Graveyard of Honor (1975)
Ein Film von Kinji Fukasaku
Bewertung: 8.5 von 10 Punkten = Überragend!
Hokuriku dairi senso
Genre: Yakuza-eiga, Jitsuroku-Eiga
Regie: Kinji Fukasaku
Darsteller: Tetsuya Watari (Rikio Ishikawa), Tatsuo Umemiya (Kozaburo Imai), Yumi Takigawa (Chieko Ishikawa), Eiji Go (Makoto Sugiura), Noburo Ando (Ryunosuke Nozu), Hajime Hana (Shuzo Kawada), Mikio Narita (Noburo Kajiki), Kunie Tanaka (Katuji Ozaki), Shingo Yamashiro (Hiroshi Tamura), Reiko Ike (Teruko Imai), Hideo Murota (Yasuo Matsuoka), Meika Seri (Woman in the slums) Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Tatsuhiko Kamoi, Hiro Matsuda, Fumio Konami (Buch: Goro Fujita)
Kamera: Hanjiro Nakazawa
Musik: Toshiaki Tsushima
Toei Company, 98 Minuten, Color
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Hokuriku dairi senso
Genre: Yakuza-eiga, Jitsuroku-Eiga
Regie: Kinji Fukasaku
Darsteller: Tetsuya Watari (Rikio Ishikawa), Tatsuo Umemiya (Kozaburo Imai), Yumi Takigawa (Chieko Ishikawa), Eiji Go (Makoto Sugiura), Noburo Ando (Ryunosuke Nozu), Hajime Hana (Shuzo Kawada), Mikio Narita (Noburo Kajiki), Kunie Tanaka (Katuji Ozaki), Shingo Yamashiro (Hiroshi Tamura), Reiko Ike (Teruko Imai), Hideo Murota (Yasuo Matsuoka), Meika Seri (Woman in the slums) Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Tatsuhiko Kamoi, Hiro Matsuda, Fumio Konami (Buch: Goro Fujita)
Kamera: Hanjiro Nakazawa
Musik: Toshiaki Tsushima
Toei Company, 98 Minuten, Color
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Takashi
Miike inszenierte im Jahr 2001 mit seinem Remake dieses Films von Kinji Fukasaku einen der besten und zugleich
brutalsten Yakuzafilme aller Zeiten, kein leichtes Unterfangen, denn Fukasaku
legte die Messlatte für ein gelungenes Remake schon ziemlich hoch. Nicht nur in
der Qualität des Films, sondern auch in seiner Gewaltdarstellung. Selbst für
die im Umgang mit Gewalt überaus freigiebigen Japaner, stellte der Film 1975
einen kleinen Skandal dar.
Wohl aber auch wegen seines deprimierenden Inhalts, denn Kinji Fukasaku zerlegt einmal mehr den Mythos der ehrenvollen Yakuza und zeigt eine sinnentleerte, ja völlig nihilistische und moralisch ambivalente Welt, symbolisiert durch die tragische und vielleicht nihilistischste Hauptfigur aller Zeiten. Die Hauptfigur, der Yakuza Rikio Ishikawa scheitert nicht unbedingt an seiner brutalen Welt, viel mehr scheitert diese Welt an ihm. Ishikawa ist ein brutaler, impulsiver und nicht anpassungsfähiger Soziopath, ein Produkt seiner aus den Fugen geratenen Welt, und trotzdem nur geboren, um zwangsläufig wieder an ihren Anforderungen zu scheitern.
Story:
Tokio in der Nachkriegszeit: Kaum das Erwachsenenalter erreicht, schließt sich Rikio Ishikawa (Tetsuya Watari) einer Yakuzabande, dem Kawada-Clan an. Doch schon bald wird er untragbar für die Familie. Sein unkontrolliertes und brutales Wesen bringt seinen Clan ein ums andere Mal in Misskredit und als er es sogar wagt seinen Boss anzugreifen scheint es um ihn geschehen. Mit Hilfe einiger treuer Freunde gelingt es, die Strafe für Ishikawa abzumildern und er wird für zehn Jahre ins Exil geschickt. Dort wird er drogensüchtig, ignoriert schließlich seine Strafe und kehrt nach Tokio zurück. Nun wird er endgültig zur Gefahr, nicht nur für seinen Clan, sondern auch für alle anderen. Er attackiert Freunde wie Feinde und steht bald auf der Abschussliste jeder Yakuzabande in Tokio. Aufgrund dessen verfällt Ishikawa immer mehr den Drogen und zieht alle um sich herum, sogar seine malträtierte Frau Chieko (Yumi Takigawa) mit in den Untergang.
