Velvet Hustler (1967)
Ein Film von Toshio Masuda
Bewertung: 8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Kurenai no nagareboshi
Genre: Yakuza-Eiga, Mukokuseki-Eiga, Seishun-Eiga
Regie: Toshio Masuda
Darsteller: Tetsuya Watari (Goro), Ruriko Asaoka (Keiko Shirakawa), Jo Shishido, Ryotaro Sugi, Kayo Matsuo (Yukari), Chiyo Okumura, Tatsuya Fuji, Masahiko Tanimura
Drehbuch: Toshio Masuda, Kaneko Ikegami
Kamera: Kurataro Takamura
Musik: Hajime Kaburagi
Nikkatsu, 97 Minuten, Color
Kurenai no nagareboshi
Genre: Yakuza-Eiga, Mukokuseki-Eiga, Seishun-Eiga
Regie: Toshio Masuda
Darsteller: Tetsuya Watari (Goro), Ruriko Asaoka (Keiko Shirakawa), Jo Shishido, Ryotaro Sugi, Kayo Matsuo (Yukari), Chiyo Okumura, Tatsuya Fuji, Masahiko Tanimura
Drehbuch: Toshio Masuda, Kaneko Ikegami
Kamera: Kurataro Takamura
Musik: Hajime Kaburagi
Nikkatsu, 97 Minuten, Color
In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre befanden sich die Nikkatsu-Studios in einer schweren finanziellen Krise. Die dort am Fließband produzierten „grenzenlosen Actionfilme“ („mukokuseki akushon“), auf den Jugendmarkt zugeschnittene Actionfilme in westlich anmutenden Kulissen, schwächelten an den Kinokassen und selbst große Studiostars wie Yujiro Ishihara vermochten es nicht, den Abwärtstrend an den Kinokassen aufzuhalten.
In einem verzweifelten Versuch, die Box-Office-Einnahmen zu erhöhen, richteten die Nikkatsu-Studios eine Reihe von New Faces-Contests aus, um einen neuen Studio-Star zu finden, der für frischen Wind an den Kinokassen sorgen könnte. Mit Tetsuya Watari fand man einen solchen Jungdarsteller, der mit seiner nonchalanten, lässigen Art und einem Hauch von Melancholie in seiner Ausstrahlung schnell zum Jugend-Idol aufstieg.
In der Folgezeit wurden zahlreiche Remakes von erfolgreichen Star-Vehikeln von Yujiro Ishihara mit Tetsuya Watari in der Hauptrolle produziert, darunter auch der vorliegende Film „Velvet Hustler, welchen Regisseur Toshio Masuda nach seinem eigenen Erfolgshit „Red Quay“ (1958) neu verfilmte.
Da der Originalfilm aber genretypisch weniger ein actiongeladener Yakuza-Film als ein stimmungsgetriebener Jugendfilm, der viel Wert auf seine dichte, zeitgenößische Atmosphäre legte, war, entschied sich Masuda, ihn nicht einfach Szene für Szene nachzustellen, sondern den Geist des neuen Jahrzehnts, der Swinging Sixties, zu treffen.
Doch mehr noch als die Atmosphäre atmet auch der neue Hauptcharakter Goro, gespielt von Tetsuya Watari, den Geist der 1960er Jahre. Ihn modelte Masuda nach Jean-Paul Belmondos Charakter in Godards legendärem "Breathless", änderte ihn aber auch entsprechend nach Tetsuya Wataris Rollenprofil.
Das Ergebnis ist ein sorgenfreier und amoralischer Freigeist, der in seiner leichtfüßigen Brutalität die legendäre Figur des Alex Delarge aus Kubricks "A Clockwork Orange" (1971) vorweg zu nehmen scheint und damit erstaunlicherweise zugleich auch die Rückkehr zur Stimmung der Taiyozoku-Sonnenjugendfilme aus den 1950er Jahren rekapituliert.
