Cruel Story of the Shogunate's Downfall (1964)
Ein Film von Tai Kato
Bewertung: 8.5 von 10 Punkten = Überragend!
Bakamatsu zankoku monogatari
Genre: Jidai-geki, zongoku jidai-geki
Regie: Tai Kato
Darsteller: Hashizo Okawa (Saburo Enami), Ryohei Uchida (Susumu Yamazaki), Ryutaro Otomo, Junko Fuji (Sato), Choichiro Kawarazaki (Soji Okita), Isao Kimura, Takeya Nakamura (Isami Kondo), Ko Nishimura, Rin'ichi Yamamoto, Akira Shioji, Noburo Chiba, Tankai Hataka, Koshiro Harada, Sayuri Tachibana, Kantaro Suga Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Takeo Kunihiro
Kamera: Juhei Suzuki
Musik: Hikaru Hayashi
Toei Company, 99 Minuten, B/W
Bakamatsu zankoku monogatari
Genre: Jidai-geki, zongoku jidai-geki
Regie: Tai Kato
Darsteller: Hashizo Okawa (Saburo Enami), Ryohei Uchida (Susumu Yamazaki), Ryutaro Otomo, Junko Fuji (Sato), Choichiro Kawarazaki (Soji Okita), Isao Kimura, Takeya Nakamura (Isami Kondo), Ko Nishimura, Rin'ichi Yamamoto, Akira Shioji, Noburo Chiba, Tankai Hataka, Koshiro Harada, Sayuri Tachibana, Kantaro Suga Gesamten Cast anzeigen...
Drehbuch: Takeo Kunihiro
Kamera: Juhei Suzuki
Musik: Hikaru Hayashi
Toei Company, 99 Minuten, B/W
War die Shinsengumi eine Gruppe tragischer Helden, die
ehrenvoll gegen die Verwestlichung Japans ankämpften oder eine Bande
skrupelloser Mörder, die für ihre politischen Zwecke den Tod unschuldiger
Menschen in Kauf nahmen? Glaubt man Regisseur Tai Kato, so ist letzteres der
Fall und diese paramilitärische Einheit feudalistisch gesinnter Ronin ein
grausamer und verdammenswerter Haufen, in dessen Reihen die eigene
Individualität radikal unterdrückt wurde.
Cruel Story of the Shogunate's Downfall ist demnach ein Film, der von einer in den 1960er Jahren populären Welle an sogenannten zongoku jidai mono, Jidai-geki, welche die Heuchelei und die Grausamkeit des ritterlichen Ehrenkodex der Samurai anklagten, profitiert. Zwei Jahre zuvor hatte Masaki Kobayashi diese (zweite) Welle mit seinem zutiefst regimekritischen Meisterwerk Harakiri losgetreten und so nutzte auch der profilierte Toei-Vertragsregisseur Tai Kato die vorläufige Popularität dieser Filme um seine Version der Shinsengumi zu erzählen.
Im Jahre 1964 durchaus eine kleine Revolution, war Cruel Tales of the Shogunate`s Downfall doch einer der ersten Filme, die der Shinsengumi ihre Ehrenhaftigkeit abstritten und einen realistischen Einblick in den Alltag einer paramilitärischen Einheit warfen.
Story:
Das Jahr 1864: Beim sogenannten Ikedaya-Vorfall tötet die Shinsengumi 7 Rebellen und nimmt 23 weitere Gefangen. Damit erreicht sie den vorläufigen Höhepunkt ihres berüchtigten Ruhms und erfährt ständig wachsenden Zulauf an jungen Rekruten. Auch Enami Saburo (Hashizo Okawa) will sich der paramilitärischen Einheit anschließen, doch sein verherrlichender Blick auf die Shinsengumi wird schon bald auf eine harte Probe gestellt. Neue Mitglieder werden nur aufgenommen, wenn sie einen Zweikampf bis zum Tod ausfechten und selbst bei bestandener Prüfung ist die Ausbildung äußerst hart und brutal. Zuerst wird Enami als zu schwach für die Shinsengumi eingestuft, doch als er sich vor versammelter Menge ein Messer in den Magen stößt, zeigt sich die Shinsengumi von seiner Tat beeindruckt und er wird aufgenommen. Der Beginn eines Martyriums bestehend aus Gewalt und Korruption, in dem Enami verzweifelt versucht, seine Menschlichkeit zu bewahren.
