Wicked Priest (1968)
Ein Film von Kiyoshi Saeki

Bewertung: 7.5 von 10 Punkten = Sehr sehenswert!
Gokuaku Bozu
Genre: Yakuza-Eiga, Chambara-Eiga, Ninkyo-Eiga
Regie: Kiyoshi Saeki
Darsteller: Tomisaburo Wakayama (Mikuni Shinkai), Bunta Sugawara (Ryotatsu), Kenjiro Ishiyama, Hosei Komatsu, Masumi Tachibana, Mari Shiraki, Tatsuo Endo, Kanbi Fujiyama, Ritsu Ishiyama, Keiko Kojima, Keishiro Kojima, Utako Kyo (Okane), Hiroshi Nawa, Harumi Sone, Misa Toki
Drehbuch: Akira Murao, Hideaki Yamamoto
Kamera: Nagaki Yamagishi
Musik: Shunsuke Kikuchi
Color, Toei Company, 90 Minuten
Gokuaku Bozu
Genre: Yakuza-Eiga, Chambara-Eiga, Ninkyo-Eiga
Regie: Kiyoshi Saeki
Darsteller: Tomisaburo Wakayama (Mikuni Shinkai), Bunta Sugawara (Ryotatsu), Kenjiro Ishiyama, Hosei Komatsu, Masumi Tachibana, Mari Shiraki, Tatsuo Endo, Kanbi Fujiyama, Ritsu Ishiyama, Keiko Kojima, Keishiro Kojima, Utako Kyo (Okane), Hiroshi Nawa, Harumi Sone, Misa Toki
Drehbuch: Akira Murao, Hideaki Yamamoto
Kamera: Nagaki Yamagishi
Musik: Shunsuke Kikuchi
Color, Toei Company, 90 Minuten
Mitte der 1960er Jahre wechselte der Schauspieler Tomisaburo Wakayama von den Daiei Studios, welche seinen inzwischen extrem berühmten Bruder Shintaro Katsu unter Vertrag hatten, zu den Toei Studios, die zu der Zeit vorallem mit ihren Ninkyo-Filmen große Erfolge feiern konnten. Eine Periode in Wakayamas Schaffen, die wohl zwiespältig zu beurteilen ist.
Einerseits erhielt er dort zum ersten Mal Hauptrollen, wohl in der Intention aus ihm die Toei-Version von Shintaro Katsu zu machen, aber andererseits wurde sein Talent auch häufig genug in albernen komödiantischen Nebenrollen verfeuert (siehe etwa die Red Peony Gambler-Reihe). Letzteres ist umso trauriger, wenn man Werke wie den hier vorliegenden Auftakt zur Wicked Priest-Reihe sieht. Aus einem routinierten Plot macht Tomisaburo Wakayama einen schwer unterhaltsamen Film, welchen man schon fast als Anti-Ninkyo-Film bezeichnen kann...
Story:
Aufgrund seines ausschweifenden Lebensstils wird der Mönch Mikuni Shinkai (Tomisaburo Wakayama) auf Bewährung gestellt. Zwar kommt ihm der weise Hohepriester (Kenjiro Ishiyama) seines Klosters zu Hilfe, doch diesem gegenüber steht der verschlagene Gyotoku (Hosei Komatsu), der sich Shinkais Priesterposten unter den Nagel reißen will und versucht, ihn aus dem Weg zu räumen. Derweil versucht der junge Yakuza Ken seine Freundin Kogiku freizukaufen, die als Prostituierte im Haus des fiesen Yakuza Kito (Tatsuo Endo) arbeitet. Schließlich erfährt auch Shinkai von den Problemen des jungen Mannes und beschließt ihm unter die Arme zu greifen. Doch bald muss er erkennen, dass er sich mitten in einem kriminellen Verschwörungskomplott des Yakuza-Clans und der Angehörigen seines eigenen Klosters befindet, in welchem auch Shinkais Jugendrivale Ryotatsu (Bunta Sugawara), ein meisterlicher Kampfsportler, verwickelt ist.
Kritik:
Inhaltlich finden sich in Wicked Priest viele typische Elemente des Ninkyo-Films, wie er zu hunderten in der Toei Company produziert wurde, wieder. Die Verortung in der Meiji-Zeit (1986 - 1912) etwa oder ein bösartiger Clan profitgieriger Yakuza, der den Antagonisten des Films stellt. Am charakteristischsten ist aber der Gang des kampfbereiten Helden zum Hauptquartier des Feindes am Ende des Films, traditionell untermalt von dem vom Hauptdarsteller selbst gesungenen Titellied der jeweiligen Filmreihe. Doch neben dieser Routine hat Wicked Priest einen entscheidenden Vorteil, der ihn gegenüber seinen Genregenoßen hervorhebt: Sein großartiger Hauptdarsteller.