Story:
Goro (Tetsuya Watari) arbeitet als Killer für einen Tokyoer Yakuza-Clan und tötet auf dessen Befehl einen verfeindeten Yakuza-Boss. Um den Häschern des Yakuza-Boss zu entgehen, beschließt er, sich in der Hafenstadt Kobe zu verstecken, wo er schon bald in Langweile und Agonie verfällt, aus der ihn nicht einmal seine notorisch eifersüchtige Freundin Yukari (Kayo Matsuo) herauszuholen vermag. Zur selben Zeit reist Keiko Shirakawa (Ruriko Asaoka), die Witwe des verstorbenen Yakuza-Bosses, nach Kobe, um den Leichnam des Ehemanns zu besichtigen. Zufällig begegnet sie dabei Goro, der sogleich versucht, Keiko mit schönen Worten ins Bett zu locken. Doch Keiko durchschaut seine Avancen schnell, verbringt aber willig Zeit mit Goro, da sie ihn faszinierend findet. Dabei ahnt sie jedoch nicht, dass Goros Leben bereits verwirkt zu sein scheint, denn ein professioneller Killer (Jo Shishido) wurde ausgeschickt, um Goros Treiben ein gewaltsames Ende zu bereiten...
Kritik:
"Velvet Hustler" kann man am ehesten als ein Stimmungsstück bezeichnen. Durch die simple Story gewinnt der Film eine bemerkenswerte Lockerheit und Freimütigkeit, letztlich dient die Handlung sowieso nur als Aufhänger, um die poppige Atmosphäre der Swingin Sixties zu zeichnen. Wie bei einem "grenzenlosen Actionfilm" üblich, mögen die Menschen und ihre Sprache vielleicht japanisch sein, aber die Schauplätze des Films wirken bewusst international und modern.
Insofern wirkt die Verortung in der Hafenstadt Kobe mit ihren zahlreichen düsteren, von Neonlicht durchflutenden Nachklubs auch wie geschaffen für den Style des Films, indem sich coole Gangster und Barmädchen in modischen Klamotten tummeln und ein angenehmer Low-Key Jazz-Soundtrack mit Saxophon-, Flöten- und Pfeiftönen die Luft erfüllt.
Unser Hauptcharakter trägt mit seinem melodischen Pfeifen selbst zu seiner Titelmelodie bei - ein typisches Charakteristikum der Filme mit Tetsuya Watari (siehe etwa Tokyo Drifter) - und auch sonst steht seine Figur ganz im Zentrum des Films. Tetsuya Watari spielt seinen Goro mit unendlich lässiger Coolness, herausfordernder Nonchalance und einem bemerkenswerten Charisma, welche ihn zum Vorbild für sein junges Umfeld machen.
In einer besonders coolen Szene schlendert er betont lässig zum Tanzfeld eines Nachtklubs und beginnt einen geradezu lächerlich minimalistischen Tanz, bestehend aus stetigem Auf- und Abhüpfen im Takt der Musik, vorzuführen. Nur kurz danach beginnen ihn alle Tanzenden zu imitieren und hüpfen monoton im Takt der Musik, was unser Held mit einem triumphierenden Lächeln quittiert.
Doch Goro ist gewiss kein leichtherziges Jugendidol, sondern innerlich ein von ewiger Agonie geplagter Mann, den selbst der Sex mit seiner dauereifersüchtigen Freundin langweilt. Zudem trinkt er zuviel und gerät häufig in Schlägerein mit anderen Yakuza und unfreundlichen Amerikanern. Aus diesem Charakterzug resultiert auch eine amoralische Ader und eine große kriminelle Energie, die ihn sogar einen Mord ohne mit der Wimper zu zucken und munter pfeifend ausführen lässt.
Diese sorgenfreie, beinahe unbedarfte Skrupellosigkeit lässt unseren Goro wie eine weniger sadistisch, aber vielleicht sogar noch gefährlichere Yakuza-Version von Malcom McDowells Alex wirken, ist aber ein Relikt aus den Taiyozoku-Sonnenjugend-Filmen der 1950er Jahre, in welchen amoralische Jugendliche, deren Zeitvertreib nur noch aus Sex und Drogen zu bestehen schien, porträtiert wurden.
Regisseur Toshio Masuda räumt ein, dass er seine Yakuza-Filme immer schon mehr als Jugendfilme sah, in denen unbedarfte Jugendliche auf die schiefe Bahn geraten und geradewegs in den eigenen Untergang schlittern. In einem Film wie "Velvet Hustler" zeigt sich dieser Einfluss sehr deutlich. Insofern umweht unseren Helden auch immer ein Hauch von Melancholie und existentieller Angst, die sich in einem tragischen Finale dann auch bestätigen.
