The Tale of Zatoichi (1962)
Ein Film von Kenji Misumi
Bewertung: 8.5 von 10 Punkten = Überragend!
Zatoichi monogatari
Genre: Jidai-geki, Yakuza-Eiga, Chambara, Matatabi-mono
Regie: Kenji Misumi
Darsteller: Shintaro Katsu (Zatoichi), Shigeru Amachi (Hirate Miki), Masayo Banri (Tane), Ryuzo Shimada (Shigezo of Sasagawa), Hajime Mitamura (Hanji of Matsugishi), Chitose Maki (Yoshi), Ikuko Mori (Yutaka), Michiro Minami (Tatekichi), Eijiro Yanagi (Sukegoro of Iioka) Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Minoru Inuzuka (Kurzgeschichte: Kan Shimosawa)
Kamera: Chishi Makiura
Musik: Akira Ikufube
B/W, Daiei Studios, 96 Minuten
Dies ist die (stark) überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Zatoichi monogatari
Genre: Jidai-geki, Yakuza-Eiga, Chambara, Matatabi-mono
Regie: Kenji Misumi
Darsteller: Shintaro Katsu (Zatoichi), Shigeru Amachi (Hirate Miki), Masayo Banri (Tane), Ryuzo Shimada (Shigezo of Sasagawa), Hajime Mitamura (Hanji of Matsugishi), Chitose Maki (Yoshi), Ikuko Mori (Yutaka), Michiro Minami (Tatekichi), Eijiro Yanagi (Sukegoro of Iioka) Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Minoru Inuzuka (Kurzgeschichte: Kan Shimosawa)
Kamera: Chishi Makiura
Musik: Akira Ikufube
B/W, Daiei Studios, 96 Minuten
Dies ist die (stark) überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Bevor Takeshi Kitano mit "Zatoichi - Der
blinde Samurai" seine eigene Interpretation des Stoffes ersann und damit
seinen größten finanziellen Erfolg feiern konnte, brachte das Merchandising um
die in Japan sehr populäre Figur des blinden Schwertkämpfers und Masseurs
Zatoichi von 1962 bis 1989 eine insgesamt 26 Teile (!) umfassende Filmreihe und
eine Fernsehserie mit über 100 Folgen hervor.
Während der gesamten Zeit wurde Zatoichi dabei von Shintaro Katsu gespielt, der mit dieser Paraderolle wohl für immer eine Platz in den Herzen von Millionen Japanern gefunden hat. Der hier besprochene erste Teil der Reihe "The Tale of Zatoichi" von 1962 besitzt schon viele Elemente welche Zatoichi später so berühmt machen werden, und ist ein Erlebnis, welches es, vor allem in Deutschland, schnellstens nachzuholen gilt.
Story:
Auf dessen Bitte, reist der blinde Masseur und begnadete Meisterschwertkämpfer Zatoichi (Shintaro Katsu) zu dem Yakuza-Boss Sukegoro (Eijiro Yanagi), der das kleine Dörfchen Iioka beherrscht. Dieser will ihn als Kämpfer gegen den verfeindeten Yakuza-Boss Shigezo (Ryuzo Shimada) anwerben. Obwohl Zatoichi sich unwillig zeigt, mit Sukegoro zu kämpfen, kommt er vorerst bei ihm unter und lernt die schöne Tane (Masayo Banri) kennen, welche als Schwester eines der Sukegoro-Yakuza hart zu kämpfen hat. Derweil heuert der Shigezo-Clan den erkrankten Ronin Hirate Miki (Shigeru Amachi) an, um mit ihm den zahlenmäßig überlegenen Sukegoro-Clan besiegen zu können. Bald treffen Zatoichi und Hirate Miki aufeinander und werden Freunde. Doch ihre Freundschaft steht unter einem unglücklichen Banner: Im Falle eines Krieges beider Yakuza-Clans würden sie sich als Feinde gegenüberstehen.