Tomisaburo Wakayamas Performance als dekadenter und unflätiger Mönch Mikuni Shinkai mit einer großen Leidenschaft für Huren, Sake und Glückspiel und einem Herz aus Gold ist einfach wunderbar. Er brüllt, lacht, weint, pfurzt, prügelt sich und spielt damit die gesamte Bandbreite der Emotionen seines gutherzigen Rüpel-Charismas durch. In seiner Rolle als Priester verstecken sich nicht nur einige witzige Parodien auf die Religion, etwa wenn er im Tempel mit einer Frau schläft, während die Kamera immer wieder über die buddhistische Heiligenfiguren des Klosters wandert und der Gebetsgesang der Mönche in Hintergrund zu hören ist, sondern auch ein toller Anti-Ninkyo-Held, der sich im Gegensatz zu seinen Kollegen wie Ken Takakura oder Junko Fuji auf den ersten Blick garnicht ehrenhaft und seriös verhält, sondern das Leben in vollen Zügen genießt.
Die beißende Ironie des Films besteht darin, dass Shinkais Taten letztendlich ebenso ehrenhaft sind, wie die der größten Ninkyo-Ikonen, obwohl er äußerlich wohl das perfekte Anti-Image eines edlen und stoischen Yakuza vertritt. Jeder Filmfan, der Wakayama aus seinen Lone Wolf and Cub-Filmen kennt, kann bestätigen, dass er die Rolle des stoischen Edlen ebenso beherrscht hätte, doch sein aufgedrehter und grobschlächtiger Mikuni Shinkai macht aus Wicked Priest etwas besonderes.
Fast schon unnötig zu sagen, dass auch das von Wakayama melodisch gesungene Titellied "Gokuaku Bozu" ein ziemlicher Ohrwurm ist und die Kampfszenen des ausgelbildeten Kampfsportlers mit roher Energie und gelungener Choreographie glänzen. Fans von Schwertkämpfen werden wohl enttäuscht sein, da Mikuni ein reiner Faustkämpfer ist, der nur gelegentlich zum Kampfstab greift um seine Gegner zu bändigen, aber auch ohne Schwert macht Wakayama eine tolle Figur. Was mich aber endgültig zu derartigen Begeisterungshymnen motiviert hat, ist seine Fähigkeit, den typischerweise platten und zotenhaften Humor der Ninkyo-Filme erträglich zu gestalten. Selbst die banalsten Zoten werden hier zu kleinen Sternstunden der Schauspielkunst und sogar eine kleine Parodie auf den blinden Schwertkämpfer Zatoichi, welchen Wakayamas Bruder zur der Zeit mit gigantischem Erfolg verkörperte, wird aufgetischt (Nicht die letzte Parodie auf seinen Bruder übrigens: Siehe zum Beispiel: Killer's Mission).
Neben so einem tollen Hauptcharakter verblassen natürlich alle anderen Nebendarsteller, obwohl die Performances durchweg auf hohem Niveau sind. Besonders Kenshiro Ishiyama als alter Hohepriester und Hosei Komatsu als korrupter Mönch veredeln den Film mit intensiven Darstellungen. Zusätzlich sorgen noch Akira Shioji als einer der gegnerischen Yakuza mit einer panischen Angst vor Mikuni Shinkai und Standard-Bösewicht Tatsu Endo für einen soliden Cast, wie er im Genre wünschenswert ist. Als kleines Leckerli ist auch Bunta Sugawara in einem recht kurzen, aber wichtigen Auftritt als eiskalter Priester Ryotatsu dabei. Er und Wakayama dürfen sich im Finale einen spannenden Faustkampf mit vielversprechendem Ausgang liefern.
Hinter der Kamera sind die typischen Ninkyo-Film-Gesichter um Regisseur Kiyoshi Saeki zu Werke, die dem Film eine durchwegs hochwertige, aber visionslose technische und inhaltiche Präsentation verleihen. Kiyoshi Saeki gelingt eine gute Balance zwischen Melodram, Action und komödiantischer Charakterstudie, die Bilder des Kameramanns Nagaki Yamagishis sind überdurchschnittlich gut aufgenommen (im Vergleich zu den kameratechnisch sonst oft recht blass gestalteten Ninkyo-Fimen der Toei-Studios) und die Drehbuchautoren Akira Murao und Hideaki Yamamoto erzählen eine weitgehendst spannende Geschichte mit einem soiden Plot-Twist.
