Ghost of Yotsuya (1959)
Ein Film von Kenji Misumi
Bewertung: 8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Yotsuya kaidan
Genre: Jidai-geki, Kaidan eiga
Regie: Kenji Misumi
Darsteller: Kazuo Hasegawa (Iemon Tamiya), Yasuko Nakata (Oiwa), Joji Tsurumi (Kodaira), Mieko Kondo (Sode), Yoko Uraji (Ume), Hideo Takamatsu (Gonbei), Narutoshi Ayashi, Chieko Murata (Omaki), Shinobu Araki, Shosaku Sugiyama (Chobe), Fujio Suga (Sekiguchi) Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Fuji Yahiro (Kabuki-Stück: Nanboku Tsuruya IV)
Kamera: Yukimasa Makita
Musik: Seiichi Suzuki
Daiei Studios, 84 Minuten, Color
Yotsuya kaidan
Genre: Jidai-geki, Kaidan eiga
Regie: Kenji Misumi
Darsteller: Kazuo Hasegawa (Iemon Tamiya), Yasuko Nakata (Oiwa), Joji Tsurumi (Kodaira), Mieko Kondo (Sode), Yoko Uraji (Ume), Hideo Takamatsu (Gonbei), Narutoshi Ayashi, Chieko Murata (Omaki), Shinobu Araki, Shosaku Sugiyama (Chobe), Fujio Suga (Sekiguchi) Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Fuji Yahiro (Kabuki-Stück: Nanboku Tsuruya IV)
Kamera: Yukimasa Makita
Musik: Seiichi Suzuki
Daiei Studios, 84 Minuten, Color
Read the English version of this review at easternkicks.com.
Neben Nobuo Nakagawas berühmter Verfilmung der Yotsuya kaidan-Geistergeschichte wird Kenji Misumis "Ghost of Yotsuya" aus dem selben Jahr gern übersehen. Dennoch muss vermerkt werden, dass Kenji Misumis Adaption, im Gegensatz zu Nobuo Nakagawas Film, ein deutlich aufwändigeres Projekt war.
Eine Prestige-Produktion mit Daiei-Superstar Kazuo Hasegawa in der Hauptrolle. Letztlich war es auch Nobuo Nakagawas Version, nicht die von Kenji Misumi, die ein "Tokaido" vor den japanischen Titel, "Yotsuya kaidan", stellen musste, wohl um eine Verwechslung mit der vorliegenden Verfilmung zu vermeiden, die 10 Tage vor Nakagawas Film in die Kinos kam.
Im Jahr 1959 war Daiei-Vertragsregisseur Kenji Misumi bereits ein angesehener Vertragsregisseur, stand aber noch kurz vor seinem Durchbruch mit Filmen wie "Buddha" (Shaka, 1961) oder The Tale of Zatoichi. Zum Drehzeitpunkt entwickelte er gerade seinen einzigartigen Inszenierungsstil, welcher ihn schließlich zu einem der besten Jidai-geki-Regisseure der Filmgeschichte machen sollten.
Doch nicht nur die Wahl des Regisseurs scheint interessant, sondern auch die des Hauptdarstellers. Kazuo Hasegawa war ein gefeiertes Idol, welches man sich nur schwer, in der Rolle des verschlagenen Iemon Tamiya vorstellen kann. Vielleicht genießt "Ghost of Yotsuya" gerade wegen dieser ungewöhnlichen Besetzung einen gewissen Status unter Kennern des Genres.
So bezeichnete Kiyoshi Kurosawa, der berühmte Regisseur, der sich in den 1990er Jahren mit modernen "kaidan eiga" einen Namen machte, den vorliegenden Film einmal als seinen persönlichen Favoriten unter den "Yotsuya Kaidan"-Adaptionen, womit er ihn sogar über die allseits gefeierten Versionen von Nobuo Nakagawa und Keisuke Kinoshita stellte.
Story:
Dem verarmten Ronin Iemon Tamiya (Kazuo Hasegawa) gelingt es nicht, einen Posten als Samurai zu ergattern. Jetzt lebt er mit seiner Ehefrau Oiwa (Yasuko Nakata) in einer bescheidenen Hütte in Edo. Doch dann verliebt sich die Ume Ito (Yoko Uraji), die Tochter eines einflussreichen Samurai, in Iemon und verlangt, ihn zu heiraten. Da sich Iemon aber nicht von Oiwa trennen will, plant Umes Familie nun gemeinsam mit dem hinterlistigen Naosuke (Hideo Takamatsu) die treue Oiwa heimlich zu entstellen, um so Iemon zur Heirat zu zwingen.