Kritik:
Bei kaum einem von seinen vielen anderen Gangsterfilmen, perfektioniert Kinji Fukasaku seinen typischen Stil so wie hier. Der Film wird halb-pseudodokumentarisch, halb in Echtzeit erzählt. Gekennzeichnet durch verschiede Farbfilter, welche sich der Stimmung und dem Zeitpunkt des Geschehens anpassen. Mal dominiert ein tristes Schwarz-weiß, dann wird der Film plötzlich in ein intensives Sepia gehüllt, nur um schließlich wieder in ein normales buntes Szenario, ohne nennenswerte Farbfilter zurückzukehren. Unterstützt wird die Story immer wieder von einem Off-Sprecher, der etwas plakativ vielleicht, aber doch eindrücklich die wichtigsten Stationen in Ishikawas Leben wiedergibt, und die momentane politische Lage in Japan erläutert.
Im normalen Storyverlauf des Films setzt Fukasaku wieder seine üblichen Mittel zur Inszenierung eines Yakuzafilms. Der Schnitt ist hart und eine extreme Wackelkamera sorgt für einen rohen, hektischen und realistischen Effekt, und bringt das Bild oft in extreme Schräglagen. Die Disharmonie, welche sich daraus ergibt, wird immer wieder von intensiven und ruhigen Szenen unterbrochen, doch auch im hektischen Geschehen gelingt es Fukasaku immer, an der richtigen Stelle zu filmen, wieder und wieder fantastische und eindrückliche Bilder einzufangen, und diese manchmal mit gezielten Freeze-Frames festzuhalten.
In seinem Remake kopiert Takashi Miike klar ersichtlich viele Szenen des Originals, und das nicht nur um Fukasaku Ehre zu erweisen, sondern einfach, weil er sich bewusst ist, dass Fukasakus Bilder einfach wunderbar funktionieren, cool und effektvoll zu gleich sind und es mit Leichtigkeit schaffen, den Zuschauer in ihren Bann zu reißen. Auch in Sachen Gewalt fährt Fukasaku einiges auf: Der Film ist längst nicht so brutal wie Miikes Remake, doch enthält durchaus einige heftige Szenen, so wird am Ende ein regelrechtes Blutbad mit Samuraischwertern angerichtet und auch die letzte, ziemlich blutige Szene (welche Takashi Miike ebenfalls fast 1:1 übernahm) hat selbst nach nun schon mehr als 35 Jahren nichts von ihrem Schockpotential eingebüßt. Hinzu kommt noch ein furioser Soundtrack, welcher zwischen coolen Fanfaren und leisen, berührenden Tönen hin und her pendelt.
Doch auch inhaltlich gibt der Film, wie oben bereits angeführt, einiges her. Durch den Stil ergibt sich ein realistisches und rohes Feeling, welches von der nihilistischen Geschichte perfekt unterstützt wird. Was Takashi Miike aber in mehr als zwei Stunden erzählt, versucht Kinji Fukasaku in 90 Minuten zu packen. Er schneidet vieles nur an, was Takashi Miike ausführlich behandelt. Kinji Fukasaku konzentriert sich ganz auf seinen Antihelden Ishikawa, weshalb die Motive der Nebencharaktere oftmals etwas im Dunkeln bleiben. Sie dienen größtenteils nur als Indikator für die außer Kontrolle geratene Figur seines Hauptdarstellers. Einige Fragen, wie zum Beispiel, wieso seine Frau sich ihm so bedingungslos unterordnet und wieso seine Verbündeten ihm so bereitwillig zur Hilfe stehen, selbst als er sich klar als Psychopath erweist, werden nur teilweise geklärt.