Letztendlich ist Wicked Priest aber ein Film, der durch seinen Hauptcharakter lebt. Eine denkwürdige Figur, die sich im Pantheon der legendären Filmfiguren direkt neben Shintaro Katsus blindem Masseur Zatoichi, Denjiro Okochis einarmigen, einäugigen Ronin Tange Sazen oder Raizo Ichikawas zynischem Nemuri Kyoshiro platzieren kann.
Durch und durch eine waschechte Wakayama-Show eben, welche vor allem die aus den Socken hauen wird, die ihn bisher nur aus seiner ehrenhaften Rolle des Itto Ogamis in den Lone Wolf and Cub-Filmen kennen.
Fazit:
Wicked Priest ist ein sehr sehenswerter Auftakt zur Wicked Priest-Reihe, der trotz routinierter Machart, durch seinen brillanten Darsteller überzeugt. Für Wakayama- und Ninkyo-Film-Fans sicherlich mehr als einen Blick wert.
7.5 von 10 Punkten = Sehr sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 08. 03. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Einerseits erhielt er dort zum ersten Mal Hauptrollen, wohl in der Intention aus ihm die Toei-Version von Shintaro Katsu zu machen, aber andererseits wurde sein Talent auch häufig genug in albernen komödiantischen Nebenrollen verfeuert (siehe etwa die Red Peony Gambler-Reihe). Letzteres ist umso trauriger, wenn man Werke wie den hier vorliegenden Auftakt zur Wicked Priest-Reihe sieht. Aus einem routinierten Plot macht Tomisaburo Wakayama einen schwer unterhaltsamen Film, welchen man schon fast als Anti-Ninkyo-Film bezeichnen kann...
Story:
Aufgrund seines ausschweifenden Lebensstils wird der Mönch Mikuni Shinkai (Tomisaburo Wakayama) auf Bewährung gestellt. Zwar kommt ihm der weise Hohepriester (Kenjiro Ishiyama) seines Klosters zu Hilfe, doch diesem gegenüber steht der verschlagene Gyotoku (Hosei Komatsu), der sich Shinkais Priesterposten unter den Nagel reißen will und versucht, ihn aus dem Weg zu räumen. Derweil versucht der junge Yakuza Ken seine Freundin Kogiku freizukaufen, die als Prostituierte im Haus des fiesen Yakuza Kito (Tatsuo Endo) arbeitet. Schließlich erfährt auch Shinkai von den Problemen des jungen Mannes und beschließt ihm unter die Arme zu greifen. Doch bald muss er erkennen, dass er sich mitten in einem kriminellen Verschwörungskomplott des Yakuza-Clans und der Angehörigen seines eigenen Klosters befindet, in welchem auch Shinkais Jugendrivale Ryotatsu (Bunta Sugawara), ein meisterlicher Kampfsportler, verwickelt ist.
Kritik:
Inhaltlich finden sich in Wicked Priest viele typische Elemente des Ninkyo-Films, wie er zu hunderten in der Toei Company produziert wurde, wieder. Die Verortung in der Meiji-Zeit (1986 - 1912) etwa oder ein bösartiger Clan profitgieriger Yakuza, der den Antagonisten des Films stellt. Am charakteristischsten ist aber der Gang des kampfbereiten Helden zum Hauptquartier des Feindes am Ende des Films, traditionell untermalt von dem vom Hauptdarsteller selbst gesungenen Titellied der jeweiligen Filmreihe. Doch neben dieser Routine hat Wicked Priest einen entscheidenden Vorteil, der ihn gegenüber seinen Genregenoßen hervorhebt: Sein großartiger Hauptdarsteller.
Tomisaburo Wakayamas Performance als dekadenter und unflätiger Mönch Mikuni Shinkai mit einer großen Leidenschaft für Huren, Sake und Glückspiel und einem Herz aus Gold ist einfach wunderbar. Er brüllt, lacht, weint, pfurzt, prügelt sich und spielt damit die gesamte Bandbreite der Emotionen seines gutherzigen Rüpel-Charismas durch. In seiner Rolle als Priester verstecken sich nicht nur einige witzige Parodien auf die Religion, etwa wenn er im Tempel mit einer Frau schläft, während die Kamera immer wieder über die buddhistische Heiligenfiguren des Klosters wandert und der Gebetsgesang der Mönche in Hintergrund zu hören ist, sondern auch ein toller Anti-Ninkyo-Held, der sich im Gegensatz zu seinen Kollegen wie Ken Takakura oder Junko Fuji auf den ersten Blick garnicht ehrenhaft und seriös verhält, sondern das Leben in vollen Zügen genießt.
