Schauspieler
Ken Takakura (1931 - 2014)
Eine der großen Screen-Ikonen des Yakuza-Films und einer der respektiertesten Darsteller des japanischen Kinos.
Beinahe seine gesamte Kindheit verlebte Ken Takakura während des Krieges und sah bereits als Junge zahlreiche Revierkämpfe der örtlichen Yakuza, welche den Schwarzmarkt der Nachkriegsjahre kontrollierten. Er selbst hegte aber keine Pläne Yakuza zu werden und graduierte an der prestigeträchtigen Meiji Universität.
Beinahe seine gesamte Kindheit verlebte Ken Takakura während des Krieges und sah bereits als Junge zahlreiche Revierkämpfe der örtlichen Yakuza, welche den Schwarzmarkt der Nachkriegsjahre kontrollierten. Er selbst hegte aber keine Pläne Yakuza zu werden und graduierte an der prestigeträchtigen Meiji Universität.
Im Jahr 1955 wurde er überraschend bei einem New Faces-Contest der Toei Company entdeckt und debütierte ein Jahr später mit dem Film "Denko Karate Uchi".
Heute, mehr als 50 Jahre erfolgreicher Schauspiel-Karriere später, wird Takakura häufig als Clint Eastwood Japans oder aber als John Wayne Japans bezeichnet. Beide Bezeichnungen scheinen nicht wirklich akkurat. |
Es stimmt, dass Ken Takakura viele Jahre lang in seinen Rollen die konservativen Werte Japans zu bewahren schien und mit seiner stoischen und ehrenhaften Präsenz ein Idol für Millionen junger Japaner darstellte, so wie es auch John Wayne für die Amerikaner war.
Und es stimmt auch, dass sein würdevolles Alterswerk ihm in Japan ein ähnliches Maß an uneingeschränktem Respekt und tiefer Verehrung verschaffen konnte, wie jenes von Clint Eastwood.
Doch zumindest in den frühen Jahren war Ken Takakura ein wahrer Alleskönner, der sowohl Eastwood, als auch Wayne mit seiner Rollenvielfalt in den Schatten stellte. Er spielte komödiantische Salaryman, unwirsche Punks und feige Liebhaber und konnte sich so schnell einen Namen als talentierter Jungdarsteller machen.
Mitte der 1960er Jahre spezialisierte er sich dann auf die populären Ninkyo-Filme der Toei Studios. Filme über ehrenvolle Yakuza, die sich im stetigen Konflikt mit der Verpflichtung zu ihrem eigenen Ehrenkodex ("giri") und ihren menschlichen Gefühlen ("ninjo") befinden und den Kampf gegen die ehrlosen und profitgierigen Yakuza der Moderne antreten.
Erst war er vor allem in Rollen des zweiten Mannes an der Seite des großen Ninkyo-Superstars Koji Tsuruta zu sehen, doch 1965 gelang ihm mit dem finanziell äußerst erfolgreichen Ninkyo-/Gefängnisfilm-Hybrid Abashiri Prison der Durchbruch zu einer der größten Ikonen des Genres.
Noch 1965 sollte Abashiri Prison drei Fortsetzungen nach sich ziehen und die ganze Reihe bis 1972 nicht weniger als 18 Filme umfassen, wobei die ersten 10 Filme von dem profilierten Toei-Vertragsregisseur Teruo Ishii inszeniert wurden.
Im selben Jahr, welches auch den ersten Teil der Abashiri Prison-Reihe hervorbrachte, sollte Ken Takakura mit Brutal Tales of Chivalry noch einen weiteren großen Box Office-Erfolg erreichen. Bis 1972 umfasste die Brutal Tales Chivalry-Reihe insgesamt 9 Filme und half entscheidend mit, die Heldenpersönlichkeit von Ken Takakuras Charakteren zu schärfen.
Im Gegensatz zu Koji Tsuruta, der seinen Ninkyo-Helden einen Hauch von Melancholie verlieh und sie zu hoffnungslosen Romantikern werden lies, verkörperte Ken Takakura den Typus des tateyaku ("heroischer Hauptdarsteller"), der als einsamer Glückspieler durch das Japan der Meiji-Zeit wandert.
Einen stoischen und heroischer Helden also, der nur für seine Ehre und seinen Clan zu leben scheint und jeden Gegner mit gnadenloser Härte und dem Trademark-Spruch "shinde moraimasu" ("Bitte, stirb") niedermäht. Aber auch einen einsamen Wolf, der sich für den frevelhaften Weg der Gewalt entscheidet, anstelle den idealisierten Weg der Gewaltlosigkeit zu gehen und deshalb stets von einer gewissen Tragik umweht wird.