Kritik:
Am Anfang ist unser Protgonist Enami Saburo noch ein unbescholtener und naiver Sympathieträger, der sich voller Enthusiasmus der Shinsengumi anschließen will. Als er dem brutalen Aufnahmeritual der eiskalten Shinsengumi-Mitglieder beiwohnt, muss er sich übergeben und wird schließlich doch in die Reihen seiner „Idole“ aufgenommen. Über die restliche Laufzeit des Films wohnen wir dann seiner Ausbildung bei, die aus dem unbedarften Jüngling Schritt für Schritt einen eiskalten Killer macht, der schließlich ohne mit der Wimper zu zucken vermeintliche Verräter der Organisation exekutiert.
Die Besetzung Enami Saburos mit Hashizo Okawa ist überraschend, doch er trägt den Film mühelos. Vom weichlichen Idol der leichtherzigen Toei Entertainment-Film der 1950er Jahre hat er sich zu einem echten Charakterkopf gewandelt, der eine energetische und intensive Performance abliefert. Neben ihm überzeugt unter anderem auch Ko Nishimura als psychopathischer und cholerischer Offizier der Shinsengumi Hijikata Toshizo und Junko Fuji, zwischen der und Enami sich eine tragische Liebesgeschichte entwickelt, die dem Finale eine tief bewegende Note gibt.
Denn Enamis Schicksal ist verdammt und mit ihm die gesamte Shinsenngumi, die mit der Zeit immer mehr zu einer paranoiden und entmenschlichten Organisation wird, die ihre ehrenvolle Ziele vom Kampf gegen die westlichen Mächte aus den Augen verliert und lieber Jagd auf feindliche Auswüchse in den eigenen Reihe macht.
Inszenatorisch setzt Tai Kato dabei aus seine charakteristischen niedrigen Kamerapositionen und genau ausgeklügelte Bildersprache, die dem Film mit Hilfe von Kameramann Juhei Suzuki eine messerscharfe visuelle Brillanz verleiht, die jeglichen Ballast an visuellen Reizen einfach ausmerzt. Zudem wählt Tai Kato immer wieder kluge Bildkomposition, etwa wenn die Kamera bei einer Exektuion stetig um den verzweifelten Kopf des Opfers kreist, die unerbittlich den moralischen Verfall der Ronin porträtieren. Diese Schärfe der Bilder unterstützt dabei perfekt den kritischen und desillusionierten Blick auf die feudale Kriegerkaste alten Japans.
Schon zu Anfang, wenn Enami Saburo Harakiri-Versuch zur öffentlichen Belustigung der Ronin wird, macht er ganz klar, dass so etwas wie Ehre und ein in schönen Worten verfasster Kodex in einer paramilitärischen Einheit nur Schall und Rauch sind und das solche Organisationen innerlich von Machtkämfen und rüden Sitten zerfressen ist.
Später wird der Film dann immer blutiger und wenn am Ende der schwer verletzte Enami den Kampf gegen seine einstigen Helden antritt, dann wohnen wir einem der realistischsten Kämpfe der Jidai-geki-Geschichte bei, der mit seinen grunzenden und stolpernden Kämpfern meilenweit von den eleganten und stilisierten Kämpfen eines Chambara-Film, wie den Zatoichi-Filmen, entfernt ist.
Doch der Charakter des Enami Saburo ist mehr als nur eine symbolische Opferrolle, welche die moralische Verkommenheit der Shinsengumi aufdecken soll. Gegen Ende serviert Tai Kato uns einen Plot-Twist, der ihn in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt. Leider untergräbt dieses Ende den realistischen Ton des Films ein wenig. Es wirkt etwas an den Haaren herbeigezogen und nimmt eine tragische Wendung, die jedoch für den düsteren Aufbau des restlichen Film nicht wirklich zielführend wirkt.
Doch erneut holt diese Finale eine exzellente Schauspielleistung aus Hashizo Okawa heraus, so dass sich sein manisches Lachen bei der Enthüllung seiner wahren Motive zwangsläufig in das Gehirn des Zuschauers einbrennt. Er stirbt ein sinnlosen Tod und erweist sich zu guter Letzt als tragische Figur, die auch einer der eiskalten Mörder geworden ist, welche er versucht zu bekämpfen.