Kritik:
Geisterfilme sind schon seit den Vorkriegsjahren ein fester Bestandteil der japanischen Kinokultur. Traditionell wurden Yotsuya Kaidan-Verfilmungen dabei im Sommer aufgeführt, um so den im schwülen Klima der japanischen Großstädte schwitzenden Zuschauern einen wohlig-kühlen Schauer über den Rücken zu jagen.
Umso überraschender, dass Kenji Misumi im ersten Teil seiner "Yotsuya Kaidan"-Adaption wenig wert auf aufregende Schockeffekte legt. Er entwickelt die Geschichte langsam und bedächtig, während Kameramann Yukimasa Makita, von der Imdb aus unerfindlichen Gründen als Y. Marika geführt, in helle und bunte Aufnahmen hüllt.
Dieser erste Teil des Films dient Misumi dazu, den Schauspielern viel Zeit zu lassen, um das Potential ihrer Charakter voll auszuschöpfen, die schnell deutlich rundere Züge als in vielen anderen Adaptionen des Stoffes annehmen. Besonders ins Gewicht fällt dies bei der Figur des Iemon selbst, verkörpert von dem großen Superstar Kazuo Hasegawa.
Mit seinen edlen Zügen und seinem Status als nationalem Idol scheint er wenig passend für die Verkörperung eines vergifteten Bösewichts und tatsächlich, sein Iemon ist kein bösartiges Monster, sondern ein naiver, letztlich gutherziger Ronin, der von seinem Umfeld in die Rolle des Peinigers seiner Ehefrau gezwängt wird.
Diese einzigartige Verkörperung des eigentlich fiesen Hauptcharakters des Stücks verleiht der Figur des Iemon eine selten gesehene Tiefe. Sein Konflikt mit dem Geist seiner Frau ist hier nicht nur die befriedigende Karthasis, sondern besitzt auch eine tiefe Tragik. Die Rache der Oiwa mag gerechtfertigt sein, doch wirkt angesichts dieses charismatischen Anti-Helden deutlich schwerer zu ertragen.
Denn schnell erweist sich die leichtfüßige Stimmung des ersten Teils als trügerisch. Mithilfe des gezielten Einsatzes von Blocking, welches dem Zuschauer immer wieder den freien Blick auf die Charaktere des Films verwehrt, baut Misumi eine unterschwellig mysteriöse Stimmung auf, die im zweiten Teil des Films dann explodiert.
Wenn der Geist der Oiwa dann endlich seinen Auftritt hat, geschieht dies mit einer außerordentlichen Wucht. Begleitet vom rasselnden Soundtrack des Komponisten Seiichi Suzuki und von dem unheilvollen Stöhnen des blutbesudelten Phantoms erreichen die Geisterszenen eine große Intensität, die auch mehr als 50 Jahre nach dem Erscheinen des Films wenig von ihrer Effektivität eingebüßt haben.
Letztendlich ist Misumis "Yotsuya Kaidan"-Film aber weniger eine Geschichte der Rache, als ein kraftvoller Appell zur Aussöhnung. Mit dem Erscheinen des Geistes begibt sich Iemon auf einen steinigen Pfad der Absolution. Uns so endet "Ghost of Yotsuya" für einmal auch nicht mit seinem Tod, sondern mit einer bewegenden Geste der Vergebung.
Es ist diese eigentümliche Herangehensweise an den Originalstoff, die den Film tatsächlich als eine der besten Adaptionen der alten Geistergeschichte ausweist. Kinoshitas Version von 1949 mag sogar noch ein bisschen vielschichtiger sein, doch Misumis Verfilmung muss sich zweifellos nicht vor Nobuo Nakagawas "Ghost Story of Yotsuya" verstecken.