Ishikawas Motive selbst bleiben jedoch ganz bewusst im Unklaren, ist er doch eben jener tragische Abkömmling einer aus den Fugen geratenen Welt, welcher scheinbar ohne Grund mordet und sich selbst zerstört. Eine Figur, die den Nihilismus des modernen Yakuzafilms der 1970er Jahre perfekt verkörpert. Getragen wird diese Figur von dem beeindruckenden Spiel Tetsuya Wataris, der seiner Rolle gleichzeitig etwas unheimlich stoisches verleiht, aber sie auch verletzlich und vollkommen überfordert mit ihrer Situation erscheinen lässt.
Die Erfindung dieser nihilistischen Figur ist genial und tragisch zugleich, das und die Tatsache wie sie ihr Umfeld zu Grunde richtet, sorgt alleine für den großen emotionalen Punch der Story. Noch beeindruckender wird dieser Hauptcharakter, wenn man ihn in den Kontext der Ninkyo-Filme der 1960er Jahre setzt. War die Organisation der Yakuza dort noch auf Ehre, Loyalität und Traditionen aufgebaut, erweist sie sich hier als destruktives Konstrukt, welches Menschen zu Bestien werden lässt. Die geheiligten Rituale und die Edelmütigkeit der Ninkyo-Yakuza existieren für Rikio Ishikawa schlicht und einfach nicht und sind vergänglich wie Schall und Rauch.
Wenige Filme haben eine solche Kraft, die ganze Genres vernichten kann. Auch wenn Graveyard of Honor in der ersten Hälfte etwas konfus erscheint und erst im zweiten Teil der Laufzeit, wenn Rikio Ishikawas gnadenloser Abstieg beginnt, zu seiner wahren Größe findet, ist er ein solcher Film. Wie kann man auch einen schwertschwingenden, heroischen Ken Takakura noch ernst nehmen, wie die Selbstaufopferung einer Junko Fuji noch für die Wahrheit halten, wenn einem die Grausamkeit und die Heuchelei des Ehrbegriffes der Yakuza so deutlich vor Augen geführt wurde, wie hier?. Insofern ist der Titel des Films äußerst passend: "Friedhof der Ehre", also ein filmisches Begräbnis des Ninkyo-Films, welches das "Ninkyo" (= Ritterlichkeit) aus dem Namen des Genres ausradiert.
Sehr passend zeigt Fukasaku uns in den letzten Szenen des Films die Gefängniszelle des geschundenen Ishikawas, auf deren Wände er mit Kreide den folgenden Satz niederschreibt, welcher seine Existenz auf bewegende Weise zusammenfasst: "Was für ein Witz - 30 Jahre Hölle auf Erden". Verständlich, dass auch Takashi Miike sein Remake mit eben diesem Satz ausklingen lässt. Auch ich beende an dieser Stelle mein Review und kann nur jedem empfehlen sich diesen Meilenstein des Yakuzafilms anzusehen, der vielleicht die schroffste Abfuhr an die verherrlichenden Ninkyo-Filme darstellt, die jemals die Leinwand erblickte.
Fazit:
"Graveyard of Honor" ist ein hektischer, roher, ungemein nihilistischer und brutaler Film, der Kinji Fukasaku auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft zeigt. Stilistisch und atmosphärisch ungemein dicht, gelegentlich ein wenig plakativ, erschafft Fukasaku einen der markantesten (Anti-)Helden der 1970er Jahre und zugleich auch einen der besten Yakuzafilme eben jenes Jahrzehnts.
8.5 von 10 Punkten = Überragend!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 05. 04. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Wohl aber auch wegen seines deprimierenden Inhalts, denn Kinji Fukasaku zerlegt einmal mehr den Mythos der ehrenvollen Yakuza und zeigt eine sinnentleerte, ja völlig nihilistische und moralisch ambivalente Welt, symbolisiert durch die tragische und vielleicht nihilistischste Hauptfigur aller Zeiten. Die Hauptfigur, der Yakuza Rikio Ishikawa scheitert nicht unbedingt an seiner brutalen Welt, viel mehr scheitert diese Welt an ihm. Ishikawa ist ein brutaler, impulsiver und nicht anpassungsfähiger Soziopath, ein Produkt seiner aus den Fugen geratenen Welt, und trotzdem nur geboren, um zwangsläufig wieder an ihren Anforderungen zu scheitern.