Doch Velvet Hustler hat auch Elemente eines tragischen Liebesfilms, wenn Ruriko Asaokas Charakter im zweiten Drittel der Handlung auftaucht und Goro versucht, sie ins Bett zu kriegen. Ruriko Asaoka ist dabei keine schwache und sentimentale Liebesinteresse, wie sie in den Ninkyo-Filmen der Toei Company so zahlreich auftreten, sondern eine kluge und zynische Frau, welche die wahren Intentionen Goros, die er vorsorglich hinter seinem Charme verbirgt, sofort durchschaut.
Weil sie jedoch auch jene typische Agonie eines reichen Mädchens besitzt, macht sie Goro zu ihrem Begleiter und eine Liebesgeschichte, die den restlichen Film ausmacht, entspinnt sich zwischen den Beiden. Die Chemie der Hauptdarsteller ist dabei hevorragend, ihre Dialoge pointieren beinahe auf dem Niveau einer Screw-Ball-Comedy und Toshio Masuda inszeniert mit seinem charakteristischen Gefühl für Stimmung und Romantik (sein "Red Handkerchief" (1964) wird zum Beispiel häufig als japanisches "Casablanca" bezeichnet).
Auch dabei ist Jo Shishido, dessen Auftritt als ständig aus dem Nichts auftauchender Killer beinahe selbstparodistischen Charakter erreicht und so, trotz seiner Kürze und mangelnden Tiefe, nicht verschenkt ist. Neben ihm agieren auch andere profilierte Nikkatsu-Vertragsdarsteller wie Kayo Matsuo oder Tatsuya Fuji, wobei alle Charaktere mit Ausnahme der Hauptfiguren eher flach und wenig prägnant bleiben.
"Velvet Hustler" ist eben ein Stimmungsstück, welches ganz auf seinen ambivalenten Hauptcharakter zugeschnitten ist. Ein amoralischer Jugendfilm im Gewand eines Yakuza-Films mit einem starken Gefühl für die bunte Atmosphäre der 1960er Jahre. Wer sich auf das langsame Tempo und die marginale Story einlässt, der wird zweifellos mit einem "sehr guten" Film belohnt. Kein Wunder also, dass der Film ein großer Erfolg wurde und Tetsuya Watari in den Status eines Stars beförderte.
Im folgenden Jahr sollte er mit Gangster VIP einen weiteren Großerfolg landen und damit endgültig zum Superstar aufsteigen, wobei auch er den finanziellen Abstieg der Nikkatsu letztendlich nicht aufhalten konnte. Doch in "Velvet Hustler" schuf er einen einflussreichen Trademark-Charakter. Eine Figur, deren Nihilismus und Lässigkeit ihn nicht zuletzt zum perfekten Kandidaten für die Verkörperung des ultimativen selbstzerstörerischen Yakuza erscheinen lässt, wie er ihn später in den Jitsuroku-Eiga ("dokumentarisch wahrer Yakuza-Film") eines Kinji Fukasakus wie Graveyard of Honor (1975) verkörpern sollte.
Fazit:
Velvet Hustler ist ein Jugendfilm im Gewand eines handelsüblichen Yakuza-Films, der durch sein hervorragendes Einfangen der Atmosphäre der Swingin Sixties und durch seinen amoralischen und ikonischen Hauptcharakter besticht.
8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 23. 08. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
In einem verzweifelten Versuch, die Box-Office-Einnahmen zu erhöhen, richteten die Nikkatsu-Studios eine Reihe von New Faces-Contests aus, um einen neuen Studio-Star zu finden, der für frischen Wind an den Kinokassen sorgen könnte. Mit Tetsuya Watari fand man einen solchen Jungdarsteller, der mit seiner nonchalanten, lässigen Art und einem Hauch von Melancholie in seiner Ausstrahlung schnell zum Jugend-Idol aufstieg.
In der Folgezeit wurden zahlreiche Remakes von erfolgreichen Star-Vehikeln von Yujiro Ishihara mit Tetsuya Watari in der Hauptrolle produziert, darunter auch der vorliegende Film „Velvet Hustler, welchen Regisseur Toshio Masuda nach seinem eigenen Erfolgshit „Red Quay“ (1958) neu verfilmte.
Da der Originalfilm aber genretypisch weniger ein actiongeladener Yakuza-Film als ein stimmungsgetriebener Jugendfilm, der viel Wert auf seine dichte, zeitgenößische Atmosphäre legte, war, entschied sich Masuda, ihn nicht einfach Szene für Szene nachzustellen, sondern den Geist des neuen Jahrzehnts, der Swinging Sixties, zu treffen.