Zusätzlich unterstützt von dem minimalistischen und intensiven Soundtrack von Meisterkomponist Hikaru Hayashi ergibt das einen kleinen, vergessenen Klassiker des Samurafilms. Für ein Meisterwerk fehlt ein durchdachteres Ende, doch Cruel Tales of the Shogunate’s Downfall ist nahe dran und offenbart Regisseur Tai Kato erneut als einen der sträflichst übersehnen Meisterregisseure des japanischen Kinos.
Fazit:
Cruel Tale of the Shogunate`s Downfall ist ein düsterer und realistischer Einblick in die entmenschlichenden Ausbildung der Shinsengumi, welcher durch eine kluge Bildersprache und einen minimalistischen Soundtrack formal voll überzeugt. Allein das Ende wirkt etwas unausgegoren und schmälert das kleine Meisterwerk ein wenig.
8.5 von 10 Punkten = Überragend!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 28. 04. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Cruel Story of the Shogunate's Downfall ist demnach ein Film, der von einer in den 1960er Jahren populären Welle an sogenannten zongoku jidai mono, Jidai-geki, welche die Heuchelei und die Grausamkeit des ritterlichen Ehrenkodex der Samurai anklagten, profitiert. Zwei Jahre zuvor hatte Masaki Kobayashi diese (zweite) Welle mit seinem zutiefst regimekritischen Meisterwerk Harakiri losgetreten und so nutzte auch der profilierte Toei-Vertragsregisseur Tai Kato die vorläufige Popularität dieser Filme um seine Version der Shinsengumi zu erzählen.
Im Jahre 1964 durchaus eine kleine Revolution, war Cruel Tales of the Shogunate`s Downfall doch einer der ersten Filme, die der Shinsengumi ihre Ehrenhaftigkeit abstritten und einen realistischen Einblick in den Alltag einer paramilitärischen Einheit warfen.
Story:
Das Jahr 1864: Beim sogenannten Ikedaya-Vorfall tötet die Shinsengumi 7 Rebellen und nimmt 23 weitere Gefangen. Damit erreicht sie den vorläufigen Höhepunkt ihres berüchtigten Ruhms und erfährt ständig wachsenden Zulauf an jungen Rekruten. Auch Enami Saburo (Hashizo Okawa) will sich der paramilitärischen Einheit anschließen, doch sein verherrlichender Blick auf die Shinsengumi wird schon bald auf eine harte Probe gestellt. Neue Mitglieder werden nur aufgenommen, wenn sie einen Zweikampf bis zum Tod ausfechten und selbst bei bestandener Prüfung ist die Ausbildung äußerst hart und brutal. Zuerst wird Enami als zu schwach für die Shinsengumi eingestuft, doch als er sich vor versammelter Menge ein Messer in den Magen stößt, zeigt sich die Shinsengumi von seiner Tat beeindruckt und er wird aufgenommen. Der Beginn eines Martyriums bestehend aus Gewalt und Korruption, in dem Enami verzweifelt versucht, seine Menschlichkeit zu bewahren.
Kritik:
Am Anfang ist unser Protgonist Enami Saburo noch ein unbescholtener und naiver Sympathieträger, der sich voller Enthusiasmus der Shinsengumi anschließen will. Als er dem brutalen Aufnahmeritual der eiskalten Shinsengumi-Mitglieder beiwohnt, muss er sich übergeben und wird schließlich doch in die Reihen seiner „Idole“ aufgenommen. Über die restliche Laufzeit des Films wohnen wir dann seiner Ausbildung bei, die aus dem unbedarften Jüngling Schritt für Schritt einen eiskalten Killer macht, der schließlich ohne mit der Wimper zu zucken vermeintliche Verräter der Organisation exekutiert.