Frauen allerdings sind für seinen Ninkyo-Helden nur Hindernisse, naive Personifikation des ninjo, die ihn an der Erfüllung seiner Verpflichtungen zu seinem Yakuza-Clan hindern, so entscheidet er sich am Ende jedes Brutal Tales of Chivalry-Film gegen die Liebe zu seiner Angebeteten, meist gespielt von Junko Fuji, und für seinen seelenverwandten Yakuza-Bruder, stets gespielt von Ryo Ikebe, mit welchem er einen gnadenlosen Amoklauf im gegnerischen Lager startet.
Bei all der Härte blieb Takakura aber immer ein charismatischer und aufrichtiger Lead, dessen pure Seele und ehrenvoller Konservativismus unzähligen Japanern ein Vorbild war und vielen Jugendlichen erstmals eine Identifikationsfigur gab, die durch und durch die japanische Mentalität atmete.
Ich persönlich bevorzuge aber die Heldenfiguren von Junko Fuji und Koji Tsuruta, da jene ihren heroischen Helden wenigstens den Anschein von Facetten gaben und zudem weniger frauenfeindlich sind, während Takakuras Figuren oft etwas eindimensional und archetypisch gezeichnet wirken, doch auch ich kann der ehrenhaften Präsenz von Takakura nur Bewunderung entgegenbringen.
In seinen Filmen porträtiert er den Weg des "Ninkyo", der Ritterlichkeit, mit einer unerreichten Vollkommenheit. Seine Figuren atmen den pathetischen Geist des Genres aus jeder Pore und wenn er mit seiner typischen Eleganz und Gnadenlosigkeit sein Schwert in die Körper seiner verängstigten Feinde rammt, dann scheint es oft so, als tranfsormiere er vor unseren Augen zu einer wahren Leinwand-Legende.
Durch seine Englischkenntnisse bekam er auch die Chance seine Yakuza-Persönlichkeit in amerikanischen Filme darzustellen, etwa in Ridley Scotts "Black Rain" (1989) an der Seite vom Tomisaburo Wakayama oder in Sydney Pollacks "The Yakuza" (1975). Weitere Auftritte in amerikanischen Filmen hatte er zum Beispiel in Mr. Baseball (1992) und Robert Aldrichs "Too Late the Hero" (1970).
Auch im privaten Leben besaß er als strikter Abstinenzler und Workaholic etwas von der aufrichtigen Disziplin seiner Ninkyo-Filme, auch wenn er jedes Glücksspiel mied und frei heraus zugab, niemals ein Yakuza werden zu können und seiner Screen-Persönlichkeit nicht im geringsten zu ähneln.
Anfang der 1970er Jahre ging der Ninkyo-Film-Boom langsam zu Ende und als Takakuras Filme an den Kinokassen schwächelten, versuchte er sein Rollenrepertoire zu erweitern, etwa als Verbrecher in Junya Satos Katastrophenfilm "The Bullet Train" (1975) oder als Ex-Sträfling in Yoji Yamadas "The Yellow Handkerchief" (1977).
Doch es sollte seine Zusammenarbeit mit dem Ex-Yakuza-Regisseur Yasuo Furuhata sein, die ihn erneut zum gefeiterten Darsteller machen sollte. In Furuhatas Melodramen "Hotaru" (2001) und "Poppoya" (1999) verkörpert Takakura die Rollen von älteren und schweigsamen Männern und brachte eine neuartige Weisheit und Herzenswärme in seine Rollen ein, welche die Kritiker zu jenen Vergleichen mit Clint Eastwood verleiteten.
Für letzteren Film wurde Takakura förmlich mit Preisen überschüttet und seine Rolle in dem chinesischen Film "Riding Alone For Thousands Of Miles" (2005) von Zhang Yimou brachte ihm erstmals auch einige Aufmerksamkeit aus dem Westen ein und festigte seinen Ruf als Japans ehrenwerteste Screen-Ikone.
Nach einigen Jahren ohne Filmauftritte trat er 2012 im Film "Anata e" wieder vor die Kamera - erneut für Regisseur Yasuo Furuhata. Jetzt in seinem 8. Jahrzehnt scheint es so, als sei Takakura selbst zur Legende geworden.
Er erscheint reifer und weiser als die Heldenfiguren aus seinen Ninkyo-Film-Zeiten, aber besitzt die selbe Intensität und stoischen Integrität, welche ihn schon in seinen 30ern zu einer Legende des japanischen Kinos gemacht hatten.
Und es stimmt auch, dass sein würdevolles Alterswerk ihm in Japan ein ähnliches Maß an uneingeschränktem Respekt und tiefer Verehrung verschaffen konnte, wie jenes von Clint Eastwood.
