Samurai (Bushido) in den Tod gehen. Doch Matsuda verleiht dem Geschehen eine tragische Note und impliziert sogar an manchen Stellen eine Mitschuld der 47 an dem Tod ihres Daimyo, wenn auch nicht immer mit völlig legitimen Mitteln.
Manchmal übertreibt er es schlicht mit seiner Tragik und des Zelebrierens von dem Heldentums des Ako-Clans, weshalb der Film gelegentlich zu theatralisch und sentimental wird. Generell scheinen Matsudas Samurai sehr nah am Wasser gebaut und die Struktur des Films verstärkt diesen Eindruck noch. Ein beträchtliches Stück des 150minütigen Films bringt Matsuda nämlich damit zu, das Aufeinandertreffen eines der 47 Ronin mit diversen Verbündeten und Feinden zu zeigen, welches dem jeweiligen Gegenüber des Ronin das tragische Schicksal klar werden lässt, worauf dieser entweder mit hemmungslosen Heulens oder mit bedeutungsschwangeren Monologen reagiert, in jedem Fall aber mit tränennassen Augen.
Diesen Szenenablauf reizt Matsuda bis zum Maximum aus, weshalb der Film im Mittelteil manchmal repetitiv und langatmig wird. Wären die Bilder nicht so edel komponiert, wäre die Handlung nicht, trotz routinierter Erzählweise, über weite Strecken so kurzweilig und wären die Schauspieler nicht so verdammt großartig, dann würde "Ako Roshi" glatt durchfallen.
Doch dies führt mich gleich zum entscheidenden Faktor, der dieses Werk schließlich doch zu einem sehr guten Film macht. Das Staraufgebot ist schlicht überwältigend. Egal ob Chiezo Kataoka ("13 Assassins") als heroischer und edler Oichi, Utaemon Ichikawa ("The 47 Ronin") als pflichbewusster Chisaka, der vom Konflikt der 47 Ronin in eine tragische Position gerückt wird, Hashizo Okawa als lebensfroher Daimyo, dessen Tod dem Zuschauer richtig ans Herz geht oder Ryonusuke Tsukigata ("Sanshiro Sugata") als durchtriebener Lord Kira, sämtliche Hauptcharaktere leisten vorbildliches in ihren Rollen und werden von großen Stars der 1950 und frühen 1960er verkörpert.
Doch die Auswahl der Nebendarsteller ist nicht minder beeindruckt. Bekannte Toho-Chamabara- und Ninjafilmstars wie Tange Sazen-Darsteller Ryutaro Otomo ("Seventeen Ninja"), Kinnosuke Nakamura (Goyokin), ein gigantischer Star in den 1950er Jahren vom Kaliber eines Shintaro Katsu, Kultstar Jushiro Konoe ("The Ninja Hunt"), sowie sein Sohn Hiroki Matsukata ("Shinobi no Shu"), der erst vor einiger Zeit mit seiner Rolle in "13 Assassins" auf positive Resonanz stieß und in den 1970er Jahre zu einem populären Yakuzafilm-Star heranwuchs sind im Film zu finden, ebenso wie die besten Charakterdarsteller die Toho zu bieten hatte, unter ihnen Mizoguchi-Stammdarsteller Eitaro Shindo ("Sansho Dayu") und einer meiner persönlichen Favoriten, der unendlich profilierte Isao Yamagata ("Das Höllentor"). Dies ist längst nicht der gesamte Cast, doch ihn völlig auszuführen würde den Rahmen dieses Reviews sprengen.
