Crimson Bat: The Blind Swordswoman (1969)
Ein Film von Sadatsugu Matsuda
Bewertung: 6.5 von 10 Punkten = Oberer Durchschnitt!
Mekura no oichi monogatari: Makkana nagaradori
Genre: Jidai-geki, Chambara eiga
Regie: Sadatsugu Matsuda
Darsteller: Yoko Matsuyama (Mekura no Oichi), Isamu Nagato (Jubei), Chizuko Arai (Omon), Jun Tatara (Nihei), Akitake Kono (Yasuke), Shin'ichi Yanagisawa,
Bin Amatsu (Denzo), Kozo Yamamura (Masagoro), Chiharu Kitaguchi (Oyone), Yoshio Matsuoka (Kyusaku), Keiko Koyanaga, Michi Tanaka, Takaya Uesugi
Drehbuch: Hajime Takaiwa, Ikuro Suzuki, Ichiro Miyagawa (Story: Teruo Tanaka)
Kamera: Shintaro Kawasaki
Musik: Hajime Kaburagi
Shochiku, 88 Minuten, Color
Mekura no oichi monogatari: Makkana nagaradori
Genre: Jidai-geki, Chambara eiga
Regie: Sadatsugu Matsuda
Darsteller: Yoko Matsuyama (Mekura no Oichi), Isamu Nagato (Jubei), Chizuko Arai (Omon), Jun Tatara (Nihei), Akitake Kono (Yasuke), Shin'ichi Yanagisawa,
Bin Amatsu (Denzo), Kozo Yamamura (Masagoro), Chiharu Kitaguchi (Oyone), Yoshio Matsuoka (Kyusaku), Keiko Koyanaga, Michi Tanaka, Takaya Uesugi
Drehbuch: Hajime Takaiwa, Ikuro Suzuki, Ichiro Miyagawa (Story: Teruo Tanaka)
Kamera: Shintaro Kawasaki
Musik: Hajime Kaburagi
Shochiku, 88 Minuten, Color
Der große Erfolg der filmischen Abenteuer des blinden Masseurs und meisterlichen Schwertkämpfers Zatoichi war nicht nur in Japan ein Phänomen. In 26 Filmen verkörperte Shintaro Katsu den gutmütigen und zutiefst tragischen Charakter und fand damit nicht nur gewaltigen Zuspruch bei seinen Fans, sondern auch Nachahmer auf der ganzen Welt.
In Hong Kong trat der Shintaro Katsu-Impersonator Sing Lung in seiner eigenen Filmreihe auf, in Indonesien feierte man „Buta“, den blinden Schwertkämpfer und sogar Hollywood machte sich mit dem Rutger Hauer-Vehikel „Blind Fury“ (1989) daran, den Mythos des blinden Meisterschwertkämpfers in westliche Gefilde zu übersetzen.
Am bekanntesten ist jedoch der Versuch des japanischen Studios Shochiku auf der Erfolgswelle der Zatoichi-Filme mitzuschwimmen. Von 1969 - 1972 produzierte das Studio vier Filme, welche die blinde Glücksspielerin und, wie sollte es auch anders sein, geschickte Schwertkämpferin Oichi ins Zentrum der Handlung stellten.
Die Entscheidung, aus dem männlichen Protagonisten der Zatoichi-Reihe eine bezaubernde Frau zu machen, wird aber wohl durch den Erfolg einer anderen Filmreihe motiviert worden sein. Ein Jahr bevor der erste Film, der in Amerika als „Crimson Bat“ bekannt gewordenen Reihe produziert wurde, war die Yakuza-Darstellerin Junko Fuji mit ihrer Red Peony Gambler-Reihe zum größten weiblichen Action-Star herangewachsen.
Es liegt also nahe, dass Shochiku versuchte, die Erfolgsmuster beider Reihen zu adaptieren, um so quasi doppelt abzukassieren. Das Ergebnis aus diesen kommerziellen Beweggründen ist ein solider Chambara eiga („Schwertkampf-Film“), dem es jedoch ein wenig an einer eigenen Identität mangelt.