Doch zumindest in den frühen Jahren war Ken Takakura ein wahrer Alleskönner, der sowohl Eastwood, als auch Wayne mit seiner Rollenvielfalt in den Schatten stellte. Er spielte komödiantische Salaryman, unwirsche Punks und feige Liebhaber und konnte sich so schnell einen Namen als talentierter Jungdarsteller machen.
Mitte der 1960er Jahre spezialisierte er sich dann auf die populären Ninkyo-Filme der Toei Studios. Filme über ehrenvolle Yakuza, die sich im stetigen Konflikt mit der Verpflichtung zu ihrem eigenen Ehrenkodex ("giri") und ihren menschlichen Gefühlen ("ninjo") befinden und den Kampf gegen die ehrlosen und profitgierigen Yakuza der Moderne antreten.
Erst war er vor allem in Rollen des zweiten Mannes an der Seite des großen Ninkyo-Superstars Koji Tsuruta zu sehen, doch 1965 gelang ihm mit dem finanziell äußerst erfolgreichen Ninkyo-/Gefängnisfilm-Hybrid Abashiri Prison der Durchbruch zu einer der größten Ikonen des Genres.
Noch 1965 sollte Abashiri Prison drei Fortsetzungen nach sich ziehen und die ganze Reihe bis 1972 nicht weniger als 18 Filme umfassen, wobei die ersten 10 Filme von dem profilierten Toei-Vertragsregisseur Teruo Ishii inszeniert wurden.
Im selben Jahr, welches auch den ersten Teil der Abashiri Prison-Reihe hervorbrachte, sollte Ken Takakura mit Brutal Tales of Chivalry noch einen weiteren großen Box Office-Erfolg erreichen. Bis 1972 umfasste die Brutal Tales Chivalry-Reihe insgesamt 9 Filme und half entscheidend mit, die Heldenpersönlichkeit von Ken Takakuras Charakteren zu schärfen.
Im Gegensatz zu Koji Tsuruta, der seinen Ninkyo-Helden einen Hauch von Melancholie verlieh und sie zu hoffnungslosen Romantikern werden lies, verkörperte Ken Takakura den Typus des tateyaku ("heroischer Hauptdarsteller"), der als einsamer Glückspieler durch das Japan der Meiji-Zeit wandert.
Einen stoischen und heroischer Helden also, der nur für seine Ehre und seinen Clan zu leben scheint und jeden Gegner mit gnadenloser Härte und dem Trademark-Spruch "shinde moraimasu" ("Bitte, stirb") niedermäht. Aber auch einen einsamen Wolf, der sich für den frevelhaften Weg der Gewalt entscheidet, anstelle den idealisierten Weg der Gewaltlosigkeit zu gehen und deshalb stets von einer gewissen Tragik umweht wird.
Frauen allerdings sind für seinen Ninkyo-Helden nur Hindernisse, naive Personifikation des ninjo, die ihn an der Erfüllung seiner Verpflichtungen zu seinem Yakuza-Clan hindern, so entscheidet er sich am Ende jedes Brutal Tales of Chivalry-Film gegen die Liebe zu seiner Angebeteten, meist gespielt von Junko Fuji, und für seinen seelenverwandten Yakuza-Bruder, stets gespielt von Ryo Ikebe, mit welchem er einen gnadenlosen Amoklauf im gegnerischen Lager startet.
Bei all der Härte blieb Takakura aber immer ein charismatischer und aufrichtiger Lead, dessen pure Seele und ehrenvoller Konservativismus unzähligen Japanern ein Vorbild war und vielen Jugendlichen erstmals eine Identifikationsfigur gab, die durch und durch die japanische Mentalität atmete.
Ich persönlich bevorzuge aber die Heldenfiguren von Junko Fuji und Koji Tsuruta, da jene ihren heroischen Helden wenigstens den Anschein von Facetten gaben und zudem weniger frauenfeindlich sind, während Takakuras Figuren oft etwas eindimensional und archetypisch gezeichnet wirken, doch auch ich kann der ehrenhaften Präsenz von Takakura nur Bewunderung entgegenbringen.
In seinen Filmen porträtiert er den Weg des "Ninkyo", der Ritterlichkeit, mit einer unerreichten Vollkommenheit. Seine Figuren atmen den pathetischen Geist des Genres aus jeder Pore und wenn er mit seiner typischen Eleganz und Gnadenlosigkeit sein Schwert in die Körper seiner verängstigten Feinde rammt, dann scheint es oft so, als tranfsormiere er vor unseren Augen zu einer wahren Leinwand-Legende.