Das Zusammentreffen dieser hochgradigen Schauspieler im Laufe des Films, macht, trotz des repetitiven Ablaufs der Treffen, großen Spaß, manchmal auch einfach nur, weil man als Zuschauer erneut ein bekanntes Gesicht unter den Darstellern findet. Besonders toll ist ein Treffen von Chiezo Kataoka und Isao Yamgata, beides Schauspieler die mit ihrem minimalen Spiel förmlich Berge versetzen können, aber auch das anschließende Treffen von Kataoka Cheizo und seinem ausdrucksstarken Toho-Kumpanen Utaemon Ichikawa, welches zu den bewegendsten Momenten des Films gehört. Doch die meisten dieser Namen werden dem durchschnittlichen Japanfilmfan erneut wenig sagen, vor allem da die wenigsten Filme der hier aufgeführten Stars einen internationalen Release erhalten haben.
Hier gilt es zu betonen, "Ako Roshi" ist ein Film für Genießer, so wie ein besonders seltener Tropfen für Weinkenner, erst bei ausführlichem Studium der Materie vollends zu schätzen. Ich empfehle jedem Neueinsteiger erst einmal eine andere Verfilmung des Stoffes zu greifen und diesen wie einen guten Wein (Nein, ich bin kein Alkoholiker...) reifen zu lassen, bevor man ihn sich zu Gemüte führt, denn im Gegensatz zum Wein wird dieses Stück exzellentes Filmhandwerk sicher niemals zu Essig.
Fazit:
Für Einsteiger und Neulinge im wunderbaren, japanischen Filmuniversum mag dieser Film, aufgrund des von vielen Ursachen erschwerten Zugangs in die Chushingura, nicht sonderlich geeignet sein, aber für den Kenner des japanischen Films erweist er sich als versteckte Perle. Dies dank einer soliden, wenn auch routinierten Regie, schöner Bilder, sowie einem schlicht großartigen Schauspielensemble.
8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 26. 06. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 02. 11. 2012
Geschrieben von Pablo Knote
Mit nahezu identischem Schauspielerensemble widmete er sich zum zehnten Jahrestag seines Filmstudios Toei erneut eben jener Chushingura, einer Sage, die in Japan überaus populär ist und mehr als 300 (!) Mal verfilmt wurde, unter anderem von so großen Regisseuren wie Kon Ichikawa oder Kenji Mizoguchi.
Trotz dieser inhaltlichen Routine erscheint die Wahl des beinahe allen Japanern bekannten Nationalepos als perfekt für jeden denkbaren Jahrestag eines japanischen Studios, da es mit seinen unzähligen schillernden Charakteren und seiner wendungsreichen Geschichte voller Intrigen und Schwertkämpfen ein enormes Potential für das Herausstellen der hohen Produktionsstandards, samt eines gewaltigen Staraufgebotes des jeweiligen Filmstudios bot.
Und tatsächlich bietet der Cast des Films ein unglaubliches Staraufgebot und zudem eine hochwertige Machart durch einen versierten Regisseur. Trotzdem ist er aber denkbar schlecht als Einstiegsobjekt in die spannende Geschichte der Chushingura zu empfehlen, denn was für versierte Kenner des japanischen Films ein großer Genuss sein kann, wird für jeden Neuankömmling vor allem für Verwirrung sorgen.
Story:
Im Jahre 1701 wird der junge Daimyo des aufstrebenden Ako-Clans Asano (Hashizo Okawa) zu einer zeremoniellen Feier in die Residenz des Shoguns geladen. Doch durch eine List des korrupten Lord Kira (Ryunosuke Tsukigata), welcher den Kampf des jungen Daimyo gegen die Bestechlichkeit verabscheut, blamiert er sich zutiefst vor den anwesenden, höchsten Würdenträgern Japans und zieht in seiner Wut und seinem Scham sein Schwert gegen den hinterlistigen Kira. Zwar überlebt dieser die Attacke, doch Blutvergießen im Palast des Shogun stellt ein unvorstellbares Verbrechen dar und so wird Asano zum rituellen Selbstmord (Seppuku) verurteilt, in dessen Folge alle seine Samurai auf einen Schlag zu Ronin werden. Doch der Haushofmeister Kuranosuke Oishi (Chiezo Kataoka) und sein enger Vertrauter Kataoka (Isao Yamagata) wollen sich nicht mit der Ungerechtigkeit abfinden und rekrutieren eine Truppe von treuen Ex-Mitgliedern des Ako-Clans, um sich so auf einen blutigen Rachefeldzug gegen Kira und seine Soldaten zu begeben. Kein leichtes Unterfangen, denn Kira hat sich die Unterstützung des mächtigen Uesugi-Clans im Kampf gegen die 47 Ronin gesichert.