Story:
Tokio in der Nachkriegszeit: Kaum das Erwachsenenalter erreicht, schließt sich Rikio Ishikawa (Tetsuya Watari) einer Yakuzabande, dem Kawada-Clan an. Doch schon bald wird er untragbar für die Familie. Sein unkontrolliertes und brutales Wesen bringt seinen Clan ein ums andere Mal in Misskredit und als er es sogar wagt seinen Boss anzugreifen scheint es um ihn geschehen. Mit Hilfe einiger treuer Freunde gelingt es, die Strafe für Ishikawa abzumildern und er wird für zehn Jahre ins Exil geschickt. Dort wird er drogensüchtig, ignoriert schließlich seine Strafe und kehrt nach Tokio zurück. Nun wird er endgültig zur Gefahr, nicht nur für seinen Clan, sondern auch für alle anderen. Er attackiert Freunde wie Feinde und steht bald auf der Abschussliste jeder Yakuzabande in Tokio. Aufgrund dessen verfällt Ishikawa immer mehr den Drogen und zieht alle um sich herum, sogar seine malträtierte Frau Chieko (Yumi Takigawa) mit in den Untergang.
Kritik:
Bei kaum einem von seinen vielen anderen Gangsterfilmen, perfektioniert Kinji Fukasaku seinen typischen Stil so wie hier. Der Film wird halb-pseudodokumentarisch, halb in Echtzeit erzählt. Gekennzeichnet durch verschiede Farbfilter, welche sich der Stimmung und dem Zeitpunkt des Geschehens anpassen. Mal dominiert ein tristes Schwarz-weiß, dann wird der Film plötzlich in ein intensives Sepia gehüllt, nur um schließlich wieder in ein normales buntes Szenario, ohne nennenswerte Farbfilter zurückzukehren. Unterstützt wird die Story immer wieder von einem Off-Sprecher, der etwas plakativ vielleicht, aber doch eindrücklich die wichtigsten Stationen in Ishikawas Leben wiedergibt, und die momentane politische Lage in Japan erläutert.
Im normalen Storyverlauf des Films setzt Fukasaku wieder seine üblichen Mittel zur Inszenierung eines Yakuzafilms. Der Schnitt ist hart und eine extreme Wackelkamera sorgt für einen rohen, hektischen und realistischen Effekt, und bringt das Bild oft in extreme Schräglagen. Die Disharmonie, welche sich daraus ergibt, wird immer wieder von intensiven und ruhigen Szenen unterbrochen, doch auch im hektischen Geschehen gelingt es Fukasaku immer, an der richtigen Stelle zu filmen, wieder und wieder fantastische und eindrückliche Bilder einzufangen, und diese manchmal mit gezielten Freeze-Frames festzuhalten.
In seinem Remake kopiert Takashi Miike klar ersichtlich viele Szenen des Originals, und das nicht nur um Fukasaku Ehre zu erweisen, sondern einfach, weil er sich bewusst ist, dass Fukasakus Bilder einfach wunderbar funktionieren, cool und effektvoll zu gleich sind und es mit Leichtigkeit schaffen, den Zuschauer in ihren Bann zu reißen. Auch in Sachen Gewalt fährt Fukasaku einiges auf: Der Film ist längst nicht so brutal wie Miikes Remake, doch enthält durchaus einige heftige Szenen, so wird am Ende ein regelrechtes Blutbad mit Samuraischwertern angerichtet und auch die letzte, ziemlich blutige Szene (welche Takashi Miike ebenfalls fast 1:1 übernahm) hat selbst nach nun schon mehr als 35 Jahren nichts von ihrem Schockpotential eingebüßt. Hinzu kommt noch ein furioser Soundtrack, welcher zwischen coolen Fanfaren und leisen, berührenden Tönen hin und her pendelt.