Durch seine Englischkenntnisse bekam er auch die Chance seine Yakuza-Persönlichkeit in amerikanischen Filme darzustellen, etwa in Ridley Scotts "Black Rain" (1989) an der Seite vom Tomisaburo Wakayama oder in Sydney Pollacks "The Yakuza" (1975). Weitere Auftritte in amerikanischen Filmen hatte er zum Beispiel in Mr. Baseball (1992) und Robert Aldrichs "Too Late the Hero" (1970).
Auch im privaten Leben besaß er als strikter Abstinenzler und Workaholic etwas von der aufrichtigen Disziplin seiner Ninkyo-Filme, auch wenn er jedes Glücksspiel mied und frei heraus zugab, niemals ein Yakuza werden zu können und seiner Screen-Persönlichkeit nicht im geringsten zu ähneln.
Anfang der 1970er Jahre ging der Ninkyo-Film-Boom langsam zu Ende und als Takakuras Filme an den Kinokassen schwächelten, versuchte er sein Rollenrepertoire zu erweitern, etwa als Verbrecher in Junya Satos Katastrophenfilm "The Bullet Train" (1975) oder als Ex-Sträfling in Yoji Yamadas "The Yellow Handkerchief" (1977).
Doch es sollte seine Zusammenarbeit mit dem Ex-Yakuza-Regisseur Yasuo Furuhata sein, die ihn erneut zum gefeiterten Darsteller machen sollte. In Furuhatas Melodramen "Hotaru" (2001) und "Poppoya" (1999) verkörpert Takakura die Rollen von älteren und schweigsamen Männern und brachte eine neuartige Weisheit und Herzenswärme in seine Rollen ein, welche die Kritiker zu jenen Vergleichen mit Clint Eastwood verleiteten.
Für letzteren Film wurde Takakura förmlich mit Preisen überschüttet und seine Rolle in dem chinesischen Film "Riding Alone For Thousands Of Miles" (2005) von Zhang Yimou brachte ihm erstmals auch einige Aufmerksamkeit aus dem Westen ein und festigte seinen Ruf als Japans ehrenwerteste Screen-Ikone.
Nach einigen Jahren ohne Filmauftritte trat er 2012 im Film "Anata e" wieder vor die Kamera - erneut für Regisseur Yasuo Furuhata. Jetzt in seinem 8. Jahrzehnt scheint es so, als sei Takakura selbst zur Legende geworden.
Er erscheint reifer und weiser als die Heldenfiguren aus seinen Ninkyo-Film-Zeiten, aber besitzt die selbe Intensität und stoischen Integrität, welche ihn schon in seinen 30ern zu einer Legende des japanischen Kinos gemacht hatten.
Filme:
A Fugitive from the Past (1965): 9 von 10 Punkten
Abashiri Prison (1965): 8 von 10 Punkten
Abashiri Prison Continued (1965): 5 von 10 Punkten
Brutal Tales of Chivalry (1965): 7 von 10 Punkten
Abashiri Prison: Longing for Home (1965): 6 von 10 Punkten
Brutal Tales of Chivalry 2 (1966): 6 von 10 Punkten
Brutal Tales of Chivalry 3: The Lone Wolf (1966): 6.5 von 10 Punkten
Brutal Tales of Chivalry 4: Blood Stained Tattoo (1967): 6.5 von 10 Punkten
Red Peony Gambler (1968): 7.5 von 10 Punkten
Samurai Geisha (1969): 7 von 10 Punkten
Brutal Tales of Chivalry 5 (1969): 7 von 10 Punkten
Red Peony Gambler 3: Flower Cards Match (1969): 8 von 10 Punkten
Red Peony Gambler 4 (1969): 6.5 von 10 Punkten
The Red Cherry Blossom Family (1972): 7.5 von 10 Punkten
Abashiri Prison (1965): 8 von 10 Punkten
Abashiri Prison Continued (1965): 5 von 10 Punkten
Brutal Tales of Chivalry (1965): 7 von 10 Punkten
Abashiri Prison: Longing for Home (1965): 6 von 10 Punkten
Brutal Tales of Chivalry 2 (1966): 6 von 10 Punkten
Brutal Tales of Chivalry 3: The Lone Wolf (1966): 6.5 von 10 Punkten
Brutal Tales of Chivalry 4: Blood Stained Tattoo (1967): 6.5 von 10 Punkten
Red Peony Gambler (1968): 7.5 von 10 Punkten
Samurai Geisha (1969): 7 von 10 Punkten
Brutal Tales of Chivalry 5 (1969): 7 von 10 Punkten
Red Peony Gambler 3: Flower Cards Match (1969): 8 von 10 Punkten
Red Peony Gambler 4 (1969): 6.5 von 10 Punkten
The Red Cherry Blossom Family (1972): 7.5 von 10 Punkten
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