Die beißende Ironie des Films besteht darin, dass Shinkais Taten letztendlich ebenso ehrenhaft sind, wie die der größten Ninkyo-Ikonen, obwohl er äußerlich wohl das perfekte Anti-Image eines edlen und stoischen Yakuza vertritt. Jeder Filmfan, der Wakayama aus seinen Lone Wolf and Cub-Filmen kennt, kann bestätigen, dass er die Rolle des stoischen Edlen ebenso beherrscht hätte, doch sein aufgedrehter und grobschlächtiger Mikuni Shinkai macht aus Wicked Priest etwas besonderes.
Fast schon unnötig zu sagen, dass auch das von Wakayama melodisch gesungene Titellied "Gokuaku Bozu" ein ziemlicher Ohrwurm ist und die Kampfszenen des ausgelbildeten Kampfsportlers mit roher Energie und gelungener Choreographie glänzen. Fans von Schwertkämpfen werden wohl enttäuscht sein, da Mikuni ein reiner Faustkämpfer ist, der nur gelegentlich zum Kampfstab greift um seine Gegner zu bändigen, aber auch ohne Schwert macht Wakayama eine tolle Figur. Was mich aber endgültig zu derartigen Begeisterungshymnen motiviert hat, ist seine Fähigkeit, den typischerweise platten und zotenhaften Humor der Ninkyo-Filme erträglich zu gestalten. Selbst die banalsten Zoten werden hier zu kleinen Sternstunden der Schauspielkunst und sogar eine kleine Parodie auf den blinden Schwertkämpfer Zatoichi, welchen Wakayamas Bruder zur der Zeit mit gigantischem Erfolg verkörperte, wird aufgetischt (Nicht die letzte Parodie auf seinen Bruder übrigens: Siehe zum Beispiel: Killer's Mission).
Neben so einem tollen Hauptcharakter verblassen natürlich alle anderen Nebendarsteller, obwohl die Performances durchweg auf hohem Niveau sind. Besonders Kenshiro Ishiyama als alter Hohepriester und Hosei Komatsu als korrupter Mönch veredeln den Film mit intensiven Darstellungen. Zusätzlich sorgen noch Akira Shioji als einer der gegnerischen Yakuza mit einer panischen Angst vor Mikuni Shinkai und Standard-Bösewicht Tatsu Endo für einen soliden Cast, wie er im Genre wünschenswert ist. Als kleines Leckerli ist auch Bunta Sugawara in einem recht kurzen, aber wichtigen Auftritt als eiskalter Priester Ryotatsu dabei. Er und Wakayama dürfen sich im Finale einen spannenden Faustkampf mit vielversprechendem Ausgang liefern.
Hinter der Kamera sind die typischen Ninkyo-Film-Gesichter um Regisseur Kiyoshi Saeki zu Werke, die dem Film eine durchwegs hochwertige, aber visionslose technische und inhaltiche Präsentation verleihen. Kiyoshi Saeki gelingt eine gute Balance zwischen Melodram, Action und komödiantischer Charakterstudie, die Bilder des Kameramanns Nagaki Yamagishis sind überdurchschnittlich gut aufgenommen (im Vergleich zu den kameratechnisch sonst oft recht blass gestalteten Ninkyo-Fimen der Toei-Studios) und die Drehbuchautoren Akira Murao und Hideaki Yamamoto erzählen eine weitgehendst spannende Geschichte mit einem soiden Plot-Twist.
Letztendlich ist Wicked Priest aber ein Film, der durch seinen Hauptcharakter lebt. Eine denkwürdige Figur, die sich im Pantheon der legendären Filmfiguren direkt neben Shintaro Katsus blindem Masseur Zatoichi, Denjiro Okochis einarmigen, einäugigen Ronin Tange Sazen oder Raizo Ichikawas zynischem Nemuri Kyoshiro platzieren kann.
Durch und durch eine waschechte Wakayama-Show eben, welche vor allem die aus den Socken hauen wird, die ihn bisher nur aus seiner ehrenhaften Rolle des Itto Ogamis in den Lone Wolf and Cub-Filmen kennen.
Fazit:
Wicked Priest ist ein sehr sehenswerter Auftakt zur Wicked Priest-Reihe, der trotz routinierter Machart, durch seinen brillanten Darsteller überzeugt. Für Wakayama- und Ninkyo-Film-Fans sicherlich mehr als einen Blick wert.
7.5 von 10 Punkten = Sehr sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 08. 03. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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