Kritik:
Gleich am Anfang lässt Zatoichi jegliche Zweifel an seinen beachtlichen Fähigkeiten, die er trotz seiner Blindheit hat, verschwinden: In einer Spielhalle beim Würfelspiel erkennt er nur anhand des Geräusches, ob die Würfel gerade und ungerade liegen und kassiert damit ordentlich bei den Yakuza ab, die seine Blindheit ausnutzen wollten, um ihn zu betrügen. So wird unser Held eingeführt und so lernen wir ihn in den folgenden 96 Minuten auch lieben. Zatoichi ist ein Mann, welcher sich nicht von seiner Behinderung beherrschen lässt, sondern gezielt seine noch vorhandenen Sinne ausgebaut hat, um sich niemals von böswilligen Menschen rumschubsen lassen zu müssen. Mit einem perfekten Gehör und natürlichem Misstrauen ausgestattet trotzt er jeder Gefahr.
Auch seine Schwertkünste sind enorm, zwar sind Schwerkämpfe im ersten Teil noch sehr spärlich gesät, doch schon sehr beeindruckend choreographiert. Zatoichi schlägt so schnell zu, dass seine Schwertstreiche für das bloße Auge kaum zu erkennen sind und die Tatsache, dass Shintaro Katsu diese Schwertattacken komplett mit geschlossenen Augen ausführen musste nötigt einiges an Respekt an. Auch abseits des Kampfes liefert Shintaro Katsu eine unvergessliche Performance ab.
Im Laufe der Serie sollte er seinen Zatoichi zu einer der Figur mit unzähligen Facetten und unverkennbaren Charaktereigenschaften machen. Ein Figur, die zwischen Tragik, Selbstzweifeln, Schalk und grimmigem Stolz pendelt und genau deshalb einer der liebenswertesten Charaktere der Filmgeschichte. In diesem ersten Teil entsteht die Tragik jedoch noch hauptsächlich durch Zatoichis Beziehung zu dem Ronin Hirate Miki. Shigeru Amachi ist hier in der Rolle seines Lebens zu sehen und erschafft einen fassbaren und lebendigen Charakter, der sich mit Zatoichi jederzeit auf einem Level befindet. Mehr als ein Actionfilm ist dieser erste Teil der Reihe nämlich eine düstere Charakterstudie über den Kampf zweier Außenseiter um Würde in einer kalten Welt, die ihre Geächteten nur ausnutzt.
Kenji Misumi und sein Stammkameramann Chishi Makiura erbrachten immer dann die besten Leistungen, wenn sie außerhalb des Studios in der freien Natur drehen konnten und insofern erreicht der Film in einer Szene, in der Zatoichi und Hirate Miki sich beim Angeln an einem See zum ersten Mal treffen, seinen inszenatorischen Höhepunkt. Eine vortrefflich gefilmte, sensibel inszenierte und perfekt gespielte Szene, in der Misumi hervorragend mit den natürlichen Klängen der Natur spielt und diesen Ort der ersten Zusammenkunft als Oase der schwindenden Harmonie präsentiert. Wenn der Film in die Innenräume der japanischen Häuser wechselt, dann nimmt seine Poesie etwas ab, doch auch dort kann die visuelle Komponente dank einer atmosphärischen Beleuchtung und stilvoller Schwarz/Weiß-Kontrasten überzeugen.
Veredelt wird das Geschehen zudem noch von einem epischen und melancholischen, aber dennoch dezenten Soundtrack aus der Feder des Godzilla-Komponisten Akira Ikufube. Doch nicht nur unsere beiden Hauptfiguren und die technische Präsentation überzeugen, auch die meisten anderen Charaktere sind runde und greifbare Persönlichkeiten. Man kann kritisieren, dass es zu viele Figuren sind, weshalb der Film unnötig an Komplexität gewinnt und das der Plot eigentlich nur eine Kombination aus Akira Kurosawas Yojimbo (es gibt zwei verfeindete Clans, die um den besten Schwertkämpfer zur Bekämpfung des jeweils Anderen werben) und Shiranui Kengiyo, indem Shintaro Katsu ebenfalls einen blinden Masseur spielt, ist, doch letztendlich sind alle Charaktere vorbildlich in die Geschichte eingebunden und die Handlung wird schnörkellos aufgelöst. Sogar die beiden Yakuza-Bosse, Klischeefiguren in unzähligen anderen Jidai geki- und Yakuzafilmen, verfügen hier über so etwas wie eine dreidimensionale Persönlichkeit.