Kritik:
Die Story von "Ako Roshi" mag denkbar simpel erscheinen, eine klassische schwarz-weiss-Rachegeschichte, doch der erste Eindruck täuscht gewaltig. Zwar ist der Hauptkonflikt in seinen Grundzügen sehr einfach gehalten, doch was die Chushingura ausmacht, ist ihre schiere Masse an Nebenplots und verschiedenen Charakteren und Parteien, welche den Konflikt der 47 Ronin aus unterschiedlichsten Betrachtungswinkeln zeigen und ihm so, je nach Auslegung des Regisseurs, eine vielschichtige Note verleihen.
Die Geschichte an sich kennt jedes japanische Schulkind auswendig, weshalb Regisseur Sadatsugu Matsuda auf eine großartige Einführung seiner Figuren verzichtet und viele Subplots nur anschneidet, was für die wenigsten Japanern zu einem Verständnisproblem führen sollte, wohl aber für den durchschnittlichen, westlichen Japanfilmfan, der von der Fülle an Handlungen förmlich erschlagen wird.
Deshalb eignet sich "Ako Roshi" nur unter gründlicher, vorheriger Recherche als Einstiegspunkt in das Schicksal des Ako-Clans, dann aber erweist sich sein Überangebot an Charakteren als großer Vorteil. Es gibt durchaus Verfilmungen der Chushingura, welche den Konflikt der 47 Ronin aus einer völlig eindimensionalen und heroischen Sicht zeigen, doch Matsuda versteht es perfekt, dem Geschehen eine vielschichte Dimension zu verleihen und die Geschichte in einem dezenten Grauton zu erzählen.
Natürlich geht es trotzdem in erster Linie um den Heroismus und die Großartigkeit eben jener Ronin, die sich stolz gegen den eigenen Untergang stemmen und in Zeiten von moralischer Verrohung Loyalität zeigen und für den Weg des Samurai (Bushido) in den Tod gehen. Doch Matsuda verleiht dem Geschehen eine tragische Note und impliziert sogar an manchen Stellen eine Mitschuld der 47 an dem Tod ihres Daimyo, wenn auch nicht immer mit völlig legitimen Mitteln.
Manchmal übertreibt er es schlicht mit seiner Tragik und des Zelebrierens von dem Heldentums des Ako-Clans, weshalb der Film gelegentlich zu theatralisch und sentimental wird. Generell scheinen Matsudas Samurai sehr nah am Wasser gebaut und die Struktur des Films verstärkt diesen Eindruck noch. Ein beträchtliches Stück des 150minütigen Films bringt Matsuda nämlich damit zu, das Aufeinandertreffen eines der 47 Ronin mit diversen Verbündeten und Feinden zu zeigen, welches dem jeweiligen Gegenüber des Ronin das tragische Schicksal klar werden lässt, worauf dieser entweder mit hemmungslosen Heulens oder mit bedeutungsschwangeren Monologen reagiert, in jedem Fall aber mit tränennassen Augen.
Diesen Szenenablauf reizt Matsuda bis zum Maximum aus, weshalb der Film im Mittelteil manchmal repetitiv und langatmig wird. Wären die Bilder nicht so edel komponiert, wäre die Handlung nicht, trotz routinierter Erzählweise, über weite Strecken so kurzweilig und wären die Schauspieler nicht so verdammt großartig, dann würde "Ako Roshi" glatt durchfallen.
