Red Peony Gambler 2: Gambler's Obligation (1968)
Ein Film von Norifumi Suzuki
Bewertung: 7.5 von 10 Punkten = Sehr sehenswert!
Hibotan bakuto: isshuki ippan
Genre: Yakuza-eiga, Ninkyo-eiga
Regie: Norifumi Suzuki
Darsteller: Junko Fuji (Ryuko Yano), Tomisaburo Wakayama (Torakichi Kumasaka), Koji Tsuruta (Shutaro Kazama), Bin Amatsu (Yaichiro Kasamatsu), Bunta Sugawara (Shiraishi), Ko Nishimura, Shingo Yamashiro, Michitaro Mizushima (Eisuke Togasaki), Yuki Jono, Ken'ichiro Imura, Kunio Murata (Yukichi Kikuchi), Kojiro Kawanami (Sasakawa), Mineko Maruhira (Kiyoko Kumasaka), Jun Wakamizu (Kawachi), Reiichi Hatanaka, Mari Shiraki, Ryoichi Tamagawa, Daisuke Awaji (Itagaki), Osamu Hirasawa (Pine Bukkiri), Shogo Egami, Yoshinobu Hirose (Deiki), Tatsuo Endo (Kuramochi), Shinji Hotta, Kyosuke Machida Yuka Seagusa (Kind), Rieko Nishioka, Sotomi Kamiya (Yumi), Masao Hori (Yoshioka),
Jukei Fujioka (Miyauchi), Kunishiro Yanagi (Sugawa) , Mieko Matsumura (Tochter),
Keishiro Kojima (Kutscher), Kinji Nakamura, Masaya Wada (Heisuke), Wada Mino,
Jun Arishima, Mieko Hoshino
Drehbuch: Norifumi Suzuki, Tatsuo Nogami
Kamera: Shin Furuya
Musik: Takeo Watanabe
Toei Company, 95 Minuten
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Hibotan bakuto: isshuki ippan
Genre: Yakuza-eiga, Ninkyo-eiga
Regie: Norifumi Suzuki
Darsteller: Junko Fuji (Ryuko Yano), Tomisaburo Wakayama (Torakichi Kumasaka), Koji Tsuruta (Shutaro Kazama), Bin Amatsu (Yaichiro Kasamatsu), Bunta Sugawara (Shiraishi), Ko Nishimura, Shingo Yamashiro, Michitaro Mizushima (Eisuke Togasaki), Yuki Jono, Ken'ichiro Imura, Kunio Murata (Yukichi Kikuchi), Kojiro Kawanami (Sasakawa), Mineko Maruhira (Kiyoko Kumasaka), Jun Wakamizu (Kawachi), Reiichi Hatanaka, Mari Shiraki, Ryoichi Tamagawa, Daisuke Awaji (Itagaki), Osamu Hirasawa (Pine Bukkiri), Shogo Egami, Yoshinobu Hirose (Deiki), Tatsuo Endo (Kuramochi), Shinji Hotta, Kyosuke Machida Yuka Seagusa (Kind), Rieko Nishioka, Sotomi Kamiya (Yumi), Masao Hori (Yoshioka),
Jukei Fujioka (Miyauchi), Kunishiro Yanagi (Sugawa) , Mieko Matsumura (Tochter),
Keishiro Kojima (Kutscher), Kinji Nakamura, Masaya Wada (Heisuke), Wada Mino,
Jun Arishima, Mieko Hoshino
Drehbuch: Norifumi Suzuki, Tatsuo Nogami
Kamera: Shin Furuya
Musik: Takeo Watanabe
Toei Company, 95 Minuten
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
In den 1970er Jahre erlebte der pinky-violence-Film der
Toei-Studios seine Blüte. Ein Genre, welches die traditionellen Rollenmuster
des japanischen Films umkehrte und von nun an starke und rachsüchtige Frauen in
den Mittelpunkt stellte und dies in einen Rahmen aus viel Sex und Gewalt
einbettete.