Im Aufbau mag der Film mitunter träge sein und eignet sich aufgrund der Vielzahl der Charaktere nicht unbedingt als perfekter Einstieg in die "Yotsuya Kaidan"-Geschichte, doch in seiner kraftvollen Karthasis übertrifft Misumis Film andere Adaptionen spielend. Gut zu wissen, dass man den Urteil einer Horror-Ikone wie Kiyoshi Kurosawa noch immer vertrauen kann.
Fazit:
"Ghost Story of Yotsuya" ist eine langsam entwickelte, emotional überraschend nuancierte Verfilmung von Nanoboku Tsuruya IVs "Yotsuya Kaidan"-Kabukistück, die ihre kraftvolle Karthasis vorallem den intensiven Geisterszenen und der ungewohnt positiv gezeichneten Figur des Iemon Tamiyas verdankt.
8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 07. 06. 2015Geschrieben von Pablo Knote
Zweitveröffentlichung als englische Version dieser Kritik auf "easternkicks.com" am 15. 07. 2015
Geschrieben von Pablo Knote
Neben Nobuo Nakagawas berühmter Verfilmung der Yotsuya kaidan-Geistergeschichte wird Kenji Misumis "Ghost of Yotsuya" aus dem selben Jahr gern übersehen. Dennoch muss vermerkt werden, dass Kenji Misumis Adaption, im Gegensatz zu Nobuo Nakagawas Film, ein deutlich aufwändigeres Projekt war.
Eine Prestige-Produktion mit Daiei-Superstar Kazuo Hasegawa in der Hauptrolle. Letztlich war es auch Nobuo Nakagawas Version, nicht die von Kenji Misumi, die ein "Tokaido" vor den japanischen Titel, "Yotsuya kaidan", stellen musste, wohl um eine Verwechslung mit der vorliegenden Verfilmung zu vermeiden, die 10 Tage vor Nakagawas Film in die Kinos kam.
Im Jahr 1959 war Daiei-Vertragsregisseur Kenji Misumi bereits ein angesehener Vertragsregisseur, stand aber noch kurz vor seinem Durchbruch mit Filmen wie "Buddha" (Shaka, 1961) oder The Tale of Zatoichi. Zum Drehzeitpunkt entwickelte er gerade seinen einzigartigen Inszenierungsstil, welcher ihn schließlich zu einem der besten Jidai-geki-Regisseure der Filmgeschichte machen sollten.
Doch nicht nur die Wahl des Regisseurs scheint interessant, sondern auch die des Hauptdarstellers. Kazuo Hasegawa war ein gefeiertes Idol, welches man sich nur schwer, in der Rolle des verschlagenen Iemon Tamiya vorstellen kann. Vielleicht genießt "Ghost of Yotsuya" gerade wegen dieser ungewöhnlichen Besetzung einen gewissen Status unter Kennern des Genres.
So bezeichnete Kiyoshi Kurosawa, der berühmte Regisseur, der sich in den 1990er Jahren mit modernen "kaidan eiga" einen Namen machte, den vorliegenden Film einmal als seinen persönlichen Favoriten unter den "Yotsuya Kaidan"-Adaptionen, womit er ihn sogar über die allseits gefeierten Versionen von Nobuo Nakagawa und Keisuke Kinoshita stellte.
Story:
Dem verarmten Ronin Iemon Tamiya (Kazuo Hasegawa) gelingt es nicht, einen Posten als Samurai zu ergattern. Jetzt lebt er mit seiner Ehefrau Oiwa (Yasuko Nakata) in einer bescheidenen Hütte in Edo. Doch dann verliebt sich die Ume Ito (Yoko Uraji), die Tochter eines einflussreichen Samurai, in Iemon und verlangt, ihn zu heiraten. Da sich Iemon aber nicht von Oiwa trennen will, plant Umes Familie nun gemeinsam mit dem hinterlistigen Naosuke (Hideo Takamatsu) die treue Oiwa heimlich zu entstellen, um so Iemon zur Heirat zu zwingen.
Kritik:
Geisterfilme sind schon seit den Vorkriegsjahren ein fester Bestandteil der japanischen Kinokultur. Traditionell wurden Yotsuya Kaidan-Verfilmungen dabei im Sommer aufgeführt, um so den im schwülen Klima der japanischen Großstädte schwitzenden Zuschauern einen wohlig-kühlen Schauer über den Rücken zu jagen.