Die Besetzung Enami Saburos mit Hashizo Okawa ist überraschend, doch er trägt den Film mühelos. Vom weichlichen Idol der leichtherzigen Toei Entertainment-Film der 1950er Jahre hat er sich zu einem echten Charakterkopf gewandelt, der eine energetische und intensive Performance abliefert. Neben ihm überzeugt unter anderem auch Ko Nishimura als psychopathischer und cholerischer Offizier der Shinsengumi Hijikata Toshizo und Junko Fuji, zwischen der und Enami sich eine tragische Liebesgeschichte entwickelt, die dem Finale eine tief bewegende Note gibt.
Denn Enamis Schicksal ist verdammt und mit ihm die gesamte Shinsenngumi, die mit der Zeit immer mehr zu einer paranoiden und entmenschlichten Organisation wird, die ihre ehrenvolle Ziele vom Kampf gegen die westlichen Mächte aus den Augen verliert und lieber Jagd auf feindliche Auswüchse in den eigenen Reihe macht.
Inszenatorisch setzt Tai Kato dabei aus seine charakteristischen niedrigen Kamerapositionen und genau ausgeklügelte Bildersprache, die dem Film mit Hilfe von Kameramann Juhei Suzuki eine messerscharfe visuelle Brillanz verleiht, die jeglichen Ballast an visuellen Reizen einfach ausmerzt. Zudem wählt Tai Kato immer wieder kluge Bildkomposition, etwa wenn die Kamera bei einer Exektuion stetig um den verzweifelten Kopf des Opfers kreist, die unerbittlich den moralischen Verfall der Ronin porträtieren. Diese Schärfe der Bilder unterstützt dabei perfekt den kritischen und desillusionierten Blick auf die feudale Kriegerkaste alten Japans.
Schon zu Anfang, wenn Enami Saburo Harakiri-Versuch zur öffentlichen Belustigung der Ronin wird, macht er ganz klar, dass so etwas wie Ehre und ein in schönen Worten verfasster Kodex in einer paramilitärischen Einheit nur Schall und Rauch sind und das solche Organisationen innerlich von Machtkämfen und rüden Sitten zerfressen ist.
Später wird der Film dann immer blutiger und wenn am Ende der schwer verletzte Enami den Kampf gegen seine einstigen Helden antritt, dann wohnen wir einem der realistischsten Kämpfe der Jidai-geki-Geschichte bei, der mit seinen grunzenden und stolpernden Kämpfern meilenweit von den eleganten und stilisierten Kämpfen eines Chambara-Film, wie den Zatoichi-Filmen, entfernt ist.
Doch der Charakter des Enami Saburo ist mehr als nur eine symbolische Opferrolle, welche die moralische Verkommenheit der Shinsengumi aufdecken soll. Gegen Ende serviert Tai Kato uns einen Plot-Twist, der ihn in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt. Leider untergräbt dieses Ende den realistischen Ton des Films ein wenig. Es wirkt etwas an den Haaren herbeigezogen und nimmt eine tragische Wendung, die jedoch für den düsteren Aufbau des restlichen Film nicht wirklich zielführend wirkt.
Doch erneut holt diese Finale eine exzellente Schauspielleistung aus Hashizo Okawa heraus, so dass sich sein manisches Lachen bei der Enthüllung seiner wahren Motive zwangsläufig in das Gehirn des Zuschauers einbrennt. Er stirbt ein sinnlosen Tod und erweist sich zu guter Letzt als tragische Figur, die auch einer der eiskalten Mörder geworden ist, welche er versucht zu bekämpfen.
Zusätzlich unterstützt von dem minimalistischen und intensiven Soundtrack von Meisterkomponist Hikaru Hayashi ergibt das einen kleinen, vergessenen Klassiker des Samurafilms. Für ein Meisterwerk fehlt ein durchdachteres Ende, doch Cruel Tales of the Shogunate’s Downfall ist nahe dran und offenbart Regisseur Tai Kato erneut als einen der sträflichst übersehnen Meisterregisseure des japanischen Kinos.
Fazit:
Cruel Tale of the Shogunate`s Downfall ist ein düsterer und realistischer Einblick in die entmenschlichenden Ausbildung der Shinsengumi, welcher durch eine kluge Bildersprache und einen minimalistischen Soundtrack formal voll überzeugt. Allein das Ende wirkt etwas unausgegoren und schmälert das kleine Meisterwerk ein wenig.
8.5 von 10 Punkten = Überragend!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 28. 04. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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