Besonders der Regisseur Norifumi Suzuki machte sich in diesem Genre einen Namen, denn egal ob in religionsverachtenden Nunsploitation-Filmen ("Convent of the Sacred Beast") oder in den knallharten Sukeban-Filmen ("Sex and Fury"), in jedem Subgenre der pinky-violence-Filme erschuf Suzuki bemerkenswerte Exploitationfilme, welche gekonnt zwischen Kunst und Trash pendelten.
Es ist also keineswegs verwunderlich, dass er auch als einer der Initiatoren dieses urjapanischen Genres gilt. Mit seinem Drehbuch zum ersten Teil der erfolgreichen Red Peony Gambler-Reihe erschuf er quasi eine Blaupause für die weiblichen Rächerfiguren der 1970er Jahre. Eigentlich eine typische Ninkyo-Reihe, welche die Stilmittel des Chanbara-Films mit denen der Matabi-Filme verband, nur das Suzuki anstelle eines heroischen Mannes, eine bezaubernde, aber nicht minder kampfstarke Frau in den Mittelpunkt stellte.
Nach diesem geglückten Stilexperiment übernahm er nun im zweiten Teil nicht nur das Drehbuch, sondern führte auch selbst Regie in dieser gelungenen Fortsetzung der achtteiligen Reihe.
Story:
Ryuko Yano, genannt Red Peony Oryu (Junko Fuji) überbringt dem befreundeten Oyabun (Yakuza-Bandenchef) Torakichi Kumasaka (Tomisaburo Wakayama) einen Brief ihres derzeitigen Gastgebers, dem Oyabun des Togasaki-Clans (Michitaro Mizushima), welcher die Kontrolle über die Glücksspieler-Stadt Tomioka inne hat. Doch der Brief erweist sich als bloße Finte, um Oryu von der Gefahr wegzulocken, denn während sie sich in Kumasakas Obhut in Sicherheit befindet, plant der Togasaki-Clan gewaltsam gegen die korrupten Geldhaie der Stadt vorzugehen, welche die Ehre der Yakuza beschmutzen. Doch durch einen Hinterhalt des Kasamatsu-Clans, angeführt vom verschlagen Yaichiro Kasamatsu (Bin Amatsu) und seiner rechten Hand, dem Meisterschwertkämpfer Shiraishi (Bunta Sugawara), wird der Togasaki-Oyabun getötet und sein Clan fast völlig zerschlagen. Die neuen Machthaber versklaven die Frauen des Dorfes und der grausame Kasamatsu vergewaltigt nicht nur die Tochter des ehemaligen Oyabuns, sondern missbraucht auch die Glückspielerin Oren, worunter auch ihr treuer Ehemann (Ko Nishimura) sehr zu leiden hat. Gemeinsam mit Shutaro Kazama (Koji Tsuruta), einem ritterlichen Killer, stellt sich Oryu gegen die Schreckensherrschaft des Kasamatsu-Clans.
Kritik:
War der erste Teil der Reihe noch ein reiner Ninkyo-Film voller Pathos und den typischen Themen um Ehre und Loyalität zu seiner Yakuza-Familie, der immerhin ein paar "weibliche" Elemente einfügte, so geht Norifumi Suzuki diesmal noch einen Schritt weiter. Während Kosaku Yamashita, Regisseur des ersten Teils, noch Oryus Schwäche und Verlorenheit angesichts der männerdominierten Umwelt betonte, sie zwar tapfer gegen diese ankämpfen lies, aber letztendlich doch einen Mann (Ken Takakuras Charakter) heranzog, um Oryus Probleme zu lösen und sie auf den "rechten Weg" zu bringen, so wirkt Oryu bei Suzuki schon weitaus stärker und tatkräftiger.
Endlich kann Junko Fuji endgültig aus dem Schatten der männlichen Ninky-Filmhelden heraustreten und wird zu einer heroischen und tapferen Heldin, deren Ruhe und Präzision im angenehmen Kontrast zu den sonst häufig schwachen und hysterischen weiblichen Parts in japanischen Filmen stehen. Eine tolle Performance von Junko Fuji, obwohl manche ihrer speziellen Fähigkeiten für Westler eher unklar bleiben. Etwa wenn Oryu ihre meisterhaften Fähigkeiten in verschiedenen Glücksspielen zeigt, deren Regeln dem westliche Zuschauer aber naturgemäß unbekannt sind, weshalb er die Dramaturgie der entsprechenden Szenen schlichtweg nicht verstehen kann.