Auch Masayo Banri in der Rolle von Tane, der heimlichen Geliebten von Zatoichis, ist bezaubernd und die Szene, in der die beiden im Schatten des Vollmonds spazieren gehen, gehört zu den schönsten Momenten des Films. Doch seinen dramaturgischen Höhepunkt erreicht der Film am Ende, wenn der Kampf der beiden Yakuza-Clans in ein regelrechtes Gemetzel ausartet und es in einem tragischen Twist zur Konfrontation zwischen Zatoichi und Hirate Miki kommt. Letztendlich lebt der Film von diesem perfekten Zusammenspiel der beiden versehrten Hauptcharaktere und alles andere ist nur hochwertiges Beiwerk.
Umso schöner zu wissen, dass Zatoichi in den folgenden Teilen zu einer solch runden und liebenswerten Figur heranwachsen wird, dass er jeden Film mühelos alleine tragen kann.
Fazit:
Der erste Teil der Filmreihe um den blinden Schwertkämpfer Zatoichi ist völlig zu Recht ein Klassiker des Samuraifilms (genauer: Chambara-Films) und der Auftakt zu einer der besten Filmreihen überhaupt, welche es für jeden offenen Zuschauer zu entdecken gilt!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 03. 08. 2011
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 16. 02. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Während der gesamten Zeit wurde Zatoichi dabei von Shintaro Katsu gespielt, der mit dieser Paraderolle wohl für immer eine Platz in den Herzen von Millionen Japanern gefunden hat. Der hier besprochene erste Teil der Reihe "The Tale of Zatoichi" von 1962 besitzt schon viele Elemente welche Zatoichi später so berühmt machen werden, und ist ein Erlebnis, welches es, vor allem in Deutschland, schnellstens nachzuholen gilt.
Story:
Auf dessen Bitte, reist der blinde Masseur und begnadete Meisterschwertkämpfer Zatoichi (Shintaro Katsu) zu dem Yakuza-Boss Sukegoro (Eijiro Yanagi), der das kleine Dörfchen Iioka beherrscht. Dieser will ihn als Kämpfer gegen den verfeindeten Yakuza-Boss Shigezo (Ryuzo Shimada) anwerben. Obwohl Zatoichi sich unwillig zeigt, mit Sukegoro zu kämpfen, kommt er vorerst bei ihm unter und lernt die schöne Tane (Masayo Banri) kennen, welche als Schwester eines der Sukegoro-Yakuza hart zu kämpfen hat. Derweil heuert der Shigezo-Clan den erkrankten Ronin Hirate Miki (Shigeru Amachi) an, um mit ihm den zahlenmäßig überlegenen Sukegoro-Clan besiegen zu können. Bald treffen Zatoichi und Hirate Miki aufeinander und werden Freunde. Doch ihre Freundschaft steht unter einem unglücklichen Banner: Im Falle eines Krieges beider Yakuza-Clans würden sie sich als Feinde gegenüberstehen.
Kritik:
Gleich am Anfang lässt Zatoichi jegliche Zweifel an seinen beachtlichen Fähigkeiten, die er trotz seiner Blindheit hat, verschwinden: In einer Spielhalle beim Würfelspiel erkennt er nur anhand des Geräusches, ob die Würfel gerade und ungerade liegen und kassiert damit ordentlich bei den Yakuza ab, die seine Blindheit ausnutzen wollten, um ihn zu betrügen. So wird unser Held eingeführt und so lernen wir ihn in den folgenden 96 Minuten auch lieben. Zatoichi ist ein Mann, welcher sich nicht von seiner Behinderung beherrschen lässt, sondern gezielt seine noch vorhandenen Sinne ausgebaut hat, um sich niemals von böswilligen Menschen rumschubsen lassen zu müssen. Mit einem perfekten Gehör und natürlichem Misstrauen ausgestattet trotzt er jeder Gefahr.
Auch seine Schwertkünste sind enorm, zwar sind Schwerkämpfe im ersten Teil noch sehr spärlich gesät, doch schon sehr beeindruckend choreographiert. Zatoichi schlägt so schnell zu, dass seine Schwertstreiche für das bloße Auge kaum zu erkennen sind und die Tatsache, dass Shintaro Katsu diese Schwertattacken komplett mit geschlossenen Augen ausführen musste nötigt einiges an Respekt an. Auch abseits des Kampfes liefert Shintaro Katsu eine unvergessliche Performance ab.