Doch auch inhaltlich gibt der Film, wie oben bereits angeführt, einiges her. Durch den Stil ergibt sich ein realistisches und rohes Feeling, welches von der nihilistischen Geschichte perfekt unterstützt wird. Was Takashi Miike aber in mehr als zwei Stunden erzählt, versucht Kinji Fukasaku in 90 Minuten zu packen. Er schneidet vieles nur an, was Takashi Miike ausführlich behandelt. Kinji Fukasaku konzentriert sich ganz auf seinen Antihelden Ishikawa, weshalb die Motive der Nebencharaktere oftmals etwas im Dunkeln bleiben. Sie dienen größtenteils nur als Indikator für die außer Kontrolle geratene Figur seines Hauptdarstellers. Einige Fragen, wie zum Beispiel, wieso seine Frau sich ihm so bedingungslos unterordnet und wieso seine Verbündeten ihm so bereitwillig zur Hilfe stehen, selbst als er sich klar als Psychopath erweist, werden nur teilweise geklärt.
Ishikawas Motive selbst bleiben jedoch ganz bewusst im Unklaren, ist er doch eben jener tragische Abkömmling einer aus den Fugen geratenen Welt, welcher scheinbar ohne Grund mordet und sich selbst zerstört. Eine Figur, die den Nihilismus des modernen Yakuzafilms der 1970er Jahre perfekt verkörpert. Getragen wird diese Figur von dem beeindruckenden Spiel Tetsuya Wataris, der seiner Rolle gleichzeitig etwas unheimlich stoisches verleiht, aber sie auch verletzlich und vollkommen überfordert mit ihrer Situation erscheinen lässt.
Die Erfindung dieser nihilistischen Figur ist genial und tragisch zugleich, das und die Tatsache wie sie ihr Umfeld zu Grunde richtet, sorgt alleine für den großen emotionalen Punch der Story. Noch beeindruckender wird dieser Hauptcharakter, wenn man ihn in den Kontext der Ninkyo-Filme der 1960er Jahre setzt. War die Organisation der Yakuza dort noch auf Ehre, Loyalität und Traditionen aufgebaut, erweist sie sich hier als destruktives Konstrukt, welches Menschen zu Bestien werden lässt. Die geheiligten Rituale und die Edelmütigkeit der Ninkyo-Yakuza existieren für Rikio Ishikawa schlicht und einfach nicht und sind vergänglich wie Schall und Rauch.
Wenige Filme haben eine solche Kraft, die ganze Genres vernichten kann. Auch wenn Graveyard of Honor in der ersten Hälfte etwas konfus erscheint und erst im zweiten Teil der Laufzeit, wenn Rikio Ishikawas gnadenloser Abstieg beginnt, zu seiner wahren Größe findet, ist er ein solcher Film. Wie kann man auch einen schwertschwingenden, heroischen Ken Takakura noch ernst nehmen, wie die Selbstaufopferung einer Junko Fuji noch für die Wahrheit halten, wenn einem die Grausamkeit und die Heuchelei des Ehrbegriffes der Yakuza so deutlich vor Augen geführt wurde, wie hier?. Insofern ist der Titel des Films äußerst passend: "Friedhof der Ehre", also ein filmisches Begräbnis des Ninkyo-Films, welches das "Ninkyo" (= Ritterlichkeit) aus dem Namen des Genres ausradiert.
Sehr passend zeigt Fukasaku uns in den letzten Szenen des Films die Gefängniszelle des geschundenen Ishikawas, auf deren Wände er mit Kreide den folgenden Satz niederschreibt, welcher seine Existenz auf bewegende Weise zusammenfasst: "Was für ein Witz - 30 Jahre Hölle auf Erden". Verständlich, dass auch Takashi Miike sein Remake mit eben diesem Satz ausklingen lässt. Auch ich beende an dieser Stelle mein Review und kann nur jedem empfehlen sich diesen Meilenstein des Yakuzafilms anzusehen, der vielleicht die schroffste Abfuhr an die verherrlichenden Ninkyo-Filme darstellt, die jemals die Leinwand erblickte.
Fazit:
"Graveyard of Honor" ist ein hektischer, roher, ungemein nihilistischer und brutaler Film, der Kinji Fukasaku auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft zeigt. Stilistisch und atmosphärisch ungemein dicht, gelegentlich ein wenig plakativ, erschafft Fukasaku einen der markantesten (Anti-)Helden der 1970er Jahre und zugleich auch einen der besten Yakuzafilme eben jenes Jahrzehnts.
8.5 von 10 Punkten = Überragend!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 05. 04. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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