Völlig unabhängig ist Oryu schließlich auch nicht, denn erneut wird ihr ein heroischer, männlicher Begleiter zur Seite gestellt, dessen Rolle diesmal jedoch eher untergeordneter Natur ist. Anstelle von Ken Takakura übernimmt nun Koji Tsuruta diesmal den Part. Seine Rolle ist eine archetypische Tsuruta-Rolle, schon dadurch, dass er bei seinem ersten Auftritt gleich mal einem überheblichen Japaner (in westlicher Dandy-Kleidung) gehörig die Leviten liest. Wird Ken Takakura, neben Tsuruta der berühmteste Toei-Superstar im Ninkyo-Genre, manchmal als der Clint Eastwood Japans bezeichnet, so muss Koji Tsuruta zweifellos als der John Wayne Japans gelten.
In seinen typischen und selten variierten Rollen verkörpert er die edle und traditionelle Seite Japans, welche es vor der drohenden Verwestlichung der Meiji-Wiederherstellung zu schützen gilt. Und kaum einer könnte sie perfekter verkörpern als Tsuruta selbst, dank seiner edlen Gesichtszüge und seiner eindrucksvollen, schlichten und doch kraftvollen Präsenz. Dieser Kampf der traditionellen Seite Japans (= gut) gegen die Modernisierung und Verwestlichung durch die westlichen Mächte (= böse) ist ein typisches Motiv im japanischen Ninkyo-Film und kann mit den amerikanischen Spätwestern verglichen werden, welche ebenfalls häufig die Modernisierung und den Wandel des wilden Westens im Laufe der Zeit thematisierten.
Entsprechend stark betont Suzuki diese Motive auch. Bei ihm tragen nur die Bösen westliche Kleidung, sie betrügen, foltern, morden und stellen die japanischen Werte um Loyalität und Menschlichkeit jederzeit hinter ihre kommerziellen Interessen. Ein Stoff für eine klassische schwarz-weiß Geschichte, welche von Suzuki hoch unterhaltsam aufbereitet wird. Gegenüber dem ersten Teil erhöht er den Gewaltgrad deutlich, weshalb das Blut im actionreichen und exzellent choreographierten Schwertkampf-Finale in Strömen fließt und man sich spätestens, wenn der Oberbösewicht Kasamatsu (wunderbar ekelhaft gespielt von Bin Amatsu) den weißen Hintergrund über und über mit seinem Blut besudelt, in einem comicartigen Exploitationfilm im Stil der "Lone Wolf and Cub"-Filme wähnt.
Überhaupt ist der Cast des Films größtenteils wirklich exzellent. In Nebenrollen sind so profilierte Charakterdarsteller wie Ko Nishimura (wie immer toll) und Kyosuke Machida zusehen. Besonders gut ist auch der markante Bunta Sugawara, welcher hier noch vor seinem Durchbruch als Superstar im Jitsuroku-Genre steht und seinen skrupellosen Schwertkämpfer mit eisiger Kälte verkörpert. Aber ausgerechnet der Charakter vom sonst so fantastischen Tomisaburo Wakayama fällt deutlich ab. War seine extrem übertriebene Comic-Relief-Darstellung des Oyabun Kumasaka im ersten Teil noch einigermaßen witzig, so nervt er diesmal mit seinen flachen Witzen, seinem Hitlerschnauzbart und schlecht geschminkten Ausschlag.
Suzuki wusste offenbar nicht viel mit der Figur Wakayamas anzufangen und entsprechend leidvoll und unnötig ist auch sein Auftritt im Film. Ein kleiner Minuspunkt in dem sonst sehr kurzweiligen und runden Drehbuch, denn abgesehen von Wakayamas Charakter ist gerade Suzukis Verwendung seiner Nebenfiguren vorbildlich. Er nutzt sie nicht nur als einfache Lückenfüller und Pausengags, sondern bringt sie ordentlich in die Geschichte ein und lässt sie aktiv an der Handlung teilnehmen.
