Red Peony Gambler 4: Second Generation Ceremony
Ein Film von Shigehiro Ozawa (1969)

Bewertung: 6.5 von 10 Punkten = Oberer Durchschnitt!
Hibotan bakuto: nidaime shumei
Genre: Yakuza-eiga, Ninkyo-eiga
Regie: Shigehiro Ozawa
Darsteller: Junko Fuji (Ryuko Yano), Ken Takakura (Koji Yashiro), Bin Amatsu (Arrakida), Kanjuro Arashi (Yojiro Kawabe), Akira Shioji, Tatsuo Endo, Ryosuke Kagawa, Kyosuke Machida (Fujimatsu), Hiroyuki Nagato, Kenjiro Ishiyama, Keiji Takamiya, Misa Toki, Toshiya Wazaki, Machiko Yashiro,
Drehbuch: Norifumi Suzuki
Kamera: Sadatsugu Yoshida
Musik: Takeo Watanabe
Toei Company, 98 Minuten
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Hibotan bakuto: nidaime shumei
Genre: Yakuza-eiga, Ninkyo-eiga
Regie: Shigehiro Ozawa
Darsteller: Junko Fuji (Ryuko Yano), Ken Takakura (Koji Yashiro), Bin Amatsu (Arrakida), Kanjuro Arashi (Yojiro Kawabe), Akira Shioji, Tatsuo Endo, Ryosuke Kagawa, Kyosuke Machida (Fujimatsu), Hiroyuki Nagato, Kenjiro Ishiyama, Keiji Takamiya, Misa Toki, Toshiya Wazaki, Machiko Yashiro,
Drehbuch: Norifumi Suzuki
Kamera: Sadatsugu Yoshida
Musik: Takeo Watanabe
Toei Company, 98 Minuten
Dies ist die überarbeitete Fassung einer Kritik, die zuerst bei Zelluloid.de erschien.
Mit der Meiji-Restauration im Jahre 1868 begann in Japan die industrielle Revolution. Eine rege Epoche, die das Land bald auf den Stand einer Industrienation hob, aber unter der auch sein traditionelles Leben sein Ende fand und einem stärkeren Einfluss des Westens Platz machte. Als filmisches Sinnbild für die Modernisierung eines Landes, ob in Ninkyo-Filmen oder amerikanischen Spätwestern, wird jeher die Einführung der Dampflok herangezogen.
Eine kraftvolle Metapher, welche einerseits den wirtschaftlichen Aufschwung und die Modernisierung eines Landes beschreibt, aber andererseits mit ihrem umweltzerstörerischen Potential und den unmenschlichen Strapazen, die für ihren Bau verlangt wurden, auch ein Symbol für den Niedergang und das Verderben einer einst blühenden Kultur darstellt.
Gerade in den sehr konservativen und engstirnigen Ninkyo-Filmen werden vor allem die negativen Aspekte einer solchen Modernisierung herausgestellt. So nutzten auch Tai Kato und Stamm-Drehbuchautor Norifumi Suzuki im letzten Film die Dampflok, um die Bedrohung der "reinen" Kultur Japans darzustellen, doch in diesem vierten Film bekommt die Metapher eine weitaus größere Dimension.
Die Dampflok oder vielmehr die Einführung derselben wird hier zum Zentrum des Films und die Betrachtungsweise, die Regisseur Shigehiro Ozawa und die Drehbuchautoren ihr widmen, ist auch das Bemerkenswerteste in diesem höchst durchschnittlichen Film der Reihe.
Story:
Ryuko "Red Peony Oryu" Yano, Tochter eines ermordeten Oyabun (Yakuza-Bandenchef), soll endlich zur offiziellen Nachfolgerin ihres Vaters bestimmt werden. Dazu reist sie zu ihrem Onkel Yojiro Kawabe (Kanjuro Arashi), der gerade mit dem Bau einer neuen Bahnstrecke betreut wurde. Dabei stehen ihm jedoch die benachbarten Fischer unter der Führung des konservativen Anzo im Wege, die um ihre Jobs als Haupttransporteure von Kohle fürchten und gewaltsam versuchen, den Bau der Gleise zu verhindern. Aber nicht nur die Schiffer machen dem Onkel zu schaffen, auch die immer widerkehrenden Sabotage-Versuche der Arrakida-Familie, deren Oyabun Arrakida (Bin Amatsu) die Leitung über den Bau übernehmen will, lassen die Fertigstellung des Projekts unmöglich erscheinen. Als der Onkel schließlich sogar einem Attentat zum Opfer fällt, beschließt Oryu, sein Traumprojekt trotz aller Widrigkeiten zu vollenden. Gemeinsam mit ihrem treuen Bandenmitglied Fujimatsu (Kyosuke Machida) und dem wandernden Spieler Koji Yashiro (Ken Takakura), der in dem Ort seine unglücklich in einen Yakuza der Arrakida-Familie verliebte Schwester Yuki unterstützen will, stellt sie sich der Herausforderung.