Story:
Während eines Unwetters wird die kleine Oichi (Yoko Matsuyama) von ihrer Mutter verlassen und erblindet kurz darauf, doch sie hat Glück im Unglück: Ihr Nachbar Yasuke (Akitake Kono) nimmt sie bei sich auf und zieht sie groß. Als Yasuke eines Tages von dem geheimnisvollen „Devil“ Denzo (Bin Amatsu) umgebracht wird, schwört sie Rache und wird von dem Ronin Jubei (Isamu Nagato) trotz ihrer Blindheit in der Schwertkunst unterwiesen. Jahre später trifft sie auf ihrem Rachefeldzug zufällig den alten Dieb Nihei (Jun Tatara) und rettet ihn vor einer Schar brutaler Verfolger. Bald schon merkt Oichi, dass Yasuke ein Geheimnis hat, welches ihn mit ihrem Ziehvater und dem verhassten Denzo zu verbinden scheint...
Kritik:
Eigentlich ist Shochiku nicht sonderlich bekannt für das Drehen von Jidai-geki. Abseits von einigen Prestige-Produktionen von Regisseuren wie Hideo Gosha oder Masaki Kobayashi, war das Studio vor allem für seinen zeitgenössischen Familiendramen von Meistern wie Yasujiro Ozu bekannt.
Die Grundprämisse des Films ist dann auch den Zatoichi-Filmen entliehen, während Shochiku sich atmosphärisch und inhaltlich sichtlich bei den pathetischen und melodramatischen Ninkyo eiga der Toei Company bedient. Ebenfalls geliehen sind die meisten Darsteller, Toei-Kamermann Shintaro Kawasaki, Nikkatsu-Komponist Hajime Kaburagi und Regisseur Sadatsugu Matsuda, ein Toei-Vertragsregisseur, der nach seinem Ruhestand im Jahre 1965 für die ersten beiden Filme der Crimon Bat-Reihe in den Regiestuhl zurückkehrte.
Zudem taugt die zugrundeliegende Story des Films für nicht viel mehr als eine routinierte Rachegeschichte mit den gängigen Klischees in der Handlungsstruktur und den Charakteren. Erzeugte die Zatoichi-Filmreihe ihren Pathos aus dem tragischen und ambivalenten Wesen ihres Hauptcharakters, ist die Crimson Bat-Filmreihe darauf angewiesen, ihr Melodrama aus forcierten Subplots und Nebencharakteren zu generieren.
Insofern fehlt „Crimson Bat: The Blind Swordswoman“ etwas die eigene Identität. Die Ausstattung und Sets entsprechen den typisch hochwertigen Standards japanischer Historienfilme und Regisseur Matsuda inszeniert solide auf dem Niveau eines Handwerkers und verleiht dem Film mit seinem häufigen Einsatz von Scheinwerfern, die bestimmte Bildelemente oder Charaktere hervorheben, wenigstens ein paar künstlerische Züge.
Doch es grenzt schon fast an Ironie, dass es letztlich eben doch die blinde Heldin ist, die, obgleich aus verschiedenen Werken zusammengeklaut, den Film etwas wenigstens ein bisschen über das Niveau eines gewöhnlichen Chambara eiga hebt. Dies vor allem dank der ansonsten primär im Fernsehen aktiven Darstellerin Yoko Matsuyama, die in den vielen emotionalen Szenen ihres Charakters eine bemerkenswerte Bandbreite an Emotionen zeigt.
Ihre Oichi mag nicht so anmutig wie Junko Fujis Oryu in der Red Peony Gambler-Reihe oder so nuanciert und tiefgründig wie Shintaro Katsus Zatoichi sein, doch dafür ist sie umso lebendiger. Im Gegensatz zu Oryu ist sie durchaus redselig, wirkt aber zugleich mädchenhaft schüchtern, und anstelle wie Zatoichi in einer fixen Position sorgsam auf den Angriff der Feinde zu warten, schlägt sie in ihren Kampfszenen wild umher, stolpert über Äste und findet mit ihrem todbringenden Schwert trotzdem immer den Weg in den Körper ihrer Feinde.