Dies lässt auch denn schon routinierteren Plot vergessen, denn Suzuki variiert zwar die Charaktere und fügt neue Subplots ein, aber die zugrundeliegende Handlungsstruktur wird gegenüber des ersten Teils kaum verändert. Wer den ersten Teil gesehen hat wird in diesem zweiten Teil keine großen Überraschungen erleben, was ihm aber nicht unbedingt negativ anzurechnen ist. Schließlich kommt es, wie so oft in japanischen Filmreihen, mehr auf die individuelle Interpretation des Stoffes durch den jeweiligen Regisseur an und weniger auf den eigentlich immer gleichen Stoff.
Daraus schließe ich, dass die folgenden Filme der achtteiligen Reihe zwangsläufig mit der Wahl des Regisseurs steigen und fallen werden, aber wenn alle Regisseure ihren Teil der Reihe so kurzweilig, actionreich und spannend inszenieren wie Suzuki und wenn auch die weiteren Filme einen so tollen Cast wie diesen hier besitzen, dann kann man an die anderen sechs Filme ja nur mit jeder Menge freudiger Erwartung herangehen.
Fazit:
Der zweite Teil der achtteiligen Red Peony Gambler-Reihe schafft es dank Suzukis kurzweiliger Regie und einem motivierten Starcast, trotz inhaltlicher Routine, das Niveau des ersten Teils durchwegs zu halten und an manchen Stellen (z.b der noch blutigeren Action) sogar zu übertreffen. Eine "sehr sehenswerte" Fortsetzung, welche gleich Lust auf die anderen sechs Teile der Filmreihe macht.
7.5 von 10 Punkten = Sehr sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 31. 07. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 19. 01. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Besonders der Regisseur Norifumi Suzuki machte sich in diesem Genre einen Namen, denn egal ob in religionsverachtenden Nunsploitation-Filmen ("Convent of the Sacred Beast") oder in den knallharten Sukeban-Filmen ("Sex and Fury"), in jedem Subgenre der pinky-violence-Filme erschuf Suzuki bemerkenswerte Exploitationfilme, welche gekonnt zwischen Kunst und Trash pendelten.
Es ist also keineswegs verwunderlich, dass er auch als einer der Initiatoren dieses urjapanischen Genres gilt. Mit seinem Drehbuch zum ersten Teil der erfolgreichen Red Peony Gambler-Reihe erschuf er quasi eine Blaupause für die weiblichen Rächerfiguren der 1970er Jahre. Eigentlich eine typische Ninkyo-Reihe, welche die Stilmittel des Chanbara-Films mit denen der Matabi-Filme verband, nur das Suzuki anstelle eines heroischen Mannes, eine bezaubernde, aber nicht minder kampfstarke Frau in den Mittelpunkt stellte.
Nach diesem geglückten Stilexperiment übernahm er nun im zweiten Teil nicht nur das Drehbuch, sondern führte auch selbst Regie in dieser gelungenen Fortsetzung der achtteiligen Reihe.