Im Laufe der Serie sollte er seinen Zatoichi zu einer der Figur mit unzähligen Facetten und unverkennbaren Charaktereigenschaften machen. Ein Figur, die zwischen Tragik, Selbstzweifeln, Schalk und grimmigem Stolz pendelt und genau deshalb einer der liebenswertesten Charaktere der Filmgeschichte. In diesem ersten Teil entsteht die Tragik jedoch noch hauptsächlich durch Zatoichis Beziehung zu dem Ronin Hirate Miki. Shigeru Amachi ist hier in der Rolle seines Lebens zu sehen und erschafft einen fassbaren und lebendigen Charakter, der sich mit Zatoichi jederzeit auf einem Level befindet. Mehr als ein Actionfilm ist dieser erste Teil der Reihe nämlich eine düstere Charakterstudie über den Kampf zweier Außenseiter um Würde in einer kalten Welt, die ihre Geächteten nur ausnutzt.
Kenji Misumi und sein Stammkameramann Chishi Makiura erbrachten immer dann die besten Leistungen, wenn sie außerhalb des Studios in der freien Natur drehen konnten und insofern erreicht der Film in einer Szene, in der Zatoichi und Hirate Miki sich beim Angeln an einem See zum ersten Mal treffen, seinen inszenatorischen Höhepunkt. Eine vortrefflich gefilmte, sensibel inszenierte und perfekt gespielte Szene, in der Misumi hervorragend mit den natürlichen Klängen der Natur spielt und diesen Ort der ersten Zusammenkunft als Oase der schwindenden Harmonie präsentiert. Wenn der Film in die Innenräume der japanischen Häuser wechselt, dann nimmt seine Poesie etwas ab, doch auch dort kann die visuelle Komponente dank einer atmosphärischen Beleuchtung und stilvoller Schwarz/Weiß-Kontrasten überzeugen.
Veredelt wird das Geschehen zudem noch von einem epischen und melancholischen, aber dennoch dezenten Soundtrack aus der Feder des Godzilla-Komponisten Akira Ikufube. Doch nicht nur unsere beiden Hauptfiguren und die technische Präsentation überzeugen, auch die meisten anderen Charaktere sind runde und greifbare Persönlichkeiten. Man kann kritisieren, dass es zu viele Figuren sind, weshalb der Film unnötig an Komplexität gewinnt und das der Plot eigentlich nur eine Kombination aus Akira Kurosawas Yojimbo (es gibt zwei verfeindete Clans, die um den besten Schwertkämpfer zur Bekämpfung des jeweils Anderen werben) und Shiranui Kengiyo, indem Shintaro Katsu ebenfalls einen blinden Masseur spielt, ist, doch letztendlich sind alle Charaktere vorbildlich in die Geschichte eingebunden und die Handlung wird schnörkellos aufgelöst. Sogar die beiden Yakuza-Bosse, Klischeefiguren in unzähligen anderen Jidai geki- und Yakuzafilmen, verfügen hier über so etwas wie eine dreidimensionale Persönlichkeit.
Auch Masayo Banri in der Rolle von Tane, der heimlichen Geliebten von Zatoichis, ist bezaubernd und die Szene, in der die beiden im Schatten des Vollmonds spazieren gehen, gehört zu den schönsten Momenten des Films. Doch seinen dramaturgischen Höhepunkt erreicht der Film am Ende, wenn der Kampf der beiden Yakuza-Clans in ein regelrechtes Gemetzel ausartet und es in einem tragischen Twist zur Konfrontation zwischen Zatoichi und Hirate Miki kommt. Letztendlich lebt der Film von diesem perfekten Zusammenspiel der beiden versehrten Hauptcharaktere und alles andere ist nur hochwertiges Beiwerk.
Umso schöner zu wissen, dass Zatoichi in den folgenden Teilen zu einer solch runden und liebenswerten Figur heranwachsen wird, dass er jeden Film mühelos alleine tragen kann.
Fazit:
Der erste Teil der Filmreihe um den blinden Schwertkämpfer Zatoichi ist völlig zu Recht ein Klassiker des Samuraifilms (genauer: Chambara-Films) und der Auftakt zu einer der besten Filmreihen überhaupt, welche es für jeden offenen Zuschauer zu entdecken gilt!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 03. 08. 2011
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 16. 02. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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