Doch mehr noch als die Atmosphäre atmet auch der neue Hauptcharakter Goro, gespielt von Tetsuya Watari, den Geist der 1960er Jahre. Ihn modelte Masuda nach Jean-Paul Belmondos Charakter in Godards legendärem "Breathless", änderte ihn aber auch entsprechend nach Tetsuya Wataris Rollenprofil.
Das Ergebnis ist ein sorgenfreier und amoralischer Freigeist, der in seiner leichtfüßigen Brutalität die legendäre Figur des Alex Delarge aus Kubricks "A Clockwork Orange" (1971) vorweg zu nehmen scheint und damit erstaunlicherweise zugleich auch die Rückkehr zur Stimmung der Taiyozoku-Sonnenjugendfilme aus den 1950er Jahren rekapituliert.
Story:
Goro (Tetsuya Watari) arbeitet als Killer für einen Tokyoer Yakuza-Clan und tötet auf dessen Befehl einen verfeindeten Yakuza-Boss. Um den Häschern des Yakuza-Boss zu entgehen, beschließt er, sich in der Hafenstadt Kobe zu verstecken, wo er schon bald in Langweile und Agonie verfällt, aus der ihn nicht einmal seine notorisch eifersüchtige Freundin Yukari (Kayo Matsuo) herauszuholen vermag. Zur selben Zeit reist Keiko Shirakawa (Ruriko Asaoka), die Witwe des verstorbenen Yakuza-Bosses, nach Kobe, um den Leichnam des Ehemanns zu besichtigen. Zufällig begegnet sie dabei Goro, der sogleich versucht, Keiko mit schönen Worten ins Bett zu locken. Doch Keiko durchschaut seine Avancen schnell, verbringt aber willig Zeit mit Goro, da sie ihn faszinierend findet. Dabei ahnt sie jedoch nicht, dass Goros Leben bereits verwirkt zu sein scheint, denn ein professioneller Killer (Jo Shishido) wurde ausgeschickt, um Goros Treiben ein gewaltsames Ende zu bereiten...
Kritik:
"Velvet Hustler" kann man am ehesten als ein Stimmungsstück bezeichnen. Durch die simple Story gewinnt der Film eine bemerkenswerte Lockerheit und Freimütigkeit, letztlich dient die Handlung sowieso nur als Aufhänger, um die poppige Atmosphäre der Swingin Sixties zu zeichnen. Wie bei einem "grenzenlosen Actionfilm" üblich, mögen die Menschen und ihre Sprache vielleicht japanisch sein, aber die Schauplätze des Films wirken bewusst international und modern.
Insofern wirkt die Verortung in der Hafenstadt Kobe mit ihren zahlreichen düsteren, von Neonlicht durchflutenden Nachklubs auch wie geschaffen für den Style des Films, indem sich coole Gangster und Barmädchen in modischen Klamotten tummeln und ein angenehmer Low-Key Jazz-Soundtrack mit Saxophon-, Flöten- und Pfeiftönen die Luft erfüllt.
Unser Hauptcharakter trägt mit seinem melodischen Pfeifen selbst zu seiner Titelmelodie bei - ein typisches Charakteristikum der Filme mit Tetsuya Watari (siehe etwa Tokyo Drifter) - und auch sonst steht seine Figur ganz im Zentrum des Films. Tetsuya Watari spielt seinen Goro mit unendlich lässiger Coolness, herausfordernder Nonchalance und einem bemerkenswerten Charisma, welche ihn zum Vorbild für sein junges Umfeld machen.
In einer besonders coolen Szene schlendert er betont lässig zum Tanzfeld eines Nachtklubs und beginnt einen geradezu lächerlich minimalistischen Tanz, bestehend aus stetigem Auf- und Abhüpfen im Takt der Musik, vorzuführen. Nur kurz danach beginnen ihn alle Tanzenden zu imitieren und hüpfen monoton im Takt der Musik, was unser Held mit einem triumphierenden Lächeln quittiert.
Doch Goro ist gewiss kein leichtherziges Jugendidol, sondern innerlich ein von ewiger Agonie geplagter Mann, den selbst der Sex mit seiner dauereifersüchtigen Freundin langweilt. Zudem trinkt er zuviel und gerät häufig in Schlägerein mit anderen Yakuza und unfreundlichen Amerikanern. Aus diesem Charakterzug resultiert auch eine amoralische Ader und eine große kriminelle Energie, die ihn sogar einen Mord ohne mit der Wimper zu zucken und munter pfeifend ausführen lässt.