Sie und die wie immer motivierten Nebendarsteller, um so versierte Chambara-Recken wie Isamu Nagato als lässiger Meisterschwertkämpfer oder Jun Tatara als gutherziger Meisterdieb, sind es, die zumindest die Möglichkeit in Aussicht stellen, dass die Fortsetzungen dieses ersten Crimson Bat-Films doch noch zu etwas eigenständigem heranwachsen könnten, etwas, dass mehr ist, als ein bloßes Plagiat einer viel erfolgreicheren Filmreihe.
Fazit:
„Crimson Bat: The Blind Swordswoman“ ist ein solide gefilmter, in der Hauptrolle gut gespielter Chambara eiga, dem jedoch aufgrund seines kommerziellen Charakters und der Unerfahrenheit seines Filmstudios mit Historienfilmen eine eigene Identität fehlt, die den Film über das Niveau anderer Jidai-geki emporheben könnte.
6.5 von 10 punkten = Oberer Durchschnitt!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 18. 08. 2014
Geschrieben von Pablo Knote
In Hong Kong trat der Shintaro Katsu-Impersonator Sing Lung in seiner eigenen Filmreihe auf, in Indonesien feierte man „Buta“, den blinden Schwertkämpfer und sogar Hollywood machte sich mit dem Rutger Hauer-Vehikel „Blind Fury“ (1989) daran, den Mythos des blinden Meisterschwertkämpfers in westliche Gefilde zu übersetzen.
Am bekanntesten ist jedoch der Versuch des japanischen Studios Shochiku auf der Erfolgswelle der Zatoichi-Filme mitzuschwimmen. Von 1969 - 1972 produzierte das Studio vier Filme, welche die blinde Glücksspielerin und, wie sollte es auch anders sein, geschickte Schwertkämpferin Oichi ins Zentrum der Handlung stellten.
Die Entscheidung, aus dem männlichen Protagonisten der Zatoichi-Reihe eine bezaubernde Frau zu machen, wird aber wohl durch den Erfolg einer anderen Filmreihe motiviert worden sein. Ein Jahr bevor der erste Film, der in Amerika als „Crimson Bat“ bekannt gewordenen Reihe produziert wurde, war die Yakuza-Darstellerin Junko Fuji mit ihrer Red Peony Gambler-Reihe zum größten weiblichen Action-Star herangewachsen.
Es liegt also nahe, dass Shochiku versuchte, die Erfolgsmuster beider Reihen zu adaptieren, um so quasi doppelt abzukassieren. Das Ergebnis aus diesen kommerziellen Beweggründen ist ein solider Chambara eiga („Schwertkampf-Film“), dem es jedoch ein wenig an einer eigenen Identität mangelt.
Story:
Während eines Unwetters wird die kleine Oichi (Yoko Matsuyama) von ihrer Mutter verlassen und erblindet kurz darauf, doch sie hat Glück im Unglück: Ihr Nachbar Yasuke (Akitake Kono) nimmt sie bei sich auf und zieht sie groß. Als Yasuke eines Tages von dem geheimnisvollen „Devil“ Denzo (Bin Amatsu) umgebracht wird, schwört sie Rache und wird von dem Ronin Jubei (Isamu Nagato) trotz ihrer Blindheit in der Schwertkunst unterwiesen. Jahre später trifft sie auf ihrem Rachefeldzug zufällig den alten Dieb Nihei (Jun Tatara) und rettet ihn vor einer Schar brutaler Verfolger. Bald schon merkt Oichi, dass Yasuke ein Geheimnis hat, welches ihn mit ihrem Ziehvater und dem verhassten Denzo zu verbinden scheint...