Umso überraschender, dass Kenji Misumi im ersten Teil seiner "Yotsuya Kaidan"-Adaption wenig wert auf aufregende Schockeffekte legt. Er entwickelt die Geschichte langsam und bedächtig, während Kameramann Yukimasa Makita, von der Imdb aus unerfindlichen Gründen als Y. Marika geführt, in helle und bunte Aufnahmen hüllt.
Dieser erste Teil des Films dient Misumi dazu, den Schauspielern viel Zeit zu lassen, um das Potential ihrer Charakter voll auszuschöpfen, die schnell deutlich rundere Züge als in vielen anderen Adaptionen des Stoffes annehmen. Besonders ins Gewicht fällt dies bei der Figur des Iemon selbst, verkörpert von dem großen Superstar Kazuo Hasegawa.
Mit seinen edlen Zügen und seinem Status als nationalem Idol scheint er wenig passend für die Verkörperung eines vergifteten Bösewichts und tatsächlich, sein Iemon ist kein bösartiges Monster, sondern ein naiver, letztlich gutherziger Ronin, der von seinem Umfeld in die Rolle des Peinigers seiner Ehefrau gezwängt wird.
Diese einzigartige Verkörperung des eigentlich fiesen Hauptcharakters des Stücks verleiht der Figur des Iemon eine selten gesehene Tiefe. Sein Konflikt mit dem Geist seiner Frau ist hier nicht nur die befriedigende Karthasis, sondern besitzt auch eine tiefe Tragik. Die Rache der Oiwa mag gerechtfertigt sein, doch wirkt angesichts dieses charismatischen Anti-Helden deutlich schwerer zu ertragen.
Denn schnell erweist sich die leichtfüßige Stimmung des ersten Teils als trügerisch. Mithilfe des gezielten Einsatzes von Blocking, welches dem Zuschauer immer wieder den freien Blick auf die Charaktere des Films verwehrt, baut Misumi eine unterschwellig mysteriöse Stimmung auf, die im zweiten Teil des Films dann explodiert.
Wenn der Geist der Oiwa dann endlich seinen Auftritt hat, geschieht dies mit einer außerordentlichen Wucht. Begleitet vom rasselnden Soundtrack des Komponisten Seiichi Suzuki und von dem unheilvollen Stöhnen des blutbesudelten Phantoms erreichen die Geisterszenen eine große Intensität, die auch mehr als 50 Jahre nach dem Erscheinen des Films wenig von ihrer Effektivität eingebüßt haben.
Letztendlich ist Misumis "Yotsuya Kaidan"-Film aber weniger eine Geschichte der Rache, als ein kraftvoller Appell zur Aussöhnung. Mit dem Erscheinen des Geistes begibt sich Iemon auf einen steinigen Pfad der Absolution. Uns so endet "Ghost of Yotsuya" für einmal auch nicht mit seinem Tod, sondern mit einer bewegenden Geste der Vergebung.
Es ist diese eigentümliche Herangehensweise an den Originalstoff, die den Film tatsächlich als eine der besten Adaptionen der alten Geistergeschichte ausweist. Kinoshitas Version von 1949 mag sogar noch ein bisschen vielschichtiger sein, doch Misumis Verfilmung muss sich zweifellos nicht vor Nobuo Nakagawas "Ghost Story of Yotsuya" verstecken.
Im Aufbau mag der Film mitunter träge sein und eignet sich aufgrund der Vielzahl der Charaktere nicht unbedingt als perfekter Einstieg in die "Yotsuya Kaidan"-Geschichte, doch in seiner kraftvollen Karthasis übertrifft Misumis Film andere Adaptionen spielend. Gut zu wissen, dass man den Urteil einer Horror-Ikone wie Kiyoshi Kurosawa noch immer vertrauen kann.
Fazit:
"Ghost Story of Yotsuya" ist eine langsam entwickelte, emotional überraschend nuancierte Verfilmung von Nanoboku Tsuruya IVs "Yotsuya Kaidan"-Kabukistück, die ihre kraftvolle Karthasis vorallem den intensiven Geisterszenen und der ungewohnt positiv gezeichneten Figur des Iemon Tamiyas verdankt.
8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 07. 06. 2015Geschrieben von Pablo Knote
Zweitveröffentlichung als englische Version dieser Kritik auf "easternkicks.com" am 15. 07. 2015
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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