Story:
Ryuko Yano, genannt Red Peony Oryu (Junko Fuji) überbringt dem befreundeten Oyabun (Yakuza-Bandenchef) Torakichi Kumasaka (Tomisaburo Wakayama) einen Brief ihres derzeitigen Gastgebers, dem Oyabun des Togasaki-Clans (Michitaro Mizushima), welcher die Kontrolle über die Glücksspieler-Stadt Tomioka inne hat. Doch der Brief erweist sich als bloße Finte, um Oryu von der Gefahr wegzulocken, denn während sie sich in Kumasakas Obhut in Sicherheit befindet, plant der Togasaki-Clan gewaltsam gegen die korrupten Geldhaie der Stadt vorzugehen, welche die Ehre der Yakuza beschmutzen. Doch durch einen Hinterhalt des Kasamatsu-Clans, angeführt vom verschlagen Yaichiro Kasamatsu (Bin Amatsu) und seiner rechten Hand, dem Meisterschwertkämpfer Shiraishi (Bunta Sugawara), wird der Togasaki-Oyabun getötet und sein Clan fast völlig zerschlagen. Die neuen Machthaber versklaven die Frauen des Dorfes und der grausame Kasamatsu vergewaltigt nicht nur die Tochter des ehemaligen Oyabuns, sondern missbraucht auch die Glückspielerin Oren, worunter auch ihr treuer Ehemann (Ko Nishimura) sehr zu leiden hat. Gemeinsam mit Shutaro Kazama (Koji Tsuruta), einem ritterlichen Killer, stellt sich Oryu gegen die Schreckensherrschaft des Kasamatsu-Clans.
Kritik:
War der erste Teil der Reihe noch ein reiner Ninkyo-Film voller Pathos und den typischen Themen um Ehre und Loyalität zu seiner Yakuza-Familie, der immerhin ein paar "weibliche" Elemente einfügte, so geht Norifumi Suzuki diesmal noch einen Schritt weiter. Während Kosaku Yamashita, Regisseur des ersten Teils, noch Oryus Schwäche und Verlorenheit angesichts der männerdominierten Umwelt betonte, sie zwar tapfer gegen diese ankämpfen lies, aber letztendlich doch einen Mann (Ken Takakuras Charakter) heranzog, um Oryus Probleme zu lösen und sie auf den "rechten Weg" zu bringen, so wirkt Oryu bei Suzuki schon weitaus stärker und tatkräftiger.
Endlich kann Junko Fuji endgültig aus dem Schatten der männlichen Ninky-Filmhelden heraustreten und wird zu einer heroischen und tapferen Heldin, deren Ruhe und Präzision im angenehmen Kontrast zu den sonst häufig schwachen und hysterischen weiblichen Parts in japanischen Filmen stehen. Eine tolle Performance von Junko Fuji, obwohl manche ihrer speziellen Fähigkeiten für Westler eher unklar bleiben. Etwa wenn Oryu ihre meisterhaften Fähigkeiten in verschiedenen Glücksspielen zeigt, deren Regeln dem westliche Zuschauer aber naturgemäß unbekannt sind, weshalb er die Dramaturgie der entsprechenden Szenen schlichtweg nicht verstehen kann.
Völlig unabhängig ist Oryu schließlich auch nicht, denn erneut wird ihr ein heroischer, männlicher Begleiter zur Seite gestellt, dessen Rolle diesmal jedoch eher untergeordneter Natur ist. Anstelle von Ken Takakura übernimmt nun Koji Tsuruta diesmal den Part. Seine Rolle ist eine archetypische Tsuruta-Rolle, schon dadurch, dass er bei seinem ersten Auftritt gleich mal einem überheblichen Japaner (in westlicher Dandy-Kleidung) gehörig die Leviten liest. Wird Ken Takakura, neben Tsuruta der berühmteste Toei-Superstar im Ninkyo-Genre, manchmal als der Clint Eastwood Japans bezeichnet, so muss Koji Tsuruta zweifellos als der John Wayne Japans gelten.
In seinen typischen und selten variierten Rollen verkörpert er die edle und traditionelle Seite Japans, welche es vor der drohenden Verwestlichung der Meiji-Wiederherstellung zu schützen gilt. Und kaum einer könnte sie perfekter verkörpern als Tsuruta selbst, dank seiner edlen Gesichtszüge und seiner eindrucksvollen, schlichten und doch kraftvollen Präsenz. Dieser Kampf der traditionellen Seite Japans (= gut) gegen die Modernisierung und Verwestlichung durch die westlichen Mächte (= böse) ist ein typisches Motiv im japanischen Ninkyo-Film und kann mit den amerikanischen Spätwestern verglichen werden, welche ebenfalls häufig die Modernisierung und den Wandel des wilden Westens im Laufe der Zeit thematisierten.