Kritik:
Eigentlich ist Shochiku nicht sonderlich bekannt für das Drehen von Jidai-geki. Abseits von einigen Prestige-Produktionen von Regisseuren wie Hideo Gosha oder Masaki Kobayashi, war das Studio vor allem für seinen zeitgenössischen Familiendramen von Meistern wie Yasujiro Ozu bekannt.
Die Grundprämisse des Films ist dann auch den Zatoichi-Filmen entliehen, während Shochiku sich atmosphärisch und inhaltlich sichtlich bei den pathetischen und melodramatischen Ninkyo eiga der Toei Company bedient. Ebenfalls geliehen sind die meisten Darsteller, Toei-Kamermann Shintaro Kawasaki, Nikkatsu-Komponist Hajime Kaburagi und Regisseur Sadatsugu Matsuda, ein Toei-Vertragsregisseur, der nach seinem Ruhestand im Jahre 1965 für die ersten beiden Filme der Crimon Bat-Reihe in den Regiestuhl zurückkehrte.
Zudem taugt die zugrundeliegende Story des Films für nicht viel mehr als eine routinierte Rachegeschichte mit den gängigen Klischees in der Handlungsstruktur und den Charakteren. Erzeugte die Zatoichi-Filmreihe ihren Pathos aus dem tragischen und ambivalenten Wesen ihres Hauptcharakters, ist die Crimson Bat-Filmreihe darauf angewiesen, ihr Melodrama aus forcierten Subplots und Nebencharakteren zu generieren.
Insofern fehlt „Crimson Bat: The Blind Swordswoman“ etwas die eigene Identität. Die Ausstattung und Sets entsprechen den typisch hochwertigen Standards japanischer Historienfilme und Regisseur Matsuda inszeniert solide auf dem Niveau eines Handwerkers und verleiht dem Film mit seinem häufigen Einsatz von Scheinwerfern, die bestimmte Bildelemente oder Charaktere hervorheben, wenigstens ein paar künstlerische Züge.
Doch es grenzt schon fast an Ironie, dass es letztlich eben doch die blinde Heldin ist, die, obgleich aus verschiedenen Werken zusammengeklaut, den Film etwas wenigstens ein bisschen über das Niveau eines gewöhnlichen Chambara eiga hebt. Dies vor allem dank der ansonsten primär im Fernsehen aktiven Darstellerin Yoko Matsuyama, die in den vielen emotionalen Szenen ihres Charakters eine bemerkenswerte Bandbreite an Emotionen zeigt.
Ihre Oichi mag nicht so anmutig wie Junko Fujis Oryu in der Red Peony Gambler-Reihe oder so nuanciert und tiefgründig wie Shintaro Katsus Zatoichi sein, doch dafür ist sie umso lebendiger. Im Gegensatz zu Oryu ist sie durchaus redselig, wirkt aber zugleich mädchenhaft schüchtern, und anstelle wie Zatoichi in einer fixen Position sorgsam auf den Angriff der Feinde zu warten, schlägt sie in ihren Kampfszenen wild umher, stolpert über Äste und findet mit ihrem todbringenden Schwert trotzdem immer den Weg in den Körper ihrer Feinde.
Sie und die wie immer motivierten Nebendarsteller, um so versierte Chambara-Recken wie Isamu Nagato als lässiger Meisterschwertkämpfer oder Jun Tatara als gutherziger Meisterdieb, sind es, die zumindest die Möglichkeit in Aussicht stellen, dass die Fortsetzungen dieses ersten Crimson Bat-Films doch noch zu etwas eigenständigem heranwachsen könnten, etwas, dass mehr ist, als ein bloßes Plagiat einer viel erfolgreicheren Filmreihe.
Fazit:
„Crimson Bat: The Blind Swordswoman“ ist ein solide gefilmter, in der Hauptrolle gut gespielter Chambara eiga, dem jedoch aufgrund seines kommerziellen Charakters und der Unerfahrenheit seines Filmstudios mit Historienfilmen eine eigene Identität fehlt, die den Film über das Niveau anderer Jidai-geki emporheben könnte.
6.5 von 10 punkten = Oberer Durchschnitt!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 18. 08. 2014
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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