Doch dies führt mich gleich zum entscheidenden Faktor, der dieses Werk schließlich doch zu einem sehr guten Film macht. Das Staraufgebot ist schlicht überwältigend. Egal ob Chiezo Kataoka ("13 Assassins") als heroischer und edler Oichi, Utaemon Ichikawa ("The 47 Ronin") als pflichbewusster Chisaka, der vom Konflikt der 47 Ronin in eine tragische Position gerückt wird, Hashizo Okawa als lebensfroher Daimyo, dessen Tod dem Zuschauer richtig ans Herz geht oder Ryonusuke Tsukigata ("Sanshiro Sugata") als durchtriebener Lord Kira, sämtliche Hauptcharaktere leisten vorbildliches in ihren Rollen und werden von großen Stars der 1950 und frühen 1960er verkörpert.
Doch die Auswahl der Nebendarsteller ist nicht minder beeindruckt. Bekannte Toho-Chamabara- und Ninjafilmstars wie Tange Sazen-Darsteller Ryutaro Otomo ("Seventeen Ninja"), Kinnosuke Nakamura (Goyokin), ein gigantischer Star in den 1950er Jahren vom Kaliber eines Shintaro Katsu, Kultstar Jushiro Konoe ("The Ninja Hunt"), sowie sein Sohn Hiroki Matsukata ("Shinobi no Shu"), der erst vor einiger Zeit mit seiner Rolle in "13 Assassins" auf positive Resonanz stieß und in den 1970er Jahre zu einem populären Yakuzafilm-Star heranwuchs sind im Film zu finden, ebenso wie die besten Charakterdarsteller die Toho zu bieten hatte, unter ihnen Mizoguchi-Stammdarsteller Eitaro Shindo ("Sansho Dayu") und einer meiner persönlichen Favoriten, der unendlich profilierte Isao Yamagata ("Das Höllentor"). Dies ist längst nicht der gesamte Cast, doch ihn völlig auszuführen würde den Rahmen dieses Reviews sprengen.
Das Zusammentreffen dieser hochgradigen Schauspieler im Laufe des Films, macht, trotz des repetitiven Ablaufs der Treffen, großen Spaß, manchmal auch einfach nur, weil man als Zuschauer erneut ein bekanntes Gesicht unter den Darstellern findet. Besonders toll ist ein Treffen von Chiezo Kataoka und Isao Yamgata, beides Schauspieler die mit ihrem minimalen Spiel förmlich Berge versetzen können, aber auch das anschließende Treffen von Kataoka Cheizo und seinem ausdrucksstarken Toho-Kumpanen Utaemon Ichikawa, welches zu den bewegendsten Momenten des Films gehört. Doch die meisten dieser Namen werden dem durchschnittlichen Japanfilmfan erneut wenig sagen, vor allem da die wenigsten Filme der hier aufgeführten Stars einen internationalen Release erhalten haben.
Hier gilt es zu betonen, "Ako Roshi" ist ein Film für Genießer, so wie ein besonders seltener Tropfen für Weinkenner, erst bei ausführlichem Studium der Materie vollends zu schätzen. Ich empfehle jedem Neueinsteiger erst einmal eine andere Verfilmung des Stoffes zu greifen und diesen wie einen guten Wein (Nein, ich bin kein Alkoholiker...) reifen zu lassen, bevor man ihn sich zu Gemüte führt, denn im Gegensatz zum Wein wird dieses Stück exzellentes Filmhandwerk sicher niemals zu Essig.
Fazit:
Für Einsteiger und Neulinge im wunderbaren, japanischen Filmuniversum mag dieser Film, aufgrund des von vielen Ursachen erschwerten Zugangs in die Chushingura, nicht sonderlich geeignet sein, aber für den Kenner des japanischen Films erweist er sich als versteckte Perle. Dies dank einer soliden, wenn auch routinierten Regie, schöner Bilder, sowie einem schlicht großartigen Schauspielensemble.
8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 26. 06. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 02. 11. 2012
Geschrieben von Pablo Knote
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