Kritik:
Thematisch knüpft der Film an die kritische Betrachtung der industriellen Revolution zu Beginn der Meiji-Zeit in Japan an, welche vor allem in den vorherigen beiden Filmen stark ausgeprägt war. Während diese jedoch (typisch für Ninkyo-Filme) einen stark konservativen und negativen Blick auf diese richteten und vor allem die schlechten Seiten (sklavische Arbeitsbedingungen, Bedrohung durch neue Techniken) herauskehrten, gibt sich "Red Peony Gambler 4" schon weitaus moderater. Angeklagt wird nicht die Modernisierung an sich, sondern jene Leute, welche sie mit unlauteren Mitteln vorantreiben, dargestellt durch die skrupellose Arrakida-Familie.
Auch die Schiffer, welche sich gewaltsam gegen den Bau des Eisenbahn-Systems wehren, werden eher als rückständig beschrieben, wobei ihnen allerdings auch die Sympathie der Zuschauer gilt. Ihr Konflikt sorgt für den größten emotionalen Impakt im Film und bietet das meiste Potential für den typischen Pathos und das Melodrama der Reihe. Szenen, in denen Oryu den aufgebrachten Fischern mit stolzen Parolen wie: " Even if you fight us here, you can't stop the changes oft he world"oder: "Time goes on, and fighting against trains should already be in the past" entgegentritt, sprühen vor heroischem Pathos, doch dieses pathetische Prinzip funktioniert meistens, dank der durchwegs soliden Leistung der Schauspieler.
Junko Fuji ist inzwischen völlig in ihrer Rolle aufgegangen, ohne ihren Charme und ihre Präsenz wäre diese Filmreihe nur halb soviel wert, und auch der imposante Schauspieler Kenjiro Ishiyama, als Anführer der Fischer leistet vorbildliches und bringt viel Glaubwürdigkeit in den langsamen Charakterwandel seiner Figur. Aufgewertet wird die Reihe auch wieder von dem typischen Stamm-Cast um Kyosuke Machida, erneut als Oryus Bandenmitglied Fujimatsu, Kanjuro Arashi als alter und erfahrener Oyabun und Bin Amatsu, welcher wie in Teil 2, wieder den Bösewicht mit diabolischer Präsenz verkörpert. Auch Ken Takakura, der mal wieder den einsamen Wanderer, der Oryu in letzter Minute zu Hilfe eilt, spielt, ist wieder vertreten. Gerade letzterer sorgt allerdings langsam für einen extrem repetitiven Aspekt der Reihe, da sein immer gleicher stoischer und edler Ninkyo-Held mit Samurai-Mentalität dringend etwas Variation bräuchte, um das Interesse an dieser ewig reinkarnierenden Rolle in der Reihe wachzuhalten.
Weniger erfreulich sind auch die nervigen Sidekicks, die mir den Film ein wenig verleiden. Tomisaburo Wakayama, der mit seiner Rolle als Torakichi Kumatora diesen Part bisher einigermaßen erträglich gestaltete, spielt diesmal nicht mit. An seine Stelle treten gleich mehrere "lustige" Einspieler wie ein zum Millionär gewordener Fischer (Tatsuo Endo), der ein Auge auf Oryu geworfen hat oder ein trotteliger Möchtegern-Held, welche allesamt mit unlustigen Plattitüden für entnervtes Augenrollen sorgen und den Fluss und die Ernsthaftigkeit der Story stören. Regisseur Shigehiro Ozawa befindet sich hier auf dem Level eines reinen Handwerkers, der eine visionslose Standard-Episode der Reihe liefert.
Zusammen mit dem dichten und pathetisch überhöhten Soundtrack erschafft er eine stimmige Atmosphäre und inszeniert einigermaßen kurzweilig, auch wenn man sich ein paar mehr Schwertkämpfe von Oryu wünschen würde. Denn erstaunlicherweise hält sich dieser Mann, der mit "The Street Fighter" den ersten Film schuf, der aufgrund seiner Gewalt in den USA als X-Rated eingestuft wurde, in der Gewaltdarstellung gegenüber den letzten Teilen deutlich zurück. Blutig wird der Film nur im traditionellen Endkampf gegen den gegnerischen Yakuza-Clan, welcher dann auch wieder durch seine perfekte Kampfchoreographie und sein visuell interessantes Setting (auf einer Insel bei dichtem Nebel) überzeugt.
Abschließend bleibt zu sagen, dass es sich bei "Red Peony Gambler 4 - Second Generation Ceremony" um eine solide, wenn auch innovationslose Fortsetzung handelt, welche nicht mehr und nicht weniger als reine Handarbeit darstellt, die nicht mehr als "Oberen Durchschnitt" im Kanon des massigen Outputs an Ninkyo-Filmen in den 1960er Jahren darstellt.
Fazit:
Red Peony Gambler 4 - Second Generation Ceremony ist eine unterhaltsame, aber innovationlose Fortsetzung der Reihe, welche die eigentlich sehr sehenswerten Elemente der Reihe, durch teils miese Nebencharaktere und die allzu standardisierte Machart verwässert. Dennoch spaßige Unterhaltung für alle Fans von Ninkyo-Filmen und natürlich der bezaubernden Junko Fuji.
6.5 von 10 Punkten = Oberer Durchschnitt!
Erstveröffentlichung auf "zelluloid.de" am 31. 07. 2012
Zweitveröffentlichung auf "nippon-kino.net" am 20. 01. 2013
Geschrieben von Pablo Knote
Screenshots (spiegeln die Qualität der DVD wieder):
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