Entsprechend stark betont Suzuki diese Motive auch. Bei ihm tragen nur die Bösen westliche Kleidung, sie betrügen, foltern, morden und stellen die japanischen Werte um Loyalität und Menschlichkeit jederzeit hinter ihre kommerziellen Interessen. Ein Stoff für eine klassische schwarz-weiß Geschichte, welche von Suzuki hoch unterhaltsam aufbereitet wird. Gegenüber dem ersten Teil erhöht er den Gewaltgrad deutlich, weshalb das Blut im actionreichen und exzellent choreographierten Schwertkampf-Finale in Strömen fließt und man sich spätestens, wenn der Oberbösewicht Kasamatsu (wunderbar ekelhaft gespielt von Bin Amatsu) den weißen Hintergrund über und über mit seinem Blut besudelt, in einem comicartigen Exploitationfilm im Stil der "Lone Wolf and Cub"-Filme wähnt.
Überhaupt ist der Cast des Films größtenteils wirklich exzellent. In Nebenrollen sind so profilierte Charakterdarsteller wie Ko Nishimura (wie immer toll) und Kyosuke Machida zusehen. Besonders gut ist auch der markante Bunta Sugawara, welcher hier noch vor seinem Durchbruch als Superstar im Jitsuroku-Genre steht und seinen skrupellosen Schwertkämpfer mit eisiger Kälte verkörpert. Aber ausgerechnet der Charakter vom sonst so fantastischen Tomisaburo Wakayama fällt deutlich ab. War seine extrem übertriebene Comic-Relief-Darstellung des Oyabun Kumasaka im ersten Teil noch einigermaßen witzig, so nervt er diesmal mit seinen flachen Witzen, seinem Hitlerschnauzbart und schlecht geschminkten Ausschlag.
Suzuki wusste offenbar nicht viel mit der Figur Wakayamas anzufangen und entsprechend leidvoll und unnötig ist auch sein Auftritt im Film. Ein kleiner Minuspunkt in dem sonst sehr kurzweiligen und runden Drehbuch, denn abgesehen von Wakayamas Charakter ist gerade Suzukis Verwendung seiner Nebenfiguren vorbildlich. Er nutzt sie nicht nur als einfache Lückenfüller und Pausengags, sondern bringt sie ordentlich in die Geschichte ein und lässt sie aktiv an der Handlung teilnehmen.
Dies lässt auch denn schon routinierteren Plot vergessen, denn Suzuki variiert zwar die Charaktere und fügt neue Subplots ein, aber die zugrundeliegende Handlungsstruktur wird gegenüber des ersten Teils kaum verändert. Wer den ersten Teil gesehen hat wird in diesem zweiten Teil keine großen Überraschungen erleben, was ihm aber nicht unbedingt negativ anzurechnen ist. Schließlich kommt es, wie so oft in japanischen Filmreihen, mehr auf die individuelle Interpretation des Stoffes durch den jeweiligen Regisseur an und weniger auf den eigentlich immer gleichen Stoff.
Daraus schließe ich, dass die folgenden Filme der achtteiligen Reihe zwangsläufig mit der Wahl des Regisseurs steigen und fallen werden, aber wenn alle Regisseure ihren Teil der Reihe so kurzweilig, actionreich und spannend inszenieren wie Suzuki und wenn auch die weiteren Filme einen so tollen Cast wie diesen hier besitzen, dann kann man an die anderen sechs Filme ja nur mit jeder Menge freudiger Erwartung herangehen.
Fazit:
Der zweite Teil der achtteiligen Red Peony Gambler-Reihe schafft es dank Suzukis kurzweiliger Regie und einem motivierten Starcast, trotz inhaltlicher Routine, das Niveau des ersten Teils durchwegs zu halten und an manchen Stellen (z.b der noch blutigeren Action) sogar zu übertreffen. Eine "sehr sehenswerte" Fortsetzung, welche gleich Lust auf die anderen sechs Teile der Filmreihe macht.
7.5 von 10 Punkten = Sehr sehenswert!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 31. 07. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 19. 01. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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