Diese sorgenfreie, beinahe unbedarfte Skrupellosigkeit lässt unseren Goro wie eine weniger sadistisch, aber vielleicht sogar noch gefährlichere Yakuza-Version von Malcom McDowells Alex wirken, ist aber ein Relikt aus den Taiyozoku-Sonnenjugend-Filmen der 1950er Jahre, in welchen amoralische Jugendliche, deren Zeitvertreib nur noch aus Sex und Drogen zu bestehen schien, porträtiert wurden.
Regisseur Toshio Masuda räumt ein, dass er seine Yakuza-Filme immer schon mehr als Jugendfilme sah, in denen unbedarfte Jugendliche auf die schiefe Bahn geraten und geradewegs in den eigenen Untergang schlittern. In einem Film wie "Velvet Hustler" zeigt sich dieser Einfluss sehr deutlich. Insofern umweht unseren Helden auch immer ein Hauch von Melancholie und existentieller Angst, die sich in einem tragischen Finale dann auch bestätigen.
Doch Velvet Hustler hat auch Elemente eines tragischen Liebesfilms, wenn Ruriko Asaokas Charakter im zweiten Drittel der Handlung auftaucht und Goro versucht, sie ins Bett zu kriegen. Ruriko Asaoka ist dabei keine schwache und sentimentale Liebesinteresse, wie sie in den Ninkyo-Filmen der Toei Company so zahlreich auftreten, sondern eine kluge und zynische Frau, welche die wahren Intentionen Goros, die er vorsorglich hinter seinem Charme verbirgt, sofort durchschaut.
Weil sie jedoch auch jene typische Agonie eines reichen Mädchens besitzt, macht sie Goro zu ihrem Begleiter und eine Liebesgeschichte, die den restlichen Film ausmacht, entspinnt sich zwischen den Beiden. Die Chemie der Hauptdarsteller ist dabei hevorragend, ihre Dialoge pointieren beinahe auf dem Niveau einer Screw-Ball-Comedy und Toshio Masuda inszeniert mit seinem charakteristischen Gefühl für Stimmung und Romantik (sein "Red Handkerchief" (1964) wird zum Beispiel häufig als japanisches "Casablanca" bezeichnet).
Auch dabei ist Jo Shishido, dessen Auftritt als ständig aus dem Nichts auftauchender Killer beinahe selbstparodistischen Charakter erreicht und so, trotz seiner Kürze und mangelnden Tiefe, nicht verschenkt ist. Neben ihm agieren auch andere profilierte Nikkatsu-Vertragsdarsteller wie Kayo Matsuo oder Tatsuya Fuji, wobei alle Charaktere mit Ausnahme der Hauptfiguren eher flach und wenig prägnant bleiben.
"Velvet Hustler" ist eben ein Stimmungsstück, welches ganz auf seinen ambivalenten Hauptcharakter zugeschnitten ist. Ein amoralischer Jugendfilm im Gewand eines Yakuza-Films mit einem starken Gefühl für die bunte Atmosphäre der 1960er Jahre. Wer sich auf das langsame Tempo und die marginale Story einlässt, der wird zweifellos mit einem "sehr guten" Film belohnt. Kein Wunder also, dass der Film ein großer Erfolg wurde und Tetsuya Watari in den Status eines Stars beförderte.
Im folgenden Jahr sollte er mit Gangster VIP einen weiteren Großerfolg landen und damit endgültig zum Superstar aufsteigen, wobei auch er den finanziellen Abstieg der Nikkatsu letztendlich nicht aufhalten konnte. Doch in "Velvet Hustler" schuf er einen einflussreichen Trademark-Charakter. Eine Figur, deren Nihilismus und Lässigkeit ihn nicht zuletzt zum perfekten Kandidaten für die Verkörperung des ultimativen selbstzerstörerischen Yakuza erscheinen lässt, wie er ihn später in den Jitsuroku-Eiga ("dokumentarisch wahrer Yakuza-Film") eines Kinji Fukasakus wie Graveyard of Honor (1975) verkörpern sollte.
Fazit:
Velvet Hustler ist ein Jugendfilm im Gewand eines handelsüblichen Yakuza-Films, der durch sein hervorragendes Einfangen der Atmosphäre der Swingin Sixties und durch seinen amoralischen und ikonischen Hauptcharakter besticht.
8 von 10 Punkten = Sehr gut!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 23. 08. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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